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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 06.09.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020906022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902090602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902090602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-09
- Tag1902-09-06
- Monat1902-09
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Abend-Ausgabe jugestrllt, während et die Post»Tbonnenten am Morgen in einer Lesammtantgabe erhalten. 8e«g§gedSI»n .-M «»»»>,»»«» Gegvürröet 18LS Verlag von KtepfU, K Netrhardt. Mrekgen-cack. Imiabme von >ntüiidl,«n,e» bi» Nackmilia«» a Ubr Sonn u»L Keiena,« nur Manenirrabk » von N bi« Ubi Die»«valiiae Oinind teil« tca. » LUden) sa Pta. Nn- Iii»diLU»ak» aui der Pnvaiieire 3,vie L P»a : die ripalttae 6e>le ai« itm- aeiandt" oder aui leriieile so Via Än Nummern nach Sonn, und fteier »aaen >. d» ripaitiae Srunb^eilen so. «o de, so und no Pia nach de ionderem Larii NudwSriiae «u»> troae nur aeaen Boraudbcindum,. iveleedliitler «erden mit roPt,. berechnet. NernlvrechanILknb! «m« l Nr. U und Nr. LÖSS. DM" "MG »^^MWW»WWW^WMW>» 20 rso. ! Tonnaveno, 6. September 1Z-62 Neueste Diahtderichte. Hosnackrichten Betrieb der Steinbrüche, LebenSmittelvertheuerung, Gerüsteinsturj in Schonefeld. .Der Wildschütz-. Berliner Leben. Nr. 246. Zpieiel. Neueste Drahtrueldurrge« vom s. September. Posen. Der Kaiser hatte gestern Abend eine Besprech- mrg mit dem Reichskantler Grasen v. Äülow vor dessen Abreise. Heute Vormittag hörte der Kaiser eine» Bortrag des Minister- Budde unv hatte nachher eine Besprechung mit dem Obert'üraclmeister Kittina. Die Kaiserin betuchte heute Vor mittag Arbeiterwohnung«hauser. Po feg. Kurz nach 13 Uhr begaben sich da- Kaiser- paar, der Kronprinz und der Herzog Ernst Günther von SchleSwig-Holstein nach dem Bahnhofe, um mit Sonderzug nach dem Neuen Palais zu fahren^ wo das Kaiseroaar die Nacht zuzu bringen gedenkt. Der kaiserliche Wagen wurde von einer Eskorte Jäger zu Pferde begleitet. Auf den Straßen hatte sich eine ge waltige Menschenmenge ausgestellt: ebenso war die große Tribüne am Berliner Thor dicht besetzt. DaS Kaiserpaar wurde allent halben mit lauten Jubelrusen stürmisch begrüßt. Berlin. Reichskanzler Graf v. Bülow ist, von Posen kommend, hier wieder eingetroffen. Berlin. Professor Rudolf Virchow ist heute Nach- mittag 2 Uhr gestorben. Berlin. Roberts. Brodrick, Kelly-Kenny, French und Jan Hamilton trafen heute Bormittag hier rin. Berlin. Der Schnellzug 45 Frankfurt o. M —Berlin ist in der Nähe von Frankfurt a. M. theilweise entgleist. Per sonen sind nicht verletzt worden. BreSlau. Die Blätter melden auS Weißstein: Gestern Nachmittag ereignete sich aus der FuchSgrube beim Bohren nach einem alten Abbau ein Wassereinbruch. Ein Bergmann wurde getödtet: ein zweiter wuide schwer verletzt in das Lazarett) gebracht und eilag später seinen Verletzungen. Ein Dritter wurde gerettet. Frankfurt a. M. Die „Franks. Ztg." meldet aus Paris: Der Radrennfahrer Hurst erlitt gestern Nachmittag im Velo- i drom bei einem «Sturz einen Beinbruch. HurSt gericth durch den » Unfall in solche Aufregung, daß er einen Selbstmordversuch machte, ider aber verhindert wurde. Augsburg. Die „Allgemeine Zeitung" meldet: Gestern übend stieß in der Station Meitingen eine rangirende Güter- ugsmaschine mit einem Augsburger Borortzuae zusammen. , Seide Maschinen wurden zertrümmert. Ein Mafchinensührer und zwei Reisende