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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.10.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931002016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893100201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893100201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-02
- Monat1893-10
- Jahr1893
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»»«- tigllch« Z»ft«U»», in« H«»s ^l b^>L Dnrch die M>st bezoae» für Le»1schla»d »nd Ochrrrrich: vteNeliidrttch >l «.—. Dir«t» täglich« Kr»»ba»dieoduo, tn» >»»l«ch: moaatUch ^l7chO- «tch«t»t »glich di« »i»d.>«»i«»« >»ch«t»«» K Utzr. «» Cr»E»,: FUi«le»; vtt, Kl«««'« T-rR«. (BM»rA H«Hl0d lini»«sitüMr»ß« r, L—t» Ltsche, K«kh«l»e>st». 14. pari, »»d KKchUVlsG 2. Morgen-Ausgabe. WWM.TllgMM Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anzeigen-PreiS die -gespaltene Petitzeile SO Pfg. Reklame» »»irr de» Rrdaetion«strich (»ae« spalte») 50--, vor de» Familiennachnchte, (Sgespaltr,) 40--. Größere Echristen la»t anserr» Prrtd» verzetchuiß. Tabellarischer »ad Ztss^tzsatz »ach höherem Tarif. Extra »Betlagen (gesalzt), »,r mit de» vioraea. Ausgabe. ohae Postbesördernna 60.—. mit Postdesörderaag 7V.--». Amraharschlaß fiir Anzrizr»: Ub«»d->a-gab«: Bormittag» 10 Uhr. viorg»»»Nutgab«: Nachmittag» 4lst>r. Sou», »ad Festtag» früh '/F Uhr. Bei de» Filiale» »,d «»»ahauftelle» halb« ktnnd« früh«. Unreine» stad stet» di, 4» richte». je et« DvtS »ad Verlag »oa L. Palz -t ^5«2. Montag den 2. October 1893. 87. Jahrgang. Bestellungen für das IV. Vierteljahr auf das „Leipziger Tageblatt" zum Preise von 3 Mk. 50 Pfg. bei täglich zweimaliger freier Zustellung in s Haus nehmen entgegen sammtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johannesgaffe 8, die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz V und Universitätdstraße 1, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arudtstraste 35 Herr L. 0. Llttol, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraste 1 Herr l^ieoä. ketvr, Colonialwaarenhandlung, Brühl 80 (Ecke Goethestraße) Herr Herrn, illerwlce, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Gtraste(Thomasiusstraßen-Ecke) .Herr OttoLranr, Colonialwaarenhandlung, Löhrstrahe L5 Herr LNuarN NetLer, Colonialwaarenhandlung, Marfchnerstraste 0 Herr krnil 8el»re11rer. Drogengeschäft, Nürnberger Straße 45 Herr 21. L. Hbrvellt, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Straße 35 Herr V. Lüster, Cigarrenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Rodert (»reiner, Zweinaundorfer Straße 18, in Plagwiü Herr 21. (»rütrmanv, Zschochersche Straße 7», ' ^rau t'iseder, Hermannstraße 23. 1. Etage, - Reudnitz Herr 2V. Lnxmann, Marschallstraße 1, ' Mittelstraße 5. . Herr »ernk. ll^eder, Mützengeschäft, Leipziger Straße 6, . Neustadt Herr r. Ueder. Eiscnb°h„str°b- l. ' Thaaberg Herr «. »»nt«I>, Rntz-nh-mcr Strahl SS. Peterskirchhof 5 Herr 21ax Xlertd, Buchbinderei, Pfaffendorfer Straße 1 Herr 4. 