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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 17.05.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020517020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902051702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902051702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-05
- Tag1902-05-17
- Monat1902-05
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A» tüiidlannaell aul derVlivatleit« Zeit« r» Pia.: di: rlvalliae Zeile als ..ikiiigriandl' oder aus Lcrilcil« Lv Pia. An Numvicrn »a<t> Sonn und geler- laae» r des. rivalnae ü-cundzeile» sc,. « de,, so und so P>a. »acki drionderem Toris. Auewärttae Aullraae nur aege» Vorauobc»adluua. Belcablättcr iverdcu mit io Ps,. berechnet. « vl «ist a LS SL utim «ai vinlit,,, 8zismöni5-^vol!ieke. AUMTWL tiorck' L<'rl!kiatrr8k»r. rm^pnokm 8ei,moek<»n6. 8lelwr unä nn-rmNrt. ^ ^ »Dl ksdilll feiim l.eüei'msl'ei - ^,-11««»»«»,«««« to LI u»,« ,«,,»«:>,n,«,«« I. Isdmiilir- eiill liim-IMmum. ftullll Nalv4 leiliMEiiHiiiilsl-llercliM M. 135. rplenel: Neueste Diahtberichte. Stadtveroidiirte„sitzu»g. Militärgericht. „Hamlet", »Professor Hellmers". Dresdner Schanlpicl-Enscmble in Berlin. I Sotrillllieno. 17. Mai 1W2. Neueste Draljtirreldirugeu vom 16. Mai. Wiesbaden. Ter Kaiser unternahm heute früh einen Spazierritt. Um 10 Uhr Vormittags stattete er dem König von Schweden im„Naflauer Hos" e„»e» Besuch ab. Mittags speiste er beim Oberleutnant a. D. Freitag. Wiesbaden. Der Kalser richtete an den Präsidenten Rooseoelt in englischer Sprache nachjleyendes Telegramm: Wies baden. An den Präsidenten der Bereinigten Staaten von Amerika. Washington. Ich stehe noch unter dem tiefen Eindruck, den der glänzende und herrliche Empfang meines Bruders, des Prinzen Heinrich, durch die Bürger der Bereinigten Staaten von Amerika auf Mich gemacht hat. In de» Reden, mit denen er begrübt wurde, wird wiederholt der Thatsachc Erwähnung gethan, dag Mein Ahn Friedrich der Grobe gegenüber verjüngen Republik zur Zeit ihrer Entstehung immer eine freundliche Haltung bewahrt habe, indem er dadurch den Grundstein der freundlichen Bezieh ungen legte, die stets zwischen unseren beiden Ländern bestanden baden. Dem Mir von dem groben König gegebenen Beispiel will Ich folgen. Ich möchte die Erinnerung an den Besuch des Prinzen Heinrich wach erhalten durch eine Gabe an das amerikanische Volk, die Ich Sie bitte, in seinem Name» annehmen zu wollen. Ich beabsichtige, den Vereinigten Staaten eine Bronzestatue Fried- nchs des Grohen zum Geschenk zu machen, die in Washington aus einem Platze zu errichten wäre, den Sie freundlichst aus wählen wollen. Möge diese Gabe angesehen werden als ein dauerndes Zeichen der innigen Beziehungen, die zwischen unseren beiden groben Nationen mit Erfolg gepflegt und entwickelt werden, lgez.s Wilhelm I. k" — Auf dieses Telegramm antwortete Prä- sident Rooseoelt mit einein Telegramm in deutscher Sprache, welches lautet:„Jch bin tief empsänglich für Ihr großartiges und freundliches Anerbieten. Ich danke Ihnen herzlich dafür im Name» der Vereinigten Staaten und werde es sogleich dem Kongreß vorlegen. Gewiß wird cs unserem Volke das gröbte Vergnügen bereiten, aus Ihren Händen eine Statue des berühmten Herrschers und Soldaten, eines der größten Männer aller Zeiten. Friedrichs des Großen, zu erhalten. Eine besondere Angeinessenheit liegt darin, daß seine Statue