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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.12.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011212028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901121202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901121202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-12
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Ein in Brüssel eingctroffemr Privatbericht des Komman danten Erasmus theilt mit, daß fast sämmtliche Kom mandos neu vervroviantirt feien, da «s gelungen sei, sehr be brütende Ernteerträge in Sicherheit zu bringen. Erasmus sagt, sein Kommando operrr« (zu Anfang November) im westlichen TranSva»! in Verbindung mit dem Kommando Kemp. Beide verfügten über 5V0 Mann und sie hatte» gegenwärtig Lebrns- mrtkelvorräthe für wenigstens 3000 Mann auf sechs Monate. Auch an Gewehre» und Schießbedarf hätten sie noch für ge raume Zeit keinen Mangel zu befürchten. Ahnt nicht«, «neu wirst erschaffen! Von zwei Brüdern Upton hatte der eine, unveöheirathete, den Neutralitätseid geleistet, sich aber bald darauf zu den Boeren im Felde geschlagen, wo er jetzt noch steht. Der ändere, verheirathet«, der schon seit Beginn des Krieges in einem Kommando gefochten und selbstverständlich niemals den Neutralitätseid geschworen hatte, wurde bei einem heimlichen Besuche seiner Frau in Pretoria von den Engländern abgefaßt und trotz seiner überzeugenden Betheuerungen und der beigebrachten Zeugen, daß er nicht der „eidbrüchige" Upton fei, erschossen. Der Frau, die ihrem un glücklichen Gatten ein letztes Lebewohl sagen wollte, hatte man am Vorabend des Hinrichtungstages bedeutet, sie möge sich zu der und der Stunde des nächsten Morgens bei ihm einfinden. Als dje i» Schmerz Aufgelöste noch vor der festgesetzten Stunde bei der Richtstätte erschien, fand sie ihren Mann bereits in seinem Blut«. Am Ziele ihres schweren Ganges hatte sie gerade noch die gellen Schüsse vernommen, di« ihm den Tod gebracht. Dpx tzivl-mittifche Bexkrtzr i» Südafrika gefährdet! 0. Die Konsuln der fremden Nationen in Pretoria hatten im Juli dieses Jahres auf das inständige Ersuchen eines Comites von Boerenfrauen hin eine Commission gebildet, die die Zustände in den Concentrationslagern aus eigener Anschauung stfldiren solle. Auf Grund des gesammelten Materigss erstatten da»n die Konsuln den Regierungen ihrer Mächte wahrheitsgetreuen Bericht. Wie nun in Afrika all gemein die Rede geht, wurden die Konsuln von den britischen Machthabern wegen dieser Frevelthat damit „bestraft", daß man die freie Beförderung ihrer aus- und einlayfenden Post aufhob. Den Kern dieses Geredes bildet aber die Thatsache, daß die Post der Konsuln von der englischen Behörde anaehaltenund geöffnet wird. Wird gegen die Oeffnung protestirt, so wird die betreffende Post nicht ins Land gelassen bezw. wieder zurückbefördert. Der principielle Protest der Betroffenen gegen diesen das Völkerrecht gröblich ver letzenden neuen Machtmißbrauch wurde mit dem Hinweis auf die von der Kriegführung dictirte Nothwendigkeit kurzer Hand ab- gewitsen. * Bryheid, 9. December. („Reuter's Bureau".) Botha soll mit einem starken Kommando im Nordosten des Bezirks Vryheid sich befinden. * London, 12. December. Der Kriegsminister Brodrick hielt «n Gläsgpfv gestern eine Rede, in der er aus führte, die Kosten des Krieges hätten sich in den letzten zwei Monaten erheblich vermindert, und es werde nunmehr möglich sein, di» Industrie des Rands auf einem