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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.11.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931103021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893110302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893110302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-11
- Tag1893-11-03
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> atz,,halt: ol-rteljöhrlich^«^ »»«nnalia« tiglicher Znftelln», in« an» -» LLO. Durch dir Post dezaa«, für «ntschland nnd Oesterreich: viertel,ährlia, «.—. Direct» täglich« Kreujbaadiendnng in« Ausland: moualltch ^4 7LO. ti« Morgen-Aa-gab« erscheint täglich'/,? Uh^ di« Abend-Ausgabe Wochentag« 5 Uhr. »rhsrtion >»d Lr,e»itis»; Latz»»»«s,aß« 8. eLrvedition ist Wochentag« nnanterbroche» geöffnet von früh 8 bi« Abentz« 7 Uhr. Olem« « L«rti«. (Alfred Hstz«), Universitötlstraße 1, «anis Lösche. snevstr. 11, part. und König-Platz 7. Abend, Ausgabe. ttpMtr.TagtlilM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «ud Geschäftsverkehr. «n^nch««» die Sgespaltme Petitzeile LO Pfß. Neela««» «nter de« Rrdaett»a<strich (1«a» spalte») Ü04. vor d«» FamiUennachrtchieN (6 gespalten) 40 Arößerr Schriften lavt unserem Pvei<- verzetchnib. Tabellarischer und Ztffrrnfatz nach höherem Tarif. Artr«-Beilagen (gesalzt), »ur mit der Morgen-Au»gab«. ohne Pvstbesördernng ^4 M—, mit Postbesörderuag ^l 70.-. A»uat»«eschlulh flr ^uzeiße«: Abend-Nu-gab«: Vormittag« 10 Uhr. Morgen.Antgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Eon», und Festtag« früh ' ,9 Uhr. Bei de» Filiale» und Annahmestellen je «i»a halb« Stnud« früher. Anietge» sind stet« an di« Erpedttla» zu richte«. Druck and Verlag von L. Polz i» Leivzt-. ^°582. Freitag dm 3. November 1893. 87. Jahrgang. Imtliche Bekanntmachungen. Gesucht der am 3. Juni 1865 in Reudnitz geborene Eisevdrrher Paul Ltt« Lacar vtzermaun, «lch« zur Fürsorge für »eine Familie onzuhalren ist. Leipzig, den 28. Lciober 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. Arwrnamt. Atzth. U. ch.L. VII, «bth. H 1275d 3286 yentschel. M. Gefunden »der al« Herrenlol angemeldet resp. abgegeben wurden in der Zeit WM l6. b>» 3l. Oktober 1893 folgende, zum Theil auch ich»» »Eher gefundene oder von verübtem Diebstahl herrührrnd« Segen» eine galden« Damen Remontairuhr, et« Operngl««. , Seldbtlraae von 20 und » Mark, rin aite« galpeue« Glieder-Armtzantz, 2 etnzelne goldene Ohrringe, ein Port«, monnaic mit Ohrringen, eine Sconatdrosch«, ein NnopNveil mit Diamant, ein Dainenring, «in goldene« Sebih mit zwei Zahnen, rt« «laser-Dtamaiit, ein rothe« Juchlen-Port«. mannair, zwei Poriemonnaiel mit I ^ 10 >4 und 1 8 ^ ei» Fächer mit «asten, jwei «rillen, ein Sparbuch der Spar- casfe zu Auerbach, aus „Montz Einil Schröder au« Siebe«, grüil ^ lautend, einig« Lethhaa«>che„e, ein« schwarze Schürz», mehrere Schirme, eine Anzahl Schlüssel, ein gröberer EllaS- " Schirm, zwei Messingkapsel» mit Firma, et» große« Packet mit L Stucke« Watttrleinwan», 3 perschtrpenr Pserde- peckk«, ein »uminet, rin Orl,che>t nud eine Sirmmieiste, eine Lasiwagen-Sperrleisi« uad 3 Stick iräprtge Hantz- magcn. Z»r Ermittelung der Ligenthümer wird die« hierdurch bekannt «acht. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welch« vom Juli » End« Oktober v. I. Fundgegenstände bei unt abgegeben haben, as,'diese Gegenstände zurückzusordern, anderusall«hhierüber de» ' chlen gemäß verfügt werde» wird. Lechztg, de» 1. November 1893. D«O P»Uzet>U»t »er Ltg»« Letpgi«. vretschnrider. Ml. Politische Tagesschau. " Lei»»tg, 3 November. Die amtltche Stnttftlk der letzte« Relchatagawatzten ist hom kaiserlichen statistlschen Amte nunmebr veröffentlicht orde«, nachdem schon vorher der socialdemokratische „Bor- »Lrt«" aus bisher noch unerklärte Weise in den Besitz diese« halistischrn Material« gekommen war. Die Zabl der Summen, eiche aus die einzelnen Parteien entfallen sind, erzieht sich »u« folgender Uebersicht, in welcher die Zahlen von 1893 und zu» vergleich gestellt sind: 1893 1890 Deutschcvnsrrvattve. . 1038 353 930 823 Reichlpartei .... 438 4:35 474 953 Nattonatliberale . . . 996 980 I 269 876 Freisinnige Vereinigung . . 258 481 ^ 1183064 Freisinnige Volk-partei , «66 439 Süddeutsche Volkspartei 16« 757 1468 501 158918 Lentrum 1 351 019 Polen 229 531 252 762 Soctaldemokraten . . 1 786 738 1323 230 Denttche Resormpartet. 263 861 45 577 Andere Parteien . . 234 927 230 983 Unbestimmt .... 110 998 65 049 Zerjplitte't .... . . 13 972 1l 756 Siltige Stimmen . . 7 673 973 7 298 010 Wahlberechtigt« . . . 10 628 292 10 145 87? Unter der Bezeichnung „andere Parteien" sind die Stimmen angeführt, weiche auf die 8 Elsässer, die 7 Welfen und de« l Dänen gefallen sind; als „zersplittert" sind die Stimmen für diejenigen Candidaten bezeichnet, die nicht mehr al< 25 Stimmen in einem Wahlkreise erhalten bade«. Einen Rückgang der Stimmenzabl zeigen die Reichspartei, die Nationalliberalen, die Polen und die beiden frei sinnigen Gruppen. DirSecession, welche der Freisinnigen Bereinigung glrickzustellen ist, hatte l88l IKK 406 Stimmen erkalten, also etwa zwei Drittel der Stimmenzabl, die damals auf den Fortschritt entfiel. Jetzt bat sie nock nicht einmal dir Hälfte der Stimmenzabl erreicht, welche die Freisinnige BolkS- partei erzielte. Die Wahlbetbeiligung, die 1890 sich auf 7i.K Proc. stellte, war 1893 nur 70,5 Proc. der Wahlberech tigten. Preußen hatte von der Gesammtzadl der Wahlberech tigten 60,42 Proc.; aber sein Antdeil an den Parteien ent spricht nicht überall diesem Verhältnisse. Bon den Demo kraten entsallcn nur 4,23, von den Antisemiten nur 44,34, von den Nationalliberalen nur 46,K5 und von den Social demokraten nur 53,35 Proc. der abgegebenen Stimmen auf Preußen, also weniger, als man nach der Zahl der Wahl berechtigten annedmcn sollte. Dagegen entfallen aus Preußen von den Stimmen, die abgegeben sind, für da« Crntrum 65,ll, für die Freisinnige BoikSpartri 69,25, für dir Frei sinnige Bereinigung 7l,29. für die Deutsrdconservaliven 72,75 und für die ReichSpartri 8l,95 Proc.; dir polnischen, dänischen und tvelfiscben Stimmen entfallen natürlich ganz aus Preußen. Gruppirt man die Abschlußziffern de« ersten Wahlgange« nach dem Verhältnisse zu der Militairvorlage, um welche der Wahlkampf in erster Linie geführt ward, so ist da« Ergebniß- Gegen die Militairvorlage: 1 786 730 Socioldrmokrate«. 1468501 Leutrum. 666 439 Freisinnige «olttpartel. 234 827 Dänen, Welsen, Elsässer rc. 166 757 süddeutsche Bolkspartei. 4323362 gegen. Für die Militairvorlage: 108S8L3 Drutschcovstevativ«. 4M 435 Attcksparl^"^ 263 861 Antisemiten. 258 481 Freisinnige Vereinigung. 