hier in der Stadt Washington, der Hauptstadt der Republik, auf deren Geburt er mit so freundlichem Interesse schaute, errichtet werden soll. Für dielen neuen Beweis Ihrer freundlichen Gesinnung für unser Land danke ich Ihnen in dessen Namen. Die Gabe wird hier sicherlich angesehen werden als ein erneutes Zeichen der Freundschaft zwischen beiden Nationen; wir hoffen und glauben fest, daß diese Freundschaft in kommenden Jahren noch stärker »nd fester werden wird. Es ist ein Zeichen für die Wohlfahrt des ganzen Menschengeschlechts, daß am Be ginn dieses Jahrhunderts das amerikanische und das deutsche Volk in dem Sinne herzlicher Freundschaft zusammenarbeitcn. lGez.s Th. Rooseoelt." Frankfurt <Mains. In Gegenwart des Kaisers wurde am 14. Mai an der Porta Decumana der Saalburg über dem Standbilde deS Antonius V'us folgende Inschrift enthüllt, die in alter Technik in Buchstaben aus Bronzeblech dort ange bracht ist: „Ouillainus 8m-unckus. brickorioi Dortii kiliun, t'-uillcmi Hlngni na,io», anno rogni ckaoarnquarlo, in mamo- riain vt lionoram »aroirtum vnstollum lirnitrs romani 9aal- bursronse rostituik." München. Die Kammer der Abgeordneten nahm einstimmig die von dem Ausschuß vorgeschlagene Resolution auf Aender- ung des Landtagswahlgesetzcs an. Speyer. Gestern Abend erfaßte der Germersheimer Per sonenzug am Bahnübergänge der Schützcnstraße einen Hoch zeitswagen mit 8 Insassen. 4 wurden sofort getödtet, eine fünfte ist im Lause der Nacht gestorben. Das Brautpaar ist zwar gerettet, doch wurde der Bräutigam am Fuße verletzt, und die Braut ist anscheinend wahnsinnig geworden. Ter Kutscher und die Pferde sind leicht verletzt. Paris. Einige Blätter melden, der Aufenthalt des Ehepaars Humbert sei bekannt, und die Verhaftung stehe bevor. Abend im Königlichen Palais cm Festmahl statt, an dem die Königliche Familie, die Würdenträger und der Minister des Aeußeren theilnohmcn. Bilbao. Der hiesige Gemeinderath, der in der Mehrzahl aus Republikanern und Aulonomisten besteht, versagte dem Bürgermeister die Ermächtigung, die Stadt Btlbao bei den Fest lichkeiten i» Madrid zu vertrete». Merida iSoaniens. Das hiesige Gymnasialgebäude stürzte ein. Zahlreiche Schüler wurden unter den Trümmern begrabe». Der Direktor und 5 Schüler wurden getödtet. New York. Die Minenarbeiter in tzazleton beschlossen, den Ausstand sortziisetze». Hongkong. Die chinesischen Behörden in Swatow ver> suchten, eine neue Steuer auf alle Ein- und Ausfuhrartikel zu legen. Der Vicelönig von Eantvn soll durch diese Steucr- erträae in den Stand gesetzt werden, die Kriegsentschädigung zu bezahlen. Klerksdorp. Steijn wird mit seinem Sekretär aus der Reise nach Vcreemging morgen hier erwartet. Lcrtlicheö und Sächsisches. Dresden, 16. Mai. —* Staatsanwalt Traut in Leipzig, der in dem Prozeß der Leipziger Bank die Anklage gegen die Aussichtsrathsmitglieder der Leipziger Bank vertreten sollte, ist an Blinddarmentzündung gestorben. In Folge dieses Todesfalles wird die Verhandlung nicht vertagt, da bei Erkrankung des Staatsanwalts Traut Staats anivalt Kunz mit der Ausführung der Anklage gegen die Auf sichtsrachsmitaliedcr beauftragt worden ist. —* Die Finanzdeputation ^ der Zweiten Kammer be antragt zu Kap. 79, Tit. 23 und 24 des ordentlichen Etats, Ent schädigung an Gemeinden für Uebernahme fiskalischer Pflaster- und Straßen st recken in eigene Unterhaltung und planmäßige Fortsetzung der Elbst rv mk orrekti on