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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931016015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893101601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893101601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-16
- Monat1893-10
- Jahr1893
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Morgen-Ausgabe. UsHGsUßW U>tz FsM^kgPH», «»Itz»W»«N>tz »chM »»Wh t B» »M» FUi«1e»: MMerIaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr. Sluzeigen-PretS die S gespaltene Petitzeile LO Pfg. Reklamen anter demRedactioakstrich <4 ge« spaUro) 50/g, vor den Familiennachrichtr» (6 gespalten) «O/H. Größer« Schriften last anjerrm Prri»- derjtichniß. Tabellarischer und gisimlsatz nach höyerrm Tarif. "" Ertr» »Beilagen (gefalzt), nur M tu Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung SO.—, mit Postbefördernng M.v> Iillnahmrschluß sir Äazeizee: Abeod-Bukgab«: Bormittag» 10 llhr^ Morgen-Latgab«: Nachmittag» 4Whe^ Sonn» und Festtag« früh '/^ llhr. ^ B^ d« Ailtaieu und Annahmestellen ß, «iD halb« Staad« früher. " ' find stet« an dt» G^oNUa« »» richte». L«»L »nd «erlag von «. P»l, kB SEM. 528. Montag dm 16. October 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, Me La»Bta,«»«tl t» IV. «ahlkreise der Stadt Leipzig Betreffend. Da» Ergeboiß der am IS. diese« Monat« im IV. Wahlkreis« der Stadt Leipzig stattfindendea Ergänzung»««-! für di« II. Kammer wich da» «ntrrzeichueteu Wahlcommisfar M««taa. de» LS. diese» Manat», Nachmittag» 4 Uhr da alte» Polizeigebäad«, «aschmartt Nr. 1, erste» Obergeschoß, im Saal» de» Gewerbegericht«, zufommeugrftellt und veröffentlscht werdeu. gn dieser Wahlhandlung habe» all« Stimmberechtigten Zutritt. Leipzig, de» 14. Oktober 1LS3. »er »«dtömnmiffar t» IV. »«Bllrets« der Ttadt Leipzig, vr. Echmtd. Ausschreibung. Zam Pfarrhan»ban für di« Kirchgemeinde »n L-Plagwitz sollen nachstehende Arbeiten im Wege de» «ffeatlichru Angebot« vrrgrbea Erd- «d Manrenchkbett». Granit-Arbeiten, Eisern« Constructlon« Arbeiten, Zimmer-Arbeiten, Klempner-Arbeiten. Schieferdecker-ArbeUen. Die Bedingungen und Aagabenformolar» liege» im Buren» de» «tthitektra Herr» «. Füssel, tzapdustraße 2, an« und iönnea da- selbst gegen Eutrichtnng der Lopialgebühre» für dt« unter 1 »ad 4 von je L ^l, für dl« antrr 2, L, 5 and S bezeichuetr» Arbettea von je 1 rulu ommni Mrbdu. Bezüglich« Aua«bot« find versiegelt und mit der Aufschrift: „Angebot für Herstellung der Arbeiten versehen, bi- zum 24. Oktober, «beud» S Uhr, in unserer Expedition, Rathhau«, Echgefchoß rinzureiche». L--Plagwttz, den 14. Oktober 1898. Lrr Airchen»«rftand daseldft. Pfarrer Schmidt, Bors. ' Politische Tagesschau. * Leipzig, IS. Oktober. Die neuen fra«zSfifch»rnsstschen BerBrBBerungSfrftr bk herrschen» obgleich die telegraphischen Meldungen au» Frank> reich nicht« berichten, wa» nicht auch Herr Wippchen in Bernau hätte erfinden können, die gesammt« europäische Presse, weuu auch nicht ausschließlich, so doch iu erster Linie. Auch die „Nat.