Anzeiger „»» Elbeblatt. Wochenschrift zur Belehrung und Unterhaltung. 00. Freitag, den 9. November 1849. Tagesbericht. Frankfurt, 3. Nov. Seit einiger Zeit be findet sich C. Th. Weicker wieder in unser» Mau ern. Bor etwa drei Monaten hatte er, zur Her stellung seiner angegriffenen Gesundheit eine Reise nach Italien »«getreten, begleitet von seinen drei Töchtern. In Triest erkrankte die älteste Tochter und starb nach vicrwöchcntlicheiu Leiden an der Cholera. Statt der Erholung ward die Reise dein tiefgebeugten Vater eine Quelle des herbsten Kummers. Äcin ältester Sohu, der als Arzt den Feldzug der Aufständischen in Baden mitgemacht, sitzt noch gefangen in den Kasematten zu Rastatt, doch soll seine Freilassung nahe bevorstehen. Der zweite Sohn, wegen seiner Anhänglichkeit an den Vater von den Heidelberger Demokraten verfolgt und schwer mißhandelt, hat in aufwallendem Un« mutbc das Vaterland verlassen und ist nach Ame rika gegangen. — Gustav Strnve hat vor seiner Einschif fung zu Havre an seine Gesinnungsgenossen ein Abschiedsschreiben veröffentlicht, worin cs heißt: „Da die Negierungen der Schweiz und Frank reichs sich der Partei der Tyrannen Europas an- acschlvsscn, um uns zu verfolgen und uns durch die Schergen der Polizei zweier Republiken aus- rujagcn, entferne ich mich aus Deutschland mit der festen Hoffnung, bald dorthin zurück zu kehren, um den Kampf gegen die sechs Geißeln der Mensch heit wieder zu beginnen: gegen Königthum, Adel, Autorität, Heer, Klerus und die 'Finanzmacht. Die Zeit für nutzlose Worte ist vorüber — wir müssen jetzt entweder den blutigen Druck der Ty- raney dulden oder die Freiheit ausflammen sehen. Ich werde an dem Kampfe beider Prinzipien bis zur letzten Stunde meiner Existenz Theil nehmen —ersolgung, Aberglauben und Gewaltsamkeit kann nicht 1849 fortdauern. Wahrscheinlich werden noch Ströme Blute« vergossen werden, bevor die Mensch heit in den Besitz ihrer ewigen Rechte kommt. 1 Lebt denn wohl bis zu dem Momente, wo der Entscheidungskampf geschlagen wird." Dresdcn, 7. Nov. (Erstevorbereitende Sitzung der 1. Kammer.) Dieselbe eröffnete Geh. Regiernngsrath Weinling in Anwesen heit von 29 legitimirten Abgeordneten. Abg. Seidewitz lehnte als Alterspräsident den Vor sitz ab und so ward, als der im Alter am näch sten stehende, Amtshauptmann v. Biedermann, Präsident. Zunächst entspann sich eine kurze De batte in Betreff der Geschäftsordnung, woran sich zumeist Joseph betheiligte, der keine Veranlas sung findet, von der früheren Geschäftsordnung abzugehen, überhaupt es nicht für gefährlich hält, wenn eine vorbereitende Versammlung ohne ge schriebene Geschäftsordnung verhandelt. „Oder soll sich die Kammer deshalb an die neue Geschäfts ordnung halten^ weil man ihr dieselbe aus den Tisch gelegt hat?" » Für Annahme des provisorischen Entwurfes zur Landtagsordnung verwenden sich Küttner, Weinlig, Schenk und Mammen. Letzterer beantragt, daß die betreffenden Paragraphen vom Präsidenten vorgelescn werden, was auch ange nommen und hierauf ausgeführt wird. — Schließ lich treten die Wahlabthcilnngen zur Wahl ihrer Vorstände zusammen, wobei für die erste Abthei- lung Biedermann, für die zweite Georgi, für die dritte Weinlig, für die vierte Haden und für die fünfte Garten zum Vorstand ernannt werden. Gotha, 4. Nov. Unsere jetzige trübe Zeit hat vor allen der Erheiterung nöthig, ich will Ih nen deshalb etwas Komisches mittheilen. In dem Bereiche unseres Herzogthums liegt ein Ort, mit Namen Elgersburg, wo ein« Kaltwasserheil anstalt sich befindet, die, beiläufig gesagt, am Mei sten von Leuten frequenrirt wird, die sonst den Genuß des Wassers nicht eben hoch anschlugen. Vor Kurzem war nun ein Badegast daselhst mit Namen Heubncr. Ein Heubner aber ist Mitglied der provisorischen Negierung in Dresden gewesen,