229 531 Polen. S 22564t für. E» haben also l 097 721 — in runder Summe — 1 iOOOOO deutsche Wähler mehr gegen die Militairvorlage gestimmt, als für dieselbe. Da« konnte freilich auch vorher Niemand im Ernst bezweifeln, nachdem bekannt geworden war, daß gegen 3 Millionen Wähler, dir jedenfalls nicht zu den Gegnern der Vorlage gekörten, nicht zur Urne gegangen waren. Tie Tbatsache einer Berschiedenbrit zwischen der bezeugten Stimmung de- Volk« und der Eni- tcheidung deSRerchStag« erklärt sich in erster Linie aus der unver- hältnißmäßig viel köderen Wäblerzabl, welche in den satt durch gängig oppositionell wädlenden großen Städten vorhanden ist und sich insbesondere bei dem Berbältniß der Abgeordneten- zabl der Svcialdemokraten zu ihrer Ctimmenzahl äußert. Aus jeden socialdemokratischen Abgeordneten fällt mindesten« die doppelte Zahl Stimmen, wie aus einen conservativen. Neben der durch die größere BevölkrrunH-zahl ihrer Wahl kreise berbrigesührten Steigerung ihrer Stimmenzahl haben die radikalen Parteien nock stet- da« Bestreben, diese Stimmenzabl auch ebne praktischen Nutzen durch Ausstellung unendlicher Zählcandidaturen und Zusammentrommelung der letzten Anhänger künstlich in die Höbe zu treiben. Wenn die Sociaidemokraten mit l,7 Mill. Wählern 44, dir Conservativen mit l Million Wählern 68 Abgeordnete besitzen, so liegt darin, wenn man sich auf den einen Zablenstandpunct stellen will, allerdings ein Mißverhältnis. ES ist daher anck eine «lie radikale Forderung, die Bevölkerung-zahl der Wahlkreise in ein gleichmäßigere« Berbältniß zu der parlamentarischen Vertretung zu bringen. Allein dagegen ist mit gutem Grund schon oft eingewrndrt worden, daß die bloße rode Menschenzabl. dir ohnehin bei dem schrankenlosen Wahl recht in, Reick die Entscheidung gilbt, nicht allein aus schlaggebend sein dürfe, daß die Wahlkreise eine be- footere Individualität bilden und die meisten derselben un Eultur-, Gesellschaft-- und WirtlischastSleben der Nation eine Bedeutung bade», die nickt in der übermäßigen BoikS- »abl, sondein in anderen, werlhvollrren Eigensckasten liegt. Man kan» dock schiießiick nickt da» ganze politische Leben durck die radikal gesinnten Mcnschenmassen der großen Stätte terrorisire» lasten. In dem vorliegenden Falle aber Mz> die Stimmenzabi für die Gegner der Militairvorlage »och nickt einnial cm vollständiger Beweis dafür, daß wirklich 4823 362 Wähler d,e Ablehnung de« Gesetze« gewünscht hckben. Auf Seiten de» Crntrum», der Freistnnigen und »er Social:emcklaren mag gar Mancker durch Parlei- zucht, Wahlvruck und die Hoffnung, daß da« Gesetz doch durchgeht, z» seiner Abstimmung bewöge» worden sein. Da» Gegeutheii dürste m viel geriuacrem Grad bei ten Stimmen für Freunte der Boriage der Fall sein. Da« läßt sich nun freilich nickt beweisen Die weitere Consrqucn; solcher uavollständ gc» Rechnung u ist aus radikaler Seite die For derung einer dlrectco Bolk«ad>timmung. Nach den über dm Ausfall der preulzlscheu vtWaHle« i« Centralbureau der nationalliberalen Partei vorliegenden Nachrichten können d.S jetzt 79 Landtags- Mandate für die Partei als gesichert gelten. Ueber da« Mandat für Kiel, über die je zwei Mandate für Hagen und Frankfurt a. M., sowie über da« zweite Mandat für Halber- stadt und für Hamm dürste die Entscheidung erst am 7. November getroffen werten. Der Ausfall der Wabt- mLnnrrwahi in Jüterbog, Oberiahnkrei«, Diepholz, Gif horn, Lüchow. Berden und Leer ist «och nicht hiureichmd genau zu übersehen. Dock ist wohl außer Zweifel, daß die nationailiberalr Partei in der früderen Stärke (86 Mandate) wieder im Abgeordnetenhaus« Platz nehmen wird. Die beiden freisinnigen Richtungen zusammen (bisher 29 Mandate) werden vier bi« sechs Sitz« verlieren. Um diese letztere Habl dürsten sich die beiden konser vativen Parteien verstärke». Da« ist dann aber auch die ganze Veränderung, die durch die Landtag-Wahlen herbei geführt sein wirb. Bei der deulschconsrrvativc», wie bei der lreiconservative» Partei halten sich voraussichtlich die Gewinne und Verluste die Waage; eine irgend nennenSiverlhe Ver schiebung nach der hochconscrvativcn Seite bin ist jedenfalls auSgeschioffen. Da« Element der Lankräthr und politischen Beamten wird aber in beiden conservaliveo Parteien noch stärker hrrvortreten, al« bisher. Die Ergebnisse der NationalratbSwahlcn in der Schmelz lasten sich jetzt vollständig überblicken. Danach hat die iiberal-conservalive Richtung eine kleine Verstärkung er fahren, während die Radicalen die Einbußen, welche sie da und dort erlitten, durch den Neugcwinn einiger Mandate in andrren Bezirken auSgleichen können. Diese Ausgleichung und die Zunahme der liberal-conservativm Mandate er folgte zumeist auf Kcsten der U l t r a m o n t a n e n. Im Großen und Ganzen läßt sich da- Wabiergebniß dahin charakterisiren, daß die verschiedenen Fraktionen liberaler Richtung auch im neuen Ratbe die entschiedene Ueber- macht haben werden. Die brmerkenSwenheste Erscheinung bei den soeben vollzogenen Wahlen ist die glänzende Niederlage der Socialdemokraten, die außer dem Polizeidirector Vogelfänger in Zürich, dessen Wiederwahl auch von demokratischer und liberaler Seite befürwortet wurde, keinen einzigen ibrer l4 Candidalen durchgebracht hadea. Selbst Herr «ckcrrer von S«. Gallen, einer der hervorragendsten und talentvollste» Führer der Arbeiterpartei, dessen Wahl durch da« seltsam: Bündniß mit den Freiburger Ultramontauen ge sichert schien, ist kurckgrsallen. Er hat — zur großen Fread« der ganzen freisinnigen Schweiz — in seinen Eturz den all mächtigen ultramentanen Reacuien in Freiburg, Python, der seit >884 Mitglied de» Ralionalraih« war, mitgrrissen. Allerdings wird Pytbon bei erster Gelegenheit in einem der Freiburger Kreise wiedergewäbit werben; aber für diesmal ist er unterlegen und sein Mißgeschick gereicht den Liberalen, die er stet- vergewaltigte, zur besonderen Genngthuung. Wenn man die Stimmen, welche in der ganzen Schweiz auf die socialdemokratischrn Kainpscandidaten gefallen sind, znsammenzähit, erhält man rund 27 000, eine Ziffer, dir sich gegenüber der gesammten Wählerzahl von ca. 600 000 bescheiden genug auSnimmt. In der »klatschen Hauptstadt steht am 19. d. M. der Versuch einer Wahl bevor, der auch im AuSlaude Beachtung verdient. Man wird sich erinnern, baß. als der Streit um da« in Belgien einzusübrende Wahlsystem tobte, die Fort schrittler in Brüstet rin Reserenvum veranstalteten. Die Brüsseler Bürgerschaft nahm diese Anregung mit Begeisterung aus; 60 000 Bürger erschienen am 26. Februar d. I. au den Urnen und 56 000 erklärten sich für da« all gemeine Stimmrecht. Jetzt soll der Versuch mit der „R4- präsvlltntiuu proportionells" erneuert werden. E« soll gezeigt werden, daß mit der Einsührung dieses Systems, welche- allen Parteien nach dem Verhältnisse der von ihnen erlangten Stimmenzabl Vertreter in de» Kammern, in den Provinzial- und Gemciiidcrälben sicher» wurde, auch de» Minderheiten, also der ganze» Nation eine gereckte Vertretung gesichert werden könne. Politische 4kpta- bilitäten der klerikalen, gkuiäßiglliberaie», fortschrittlich«» und sociaiistischen