-Lib. Torr." widmet diesen Vorgängen heute eine Betrachtung, dir wir unverkürzt hier folge» lassen: Frankreich schwimmt iu Wonne und Begeisterung; die heiß ersehnten nordischen Gäste sind endlich angekommeu, um die Huldigungen de« drmüthig auf den Knien, liegenden und um einen gnädigen Blick bettelnden französischen Bolle» entgegen zunehmen. Die russische Nationalhymne und die Marseillaise tönen herüber und hinüber, und die seltsamsten Bundesbrüder, welch« die Welt je gesehen, liegen sich wonnetrunken in den Armen. Ein bi»ch«n kalte» Wasser war freilich bereit» au da» große Berbrüderu»g«fest gefallen: den Nüssen war die llrberschwänglichkeit der französischen Unterwürfig leiten bereit» etwa» lästig und bedenklick geworden sie habe» deutliche Winke rrthrilt, nicht gar zu stürmisch IU sein. Aber wa» eine rechtschaffene Bedienten seele ist, läßt sich durch Abwehr von Zudringlichkeiten nicht ab schrecke». Eiuea tiefere» politischen Ernst können wir dem Schauspiel, da« sich jetzt io Frankreich abspielt, nicht zuschreibrn. Di« politische Welt wird nach dem Ver puffen de» Jubel» noch gerade ebenso au»seheu wie vorher. Nicht in dieser Comödie, aber allerding» in der gesammten europäischen Lage, die bei dieser Gelegenheit wieder einmal in Heller Beleuchtung erscheint, liegt der Ernst und die Bedeutung dieser Verbrüderung» frier. Man ist offenbar bestrebt, wenigsten» in allen amt lichrn Kundgebungen von französischer und russischer Seite. Herausforderungen anderer Nationen zu vermeiden und den Veranstaltungen den Charakter eine» Frieden-feste» gebe». Ob sich die» bei den aufgeregten Massen dur. führen lassen wird, ist allerdings eine andere Frage. Da» Verbrüd«ruug»srst soll nach Leu officiellen Versicherungen der Brtheiliatea nur eine mächtige FrirdenSbürgschaft sein. Man übersieht dabei nur, daß die Welt weitere Frieden«- dürgschaften gar »icht brauchte, wenn die Franzose» sich auf- richtuz und offen i« die heutiae Weltlage finden und davon absteye» wollten, immer von Neuem Unruhe, Aufregung und Hader iu die europäischen Beziehungen hiueiuzutrageu. Da» wahre Bollwerk de» Frieden» ist Deutschland uud der Drei buud, uud e» ist «ine ungeheuere Täuschung uud Unwahrheit, wen» »a» diesen Mächten krirarrisch« und aggressiv« Gelüste inschreidt, zu deren Abwehr Frankreich und Rußland eine« besondere» Bündnisse« bedürfte«. Ein« französisch-russische verbrüderuug kanu sich zu ihrer Rechtfertigung nicht au Bedrohungen dou irgend welcher Seite berufen; allein ssi gegenwärtig der bedrohliche Punkt, welchem sich jederzeit eine gewaltige Katastrophe für ganz Europa entwickeln kann, und nicht da» berechtigte Streben »ach Abwehr drohender Gefahre» hat die Annäherung zwischen diesen beiden so grundverschiedenen und durch so wenig gemeinsam« Interessen wahrhaft verbunden«» Nationen herbei- geführt, sondern nur di« Mißstimmung über eine Gestattung der Dinge in Europa, die den politischen Schwerpunkt einiger maßen verschoben und »nch ander«, früher gering geschätzte Rationen au di« ihnen gebührend« Stell« geführt hat. Da« können unser« Nachbar» im Westen und Osten schwer ver winde» uud iu»besoud«r« gegeu da» Deutfche Reich al« den Mittelpunkt der neuen europäischen Ordnung richtet sich daher rin eifersüchtiger «ad lrideuschaftlicher Haß, der di« haupt sächlichste Quell« der drdroylichea Weltlage ist. Zu