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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.10.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19021025026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902102502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902102502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-10
- Tag1902-10-25
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Dieser Vlatt wird de« vesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit- ai- Abend-2l ns gerve zugestcllt, während cS die Posl-Aboiniciilril cm» Morgen ,n einer ÄesnmmtcluLgnlie erhallen. Verugzgedijhr: Ivriicke »leä^n und ^ iuu>«naiiiitf^ M-nuiNivie werde» nickt ouldeioabu, L,l»,ramm.Adr,Ile: «»chiichiei, Lrr»de» KegvrrnSel L8LÜ Verlag von KiepsNi L Reieiiardt. ^ureigen-tarif. kiuueinne von Ankundiounee» l Nackmnniss s Mir Sonn- und Nrirriagc- nur Maneulnakc os vun > > bis >'-> Udr T >e l Ipallige Grund i.rile <cu. s Eiibeui Lv Pia, An iundninngkn uni der PrwlNtcNe Zelte Pia : dieoioaiiiaeZcite ato „V»> ne'lmdt oder an! Terlielie '„o P>a In Nummern uack Sonn- und lleier laue» I de» Lipolnae Grund,eileu Lv, ->v de» ca und so Pia nuck de londerem Larü. Auswärtige Au> Iiaae nur aeaeu Lorausdemblnng. türlegblalier iverdcn »»I 10 Pt», berccknel. fteruivreckanicklui!: «MI I Nr u unc, Nr. 2000. luedvLrvll. öi'orrsl'W jliirnslil lmli spsi'ts!' üslilisitsli in üglitretisn u. sug IiiMlsil. rl!M rollüs simsi'lll'üslitlleli billig« fpsisk ! 6. II. llk88« liclis., SillUI»,I »«,»«ltin>«te»« slIOll leilsiMSiW-Hecsil-llsielM Kll)» ' Nenestc Diahlbcrichte. Hvsiiachlichlcn. Stadtveroidiietensitzniig, Aibciisftockungcn, GerichlS- E»»* . verliandlungk» Eonceu Albert Fuchs. Sportnachrichten. ZoinialienS, 24. Oktober 1902. Neueste Drahtirielduugen vom 24. Oktober. Berlin. sPriv-Telj Tie ReichstagSkom Mission für den Gesetzentwurf betressend die Kinderarbeit in ge werblichen Betrieben nahm heute »ach der Vorlage die Bestimmung an. oaß als Kinder »n Sinne dieses Gesetzes Knaben und Mädchen unter 13 Jahren, svivie solche Knaben und Mäd chen über 13 Jahren, die noch zum Besuche der Volksschule verpslichtet sind, zu gelten haben, an. Seitens der Sozialdemo kraten war beantragt, das, nur Knaben und Mädchen unter 14 Jahren als solche Kinder zu gelte» haben. Der Antrag wurde mit 7 gegen 7 Stimmen avgelehnk, Die Bestimmung, welche Kinder als eigene Kinder im Sinne des Gesetzes zu gellen haben, erfuhr insofern eine Abänderung, als gestrichen ivurde, das; Kinder, die Demienigen. der sie beschönigt, zur gesetzlichen Zwangs- erziehung überwiesen sind, sofern sie zum HauSjtandc Desjenigen ge- Horen, der sie beschäftigt, als eigene Kinder angesehen werden sollen. — Wcitcrberathung Dienstag. Wildpark. Der Kaiser reifte mit dem Kronprinzen um 2 Uhr nach Blankenburg >m Harz ab. Wildpark. Prinz AdaIbert reiste 1 Uhr Mittags von der Wildparkstation nach Kiel ab. Essen sRuhr>, Wie die „Rhein.-Wests. Ztg," aus Ober- Hausen meldet, wurde dort durch den Einsturz einer Mauer an einem Neubau der Besitzer des Hauses schwer, drei Hand langer leicht verletzt. Ruhrort. Gegenüber der Meldung eines Blattes von Unterschlagungen bei den Rheinische» Stahlwerken wird seitens des betheiliglen Werkes mitgetheiil, daß von zwei Lokn- bcamten Unterschlagungen aus Grund von Fälschungen der Lohn listen gemacht wurden, deren Hohe »och nicht feststem. Tic Ver- luste Werden voraussichtlich größtentheils durch Beschlagnahme von Sparkassenbüchern gedeckt. Es handelt