Parteien haben >ich lusauuucngethan, um «iue Wabl nach diesem System« in BrMel zu veranstalten und damit die AuSsübrbarkrit deS Systemc« praktisch zu beweise«. Um die Brüsseler Bürger zur Tbeilnahme an diesem Wahl acte zu bewegen, werken am lo. und l7. d. Mt«, große Brrsammiungen abaehaiten werden, in denen die Leiter de« Unternckiiieiis die Bedeutung und den Nutzen einer solchen Wabl klarsteile» werden. Wenn auch nicht zu erwarten ist, daß dieser Wahlakt die Massen der Bürgerschaft zu den Urnen sichren wird, so ist doch der ganze Versuch alljeitiaer Beachtung wrrtd. Auch in Meckeln wird am 12. d. M. eine Wabl nach diesem Systeme veranstaltet werben. Das Ministerium ist bereit, diese« System, die Vertretung der Minderheiten einzusühren, wenn die Volksvertretung ihre Zu stimmung erlheilt. Unsere französische«« Nachbarn wurmt e» nicht wenig, daß im Ausiante, besonder« in den Ländern de« Dreibundes, kein Mensch an ka« Vorhandensein eines förmlichen Bündniß» vertrag« zwischen Rußland und Frankreich glaube» will Darum fordert, wie schon im heutigen Moraenblatte gemelkrt worden ist. Herr Lockroy im „Eclair" die Regierung auf, den BundcSvertrag wenigstens in den Hauptzügen iu veröffentlichen, wie die« die Drribundmäckte ja ebenfalls getiia» hätten. Die« sei daS einzige Mittel, die immer noch vorhandenen Zweifel an dem Bestehen eine« solchen Ver trag« zu beseitigen. Da am >4. ds«. Mt«, die franzö sischen Kammern zusammentreten, so wird Herr Lockroy bald genug Gelegenheit haben, da» Ministerium direct «-»»na »eil»«»». Die quade Foelke. Roman au« der EmSgau. Vo« F. KUack-Lütet-burg. (Fortsetzung.) Mehr noch als dieser erster« Ausdruck hatte der letztere erregt. Eio gehässige« Eigenschaftswort, da« anfangs rzend ihrem Namen bcigefügt worden war, hatte dazu tragen müssen, die Möglichkeit ihrer Schuld zu einer wabr- «inlichen zu machen und vielleicht» einen nicht geringen An- til an dem Ernst ihrer Lage gehabt. Ein Zittern durchflog mer ihre Gestalt, wenn sie plötzlich den Rus: .^Ouadr Foelke!" « irgend eine», Straßenwinkel ertönen hörte, wenn auch r au« dem Mund« eine« Kinde«, da« den Sinn de« AuS- cke< wohl nicht einmal verstand. So durcheilte sie dir Straßen bi« zu dem GericktSgebäud« t eiligen Schritten. In ihrem Gesicht machte ein ängstlicher «druck sich bemerkbar, ihre Ai^en spähte« in allen Winkeln, ran'stistrrin! Quade Aoelkrl Die Gattin eine« Meineidige«! : war «, al« müsse sie nun auck noch diesen Ruf hören. Sie konnte aber ungehindert ihre» Wege« gehen und da« richt«gebäudr erre che i. an besten Eingang sie von der Frau l Grsangemvärter« »« Empfang genommen und ««verweilt rch deren Gatten zu Berod Brun« geführt wurde. Die llntrrrrdung fand ohne Zeugen statt. Hrllwald und uddeoberg hatten die Erlaubniß, daß einer solche« Ausnahme »largeben wurde, erwirkt. Tie Begegnung war eine minder aufrearude für Foelke, l« diese selbst und auch ibrr Freunde gefürchtet, wenn sie h vor dem Anblick znrücksckrak, de» Bernd Brun« gewährte, ich eine furchtbare Veränderung war in einer so sehr kurzen nt mit ihm vorgrganarn! Dir hünenhafte Gestalt des «»- igrn Manne« schien förmlich zusammrngeschrnmpfl. Er starrie sie anfangs finster an, dann blickte er vor stch iedrr — ihr Aussehen mochte ihm ein Vorwurf sei». Doch in. nicht dirfr« machte Eindruck aus Bernd, andere Grdanken ttr» ihn ergriffen und ließen ihn die Faust zornig zusammen- llrn. Er war besiegt — von ihr. Der Srnum schnürte