solche» Betrachtuuge» müsse» die Begrüßuugssestuchkeitr» m Frank reich «»mg«, ft« find an sich nicht besonder» tragist!) zu »ehmen, aber fi« find immerh« «in Symptom einer gefuhrerfllttte» Lage." In der Belgischen Hauptstadt hat da« „interparla mentarische FriedenSbureau" getagt und, wie bereit» «meldet, an die franrösisch.italienische Gruppe einen Zrief zu richten beschlossen, in welchem diese Gruppe auf- rfordert wird, dahin zu wirken, daß beide Länder in bessere Zeziehungen zu einander treten und rin Kampf vermieden werde. Die Wirkung dieses Briefes kann man sich leicht au»- malen. Da» „FriedenSbureau" ist übrigen» zu unterscheiden von dem „Friedenskongreß", der in diesem Jahre in Christian»» tattstnden sollte, aber in Chicago abqehallen wurde. Beide kinrichtuogrn smd vollständig getrennt von einander. Da» „Fneden-bureau" stellt die Verbindung zwischen den „FriedenS-Gesellschasten" der verschiedenen Länder er, und ist gleichzeitig Auskunstsstcllc für alle die srieden-bestrebmigen im Allgemeinen unk die internationalen ^riedenScongresse im Besonderen bclrcsfenken Fragen. Der erste dieser Cooareffe wurde im Jahre 1889 in Pari», der zweite 1890 in London, der dritte 1891 in Rom, der vierte 1892 in Bern und der fünfte 1893 in Chicago abgehalten. Ssii der Brüsseler Zusammenkunft hatte Deutschland Herrn Max Hirsch entsandt, in Vertretung de» Oberdiplomatea Herrn Baumbach. Die Beratbungen fanden bei geschlossenen Thüren statt, eine durchau» einpfeblcnSwcrthe Methode für alle Debatten, bei welchen grundsätzlich leere» Stroh ge droschen wird. In Oesterreich hat am 13. d. M. die deutsche Linkt durch den steirischen Abgeordneten vr. Heilsberg dem Ministerium Taaffe den Fehdebrief überreichen lassen. Der Waffenstillstand von l8SV ist, wie vorder von den Alt- czeche» und den Feudalen, so jetzt vom Grafen Taaffe gebrochen worden; den Deutschliberalen bleibt keine Wahl mehr, al» ibm eine Entscheidungsschlacht zu liefern. Die deutschen Wählerschaften io Oesterreich werden e» mit Freud« begrüßen, daß ihre Vertreter sich endlich zu einem kraftvolle« Entschluss« aufgerafft haben, wenngleich sie e» nicht verstehe» werden, warum der große Waffengang nicht sofort bei der Abstimmung über die AnSnahmeverordnungeu erfolgen, sondern bi» zurBeratbung deSWahlreformentwurfe» verschoben werdeu soll. Die zögernde Strategie de» Abgordnelen v. Plrnrr findet bei der Mehrheit der Partei keinen Beifall, weil sie de« Graf» Taaffe Zeit gewährt, Bolen und Klerikale, die heute noch voll Unmutb über die Wablrefcrmvorlage sind, mit den hergebrachten Mitteln und Miltelchen innzuslinimen. Immerhin muß «an froh sein, daß die deutsche Linke wenig sten» dazu die Entschlußkraft gefunken hat, dem Ca bin et abzusage». Zum Schlagen wird sie gezwungen werden, wen» nicht durch den eigenen Wagemuth, so doch gewiß durch den Gang der Tinge, der unaufhaltsam zu einer klaren Entscheidung drängt. Dieser Gedanke liegt auch den Arußerungen der Wiener deutschliberalen Pc»' >bl"1t- zu Grunde, dir Hcilberg'« Erklärung zwar etwa» malt finden, aber betonen, dieselbe mache doch dem bisherigen traurigen Zustande ein Ende. So findet die „Neue Freie Presse", die Erklärung