sich nicht um be deutende Summen. Düsseldorf. Ter heute gezogene Hauptgewinn der Düsseldorfer AnsstcllungSlotteric siel aus Nummer 1066 SSO. Wien. Das Abgeordnetenhaus nahm den Antrag des Mibbilligungs-Ausschusses, dem Abgeordneten Berger die Miß- btlligung des Hauses auszusprcchen, an und setzte sodann die Verhandlung der Drinalichkcitsanträge fort. Baris. In Parlamentarischen Kreisen wird lebhaft die Thatsachc erörtert, daß sich der Jusliziiiinislcr, der Handels- und der Ackerbauminisier zum Finanzmlnisler begeben haben, um ihm mitzutheilen, daß sein Entwurf aus Einschränkung der Privilegien der bäuerlichen Branntweinbrennereien in ihren Wahlbezirken große Verstimmung hervoraerufen habe. Rouvier erklärte, er müsse seinen Gesetzentwurf ausrecht erhalten, so lange man ihin nicht eine andere Einnahmequelle biete, »m das Gleich- gewicht im Budget herzustellcn. Von nationalistischer Seite wird behauptet, dieser Schritt beweise, daß zwischen dem Ministern ernste Meinungsverschiedenheiten herrsche». Paris. Dem Wunsche der Kammer entsprechend, wird der Ministerpräsident morgen in Verhandlungen mit den Ver tretern der Gruben gejellschaften und der Arbeiter treten. Ein Telegramm aus Dünkirchen bestätigt die Nachricht, daß der Ausstand zu Ende ist. In dem Telegramm beißt es weiter, die Telegirtcn des Grubenarbciterver- bandeS hätten dem Präfekten des Tepartements Nord erklärt, daß sie jede Verantwortung für die Gewalttdäligkciten ablehnten, die stattsanden. In der Kammersitznng hatte der Ministerpräsident erklärt, er habe keine Kcnntniß davon, daß der Belagerungszustand über Dünkirchen verhängt sei. Dünkirchen. Einige Hafenarbeiter haben heute Vor mittag die Arbeit ausgenommen, aber ans Drängen der Gruben arbeiter wieder eingestellt. Sie verlangen, dah 5 Personen, die während der gestrigen Kundgebungen verhaftet wurden, aus der Haft entlassen werden. Mittags traten die Arbeiter zu einer Ver sammlung zusammen, um über die Frage zu beschließen, ob der AuSstand fortgesetzt oder eingestellt werden soll. Dünkirchen. Gegenüber der Meldung des ^Temps" wird iestaestellt, daß der Belagerungszustand nicht verhängt ist. Der hierher beorderte General hält sich ständig im Rathhause auf. Die Truppentransporte auf dem Seewege ein. London. Tic „TuncS" melden aus Peking: Weil zwischen der Großen Mauer und dem Liausluß Räubereien herrschten, bittet Ehina die russische Gesandtschaft um die Erlaubniß, 1000 ausgcbildcte Truppen in die erregten Bezirke entsenden zu dürsen. Tie Gesandtschast erwiderte, sie müsse die Angelegenheit nach Port Arthur berichten. Sofia. Prozeß wegen Ermordung Stambulow's. Michael Stavrew ge». Halju wurde nach dem einstimmigen Wahr- sxruch der Geschworenen wegen Mordes zum Tode durch den «trang verurtheilt. Sofia. Es verlautet, die bulgarische Regierung habe an die ! Großmächte eine Note gerichtet, in der sic die türkischen An- l schuldigungcn, daß sic die makedonische Bewegung unter, stütze, abweist, dann aber die Aufmerksamkeit der Mächte aus die bedrohliche Lage in Makedonien lenkt und um Reformen im Sinne der bulgarischen Anträge bittet: anderenfalls sei sic nicht in der Lage, die Bewegung in Bulgarien zu Gunsten der Maccdonicr zurückzuhalten. New York. Eine Depesche aus La Victoria besagt, Prä siden t E a st r o habe am verflossenen Mittwoch die Aufständischen ui der Nähe von San Mateo angegriffen und hoffe sic einschlicßen zu können. Der Bruder des Präsiden','» Earmclo habe in der Schlacht bei La Victoria ein Bein verloren. QertiikheS und LnchsischeS. Dresden. 