sb aut e» , die Ein stellungen in Tit 23 und 24 in den außerordcntlichenEtat zu verweisen und demgemäß im außerordentlichen Etat unter Tit. 19a 600 000 Mk. zur Entschädigung an Gemeinden für Uebernahme fiskalischer Pflaster- und Straßenslrecken in eigene Unterhaltung zu bewilligen, sowie im außerordentlichen Etat unter Tit. 19d 400000 Mk. zur planmäßigen Fortsetzung der Elbsirom- korrektionsbautcn nach Abzug der Beiträge von Interessenten zu bewilligen. —* In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten nahm man zunächst Kenntniß von einem Schreiben des Raches, in welchem er mittheilt, daß er beschlossen habe, die Beschluß fassung auf die Anträge der Stadtverordneten, welche die Aus stattung der Straßenbahnwagen mit Schutzvorrichtungen »nd Winden betreffen, auszusctzen und zunächst im Vereine mit den beiden Straßenbahn-Gesellschaften ein Preisausschreiben zur Er langung von Schutzvorrichtungen im Straßenbahnbetriebe zu er lasse» und zur Benrtheilung der hierauf eingehenden Entwürfe ein aus drei Ralhsmitgliedcrn und drei Stadtverordneten, sowie einigen Sachverständigen bestehendes Preisrichter-Kollegium ein- znsetzen. Stadlverordiicten-Vorslcher Dr. Stöckel schlägt vor, dem Beschlüsse des Ralhes bcizutreten. Dem ent gegen ist St.-Ä. Hartwig. Er sei nicht dafür, dies so kurzer Hand zu thun. sondern beantragte, daS Schreiben des Rothes zur Berathung an die mit der Betriebsord nung für die Straßenbahnen betraute» Ausschüsse zu verweisen. Es handle sich hier um etiva 25- bis 50000 Mk. Der Beschluß der Stadtverordneten, die Straßenbahnwagen mit Winden zum augenblicklichen Ausheben zu versehen, sei unter dem Eindruck jenes schrecklichen Unglücks im Februar gefaßt worden, bei welchem man nicht einmal im Stande gewesen sei, dem bedaucrnswerthen Opfer der Katastrophe Befreiung von seinen Ovalen zu bringen, weil die Hilfsmittel zur Aushebung des Wagens nicht vorhanden ge wesen seien, und jetzt wolle man erst ein langes Preisausschreiben loslassen? Was ein Bauernknecht auf dem Dorfe mit seiner Winde zu Stande bringe, das werde wohl auch ohne Preisaus- Gefahr für das Publikum so schnell als möglich steuern; schon im Interesse der Menschlichkeit bitte er um Annahme seines An trages. Der Antrag wird indessen vom Kollegium abgclchnt und dem Vorschläge des Herrn Vorstehers gegen eine Stimme entsprochen. Von einem weitere» Schreiben des Ralhes, in wcl- chcm er miltheilt, daß er dem Beschlüsse der Stadlvcrordnclen ent sprechend beschlossen habe, die Arbeiten lür den Erweiterungsbau der Ausstellungshalle nicht a» Gencralnnternchmer, sondern in kleinen Loosen wie bisher zu vergebe», und daß er Herrn Stadt- rath Baurath Adam in seiner Eigenschaft als unbesoldetes Raths- milglicd mit der Oberleitung des Erweiterungsbaues beaustragt habe, wird Kenntniß genommen. Auf den Antrag der Stadt verordneten. betr. Vergrößerung der zwischen der Augustus- und Marienbrücke liegenden städtischen Elbbäder resolvirt der Rath, daß er beschlossen habe, zunächst beide Bäder in dem gegenwärtige» Zustande bestehen zu lassen, daneben aber die Errichtung eines neuen Bades unterhalb der Körnerslraße in Aussicht zu nehme», mit der Ausstellung indessen so lange zu warten, bis der Um- bezw. Neubau der Augustusbrücke vollendet sein werde. Kollegium nahm hiervon ebenso Kenntniß wie von einem weiteren Schreiben des Ralhes, in welchem dieser inillhcilt daß er dem Anträge der Stadtverordneten, die verlängerte Terscheckstraße innerhalb des Fiedlerplatzes nicht zur Ausführung zu bringen, vielmehr diesen Ltrahenzug im Bauplan wegfallen zu lassen, beigetreten sei. Ein Schreiben des Vorsitzenden des Vereins Dresdner Gastwirthe. in welchem er um Gewährung eines Zuschusses von 800 Mk. aus der Stadtkasse zu der vom Vereine unterhaltenen Fach- und Fortbildungsschule ersucht, wird nach Befürwortung durch St.