ihm Acht« Kommen u»d ließ ihn sei»« Hoffnung« vergessen. )br die er an diese Begegnung geknüpft. Ibm gegenüber stand eine Dame, wir sie «hm nur in der Stadt rmgegengetreten waren. Ihre Trauertoilettr schien eigen« bestimmt, die Bor- üge ihrer anmuthigeo, vornehmen Erscheinung in da« rechte ücht zu stellen. „Bernd, Du hast eine Unterredung gewünscht", unterbrach Foelke zuerst die peinigende Stille. Er entgegnet« nicht« aus diese Worte, die ihn reizten, er wußte selbst nicht warum. Welcher Art mochten ihre Ge danken über ihn sein? Ab. bah! Al- ob ihn da« kümmern konnte! Nun hob er den Kopf empor, sein buschige«, rotbe« Haar schien sich zu sträuben, in seinen Augen glühte förmlich der Haß- „WaS kannst Du von mir wollen?" fuhr die junge Frau, auf die Bernd'« sichtlich gereizte Stimmung befreiend wirkte, fort. „Da« fragst Du? Hat e« Dir der Rechtsanwalt Hrllwald nickt gesagt? Ich möchte doch wissen, wie weit Du e« treiben willst." Foelke« zweite Frage batte Bernd zu sich selbdr gekrackt und ihn daran erinnert, wa« alle» von dieser Begegnung für ihn abhängig war. Die junge Frau trat ihm obendrein ganz ander« entgegen, al« er sie zu sehen erwartet. Während der kurzen Zeit seine« Zusammenleben« mit ihr hatte er sie in besonder« ausregrodea Momenten mehr als einmal sastung-lo« gesehen. Die Ruhr, welche sie in diesem Augenblick zur Schau trug, schien ihm der Durchführung seiurr Absichten nicht de sonder« günstig. Diese Uederzeuguoa wirkte ernüchternd aus ihn. Denn er in der begonnenen Weise sortfuhr Halt« er das Schlimmste zu befürchte«. „Recht«ao»alt Hrllwald hat mir gesagt, daß Du eine Be geanung mit mir wünschtest und eine vollständige Aussöhnung hofftest", entgegnet« die junge Frau, noch immer rudig. ^Nua? Uad — Du wolltest mir in der Thal vergeben?" Die Frage war ibm, im ersten Erstaune». wider Willen über di« Lippen gekommen. Da« Blut stieg ihm in da« fahle Gesicht. Eine« derartigen schnellen Erfolg hatte er nicht erwartet. Foelke « Brauen aber zogen sich leicht zusammen, und finster «utgranete sie: „Ich Hab« Dir vergeben, obwobl es mir nicht leicht ge Worden ist. Mich hat immer gedünkt, das am schwersten ;u erfüllend« Gebot sei: Liebet Eure Feinde — thut wohl denen, tz« Euch fluche». Hättest Du Dein Ziel erreicht und nur der Schatten eine« Verdachte« wäre auf ter Mutter meine« todten Kinde« basten »blieben — ich würde Dir nie vergeben haben. Go.le« Barmherzigkeit allein bat meinen Haß hinweggelösckl in ver eiden Stunde, al« ich von einem entsetzlichen Verdacht besret dastand. Ich habe keinen Haß mrbr gegen Dick, sondern den innigen Wunsch, daß e« Dir gelingen möge. Dich von der Anklage, welche gegen Dich erhoben worden ist, zu befreien." Nur mit Mübe hielt Bernd Brun« an sich, sein Blut gährle und er senkte den Blick zu Boden, um den Ausdruck ilübenden Haste« zu verbergen, der in seinen Augen aufloderte. Diese Sprache! „Da« wird von Dir abbängen", kam e« bebend über seine Lippen. „Mein Schicksal liegt in Deiner Hand. Nur Dein "eugniß kann mich in Grunde richten Mache von Deinem echte al« Ehefrau Gebrauch und verweigere r«!" „Dadurch würde ich Dir nur schaden." „Du willst nicht? Du willst gegen mich zeugen?" „Ich kann nicht glgen Dick au«sagen, Bernd, denn ich habe nicht einmal den Glauben an eine Schuld, wie man sie Dir zur Last legt. E« ist mir nicht schwer geworden, eine Er klärung für Dein Berhalteu zu finden, wenn ick ein solche« auch niemal« billigen kann. Du