6. Oiassen, Colonialwaarenhandlung, Ranftfches Gäßchen O Herr Lrleär. Rtsoder, Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. Luxeluiiuin, Colonialwaarenhandlung. Schütrenftraste 5 .Herr ^ui. dlokümtodeu, Colonialrvaarenhandlung. Wcstplatz 3L Herr 11. Rittried, Cigarrenhandlung, Porkstraße 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 6. Eunice, Colonialwaarenhandlung, Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, Nie Berte«««, der «xpetztttanen de, vaup-ltret-Adl-eU««, detrestend. Die E^edittonen de» städtischen Vaup«li»et-N«te» befinden sich von Mantag. den 2. Octader d. A». ab, im Grundstück Reich» straße 1 (Sellier's Hof), U. und lll. Obergeschoß, wa» hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Leipzig, am 28. September 1893. Der Rath der «tavl Lrttzzi,. Io. 5001. vr. Georgi. Bosch. Gesucht wird da» am 16. November 1869 in Mölbi» bei Borna geborene Dienstmädchen Verth« Mi»n« Kremple,, welches zur Fürsorge für ihr Kind anzuhalten ist. Leipzig, den 30. September 1893. Der Rath per Ttatzt Leipzig, Armenamt, Abth. II. Hentschel. Käppel. Gesucht wird der am 7. October 1854 in Königstein geborene Schlosser Hu,» Felix Krämer, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten isl. Leipzig, den 30. September 1893. Der Rath der Stadt Leipzig, Rrmrnamt, Rbth. II. ^.R.m.2212. Hentschel. käppel. Geffentliche Sitzung der Handelskammer Lien-tag, den 8. Oktober 18S3 Nachmittag» s Uhr, t« deren SttznngSsaale. Reue Börse, Tr. I. Tagesordnung: 1. Registrand«. 8. Bericht de» Herrn Eggert über die jüngste Sitzung de» Königlich Preußischen Veztrts-Eisenhahnrath» in Magde- dnrg. L. Bericht de» Berfaffuug»- und Wahl-Ausschusie» über ») daS Gesuch der Chemischen Fabrik Aue bei Zeitz um Ueberuahme de» SchiedSrtchtrramtS in einer Streitsache, d) Ein» ladungen zu den Versammlungen «) der Xstioeiatioa tor tds Lelorm auck OcxUücation ot rde I.»»» «k >»tloa«; A de» Deutschen BereinS sür den Schutz gewerblichen Eigenthum«; >-) zur Besprechung »olkswirthschastttcher Aeitfragen, veranstaltet vom Freie» Deutschen Hochsrist in Frankfurt a/M. ch. Berichte des Handeisgesetzgebungs. Ausschusses über ») das Gesuch de» Berbaud» reisender Kausleute Deutichlands, «ine veränderte Fassung der dtewerbe-LkgitimationSkartc» betr.: b) die Borstellung der Handelskammer zu Mannheim, den Verkehr in Giften betr. ü. Berichte des Metz-AusschuffeS über ») die in der Frage der zeitlichen Verleg««» per Messen weiter unternommenen Schritte; d) die Eingabe der zur Messe hier weilenden Borsten- Händler, die Aushebung des SchächtungS-verbatS in Sachsen betr. Osllenllicks Hanä6l8l6kran8ta1t. ^omelciuugen rum Lintritt« in <iis L,«brUogn»dtbelInor Mvräen Dienst»», «len 3 . unck Illttnoeb, «len 4. Oktober ro» 11—12 1'kr Vormltteeg» vntxezrenireonmmev. T»ta»dweprükuvx: Donnentag, äen 5. October, krüb 7 Obi. 0»rl D oikrum, virsotor. Politische Tagesschau. * Leipzig, 1. October. Die drohende Ankündigung von CentrumSblLttcrn, daß ihre Partei jetzt unverzüglich und energisch eine Entscheidung über die Zesnttenfragr herbeisübren und diese Entscheidung gewiftermane» zur Richtschnur ibrer Haltung bei anderen politischen Fragen, insbesondere der Reick-steuer-Rrform nehmen werde, bat in der Presse anderer Parteien, abgesehen von der nationalliberalen, noch leine Erwiderung gesunden. Und doch ist die Frage nicht nur von großer principiellcr, sondern auch, wie man sieht, von erheblicher praktischer Be deutung. Die Entscheidung de» gegenwärtigen Reich«tag«, der in so mancher Beziehung eine unbekannte Größe dar stellt, ist keine-weg« zwrifello«. Für den Eentrum»autrag aus Aufhebung de» IesoitengesetzeS sind sicher die 100 Stimmen dieser Partei, di« 44 socialdemokratischeu, dir 19 polnischen, die ll der süddeutschen Bolkspartei und etwa 14 der FractionSlosen, da« macht 188. Al« sichere Gegner de» EottrmnButtrag« sinh zu betrachte» die 53 nati«»»l- liberalen, die 27 freiconservativen, wohl auch die lZ Stimmen der freisinnigen Bereinigung, und etwa 7 .Wilde", da« macht 100 Stimmen. Wir glauben dazu noch die 68 Mitgliederl obwohl auf Eentrum nicht mit voller Sicherheit zu rechnen" ist. Dann kommt dir freisinnige Volkspartei mit 23 Mitgliedern in Betracht. Ein Tbeil der- elben verdankt den Ultramontanen unbedingt ihre Mandate; bei ihnen ist auf keinerlei Widerstand gegen einen solchen EentrumSantrag zu rechnen, zumal da er sich mit eioem, reilich sehr fadenscheinigen, freisinnig auSsebcndcn Mäntelchen, mit der Gegnerschaft gegen alle Ausnahmegesetze, auSstattcn läßt. Andere Mitglieder der freisinnigen Bolkspartei, dir den Ultra- montanen weniger verpflichtet sind, werden wohl im Hinblick auf bie gewaltige, durch Hunderttauscnde von PetitionS- untersch.iften bewiesene Bewegung im evangelischen Volk für die Ausrcchterhaltung deS IesuitengesetzeS stimmen, so wenig Eifer sic dabei auch innerlich besitzen mögen. Die Fraction wird sich also voraussichtlich in dieser Frage spalten. 3m jünstigsten Fall würden sonach diejentgen, welche mit Sicher test oder großer Wahrscheinlichkeit zu den Gegnern deS EentrumSantrag- zu rechnen sind, den Freunden desselben annähernd gleichkommen. E« kommen dann noch die 13 Antisemiten in Frage, deren Haltung, wie immer, zweifelhaft ist. Stimmen sie gegen den Ceistrumcäistrag, wie es doch wobl wahrscheinlich ist. so könnte derselbe, wenn auch mit geringer Mehrheit, niedergestimmt werden. Man sicht auch hier wieder, wie unsicher und von den kleinsten Gruppen, ja der Abstimmung ganz vereinzelter Mitglieder abhängig gegen wärtig die wichtigsten Entscheidungen im Reichstag sind. Es wäre wünschenSwerth, wenn man bald auch aus deutsch conservativer und freisinniger Seite, zunächst in der Presse, entschieden zu dem Centrum-antrag Stellung nehmen wollte. » Die Hoffnung, daß Fürst Bismarck in der Lage sein werde, die für den 30. September geplante Abreise nach Friedrichsruh anzutretea, hat sich leider nicht erfüllt. ES erscheint überhaupt zweifelhaft, ob in der nächsten Zeit an die Abreise gedacht werden kann. Die „Hambz. Rachr." schreiben nämlich: „Unsere neulichc Msttheilung über die be vorstehende Rückkehr des Fürsten BiSmarck haben wir heute dahin zu ergänzen, daß der Fürst nach seiner Erkrankung noch ,mmer nicht die Körprrkräfte wieder ge wonnen hat, die zu einer so langen Reise wie von kissingen »ach FriedrichSruh nothwendig sind. Sobald die Reise irgendwie thunlich ist, wird sie erfolgen. Der Fürst dürste voraussichtlich denselben Weg nehmen wie auf der Hinreise. Es wird aus ärztlichen Gründen dringend ge beten, von Ovationen und privaten Begrüßungen aus den Stationen, sowie am Ankunftsorte abzusehen." (Bgl. die Msttheilung unter Kissingen. Red.) DaS von der Leitung des jnngezechischrn Abgeordneten Elub« angeküudiate Manifest an die Wähler hat noch immer nicht da» Tageslicht erblickt. Die altczeckischcn Blätter, denen die Verlegenheiten der 3unqczechen-Partci oisenbar viel Vergnügen bereiten, beginnen sich über diese- Manifest lustig zu machen. „WaS ist eS denn mit dem jnngezechischrn Manifeste?", fragt der „HlaS Naroda" „Vergeben- hat man sich bi» jetzt allerorten danach erkundigt, der Tag de» heiligen Wenzel ist vorbei, und das Manifest ist nicht erschienen. Uebcr die Gründe de» Nichterscheinen- sind die mannigfaltigsten Gerüchte im Umläufe. Eine Version besagt, daß cS nicht möglich war, verschiedene Abgeordnete zur Unterschrift zu bewegen, weil sie mit dem Inbalte des Manifeste- nicht einverstanden sind. Ob die Radikalen sich sträuben, da» Manifest zu unter