-V. Scheibe an den Rain abgegeben. Ferner liegt ein Schreiben des Ralhes vor belr. das Gesuch des Bezirksvereins „Dresden- Süd" um Errichtung einer Gaswache im Stadttheile Altstadl- Süd, und ein desgleichen betr. das Gesuch von Anwohnern des äußeren Theiles der Waunstraße um dessen AsphaltDkung. Zu erslerem Schreiben eröffnet der Rath, daß die Arbeiten im Gange seien. Was das zweite anlangt, so wird darin Mittheilung ge macht, daß die Alaunstraße wegen ihrer Steigungsverhältmisc hinsichtlich des äußeren Theiles nur theilweise zur Asphaltirung geeignet sei, es werde aber bei einer späteren Ncubesestigung der Fahrbahn aus die Verwendung eines geräuschmindernden Pslaster- materials zugekommen werden. Kollegium nimmt von beiden Schreiben Kenntniß. Eine Zuschrift der Herren Baumeister Ernst und Otto Lommatzsch hier, in welcher sie bitten, die Tatz- berg-Straße nicht einzuziehen, sondern sic weiter bestehen und verbreitern zu lassen, wurde an den Rath mit der Bitte um Ent schließung abgegeben. — Vor Eintritt in die eigentliche Tagesord nung erhielt St.-V. Ahlhelm das Wort zu einer Erklärung Es handelte sich um einen Artikel in Nr. 133 des „Dresdner Anzeigers" über die Vertretung der Stadt Dresden aus der Ber liner Konferenz gegen die Lebensmittelzölle. St.-V. Ahlhelm bedauerte, daß diese offiziöse Notiz eine einseitige Darstellung enthalte, denn nicht nur der Roth, sondern auch das Stadt- oerordneten-Kollcgium seien on dieser Konferenz unde- theiligt gewesen. St.-V. Scheven hält dem Vorredner ent gegen, daß wohl das Stadtvcrordnctcn-Kollegiiim nickt zur Be- theiliaung aufgcfordcrt war, daß cs aber trotzdem durch zwei Mitglieder vertreten gewesen sei. nämlich durch seine Person und St.-V. Schröder. Hieraus erwidert St.-V. Ahlhelm. daß dieser Besuch der Konferenz seitens der beiden Herren Tr. Scheven und Schröder dann eben nur ern privater gewesen sei. Sl.-V.-Vicc- vorsteber Dr. Höckel konstatirt gleichfalls, daß die Genannten nicht Vertreter des Kollegiums waren. In einer länge ren Debatte werden hieraus gegen den „Dresdner Anzeiger" Klagen wegen einseitiger und parteilicher Berichterstattung laut. St.-V. Glöß betont, Kollegium müsse daraus dringen, daß der „Anzeiger" seine Objektivität wahre, wenn er das Organ der Stadtverord neten bleiben solle. St.-V. Hartwig beschwert sich ebenfalls über ungenaue Berichte dieses Blattes, und insbesondere darüber, daß gerade seine Berichte so verstümmelt wiedcrgegcben würden, daß sie das, was er gesagt habe, in einem ganz falschen Sinne erscheinen ließen. Es sei vor Jahren schon vom Kollegium in Erwägung gezogen worden, ein anderes, ganz unparteiisches Organ für seine Bekanntmachungen zu wähle». Er werde sich auch Kunst «ind Wissenschaft. Königs. Hofoper. „Hamlet." Große Oper von Ambroisc Thomas. Nach fast achtjähriger Unterbrechung hören wir das merkwürdige Werk jetzt rn einer interessanten und vortreff lichen Neueinstudirung wieder. Ob sich dieser Opcrn-Hamlet diesmal besser und langer in der Gunst der Dresdner