erösfnerineFeuerlinie.dievomBcrsöhiiunaSprogramm de» Jahre» 1879 bi» zum Ausnahmezustand de» Jahre» l893 di« ganze Reibe von Mißerfolgen, gescheiterten Versuchen und nicht «ingelösten Versprechungen bestreiche, au» denen die Laufbahn de» Grafen Taaffe sich zusammensetze. Und da» „Neue Wiener Tagblatt" schreibt: „Wäre die Be hauptung der Gegner der Linken wahr, daß sie in diesem Streite umkommen müsse, so wirk sie, ihrer Ehre und Würvr eingedenk, e» vorziehen, mit dem Schwert in der Brust und nicht mit dem Dolch im Rücken unterzugeheu." Im «»»arisch» Parlament ist am Freitag der Gegen satz zwischen der Opposition und der Regierung zu einem leidroschastlichrn AuSbruch gekommen, über den der Telegraph bereit» in Kürze berichtet hat. Au» den ungarischen Blattern erfährt man jetzt Genauere» über den Vorgang, dessen Trag weite noch nicht zu übersehen ist. Urbrr den Vorgang selbst wird berichtet: Wekerle beantwortet, eine Anfrage Apponyt'«, warum seiner gett bei der Entbüllung des Ofener Honved-Denkmal» die Regierung ferngeblicben sei. Wekerle sagte, er habe bereit» seiner gelt auSeinanderaesttzt, daß dt» Vorgeschichte der Enthüllung da» Erscheine» der Regierung bet der Feier unmöglich gemacht Hab«. Di» Regierangtmitglieder seien auch Minister de» König«, die» dürsten sie nie vergessen. Gras Apponyt erwidert« darauf in langer leidenschaftlicher Rede, das Fern- bleiben sei ein» politische Feigheit gewesen, di» heutige Erklärung aber »ine Versündigung gegen Nation und Krone. Münster- Präsident Wekerle antwortete in scharfem Ton», Apponyt persönlich angreifrnd. Bet einer Stell» der Rede de» Ministerpräsidenten geriet- die Opposition in solche Erregung, daß di« meisten Mitglieder den Saal verließen. Gras Apponyt jedoch blieb auf seinem Sitze. Der Ministerpräsident sagte hierauf, sei», Worte hätten für diesen Exodus kein» Veranlassung gegeben, »S scheine somit, daß im Kreise der Opposition »ine «er- abredung bestanden sei, entrüste» ,» ttmn. Diese Aeußerung brachte die weaiarn noch anwesenden Oppositionellen tn noch größeren Zorn. Der Ministerpräsident aber fahr fort, Apponyi zu geißeln. Er, der Minister, habe nicht »äthtg, aus nationale Piciät aufmerksam gemacht zu werde», Grns Apponyi jedoch sei, wie jene Reltquirnhändler» dir ihre angrbltchen tzetllgihllmer siimmilich in den Schaukasten lege» und mit tzrtllgthümrrn Geschäfte beweiben. Dir Aufregung erreicht« den höchsten Punct, alö Gras Apponyi hieraus erklärte, er nehme dt» Angriffe drS Miatsteepräsibeulen ferner nicht ernst uud bedauere, daß di« Würde einer ungarische» Ministerpräsidenten t» dt« Hände «ine» solchen Manne« gefallen sei. Hierauf »ahm die große Mehrheit di» Interpellation». Beantwortung zur Venntniß Ersichtlich lag dir Ursache de» Auftreten» der beiden Gegner nicht in de« Berathung«argeustand selbst» sondern in der schon seit «iaigir Zeit herrschenden Spannung. Wenn e« daher auch gelingen sollte» eine« Ausgleich zwilchen dem Ministerpräsidrntru und dem Grafen Apponyi herbeizusübren, so wird man doch daraus aesaßt sein müssen, daß die Aera der parlamentarische» Ercrssr auf» Reue heranbricht. Aller- ding» dürste dir» dru AoflösungSproreß der Partei Apponyi nur beschleunige», aber e» ist doch fraglich, ob di« Regierung noch rrwarteu darf» für ihre liberalen Reformen dir Unter stützuug selbst der -rmäßi-te» Opposition zu finden. de» Ministers des Innern beendet worden. Die übrigen Minister behalten ihre Portefeuille». Wie aber jene Krisis entstanken ist und welche Bedeutung der eingetretene Wechsel hat, gebt aus den vorliegenden Meldungen nicht hervor. Man irrt aber schwerlich in der Annahme, daß der Vorgang in Zusammenhang mit dem spanisch-marokkanischen Con- fticle siebt. In der spanischen Presse giebt sich nämlich eine große Ungetuld kund und e» wird Klage geführt über daö angeblich allzu zögernde Vorgehen der Regierung, die biSbcr bestrebt war, sich weiter treiben zu lassen als zum Zweck der Wiederherstellung ihrer Autorität auf afrikanischem Gebiete erforderlich ist. Ob da» nach dem eingetretenen Ministerweckscl anders werden wird, muß sich ja in Kürze zeigen. Jedenfalls ist die ZüchtignngSexpcdilion gegen die Kabylen mit größeren Schwierigkeiten verbunden, als eS ansang« den Ansckein batte. Privaten Berichten auS Spanien zufolge haben die Berbern nicht nur das den Spaniern abgenouiincnc, im Bau begriffene Fort Sidi Guariach besetzt, sondern sich daselbst verschanzt, und verhindern jeden Verkehr zwischen den Bewohnern des Presidio und dem Innern. Die Vertrauensseligkeit der Engländer in ihrem Vorgehen gegen die Matabcle ist trotz aller colonialen Er fahrungen und Mißerfolge bewundernswert!) In einem Monat wollen sie einen Feldzug gegen daS kriegerischeste Volk Südafrikas beenden, aus einem Fläcbe»rau»i, der weit mehr al- die Größe Deutschlands einnimmt! In Afrika kennt man nicht den Begriff der Zeit, und auch die Engländer sollten auS dem Aschanti- und dem Zulukriege wissen, daß Feldzüge mit Schwarzen nicht durch einen Sieg oder die Einnahme einer sogenannten Hauptstadt beendet werden. Die französische Kriegführung in Dabomey liefert seit ändert halb Jahre» hierfür einen sehr schlagenden Beweis. Biel nüchterner als die officiellrn Kreise uriheilt der bekannte Afrikareiscnde Theodor Bent, der Erforscher der Ruine» von Zimbabwe in Maschonaland, der einem Vertreter des „Bur. Reuter" sagte: „Um große Schwierigkeiten zu vermeiden, muß der enljcheidcndc Schlag jetzt geführt und der Krieg vor Ablaus von zweiMonaten, wo dt« Regenzeit «insetzt, beendet sein. Sonst werden die Briten »u einem langwierigen Guerillakrieg gezwungen werden und Len Kamps im März wieder ausnedmen müssen. Wenn di» gemeinsamen Strettkräste unverzüglich vorrücken, so kann Vuluwano i» drei Wochen erreicht sein. In jedem Falle aber ist derKrieg sehr schwierig, denn di» Matabele sind viel zu schlau für einen offenen Krieg. Eie werden jedoch im Busch kämpfen und sind sv gemsenartla behende im Erklimmen von Europäern ganz un zugänglichen Hügeln, daß Maximkanonen sie schwer erreichen können Legen sich die Matabele, wie sicher zu erwarten, aus dies« Trick», so ist nicht einzusrhen, wie der Krieg zu einem entscheidenden Abschluß gebracht werden kann Die Eröffnung der Beirabah» nach Chimioyo wird unter den gegen, wärtigea Umstände» von der größten Bedeutung sein. Sie sührt 180 englische Meilen vom Fort Salisbury hinweg. Wc»n man weiß, welche Verheerungen