24. Oktober. —* Ce. Mascstät der König kam heute Vormittag von Hosterwitz in s Rcsidenzichloß zur Erledigung von Rcgierungs- arichäftcn. hörte die Vorträge der Heue» Slaatsminifter, der TepartementschesS der- König! Hofstaate» und deS Königl. KabinctsiekretärS und nahm militärische Meldungen entgegen. Um 1 Uhr bezw. I V« Uhr ertheilte er dem Ocstcrreichnch-Ungarnchen Gesandten Grafen v. Elan, und Aldringen und dem Grvß- brita,»rochen Ministcrrcndentcn Viscount Gongh zur Entgegen »ahme der neuen Beglaubigungsschreiben Audienz. Nachmittags kehrte der König nach Hosterwitz zurück. —* Am 5. November wird Se. Majestät der König, wie bereits gemeldet, der Universität Leipzig zum ersten Male als Rector Maanisiccntissimus einen Besuch abslatte» und dabei mit all' dem Glanze empsangen werden, mit dem die Universität ihr fürstliches Oberhaupt in einem solchen Falle zu begrüßen pflegt. Der König wird Punkt 2 Uhr vor dem Augusteum Vorfahren, voraussichtlich durch einen Eorlöge von berittenen Chargirtcn aus dem Königl, Palais abgcholt. In der großen Wandelhalle wird der gcsammte Lehrkörper Aufstellung nehmen, mit ihm die Fahnen der Universität und ver Fakultäten, im wcilcren Kreise werden sich dann die Chargiricn der Korporationen mit deren Fahnen grnppiren, dahinter die Studentenschaft. Rach der feierlichen Be grüßung in der Wandelhalle wird Sc. Maiestät die Vorlesung ves Herrn Geb. Raths Prof. Tr. Wach und später die Vorlcinng des Herrn Geh. Raths Prof. Dr. Wundt besuchen. — Abends halb 9 Uhr findet der Jackeizug der Studirendcn zur Huldigung Sr. Majestät statt. —* Am 19. d. M. feierte der am I. Juli in den Ruhestand getretene langjäbrige verdienstvolle Präsident des Königl. Säch sischen Landcs-Mcdizinalkoflegiums, Herr Geheimer Rath Tr. Günther, mit seiner Gattin die goldene Hochzeit. —* Das Ulanen-Regiment Hcnnigs v. Trcfscnfeld sAltmärkiiches) Nr. 16 wird fortan den Namcnszug seines Chefs, Sr. Majestät des Königs von Sachsen, aus de» Epaulcttcs, Achselstücken und Schulterklappen tragen. —* Im weiteren Verlause der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten kam eine Eingabe der Handlungsgehilfen und -Gehilfinnen Tcuischlands und der Handels-Transport- und Verkehrsarbefter zur Kenntnißnahme des Kollegiums, welche die völlige Tiirchfflbruiia der Sonntagsruhe zum Gegenstand batte. Vice-Vorst. Dr. Haeckel meint, es sei nach den heftigen Kämpfen, die es schon in dieser Angelegenheit gegeben habe, »ntlug, nach l>/, Jahren bereits wieder mit Abänderungs- man schon habe und er bestückte, daß ein zu straff gespannte: Bogen gerade das Gegentheil deS Gewmnchteii zur Folge habe» lönne. Gabe ma» hier wieder »ach, so werde bald lei» Halle» mebr lein. Kolleg»»» beschloß, die Petition ans sich beruhen zu lassen — Einem schreiben des Rathes, bcir den Anschluß an das ooni Rathe an das Königl. Mimfteinim des Innern gerichtete Gesuch um Dispensation von der Vorschrift in ß5 des Onsgesetzes zur Durchftiyrnng der Schlachtvieh und Fleischbeschau von, 12 Juni IttOO, wurde beigetrelen. Hierbei wies St,-V -Vice-Vor» Dr. Haeckel aus einen auch von uns bereits crwäbntc» Vortrag deS Geh. Hnftalhs Kirchner über die Steigeiung der Fl e i i ch preise hin. der darin gipfelt, daß ein baldiges Hernntergehe» der Prelle teinöm Zweifel unterliege. — Von einem Schreiben des Dresdner Spur- und Banvercins. mittelst dessen er das Kolle ginin zu den, am 27 Oktober Abends 8>/r Uhr ft» Geftll'chaftssaale der Gcbr. Pftind, Prießnitzstraße 