halten wird wie früher, mag eine offene Frage bleiben; fest steht, daß Shakespeare's tiefsinnigstes und man darf wohl jagen berühm testes Werk zum Libretto einer „Großen Oper" sich wenig eignet; daß diese tiefmnerliche, reslektirende »nd ideale Natur, dieser große Gattungscharaltcr, durch den der Dichter wie ein Prophet spricht, dieses ewige Problem, das selbst die Geistesschärfe eines Genies nicht aanz z» löse» vermag, die Daumschranben »nd spanischen Stiesel der „Großen Oper" nicht ertragen kan», ohne zum geistigen und physischen Krüppel zu werden. Das gleich Schicksal trifft i» diesem Falle die Ophelia. Diese rührendste Jrauengcstalt, die Shakespeare geschossen, die »ns zu gut, zu sanft und z» schön er scheint, um unter den Kculcnschlägen eines unerbittliche» Schick- sals zu verbluten, die uns durch das tiefste, bitterste Weh geheiligt ist, deren Schmerz keine Worte verlangt, nur Thränen, von deren Wahnsinn wir uns gerührt abwenden, in schmerzlichem Mitleid unsere Auacn verhüllend, diese Ophelia singt nun, ihres Wesens völlig entkleidet — Koloraturen! Hier aiebt es für die Kritik nichts Anderes, wenn sie nicht durchaus ansprechend werden will, als gänzlich davon abzusehen, was Shakespeare mit seiner Tragödie verstanden baden will und dem Carrö-Barbier-Thoinas'schen „Hamlet" die gleiche Billigkeit zuzusprechen, die man den Text- oüchern von „Margarethe" und „Mignon" eingeräumt hat. Unter solchem Gesichtspunkte kann dieser Opcrn-Hamlet möglich werden, obgleich er auch so kaum zu vertheidiaen sein wird. Aehnlich steht eS um die Musik. Wer vermöchte einen Shakespeare'schcn Hamlet in Töne umsctzen? Beethoven wäre vielleicht der Einzige, der Shakespeare conaenial an die Seite ge stellt werden könnte, dem es gmeben gewesen wäre, diese Dichter- majestit in Musik zu kleiden. Man braucht nur an die Ouvertüre zu „Coriolan" zu denken, in der sich Beethoven und Shakespeare an dem gleichen Stoffe berühren. Aber der pikante, graziöse Ambroise Thomas, der so zündende Polonaisen, wie die der Philine schreibt, mag er sich der deutschen Entwickelung auch mehr oder weniger anaeschlossen haben, im Kern bleibt er doch Urfronzose und damit Antipode Shakespeare's. So ist denn seine Hamlet-Musik auch mehr glänzend, pomphaft, pikant und effekt voll ausgefallen, als innerlich wahr und warm, und Alles, was er uns in seinem „Hamlet" sagt, läuft mehr auf Unterhaltung und äußerliche Wirkung hinaus, als auf ein Durchglühen durch das Wahre und Schöne in der Kunst. In Allem ausgezeichnet und vollbcfriedigend ist die Auf führung, die in jeder Hinsicht gehört und gesehen zu werden ver dient. Die Königliche Kapelle unter Hoskapellmcister Hagen bringt den Thomas'schen, meisterlich aus dem Charakter eines jeden einzelnen Instrumentes abgcstimnitcn Orchesterapparat voll endet zur Geltung, die Ehörc werden tadellos gesungen, und vor trefflich, in jeder Beziehung hervorragend, sind ohne Ausnahme die Träger oer Haupt- und Nebenrollen. -Herr Perron war schon früher einer der bedeutendsten Repräsentanten dieses singen den Hamlet, so daß man das Urtheil von ehemals nur zu wieder holen braucht. Er erfüllt, nach bekannten Typen gestaltend, die Figur mit Trauer und Melancholie, er aiebt den Hamlet ver stimmt und verstört. Diesem Grau in Grau letzt er nur ein einziges Mol das grelle Lickt eines Wuthausbruchcs aus; in der Scene mit der Königin und dem Geiste seines Vaters — eine ebenso feinsinnige, als