schreiben, weil e» ihnen zu mäßig ist, oder ob sich die Realisten sträuben, daS Manifest zu unterschreiben, weil cS ibnen zu radikal ist, konnte man .licht in Er fahrung bringen. Eine andere Version behauptet, da» Manifest sei fertig und vorbereitet, aber vr. Gregr habe nickt erlaubt, jetzt vor dem Quartal eS in der „Narodni Listy" zu veröffentlichen oder auch nur das Manifest als Beilage >n da» Blatt auszunehmrn. Andere Meldungen be- rickten, daß keine Druckerei in Prag, auch keine in Böhmen oder Mähren den Druck übernehmen wollte, mau habe daher, wie bereit« gemeldet, einen eigenen Agenten damit nach Leipzig geschickt, um da« Manifest dort drucken zu lassen und eS dann unter Couvert an die Adressaten nach Böhmen zu senden. WaS an alledem Wahre» ist, schließt der „HlaS Noroda" seine Mitthrilungen, ist schwer zu fachen. Sicher iß nur, daß diese« Bild der „stürmischen radicalr» Opposition", die mit vr. Gregr an der Spitze daS Hasenpanier ergriffen bat, einen recht schmachvoll traurigen Anblick bietet, daß darob Jeder vor Scham er- röthen muß." ES fällt nachgerade schwer, die Häutungen der ungarischen Oppositionsparteien und die Bersckiebunge» innerhalb derselben genau zu verfolgen. Die Wandlungen der jetzt Nationalpartei, früher Gemäßigte Opposition genau uten Gefolgschaft de» Grasen Albert Apponyi finden ilir Seiten- iück in denen der UnabhänaigkcitSpartei. Von dieser )atte sich schon vor längerer Zeit die Ugronaruppc, vor einigen Monaten die EvtvöSgruppe losgelost, so daß eS nicht weniger als drei „Unabhängigkeit-"-Fractionen 'gab. Dieser Tage sind, wie scko» telegraphisch gemeldet, die Ugronistcn in den Mutterschooß der Slamm- fraction zurückaekcbrt; sie tbaten dies mit einer Er klärung folgenden Inhalts: Da die Partei auf dem Boden der Personalunion siche und daS Vaterland in Gefahr sei, seien die Ugronistcn bereit, zur allen UnabhänigkeilS- partei zurückzukehren, wenn man sie freundschaftlich auf- nehmea wolle. WaS die DclegationSbeschickung betreffe, so niögen sich beide Parteien eine cndgiltiac Aeußcrung Vorbe halten, bis die LandcSversammlung der UnabhängigkeitSpartci sich über diese Frage ausgesprocken haben werde. Gleich zeitig hat ein Theil der EvtvöSgruppe den Wiederau» schluß an die Stammpartei vollzogen, während ihre Mehrheit, darunter EötvöS selbst und Graf Gabriel Karolyi, die Bildung eines eigenen Clubs beschlossen und den Abgeordneten Hermann zu dessen Vorsitzenden ge wählt hat. Die nächste Folge deS Wicderzusammcnschlusseö der alten UnabhängizkciSpartei dürste die Beschickung der Delegation sein. Die Achtundvierziger der strengen Obser vanz haben sich von der Delegation bisher serngehaltcn, ob wohl schon vor längerer Zeit Ludwig Kossuth selbst die Theilnahme an ihr empfohlen hatte. In den trlgtschen Blättern wurde letzthin mehrfach gegen die deutsche und englische Afrikapolitik der Vorwurf laut, durch die Einfuhr von Feuerwaffen und Munition gegen die einscklägigcn Deslimmuiizcn der Brüsseler Conscrcnzactc verstoßen zu haben. Ueber die Grundlosigkeit dieses Vorwurfs hat sich nun dieser Tage der bekannte belgische Afrikarciscnde und von seinen Landsleuten als eine der bervorrazendstcn Afrika-Autoritäten rcspcctirtc Capitain Becker in bcmcrkenSwertker Weise vernehmen lassen. Er bezeichnet«: die ganze Angelegenheit als „viel Lärm um nichts", weil ohne Gewehr und Pulver als Tauschgegenstände in Binncnafrika überhaupt keinerlei HandclSthätigkeii möglich sei. „Die von den unabhängigen Häuptlingen, deren Unterwerfung