10, statlsiiiveiidcn Vertrage dcS Herrn LandqcrichtsdirektvrS Dr Becker über die grincinnützigc» Baugenvssenichaften und die Hansbesitzci-Vcrcine einlädt, näbin Kollegium Kcniilniß. St-V Hartwig widerwricht bei dieser Gelegenheit, einer Behauptung des Herrn Landgerichtsdirektors Becker, daß in Dresden IMF Wohnungen polizeiwidrig seien, wäh rend man doch höchstens meinen könne, daß nach Einsührnng des »encn LrtsgesetzeS eine solche Anzahl von Wohnungen den Be stimmungen vielleicht nicht enttprechcn wurden Wie der Herr Land gerichtsdirclior dicie Behauptung rechtfertige» wolle, wisse er nicht, icdenfalls ici es eine Entstellung der Verhältnisse, diele Wohnungen jetzt schon als polgenvidrig z» bezeichnen. Uebrigens würde er der Versaniinlniig gern beiwohnen, wenn sie nicht gerade, wie dies wnndeibarer Weite aiich bei dem letzten Vorträge der Fall gewesen sei, ans einen Montag gelegt wäre, wo ia bekanntlich Ausichußsitznng sei. — Ein weiterer Punkl der Tagesordnung betrat die Errichtung einer Trinlcranstalt in dem zum Ritteigute Klingenbcrg gehörigen vormals Kästncr'ichen Gute. Tie Stadtverordneten erklären sich mit derselben einverstanden und genehmigen einen Betrag von 23 000 Mark für bauliche Verändcr- unqen, Nenherslcllungen, Bekleidung und Beköstigung der Anftaltspslegtinge und Anstellung von Pflegepersonal, bedingen sich ab.r liier;» ans. „daß die Auftiabme in die Anstalt durch dos Krankenvflegamt nach vorheriger Begutachtung durch den Oberarzt des Stadt Irrenkonies ;» erfolgen und daß der Begutachtung i» der Regel eine Beobachtung und nach Befinden Behandlung Im «ladt-Irrenhause voiaiiSziigehcn hat". Die Pflegelofteniätw werden aut 1.80 Mark für Pnvaiverpflcgtc und auf 1,40 Mark für die aut Kosten der Armenkasse Verpflegten für den Tag und Kopf festgesetzt. Gleichzeitig wurde beschlossen, den Rath zu ersuchen, fest stellen zu lassen, welchen Berussklassen die im Jahre IStL in die ftädtllchcn .Krankenanstalten aiisgenommencn Alkoholkrankcn an gehören und in welchem Maße und Verhältnisse die einzelnen Beiufsklnssen an der Geinmmtzahl betheiligt sind. Hierzu entspann sich eine kurze Debatte, welche von Herrn St-Ä, Hartwig mit einer dekailluten Darlegung der Gründe und Ursachen, die zur Errichtung dieser Trinker-Heilanstalt gefübrt haben, cingeleitet wurde. St -V> Hartwig knüpfte an seine Ausführungen die Bemerkung, daß man gewisierniaßen eine Entschuldigung fürd'e Trinker schaffe, wenn man sagt, die Trunksucht sei eme Krankheit, während sie doch lediglich nur ein Mangel an Selbstbeherrschung sei. St.°V. Angerinann bezeichncte die Unterbringung von Trunksüchtigen in einer Anstalt als wirkungslos, so lange der Grund dazu i» unglücklichen Familien- oder mißlichen Geld- und Erwcrbsverhäli nissen liege. Hier werde auch die Anstalt den Trunksüchtigen nicht bessern, vielmehr werde er, in dos alte Elend zurnckgekehrl, wieder zu dem alten Laster greisen — »m sich Vergessen zu trinken. St.-A Plötner will die Trunksiichl nicht allein dadurch bckämpn wissen, daß man die Verkaufszeiten der alkoholischen Getränke de schränkt, er sucht Besserung auf einem anderen Gebiete: in gute» Beispielen von oben, insbesondere bei der akademischen Jligend, und regt an, schon in den Schulen aus die verderblichen Wir! ungcn des Alkohols hinzuwcisen. St.-B. Flockcmann sübrt aus, daß die Trunksucht keine Krankheit, wohl ober eine Leider unsere Bierlokale und Schnapsdestillcn an, 16- bis llOsährige i»»c>c Kunst und Wissenschaft. 