erheb lich größeren Fuße wieder einzurichten. Es kehrten jetzt wöchent lich 400 Flüchtlinge anstatt, wie früher, 200 in vierzehn Tag»» zurück. politische Tagesschau. * Leipzig, 12. December. Heute endlich wird im Reichstage, wenn nicht unvorher gesehene Zwischenfälle cintveten, die erste Lesung der tarisvorIage zu Ende geführt werden können. Voraus setzung ist freilich, daß das Haus beschlußfähig ist, da die -Lvclal- demokraten namentliche Abstimmung über den Antrag, d«n -raris an eine Commission von 28 Mitgliedern zu verweisen, verlangen. Stellt sich bei dieser Gelegenheit die Beschlußunfahigknt heraus so macht sich noch ein zehnter Berathungstag nothwendig. Das wäre um so bedauernswevther, als der gestrige, der achte, raum noch für den heutigen, neunten, etwas übrig gelassen Hat, worüber man im Plenum Aufklärung wünschen müßte. Mit Spannung war natürlich die Stellungnahme des Grafen Kanttz er wartet worden, der zu den extremsten Agrariern zählt und von dem daher vielfach angenommen wurde, er werde die Forderungen des Bundes der Landwirthe vertreten. Um so mehr wurde es bemerkt und als Symptom der Wahrscheinlichkeit einer Ver ständigung auf der Mittellinie gedeutet, daß der Redner bezüg lich der landwirthschaftlichen Zölle keine präcise, über die Vor lage hinausgehende Forderung vertrat, sondern sich allgemein über die handelspolitischen Beziehungen verbreitete, insbesondere gegenüber dem rücksichtslos protektionistischen und aggressiven System Nordamerikas, dessen Abwehr die Hauptaufgabe der nächsten Zeit sein werde. Noch gespannter und mit gleicher Voraussetzung hatte man dem Auftreten des bayerischen Bauern vertreters Or. Heim entgegengesehen, auf dessen Versammlungs reden die Socialdemokraten wieoerholt Bezug genommen hatten und der auch sogleich das lebhafteste Interesse des Hauses erregte. Auf Grund der Statistik forderte er für Bayern die Erhöhung des Gerstenzolles. Wichtiger war sein Nachweis, daß in Bayern der Großgrundbesitz so gut wie ganz fehle, weshalb es falsch sei, zu behaupten, daß die Erhöhung der landwirthschaftlichen Zölle wesentlich im Interesse der Junker liege. In Bauern kämen das Jahr nur 40 Millionen Centner Getreide auf den Markt; an dessen Verkaufspreis hätten die Bauern ein großes Interesse. Als die Socialdemokratcn gegen die specielle Statistik, aus der hervorging, wie gerade auch die kleinen Landwirthe im Fichtel gebirge und in anderen Theilen des Landes das größte Interesse daran hätten, den Getreidebau wieder löhnender zu machen, Widerspruch erhoben, rief ihnen Heim zu: „Weil das, was ich Ihnen sage, praktische Wahrheit und nicht Biichersimpelei dar stellt, ist es Ihnen unbequem!" Auch sonst enthielt die^Rede, wie wir anerkennen müssen, obgleich wir den politischen Stanv- vunct des Abgeordneten Heim nicht theilen, manches gute Argu ment, das dqdurch nicht schlechter wurde, daß Herr Heim sich im Ganzen in zollpolitischec Hinsicht in der Mitte hielt und bestritt, für einen 7s/--Mark-Zoll eingetreten zu sein. Von den Gegnern der Getreidezölle unterschied der Redner in überaus drastischer Weise die „weich- und die hart gesottenen". Zu den ersteren zählte er sogar die Herren um Richter. Er verlas zum Beweise ein Flugblatt aus dem Wies badener Wahlkreise und wies auf die Haltung der liberalen Ver einigung im bayerischen Landtag bei der Zollberathung hin. Ebenso wirksam wie die Freisinnigen wurden die Hartgesottenen — die Socialdemokraten — von dem Redner gekennzeichnet und mit ihren am lautesten