wohlberechtigte Nuance, die der sonst in Allem künstlerisch sein abgetönten Darstellung zum wirkungsvollen Höhepunkte wird. Sehr erfolgreich ist öfter auch sein Bemühen, den bloßen Effekt des gegebenen Opernhaften in die hehren Stimmungen des Shakcspearc'schen Hamlet zu übertragen. Nächst ihm hatte den meisten Erfolg Frl. Schenker, Tochter des be kannte» hiesigen Malers, die noch vor wenigen Wochen Schülerin des Königlichen Konservatoriums Masse Orgenil, den gewagten Sprung von der Schule aus eines der ersten Theater >n vollen Ehren bestand, zunächst als Sängerin der Ophelia. Als solche wie« sie vor Allem den Besitz vortrefflicher Mittel nach. Sie ver fügt. wie sich dies bereits in Ken Prüfungsconcertcn des König lichen Konservatoriums beobachten ließ, über einen selten schönen, von Wärme und Innerlichkeit erfüllten Sopran, scheinbar gleich brillant geeignet für jugendlich dramatische Partien, wie für den Koloraturgesana. Mit dieser biegsamen, auch in den höchsten Lagen leicht ansprechenden Stimme beherrschte sie vollkommen den musikalischen Part, sonderlich gewandt und geschickt auch in den Koloraturen, die ihr selbst in einige» gewagten, willkürlich ein- oefügtcn, aus den puren Effekt berechneten Einlagen fast tadel los gelangen. Z» ihrer Darstellung zu sprechen, wäre entschieden verfrüht, jedenfalls hat sic aber auch hier gegeben, was eine totale Anfängerin zu geben im Stande ist. Außer Zweitel steht, daß die Gcneraldircktion in diesem ausgehenden Talente sich eine Sängerin gesichert hat, deren künstlerische Bedeutung wohl nur noch eine Froge der Zeit ist. Tie große», pastosen Mittel Frl. v. CHavanne's eignen sich vortrefflich für die Aufgabe, die der Sängerin der Königin gestellt ist, und nicht weniger rühmenswerth ist die Vornehmheit ihrer Darstellung. Aehnliche Anerkennung verdiente sich Herr Rains als Repräsenianl des musikalisch ziemlich bescheiden bedachten Königs Claudius. Dce übrigen Rollen, mehr oder weniger veraiittvorttmgSreichc Evi- sodeiy werden von den Herren Nebuschka sPolomusi, Pettei Laörtcsl, Plaschke lHoratiol, Jäger sMarcellush Wächter lGeistj durchaus befriedigend dargcslclu. Die Vorstellung wurde vor säst ausvcrkauslem Hause mit großem Beifall ausgenommen, und namentlich zeichnete man mit oft stürmischem Beifall Hern, Perron und Frl. Schenker aus. In der Vollendung der Wieder gäbe verdient die Vorstellung dem Besuche auf's Wärmste cm pfohlen zu werden. Die Over ist im März 1868 zum ersten Male in der Pariser „Großen Oper" gegeben worden »nd hatte einen nachhaltigen Cr- folg zunächst der Besetzung der Hauptrollen mit Faure l-Hamlelj und der schwedischen Sängerin Niclson (Ophelias zu danken, die damals Beide auf der Hohe ihrer Kunst und ihres Ruhmes standen. Für die Dresdner Ausführung hat man mit Recht die Partitur stark gekürzt, und unter Anderem das ebenso lange als langweilige Ballet des vierte» Aktes gestrichen. Da der vierte Akt demnach nur noch die ländliche Scene l«Fcicr des Frühlings"! »nd die Wahnsiniisscene Ophelia s enthält, hat man den vierte» Akt mit dem fünften verschmolzen und die Oper somit zu einer vieraktigen verwandelt. Die Darstellung ist in ei» früheres Zeit- alter verlegt, als man sie sonst im Schauspiel zu gebest pflegt: die Oper spielt im 13. Jahrhundert, um den Trachten und Deko- rationell mehr Farbe und Stimmung i» "eben. Diele effektvoll
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