's* Auf «ine Anfrage bei der Generaldirektion der Hoftheater wird unk mitgetheilt, daß sich neueren Nachrichten zufolge Herr Hofopernsonger Anthcs zum Kuraebrauche bei seiner Mutter in Homburg v. d. H. aushalle. — Also i» der Sächsischen Schweiz ist er demnach doch nicht gewesen. Werden die neueren Nachrichten über seinen Aufenthalt nickt wieder „überholt", so bleibt es freilich doch merkwürdig, wie olle die Gerüchte von seiner Abreise nach Ämer'ka entstanden sind. — In der „N. Fr. Pr." liest man: „Von einer Anthcs befreundeten Seite wird die Bc- bauptuno verbreitet, Anthcs habe, seitdem er in „Rheinaold" den Anfall von Genickstarre gehabt, an einer besonderen Platz- siirckt gelitten, das beißt, er bildete sich ein, wenn er je die Stelletll. wo ihn dieses Unglück betroffen, wieder betrete, würde er in gleicher Weise erkranken. Deshalb habe er auch sofort nach jenem Abend den Entschluß gefaßt, seine Entlassung zu nehmen, und habe Alles aus dem Ovcrnhause abholen lassen, was chm an Garderobe u!w. gehörte. Ueberhaupt sei er von so hochgradiger Nervosität gewesen, daß er seitdem keinen Menschen vom Theater, einen einzigen Kollegen ausgenommen, in seiner Wohnung zu Blasewitz wieder Useyen habe. In Wahrheit soll cs sich bei dem kontraktbrüchigen Künstler um hochgradigen Künstlerneid handeln, den in ihm die Erfolge des neu engagirten Tenoristen Burrian Li. I.. »Ml«. K,.n.- UM,«.. Musik, Albert FuckzS, bot in seinem im Vcreinshause veranstalteten Concert eine Reihe der schönsten Vokal- und Jnstrumentalwerke alter Meister, von denen Gregorio Allegri's Llisersro als Hauptstück des Programms bervortrat, eine der größten Schöpfungen, die wir nach Palestrina besitzen. Von keuscher Schönheit, Hoheit und Reinheit de» Palestrina scheu Geistes durch- strömt, empfinden wir trotzdem in diesem Lkisvrerv den Flügel- schlag einer veränderten Auffassung: aus den schärfer hervor- tretenden Dissonanzen, den herberen Vorhalten spricht der jüngere Meister zu uns, dessen Wirken einer Zeit anaebört, wo sich bas cin-Ane Glied auS der Allgemeinheit Hur Selbstständigkeit empor- arbeitet: an unser lauschendes Ohr tönt nicht mehr die allgemeine, objektive GotteSanschauung, der große, religiöse Gedanke der Menschheit, sondern daS subjektive Empfinden einer zwar immer reinen und Koheitsvollcn, aber dabei leidenschaftlich tief beweg ten Künstlcrsecle, Für die Nachwelt hat sich Alleari's Ruhm speziell in diesem Llisorero konzcntrirt, cs ist eine Art Weltwunder geworden, und wird als solches noch heute angestaunt. Nach der ersten Aufführung war der Papst von dem Zauber dieser Ton- Wogen derart hingerissen und begeistert, daß er unter Androhung sofortiger Exkommunikation verbot, Abschriften von dem Werke zu machen. Durch Mozart, der es nach einmaligem Hören in Rom aus dem Gedächtnis; nicdcrschrieb, soll es weiteren Kreisen zugänglich gemacht worden sein. Äon jener Zeit an, wo es zum ersten Male in der päpstlichen Kapelle gehört wurde, bis in unsere Tage hinein, sind Jahr^ür Jahr an jedem Charfteitag die Melodien dieses Llisvrero durch San Pietro s Hallen gcsluthct. Tann ruhte cs wieder ein ganzes Jahr lang. — Ter Stil dieses Werkes repräscntirt eine spezielle Schöpfung des Kollegs der päpstlichen Kapelle, es bat sich im Laufe der Zeit einen eigenen Kanon, h Allegri's in der Art . . ^ ^ . thcils in der Art des durchgearbciteten Lliservro. So hören wir in solchen. Vortrage in sinnreicher Verkettung das ausdrucksvoll deklamirte kalk-, tzorckoni, und herrlich voll gelungen die flüssigen, polyphonen