die Tsetse-Fliege anrichlet, so wird man die dadurch für die Beförderung von Proviant uud Munition ge chaffenen Erleichterungen zu schätzen wisse»." Minister Rhode» seinerseits glaubt, der Feldzug werde binnen Monatsfrist vorüber sein. Der britische Commandcur Raa ff bewegt sich gegen Tati zu. Seine Mannschaft ist wohldi-ciplinirt und wird sich mit der Bcchuanaland-Grenz »olizei verbinden. Die vereinigte Mannschaft zählt lOOlt Fun oldateu und 3000 Cavalleristen, alle gut bewaffnet. ES wird berichtet, daß ci» großer Jmpi iTruppentbcil der Mata brle) den Weg nach Tali versperrt. Commandcur Raaff hofft dort am 17. Oktober hinein zu gelangen. König Lobengula befindet sich mit 5000 Mann am Soangaiiiflusse, 80 Meilen nördlich von Buluwayo und lOO Meilen östlich von Fort Charter. Dir Macloutsiemannschaft fübrt 20 Wagen mit ?eben»mitteln und Munition mit sich. Dir von Fort Victoria auSgerückte englische Colonne lagerte in der Nacht zum 12. October acht Meilen von der Grenze. Am 12. sollte der Einmarsch in» Matabelcland stattfinden. Au» Sp««ieu kamen iu den letzten Tagen Nachrichten über riur Ministrrkrisi». Nach den letzten telegrapbischen Melduagen ist diese Krifl» durch eine» Wechsel in der Person Deutsches Reich. ^ Berlin, 15. October. Die Frage, ob in der nächsten Landtag-session ein Schuldst alionsgcsey vorgelegt werden wird, scheint immer noch nicht entschieden. Doch wird man keine allzu starken Hoffnungen beaen dürfen, daß die Sache schon in so naher Zukunft zur gesetzgeberischen Verhandlung kommt. E» sind dabei große finanzielle und auch andere sachliche Schwierigkeiten zu überwinden, auch herrschen wohl Bedenken, den großen Principienstreit um daS allgemeine DolkSschulgrsctz wieder anzuregen. Nachdem sich die Conscr vativen und da» üentrum bestimmt gegen eine gesonderte Behandluna der DolationSsraqe ausgesprochen haben, uni einen Druck auf die baldige Ordnung der gesammten Schul frage auSübrn zu können, würden wobl auch bei dem Versuch, vorläufig die materielle Seite der Angelegenheit getrennt zu ordnen, große parlamentarische Schwierigkeiten zu über windeu sein. ID Berlin, 15. October. Schweren Verdruß bereiten deu CentrumSleutrn die Vorgänge in dem sonst so getreuen Crm land. In dem ostpreußischen Wahlkreis Allenstkin. Rössel waren noch bei den letzten Landtag-Wahlen zwei Centrum« männer einstimmig gcwäbll worden. Zur allgemeinen lieber raschuug fiel aber bei den letzten Reich»tag»wablen der EentrumScandidal gegen einen Polen, v. Woltzlegier (eigentlich Wollschläger), den kalbolischen Pfarrer zu Gilgenburg. durch. Und jeW scheint sich dasselbe Schauspiel bei den Landtags- Wahlen zu wiederholen. Der nämliche Herr WolSzlegier wird von den Polen in Verbindung mit einem etwa» mysteriösen, aber wie r» scheint mächtigen Verein zur Wahrung der Interessen de« Mittelstände» al« Candidat gegen da» Centrum aufgestellt Und wa» da» Schrecklichste ist, dieser katholische Priester «rkübnt sich, einen bischöflichen Erlaß, worin vor den Unruhstiftern, welche Zwietracht zwischen Klrru» uud Volk säen, gewarnt wird, in Wahlversammlungen mit höhnischen Reden-arten zu besprechen! Nach dem AUen- steiner CenIrumSblatl sagte er u. A.: „Wenn angcsragl