den Sultanen von Zanzibar nie gelungen ist, beanspruchten DurchzugSaebükren — meinte Capitain Becker — werden zumeist in Gestatt von Schieß bedarf verlangt. Will man etwa den ganzen ostasrika- nischen Handel labmlcgcn, indem man den arabischen Karawanen die Straße »ach den großen Binnenseen ver sperrt? Von Uebclwolleii und Feindseligkeit kann gar keine Rede sein. Es handelt sich hierbei einfach um ein Gebot der Nothwendigkeit, an dem weder Deutsche, noch Engländer etwas ändern könnten, auch wenn nicht Handels- intercssen wichtigster Art im Spiele wären. WaS macht cS übrigens aus, ob man den Negern HandrlSpulver und ver altete Gewehre verkauft! Zehn Stück unserer Präci- sionSwassen werden allemal tausend Mn Sketen in Negerhand auswicgen, zumal da die Neg-rfeuern, ohne zu zielen. Ungleich gefährlicher wäre eS, wenn sie wieder zu ihren vergifteten Pfeilen zurückkehrtcn, welche ihren Mann mit Sicherheit treffen und todtbringende Wunden machen." ' Der russische „Grashdanin" behandelt in einem Leit artikel den Depeschenwecksrl zwischen Kaiser Wilhelm und dem Fürsten BiSmarck. Es heißt darin: Die zahllosen Commentare. von denen setzt sämmtliche deutsche Zeitungen erfüllt sind, wirken auf uns gerade so unangenehm, wie Spuren schmutziger Finger aus der Oberfläche eine- reinen Spiegel«, obwohl wir durchaus verstehen, daß Eommentare unvermeidlich waren. Do« Lreignlß ist ein zu bedeutsame-, um nicht Er wägungen sür seine mittelbaren Ursachen nnd seine Folgen hervor, zurusrn. Doch das hob« Alter und der Gesundhettszustand des Eintgrrs des Deutschen Reiche» gewährleisten nicht mehr aus lange hinaus die Voraussetzung mit der Stellung des Fürsten oegenüber den Dingen tm Reich rechnen zu können; jeder neue Ansall kann einem Leben «in Ende macken, da« mit allen seinen lichten Seiten der Geschichte angebört Iedeniolls sieht zu erwarten, daß da durch ihn geeinigt» Deutschland ihn überleben werde als glanzende« Denkmal setne« Ruhmes. Möge er denn ln den letzten Togen seine« Lebens nicht selbst die Hand an seinen Ruhm legen und die ritterlich ihm hingehaltene Hand des jungen Monarchen ergreifen. Auch der halbamtliche russische „WarschawSkij Dnewnik" äußert sich jetzt zum Dcpeschenwechscl. Wir wollen,der Vollständigkeit halber, dies« verbissene panslawistische Aeußcrung nicht unterdrücken, in der u. A. gesagt wird: Für die allgemeine Politik und specicll sür die rnssisch- deutjchen Beziehungen hat diese „Versöhnung" nicht die geringste Bedeutung. Den Name» Bismarck Hot man, unserer Meinung nach vollkommen irrihümlicher Weise, eng verknüpft mit dem Begriff einer russisch.deutschen Freundschaft, und darum habe» einig« Piidlicistcn die Hoffnung ausgesprochen, die Aussöhnung mit BiSmarck müsse z» einer politischen und ökonomischen Nnnäher»»g Deutichlands a» Rußland führen. Es sind da» seltsame Trug« bitder und Phanlasien, deren Berwirktichung vom russischen Gesichtspunkte aus nicht einmal ivüaschenswerth erscheint! Di» russisch-deutsche Freundschaft — aufrichtig gemeint von der einen Seile, heuchlerisch und eigensüchtig l!l von der anderen — war durchaus nicht das Werk Bismarcks, sondern da« Re« snltat alter Traditionen und Illusionen, »nd der unaenügen» den Entwickelung d«S nationalen Sclbstbewußicin«. Die Er- nüchterung Rußlands ersotgte nur allmälig, aber je langsamer sie sortschritt, desto sicherer und fester war sie; BiSmarck selbst hat in den letzten Jahren seines Wirkens tn ansehnlichem Maße mit- gewirkt zu diesem geistigen Proceß, Dank