hattest, wir gewöhnlich, zu viel getrunken, und wußtest nicht, wa« Du in Deiner Trunken heit getban und gesprochen. Dein llrtdei über mich ist kein gute« gewesen, wie Du zur Genüge bewiesen. Wie Wolberich Heymann dazu gekommen. Deine Aussagen zu bestätigen, weiß ich allerding« nicht. Sie lag schon über eine Stunde im Bette, al« da» Unglück geschah." „Und da« willst Du au«sagen — ja, ich kann mir'« schon denken. Daß Du mir damit den Garau« machst, weißt Du ganz genau und daran liegt Dir ja auch nur. Dann bin ,ch über Seite und — Du frei. Deiner Hriratb mit dem Wilhelm, dem Schleicher, steht nicht« mehr im Wege." Bernd war. während er so sprach, unnatürlich rubig, er machte den Eindruck eines völlig Gebrochenen, der er in der That vorübergehend war. Der Gedanke an die Verwirklichung ber von ihm ausgesprochenen Wahrscheinlichkeit raubte ihm förmlich dir Besinnung. „Du irrst Bernd. Wilhelm und ich haben nicht« miteinander zu tbun", sagte Foelke mit erzwungener Ruhr, denn schon wieder fühlte sie eine Anwandlung von Schwäche, dir ihr mebr al« einmal im Leben vrrbangnißvoll geworden war. „Ich Hab« tze» ernste» Willen, Dich zu rette» und hege dir seste Ueberzeugung, daß meine Aussagen Dir eher zum Nutzen all zum Schaden gereichen werden " Er wischte die Schweißtropfen sich von der Stirn, welch« die Augst, von der er sich ergriffen fühlte, daraus hervor gebracht, während die junge Frau fortfubr: „Welchen unvorlheilbasten Eindruck würde die Verweigerung meine« Zeugnisse« machen! Die Richter müßten zu der Brr- muthung sich gedrängt sübleu, daß ich etwa« zu verberge» wünschte. Ich habe aber nicht« zu verheimlichen und will es nicht haben." „DaS heißt — Du willst Dich ganz rein waschen?" „Dazu fehlt mir jede Veranlassung. Ganz unbeeinflußt bin ich in meinem Entschluß allerdings vielleicht nickt. Dein ganze« Verhalten mir gegenüber bat mir gezeigt, daß ich nicht nur Pflichten gegen Dich und andere Menschen, sondern auch solche gegen meine eigene Person bade. Ich will den ehrliche» Namen meinc« Vater, der auch wieder der meine sein wird, rein erhalten, nickt der leiseste Verdacht ron einem begangene« Unrecht soll jemals wieder daraus fallen. „Du willst die Scheidung aufrecht erhalten?" fragte er athemlo«. „Ja", entgcznete sie ohne Besinnen. „Auch wenn ick freigesprochc» werte?" Sie sah ihn verwundert a». Die Wahrscheinlichkeit einer Berurtbeiliing, welche Hellwald ihr vor Augen geführt, hatte sic wieder verworfen. „Deine Freisprechung, die gewiß erfolgen wird, kann a» diesem Entschluß nickt« äiiidern. Wir beide gehören nicht zu sammen. Dir ist da« Lebe» an meiner Seite eine Last ge wesen, jede andere Frau al« ich hätte Dich bester zu leite» und lenken verstanden Ick aber will fortan allein und im Frieden bleiben, der mir nolbwendig ist." „Foelke — da« — da- könntest Du thun?" Er taumelte von seinem Sitz empor, jeder Blutstropfen schien a»a seinem Gesicht gewichen Er machte ihr einen Ein druck, der sie erschauern ließ, so gebrochen »nd verfallen sah er au«. Der Gedanke an die Möglichkeit, mit diesem Maa»e wieder unter einem Dach« zu weilen, verwirrte förmlich ihre Sinne. Bernd aber fuhr fort: „Und wa« wird au« mir? Ich habe durch den Brand viel verloren, auch durch andere Tinge. Ich braucht Geld, um wieder auf die Beine zu kommen." „Ich will e« Dir geben, soviel Du willst und soviel ich geben kann" kam es mühsam über ihre Lippen.
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