in die Welt gerufenen Schlagwörtern mattgesetzt. Zuletzt häuften sich Vie drastischen Ausdrücke und Vergleiche in der Weise, daß das Haus aus dem schallendsten Ge lächter nicht herauskam die Socialdemokratcn trugen die Kosten dieser allgemeinen Heiterkeit. Jnoessen läßt sich nicht ab leugnen, daß Abg. Heim bis jetzt von Seiten der Rechten und des Üentrums der wirksamste Redner war, der die Verhältnisse der Klein- und Mittelbauern gegenüber den Entstellungen und Ver ¬ zerrungen der socialdemokratischen Redner äußerst treffend zu schildern wußte und auch — was hinsichtlich seiner Stellung als Führer des bayerischen Centrumsflügels von großer politischer Bedeutung ist — der Zuversicht Ausdruck gab, es werde sich eine Verständigung auf der Mittellinie erreichen lassen. Daß diese Zuversicht durch den bisherigen Verlauf der Berathung sich ver stärkt hat, war augenscheinlich der Grund, aus dem der Abg. Singer in zweiundeinhalbstündiger Rede nochmals Alles zu sammenfaßte, was von zollgegnerischen Genossen in Zeitungen, Flugblättern und Volksversammlungen gegen die Vorlage gesagt und geschrieben worden ist. Herr Singer wird aber wohl selbst nicht glauben, daß er mit solchen Wiederholungen auch nur einen keiner Gegner überzeugen werde, und so wird ihm und seinen Freunden nichts Anderes übrig bleiben, als durch allerhand Manöver die Entscheidung über die Tarifvorlage hinauszu zögern. Gegenüber der Behauptung mehrerer Mitglieder und Ver bündeten der polnischen Frackion im Reichstage, daß die Wreschcner Vorgänge nur eine natürliche Folge der Aufregung der Bevölkerung und nicht in einem von polnischen Agitatoren systematisch genährten Hass« und Widerstande gegen die Maßnahmen der preußischen Staatsregierung begründet seien, er scheint es angezeigt, daran zu erinnern, daß es weder vor, noch nach dem Hnesener Proceß in der polnischen Press«, in Broschüren und in öffentlichen Versammlungen an Kundgebungen der grotz- polnischen Agitation gefehlt hat, welche unverhüllt die „Wiedergeburt der großen, 18 Millionen Seelen umfassenden polnischen Natjsn" als das Ziel und die Hoffnung der gesummten polnisch sprechenden Bevölkerung bezeichneten und den uner schütterlichen Widerstand gegen preußische „Brutalität und Bestialität" als nothwendigstes Erfokderniß eines seiner „edlen Vorfahren" würdigen Polencharakters predigten. Das Schlag wort, unter dem alle diese Rathschlage und Mahnungen, Be schwerden und Angriffe zusammengesatzt werden, lautet: Der polnische Geist! Ihn kann und wird nach der Ansicht der berufs mäßigen Hetzer keine Macht der Welt unterdrücken, weder di: „Bajonette und Kanonenschlünde der preuhischen Kultur", noch jedes andere „aus der preußischen Teufelsschmiede hervorge gangene" und zu seiner Bekämpfung und Vernichtung bestimmte Mittel. Diesen „polnischen Geist" zu nähren, zu kräftigen, sein Vorhandensein zu documentiren, ihn als „unbeugsam" wieder und immer wieder hinzusrellen, ist, darüber kann angesichts solcher Sprache kein Zweifel sein, Zweck und Aufgabe der anti staatlichen Hetzapostel. Und daß ihre Lehre von der „geknechteten" polnischen Bevölkerung wohl verstanden wird und daher, zum unveräußerlichen Besitzthum der Polen geworden, eine ständige Gefahr für den Bestand Deutschlands und die Autorität der preußischen Staatsregierung bedeutet, ist Denon, welche der national-polnischen Bewegung nahe stehen, zur Genüge bekannt. Mit offenen Worten aber bestätigt die Richtigkeit dieser Auf fassung ein im Auslande erscheinendes Organ der großpolnischen Presse, der Petersburger „Kraj", indem er schreibt: „Es handelt sich um die Germanisirung der östlichen Provinzen des Staates . .. Die älteren und überlegter«» Elemente tragen jedoch einkluges Benehmen zur Schau und bieten niemals Gelegenheit, um auch nur den Verdacht von Verschwörungen zu erwecken." Wenn aber, wie anläßlich der Wreschener Geschehnisse, ein von der polnischen Hetzpresse erhobener „Nothschrei" über die als nothwendig erkannten Maßnahmen der preußischen Schulverwal tung diese planmäßig gezüchteten Empfindungen auslöst, dann wird die „Vorsicht und Klugheit" vergessen und der „polnische Geist" erscheint in seiner wahren Gestalt. Nicht minder sorgt die Agitation dafür, daß derselbe Geist auch in der Heranwachsen den Generation großgezogen wird; eine „Bibliothek für polnische Kinder und die polnische Jugend" soll die polnische Geschichte, Literatur u. s. w. d»n Kindern vermitteln, die jetzt als Zöglinge der preußischen „Berufsschinder und Lumpenkerl»" leider von „Kopernikus, dem großen Kurfürsten, Luther und Bismarck in den Schulbüchern lesen müssen". Es dürfte somit mehr als er wiesen sdin, welchen schweren Gefahren das Deutschchum in den preußischen GebietStheilen mit überwiegend polnischer Bevölkerung ausgesetzt ist. Umsomehr muß erwartet werden, daß dec preutzische Ministerpräsident di« Zusage des Reichskanzlers er füllt und ohne Rücksicht auf di« ultramontanen Protectoren der polnischen Hetzer alle Mittel in Anwendung bringt, die zur Abwendung der Gefahr nöthig sind. Bisher waren vie Nachrichten über die Kämpf« mit den Stämmen der Mahsuüs von Waziristan an der Nordweftgrenzr L»d<e«S im äußersten Nordwesten Indiens zwischen hem Indus und Afghanistan mehr oder weniger unklar und widersprechend, und naturgemäß wurde von der englisch«» Presse das Möglichste gethan. den Ausstand als unbedeutend und belanglos zu bezeichne». Heute aber ist es unmöglich, mit der Wahrheit länger hinter dem Berge zu halten, -denn die britischen Verluste an Verwundeten und Tobten lassen sich nun einmal nicht übergehen, und da eine Kolonne während der letzten drei Tage allein 10 Tobte und 10 Verwundete gehabt hat, so beginnt man in London mit einer gewissen ängstlichen Spannung den Vorgängen in jenem «nt- legenen Gebiete zu folgen. Der Mahsud-District von Waziristan hatte zwangsweise mit britischen Truppen belegt werden müssen, um der Forderung nack dem ausständigen Tribut erhöhten Nachdruck zu verleihe» und den übermiithigen Stämmen zu zeigen, -daß sie nicht ungestraft Einfälle in britisches Gebiet machen dürfen. Waziristan ist etw.r 4000 Quadratmeilen (englische) groß, und -die Waziris sind sn zwei Stämme getheilt, deren einer eben jene Mahsuds sind. Der größere Theil des Landes ist gebirgig und schwer passirbar, di« Birmal-Berge z. B. sind zwischen 3000 und 4000 Meter hoch, das Gebirge ist wild und zerklüftet, mit fast undurchdringliche» Wäldern bestanden, und im Winter machen Schnee und Eis jede» Verkehr so gut wie unmöglich. Die Waziris find, dem Charakter ihres Landes entsprechend, ein abgehärteter, wildtrotziger Menschen schlag, und die Handelskarawanen werden fortwährend von ihnen belästigt, indem sie wie die Raubritter des Mittelalters hohen Tribut fordern. Obwohl die einzelnen Familien und Stämme sich nur allzugern gegenseitig befehden, sind sie -doch patriotisch genug, gegen einen gemeinsamen äußeren Feipd treu zusammen- zuftehen, und als solchen Feind haben sie die Briten von jeher be trachtet, denn