würde, wer die „Gazeta" (sein eigene« polnische» Organ) balle, so solle man antworten: Ich verrichte meine Gebete, bet« de» Rosenkranz, gehe in die Kirche, empfange vir heiligen Sacramente, da» Uebrige ist meine Sache. In politischen Dingen seid Ihr freie Männer und habt Euch nicht befehlen zu lassen wie dumme Jungen." Der Mann hat nicht so unrecht uud kennt offenbar seine geistlichen Amt-brüder. Aber da» Centrum, dessen ganze politische Existenz auf der priesterlichcn Wakltyrannei beruht, mag freilich empört über eine so unbotmäßige Stimme sein. „Seit wann'?" fragt da» Allcnsteiner Centrumöblalt, „ist e» erhört, daß ein Priester in dieser Weise die Gläubigen gegen ihre Seelenhirten und den Bischof stimmt? Seit wann macht ein katholischer Priester Erlasse des Bischof» vor dem Bolk verächtlich?" Die Vorgänge in Ermland und in Oberschlesien müssen einen unheilbaren Bruch zwischen dem Centrum und den Polen herbcisührcn. — Der Kaiser unternahm auch heute wieder einen Pürschgang i» die Schorsbaide, hörte nach der Rückkehr in da» Jagdschloß Hubertusstock verschiedene Borträge und er ledigte demnächst NegierungSangelegeuheiten. — Der BundeSratb nahm in der am 13. d. M. abgebaltenen Plenarsitzung zunächst die erforderlichen Neuwahlen für die Stellen eine« nichtständigen Mit gliedes des Reichs - BersicherungSamtcS und eines Mitgliedes der Reichsschulden-Commission vor. Mehrere Eingaben, be treffend die Ausdehnung der Unfallversicherung rc., wurden dem Reichskanzler überwiesen. — Prinz Friedrich August von Sachsen besuchte am Donnerstag nach Beendigung deS Dienste« in der Schießschult zu Spandau mehrere große nülitairisch« Fabriken daselbst. Er verweilt« mehrere Stunden in verschiedenen Etablissement« und folgte dann einer Einladung de« Garde-Fußartillerie-RegimentS zum Frühstück. Nach dessen Beendigung kebrte der Prinz inS königliche Schloß in Berlin zurück. Freitag Nachmittag besichtigte der Prinz die bttden sächsischen Eoinpagnien des 2. Eisenbahn-Regiment« und suchte auch die Cosern« aus. — König Karl von Rumänien bat auf seine Ab sicht, sich zum 80. Geburtstage seiner erlauchten Mutter nach Sigmariiigen zu begeben, verzichtet. Der Grund ist da» glückliche Ercigiitß, dem die Kronprinzessin Ferdinand in der nächsten Zeit cntgegcnsieht. Die Nachricht, daß die Königin Elisabeth nicht nach Bukarest zurückkehrt, wird von niaßzebcndcr Seite bestätigt. — Die Erwägungen hinsichtlich der beabsichtigten Er weiterung der Reichs stempelnd gaben sind, wie die N. A.-Z." erfährt, noch nicht beendet. Es kann deshalb auch noch keine Rede davon sein, daß der BundeSrath in dieser Krage eine Entschcivung getroffen habe. — Im Anschluß au unsere Angaben über den LebenSgang de» früheren KricgSininisterS v. Kamele verdient noch be sonder» erwäbnt zn werden, daß Herr v. Kamele bereit» im ersten Jahre seiner Thätigkcil als Kriegsminister eine Com mission zur Ausarbeitung des ersten Entwurfs einer Rrich«- Militair-Strafproccßorduung berief. Die Commission bestand auS folgenden vier Mitgliedern: dem Gcbeimcn Obcr- Justizrath und Mitglied des preußischen General AuditoriatS Karl Keller au» Berlin, dem jetzigen baneriscke» General- Auditeur Knötzinger aus