Stellen mit ihren ausgeprägten melodischen Motiven und Imita tionen. Diese unvergleichliche Kunst der Auffassung und des Vor trags von Stilkünstlcrn ist von einem Laicnchor selbstverständlich nicht zu verlangen, noch zu erwarten, und wenn ein solcher »ns von dem Werke nur eine annähernd gute »nd stilcchle Wieder gabe zu bieten im Stande ist, bedeutet dies schon eine nicht ge wöhnliche Leistung. Herrn Albert Fuchs, der Robert Schu mann schen Singakademie und dem Dresdner » oapvIIa-Damcn-Ouartett sFrl. Dietel^Frau Gochrisch. Medesind, Frl. Gcrsdorvh und Frau Frejtag-Winklers gebührt daS Verdienst, das Werk würdig, seiner hoheitsvollcn Schönheit entsprechend. auSacführt und damit eine tiefe, nachhaltige Wirk ung erzielt zu haben. Vor Allem wurde es tadellos rein in der Intonation, stilvoll im Ton und Charakter des Bußgcsanges dcklamtrt, flüssig in der Stimmführung und intelligent im Vor trage gesungen. Außerordentlich viel spricht für die Ausführung einer solchen eminent eigenartigen Schöpfung der Ort der Aus führung mit. Llede profan« Aeußenichkeit muß hier störend wirken. Die Sixtinische Kapelle, wo Michel Angelo's Sybille» und Propheten yerabvlickcn. ist die richtige Stelle, nicht der Concertsaal mit dem Drum und Tran der abgeschmackten All täglichkeit. ^ Nächst diesem großartigen Kirchenstück sang die Roben Schumaiin'ichc Singakademie vorzüglich Mozart's „Bva v.-em» »orpu»" und zwei n enzmIIn-Ehore: „Dir, Jehova, will ick singen" von Ccb. Bach und „Ivo Hlnrin" vo» Arcadelt Auch hierin zeigte sich der Chor und sein feinsinniger Führer aus der Höhe nicht gewöhnlicher Leistungsfähigkeit. Die gleiche Anerkenn »ng darf ein Dopvclqiiartctt der Robert Schumann scheu Sing akademie beanspruche» für den überaus sorgfältigen Vortrag zweier Tanzlieder: „Feinslicb. Du hast mich »'sangen" lHaslerj und „Villuiiolla alln ^analitann" lDonatif. An Gesangsstücke» sprachen ferner drei für Sopran mit begleitendem Klavier, nach den in der Königl. Bibliothek zu Dresden befindlichen Manuskripte» bearbeitet und hcransgegeben von Albert Fuchs, an: Gesänge von Perti, Mancini und Porpora, die von Frl. Catarina Hill er, einer angehenden, mit sympathischer Stimme begabten jungen Sängerin, geschmackvoll vorgclragen wurden. Ms Kuriosität war ein Werk dall'Abaco's in das Programm ausgenommen worden, eine Kammersonatc sSuitef in O-irmIl, für 2 Violinen, Violoncello »nd Cembalo lKielflügelj, bearbeitet von Dr. Th. Riemann, vorgetragen von Herrn Concertmeistcr Max Lewinger, Herrn Kammermusiker Warwas. Herren F- vo» Lilicncron, Blumcr »nd Fuchs. Erkennt man aus dem Werke heraus auch einen Meister seiner Zeit, fo kann es für das moderne Ohr doch höchstens ein mir mnsikhistorischcs Interesse bieten. Noch weniger bekagte und mutbctc der Klang des alten Kic!- slügels an. In kluger Erwägung, daß man in dem großen Saale, und bei der Kraft der Tongebung unserer modernen Geiger, von dem alten Kiclflüael kaum etwas Bemerkenswerthes hören würde, hatte man aus dem Besitze Sr. Majestät des Königs zwei solcher alten Instrumente entliehen, eins von Silbermann, dos andere von Gnisti in Lucca gefertigt, Aber auch diese beiden Instrumente, von den Herren Fuchs und Blumcr durchaus im Charakter behandelt, vermochten kaum eine andere Wirkung zu erzielen, als vielleicht die einer ollen, im Ton und Klang schon etwas verblühten Zither, Ganz anders der Eindruck einer I-ckur-Sonate für Violine mit begleiter^ni no« Meisten
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