der Gedanke, diesen Tribut zahlen zu müssen, ist für ihren freiheitsliebenden Sinn unerträglich. Einig, vermög«» der Warizis etwa 35 000 Mann aufzustellen, aber ihr« Schwach: liegt in der Thatsache, baß sie nur so lang« schlwgfähig finv, als der Proviant, den jeder Einzelne mit sich führt, Vorhalt. Die Meisten sind mit der Afghan-Flinte bewaffnet, Einige führen Vorderlader, und nur -die Reicheren unter ihnen besitzen modern« Hinterlader. Deutsches Reich. Berti», 1t. December. (DarlehnSbewilligungejn de« Reicks an Baugenossenschaft»».) Der durch d»n Etat d»s ReichSamtes des Innern für 1901 für Zwecke der WobnungSfürsorge zur Verfügung gestillt» Fonds von 2 Millionen ist durch dje bisherigen Dsrl«hnS- bewilligungen, sowie durch die bisher vorliegenden An träge von gemeinnützigen Genossenschaften um EK' Währung von Bangeldern weit über seinen Betrag bigguS Feuilletsn. Nie Marrnorlirbe. Sin» Hof-,schicht» voll Jean Vernarb. Nachdruck reitet»». „Zum Theil wohl", bemerkte Excellenz. „Borerst handelt es sich um Unterzeichnung des Protokolls der ehelichen Verbin dung für ds» Stqndesregister des herzoglichen Hauses. Se. Hzh»>t haben mich damit beauftragt, und ich bin nach München gefahren, weil es zweifelhaft schien ob der W«g Ew. Hoheit oo» hier direkt nach den Stammlanden führte. Allerdings lass»» die herzoglichen höchsten Herrschaften nochmals dringend erfuchen, doch di» Rundreise durch die Stammlande sogleich nach dem kurzen Aufenthalte j» München anzutreten, da man sich in H. , . . schon lange nach dem Anblicke Ihrer königlichen Hoheit sehnt," „Gut, bringen wir erst den geschäftlichen Th»il Ihres Auf trag»» in Ordnung; über den anderen Wunsch köynen wir dann noch reden. Im Allgemeinen ist es meiner Frau Gemahlin und mir gleichgjltig, ob wir zuerst die Stammlande oder die italienischen Besitzungen besuchen." „O, das wäre sehr gnädig von Ew. Hoheit, denn da könnte ja rin LiebllngSwunsch Ihrer Hoheit der Frau Herzogin erfüllt werd«». Bitte, Herr Präsident, das Protokoll!" Mit feierllcher Stimme la» hierauf der Staat-Minister da- Verehelichungs-Protokoll Vox, gegen das vom Prinzenpaar keine Einwendung erhoben wgrdtz, Dann folgt» die Unterzeichnung fettens der Herrschaften und der beiden Staatsbeamten als Zeugen. „Darf ich nun Er. Hoheit dem Herzog die freudige Nachricht mtttheilen, daß der feierlich» Einzug unseres geliebten Erb- prtnzenpaare», zagen wir in fünf Tagen, statifinden wird?" „WaS mein»» Sie, Herr Steheimrath?" fragt« der Prinz den Barem v. Eder. „ES wird zweif»lloS gut s»in, dem Rathe Sr. Excellenz zu folg»».' Der Staatsminister that, als habe «r dt» Zwischenfrage und ihr» Beantwortung nicht gehört. „Es ist erfrrulich", sagt» »r würdevoll, -haß mir m»in Auf trag durch die Gnad« Ew. -»Heck so wesentlich erleichtert wird. Ich hin überzeugt, daß auch der andere Theil meiner Mission dt» »Uliming S». Hoheit „langen wird, zumal ck» sich nur um unteraEdaÄs Ding, Hands«, deren Regelung in d»r Z»tt d«, Uh»«s«»h«tt Sw. Hoheit nothwendig geworden war." „Welche Dinge betrifft diese Regelung?" „Bitte, Herr Präsident", wandte sich der Minister an Vietz, „in Ihren Händen lag die Angelegenheit. Haben Sie die Güte, Sr. Hoheit zu referiren." „Nun ja, bitte, Excellenz", sprach der Prinz, „aber etwas rasch und ohne Umschweife . . ." „Sogleich, Hoheit", entgegnete Vietz-Vietz, „ich werde einfach das Actenstück vorlesen; es lautet: „Unter dem Vorsitze des Hofkammerpräsidenten Vietz-Vietz zu Steinwagen, Excellenz, kam ,,ur zweitinstanzlichen