München, dem Professor Or.Rubo aus Berlin und dem inzwischen verstorbene» DivisionS- Auditcur Wesendorf a»S Magdeburg. Die Commission stellte innerhalb Jahresfrist den Entwurf nebst Motiven fest und überreichte im Februar 1874 beides gedruckt dem KriegSministcr. Darüber sind jetzt also fast zwanzig Jahre vergangen, und noch heute steht die Angelegenheit auf dem alten Fleck. — Der Geschäfts-Ausschuß der Berliner Grwerbe- AuSstellung im Jakrr l896 hat in seiner letzten Sitzung zu der Antwort de« Magistrat» Stellung genominen. E« wurde die ablehnende Haltung deS Magistrats allseitig ledhast bedauert, aber andererseits auck betont, daß sich zur Zeit nicht» dabei thun lasse. In der Sache selbst werde durch die ablehnende Haltung de» Magistrats nichts geändert. Die Ausstellung sei gesichert und werde mit oder ohne Unterstützung de» Magistrats durchgeführt werden. * Magdeburg, 15. October. Angesichts der gegenwärtig mit besonderen, Eifer betriebenen nationalpolnischen Agitation erinnert die „M. Z." an einen Brief, den Herr v. BiSmarck, der Altreichskanzler, am 20. April 1848 an die genannte Zeitung richtete. Er lautet: „Eine nationale Entwicklung des polnischen Elements in Posen kann kein anderes vernünftiges Ziel haben, als das, einer Herstellung einer unabhängigen polnischen Reiches zur Vor bereitung zu dienen. Dian kann Polen in seinen Grenzen von >772 Herstellen Iwie die Polen selbst eS hoffen, wenn sie es auch noch verschweigen), ihm ganz Pose», West- preußen und Ermcland wiedergcbcn, dann würden Preußens beste Sehnen durchschnitten und Millionen Deutscher der polnischen Willkür überantwortet sein, um einen un sicheren Verbündeten zu gewinnen, der lüstern auf jede Verlegenheit Deutschlands wartet, um Ostpreußen, pol nisch Schlesien, die polnischen Bezirke von Pom mern für sich zu gewinnen. Andererseits kann eine Wieder herstellung Polens in einem geringeren Umfange beabsichtigt werden, etwa so, daß Preuße» zu diesem neuen Reich nur den entschieden polnischen Thcil deS GroßbcrzoglhumS Posen vergäbe. In diesem Falle kann nur der, welcher die Polen gar nicht kennt, daran zweiseln, daß sic unsere geschworenen Feinde bleiben würden, so lange sie nicht die Weichsclmündung und außerdem jedes polnisch redende Dorf in West- und Ost preußen, Pommern und Schlesien von unS erobert baden würden. Wie kann aber ein Deutscher, weinerlichem Mit gefühl und unpraktischen Theorien z» Liebe, dasür schwärmen, dem Vaterland in nächster Nähe eiucn rastlosen Feind zn schaffe», der stclS bemüht sein wird, die fieberhafte Unruhe seines Innern durch Kriege abzulcitcn und nn« bei jeder westlichen Verwickelung in den Rücken zu fallen; der viel gieriger nach Eroberung aus unsere Kosten sein wird und muß, als der rusnsche Kaiser, der froh ist, wenn er seinen jetzigen Koloß zusammenhalten kann, und der sebr unklug sein müßte, wenn er den schon starken Anlbeil zum Aufstand bereiter Untrrtbanen» den er bat, dnrck Eroberung teutsckcr Länder zu vermehren bemüht sein wollte. Sckutz gegen Rußland brauchen wir aber von Polen nicht; wir sind uns selbst Schub genug. Ich Halle daher unsere jetzige Politik w Bezug aus
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