dem Rußland seiner Politik eine andere Richtung gab, die dtr Äruppirung der Staaten «nd da< Aussehen des polittschen Schachbrettes verändert hat. Jetzt hat sich eine neue Weltlage herauskryslallirt, und sogar wenn Bismarck zur Gewalt zurückkehrl. würde eS ihm nicht gelingen, daS gegenwärtig Bestehende abzuändrrn. ... Die Anstrengungen einer einzelnen, wenngleich der gciiialslen Persönlichkeit bleiben wirkungslos im Kampfe gegen große historische Ideen und mächtige national« Strömungen. Die politische Rolle BiSmarck'S ist zu Ende gespielt; Dentschland — aber auch nur diese« — hat ihn wertdzuschätzen im Gedächtnis; seines alten Ruhms und seiner alten Größe. Im Gegensätze zu dieser Ansfassung ließ ei» Theil der franzüsischen Presse die Besorgniß durchblickcn» daß ein etwaiges Wiederaufleben des politischen Einflüsse- de- Fürste» BiSmarck in irgendwelcher Form auch auf die russisch« ranzösischen Beziehungen nickt ohne Rückwirkung bleiben und den Zaren Deutschland wieder näher führen würde. Hat diese Befürchtung inzwischen auch als unbegründet sich erwiesen, so lassen einzelne Vorgänge aus jüngster Zeit doch klar erkennen, daß Rußland weit davon entfernt ist, sich gewissen unsterblichen französischen Illusionen zu Liebe in eine Bahn sortrcißen zu lassen, die außerhalb seiner Inter essen liegt. DaS russisch-französische Einvernehmen bedeutet für Frankreich wohl oder übel ein russische« Pro tect orat, ein Vcrhältniß, in welchem Rußland der französischen Politik nicht allein die Wege verzeichnet, sondern auch den Grad von Enthusiasmus vor- schrcibt, welcher in Frankreich angesichts der russischen Flagge zur Schau getragen werde» darf. Gleichzeitig sind obenein die Prinzen von Orleans Tischgcnofsen des KasterS von Ruß land in Fredcnsborg. Dabei denkt die russische Politik selbst verständlich nicht daran, das Feuer der russischen Begeisterung in der französischen Republik erlöschen zu machen, im Gegen» tbeil, sie wird eS in Gluth erhalte», um cS je nach Be- dürsniß ausflackern zu lassen. Um so merkwürdiger aber bleibt in der Geschichte der Völkerpsychologie diese» bisher noch nickt dagewescne Vcrhältniß zwischen zwei Großmächten, von denen die eine sich mit fast blindem Gehorsam der Wünschclrnthe der anderen fügt, nicht etwa auS dynastischen und Hof-Interessen, sondern in einem republikanischen Lande, dessen Zeitungen täglich seine militairischc »nd politische Wiedcrcrstarkung, seine absolute Bereitschaft zu großen Kriegs- tbaten in allen Tonarten rühmen und sich darin deS Bei falls aller Parteien erfreuen. Deutsches Reich. k Berlin. >. Octvber. Gegen die Tabakfabrikat- stcucr bringt die „Kreuzzeitung", hauptsächlich mit dem Hinweis auf die Gefährdung der westfälischen Tabakindustrie, eine» sehr scharfe» Artikel. Diese Steuer belaste geradezu die Arbeit selbst, »nb werde säst ausschließlich von den ärmeren und mittleren Classen aufgebracht. DaS consrrvativ« Blatt gicbl der bestimmten Erwartung Ausdruck, daß der Reichstag dieser Vorlage seine Zustimmung versagen werde, und empsicdlt als Ersatz da» Zurückgreisen auf die Erhöhung der Biersteuer. Wenn die „Krcuzzeitung" in dieser Frage ibre ganze Partei hinter sich Kälte, wäre eS um di« Aus sichten ans einen positive» Erfolg der ReickSsteuerresorm schlecht bestellt. E- ist indessen zu beachten, daß der Retacteur der „Kreuzzcitung", v. Ha mm er st ei», im Reichstag einen bei der Frage stark intcressirlen westfälischen Wahlkrri» ver tritt.
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