endgiltigen Verhandlung das Verfahren erster Instanz gegen den Jobannes Osenmann, herzoglichen Haushofmeister im Dienste Sr. Hoheit des Erbprinzen Albrecht Alexander zu H . . . ., welcher be schuldigt ist, in widerrechtlicher Weise und gegen die Pflichten seines Amtes eine geheime Korrespondenz gepflogen zu haben mit dem Baron v. Eder, derzeit in Diensten Sr. Hoheit des Erbprinzen, zu dem Zwecke, Se. Hoheit zu allerlei Maß nahmen zu veranlassen, die gegen das H . . . .sche Staats interesse gerichtet schienen. Beweis: die im Besitze des pp. Osen mann aufgefundenen Briefe des Barons von Eder, di» den Acten beiliegen. Die erste Instanz konnte zu einem Schuldigspruch nicht gelangen, zumal die in der Korrespondenz offenbar berührten Angelegenheiten Ereignisse vorbereiteten, welche nachher mit den H . . . .sehen Stacrtsinteressen in Einklang gebracht wurde.». Die Instanz d«S Hofkammergerichts bestätigt hiermit sowohl den Freispruch des Angeklagten als auch die verfügte Nmtsentlassuug deS pp. Osenmann ohne Pension, letztere insbesondere in der Erwägung, daß pp. Osenmann sich einer groben Amtsverletzung schuldig gemacht hat. Das gegen die Wohlfahrt des H . . . .schen Hauses verstoßende Verhalten des Barons v. Eder kann von dem unterzeichneten Hofkammergericht insofern einem Spruche nicht unterzogen werden, als besagter Herr nicht im H... .schen Hof- oder Staatsdienst steht, sondern nur Sr. Hoheit d,m Erb prinzen auf hockdessen Wunsch in privater Eigenschaft zu- gewiese» ist und seine Remuneration au- der Privatschatulle Sr. Hoheit empfängt. Immerhin soll Sr. Hoheit dem Herzog der Rathschlag unterbreitet werden, darauf hinzuwirken, daß Se. Hoheit der Erbprinz diesen eigenmächtigen Berather von seiner Seif» entfernt. Der ^trafsrnat «. s. iv." „Und Se. Hoheit haben diefrrhalb eine Verfügung erlassen?" fragte der Prinz mit mühsam bewahrter Ruhe. „Se. Hoheit", bemerkte der Staat-Minister, „überlassen die Entscheidung darüber völlig Ew. Hoheit; jedoch sind wir beauf tragt, dem Herrn Geheimrath Baron v. Eder zu eröffnen daß ihm auf herzoglichen Befehl der Aufenthalt in den H . . . '.schen Landen bi» auf Weitere» untersagt ist." „Auf welche Gründe stützt sich diese Verfügung?" fragte Baron v. Eder. „Es ist uns nicht Verbote», die Gründe auf Befragen an zugeben. Sie bestehen im Wesentlichen aus folgenden That- sachen: Der Herr Baron hat sich bereits in Berlin an Se. Hoheit anzuschließen verstanden und war laut Polizei-Protokoll in einer keineswegs einwandfreien und für Se. Hoheit gefähr lichen Sache als Hauptbetheiliater thätig. Der Herr Baron ver leitete Se. Hoheit zu einem längeren Aufenthalt in München, dessen Zweck Auffindung einer geheimmßvollen Dame war. Beweis: Die Korrespondenz mit Osenmann und dem ver storbenen Grafen v. Besan, Excellenz. Der Herr Baron veran laßte Se. Hoheit zum plötzlichen Verlassen des russischen Hofes und zur Anknüpfung der Verbindung mit Sr. Durchlaucht dem Fürsten Gallitschin; er brachte Se. Hoheit ferner in große Lebensgefahr. Beweis: Bericht des Hofmarschalls Grafen v. Vesan, Memorandum des Barons selbst. Aus diesen That- sachen erhellt die Eigenmächtigkeit des Barons in Verfolgung eines damals gegen die H . . . .schen Staatsinteressen ge richteten Zieles und die Verletzung geheimer, ihm von Sr. Hoheit dem Herzog persönlich ertheilier Instructionen, weshalb di» Landesverweisung deS Baron- auf unbestimmte Zeit erfolgt." „Sind Sie zu Ende, Excellenz?" fragte der Erbprinz, Reich vor innerer Erregung. „Mein Auftrag ist zu Ende, Hoheit.' „So, Herr Geheimrath v. Eder, was haben Sie in Bezug auf die Anschuldigungen und die Verfügung Sr, Hoheit deS Herzogs von H . . . . zu erwidern?" „Ich halte es unter meiner Würde, eme Verthridiaungsrede zu halten, aber ich ersuche Ew. Hoheit um di« gnädige Ent lastung aus meinem Privatdienstverhältniß; dann ist Alles aufs Beste geregelt!" „In der That, Hoheit", versetzte der Staaisminister, „der Herr Geheimrath haben das Richtige getroffen!" „Da her Herr Geheimrath es verschmäht, sich zu vertheidigen, so muß ich es thun", rief der Prinz zornig. „Alle An schuldigungen sind lächerlich! Der Baron hat mir in Berlin und in Gallitschin da» Leben gerettet, der Baron hat alle Briefe auf meinen Befehl geschrieben. Sie aber, Excellenz, scheinen wahrhaftig altersschwach geworden zu sein, daß Sie solch' albernen Beschuldigungen Ihren Namen leihen. Von dem Präsidenten nimmt mich dergleichen nicht Wunder, ihm fehlt es an dem erforderlichen EinfichtSgrad infolge mangelnder Bildung. Ich bin und bleibe dem Herrn Baron zum Dank verpflichtet; sein Sntlaffungigesuch nehme Ich nicht an. Gt», Herr Etaat»mintst«r, und Sie, Herr Präsident, können Ihren Auftrag al» erledigt ansehen und Heimreise«. Ich hoff», Gl« vor Ihrer Abreise flicht mehr zu sehen! Sir, Excellenz v. Gawindt, sagen Ihrem Herrn Schwiegersohn, daß ich ihm be hufs seiner Verehelichung unbeschränkten Urlaub ertheile." „Und wann, Hoheit, darf man »n H , . . . Ihrer Ankunft entgegensehen?" „Sobald die Landesverweisung gegen den Herrn Geheimrath aufgehoben ist. Ich danke, meine Herren, zu verabschieden brauchen Sie sich nicht. Darf ich Ew. königlichen Hoheit heg Arm bieten? Kommen Sie, lieber Baron, ich habe mit Ihnen noch zu red«»!" Stolz verließ der Erbprinz den Salon, die H . . . -schen Beamten in sehr gedrückter Stimmung zurücklassend. Dem Erbprinzen, der sich auf den Münchener Aufenthalt so sehr gefreut, war durch djefen unerwarteten Vorgang jede» Vergnügen verdorben; besonders peinlich war es ihm, daß Verowna Zeuge geworden, wie man es wagte, ihn zu bevor munden. Sie äußerte zwar kein Urtheil, aber der Prinz wünschte ihre Ansicht zu hören, die freilich so extrem ausfiel, daß er darüber lächeln mußte. Es war auch gut, daß die Ex celleyzen die Meinung der hohen Frau nicht hörten, sie hätten sich gewiß über daS ihnen gewünschte Schicksal entsetzt. Sie wunderte sich sehr, daß ihr Gemahl sich da- von diesen Beamten bieten lassen mußte, was ihr Oheim von keinem seiner Diener geduldet hätte, und war erstaunt, daß er die anmaßenden Kahlköpfe nicht sofort empfindlich gezüchtigt habe. Bei der Näheren Erklärung der Verhältnisse, die der Prinz folgen ließ, ging ihr freilich ein Licht auf Uber den großen Unterschied zwischen der westlichen Kultur und dem. Was man in Rußland in solchen Fällen für recht und billig hält. Verowna schloß sich dem Ersuchen ihres Gemahls an, daß von Eber von der gewünscht«,: Entlassung Abstand nehm«; er sagt« seine Dienste für die Dauer ve- Münchner Aufentbalt«- zu, bestand aber trotz längerer Unterredung darauf, den Dienst des Prinzen zu verlassen. „Es mnß Ruhe und Frieden werden", sagte er- „Ewig können Ew. Hoheit nicht in Latare oder Frazzilo residiren. Ist erst meine Person außer dem Spiele, wird die allseitige Versöhnung nicht qu»bltib»n." „Sie haben gehört, was ich gesagt habe, ich werde e- halte«, und fällten Jachr, vergehen, ehe ich H... . wieversehe." (Forts«tzung fol-tJ
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