sind schwer und 12 Personen leicht verletzt. ^"Kauscha. Gesten» Nachmittag gegen S-US» wurde in Schovfeiigrundle, unweit von hier, «in mit Beerensuchen beschäftigt gewesene- juimeS Mädchen ermordet. Die mit einem Messer verursachten Verletzungen haben die rechte Schlagader zweimal getroffen. Der Tod ist alsbald eingetreten, nachdem eine hiesige Frau das Mädchen noch lebend angetroffen hatte. Anscheinend siegt ein Lustmord vor. Die Ermordete ist die 16jähriae Ella BrodawSky, eine Nichte des hiesigen Bahnhofsinspektors Ludwig. Wien. Bei dem Manöver in Niederösterreich wurde Generalmajor Bersbach, Kommandant der 49. Jnfanterie- brigade, von einer zur Abstattung einer Meldung herbeigaloppiren- den Kavallerieordonnanz niedergeritten und schwer verletzt. Pola. Kaiser Franz Joses erließ einen Befehl an die Flotte, in dem er huldvollst oer Betheiligung der Kriegsmarine an den internationalen Aktionen im Mittelmeere und später in China gedenkt und feine vollste Anerkennung für die Leistungen der an den gemeinsamen Hebungen betheiligt gewesenen Personen der Kriegsmarine, des Heeres und der Landwehr auSdrückt. Pola. Erzherzog Franz Ferdinand ist zum Admiral der Flotte ernannt worden. — Der Kaiser Franz Josevh und Erzherzog Rainer sind mit Gefolge gestern Abend abgcreist. Auf eine Ansprache, welche der Marinekommandant von Stzaun am Bahnhose hielt, sprach der Kaiser seine Befriedigung über den Fortbestand des traditionellen glorreichen Geistes der Marine und dem Korpskommandanten Feldzeuomeister Succowaty und dem RegimentS-Kommandeur Oberst Buttler seine Zufrieden- heit aus. Paris. Zu dem heute Morgen au» Newyork veröffentlich- ten Bericht deS Dampfers ..Gare bemerkt die „Agence Havos . es bandle sich hier wabrscheinlich um einen neuen, am Abend des 3. September stattgehäbten Ausbruch des Vulkans. Mehrere Blätter greifen den interimistischen Gouverneur von Martinique, L'Heurre, an. weil er eine große Anzahl von Bewohnern des nördlichen Theils von Martiniaue, die sich nach dem Süden der Insel geflüchtet hatten, unter der Androhung, ihnen sonst jede Hilfe zu entziehen, gezwungen haben soll, in ihre früheren Wohn stätten zurückzukehren. obwohl von mehreren Mitgliedern der wissenschaftlichen Kommission neue Ausbrüche des Mont Pelee vorausgesagt waren. Paris. Um zu verhindern, daß die Schüler der geschlosse nen Nonnenschule zu Julgner in die weltliche Volksschule ein- lrelen. errichtete die Marquise de Juigner. welche ein Lehrerinnen. Examen gemacht bat ein« eigene chri st licke Schule und theilte der Behörde mit, daß sie selbst die Leitung der Schule übernehmen werde. Bilbao. Die königliche Familie ist an Bord deS PaiizcrichifseS „Pelayo" hier eingetroffen. London. Tie „Times" melden aus Buenos Avres vom 4. September: Aus allen Theilen Argentiniens einlauscnde Be richte bezeichnen dort den Ackerbau und die Viehzucht für schwer iiothleidend in Folge der anhaltenden Dürre. Die Sterblichkeit des Viehes nimmt täglich zu. London. Dem „Reuter-Bureau" wird aus Kenhardt (Kap- kolonies von gestern telcaraphirt: Gerüchtweise verlautet, daß ein Truvp von etwa 60 Tamara-Eingeborenen seit dem Friedensschluß im äußersten Nordweste» des Kcnhardtdistriktes längs des Oranieslusses in der Stäke der deutschen Grenze herum streift, die Kauiläden plündert und allenthalben Ausschreitungen begeht. Die Gerüchte sind soweit als richtig bestätigt, daß es als nothwendig erachtet worden ist, eine Expedition dorthin zu entsenden, die letzt zusammengestellt ist. Wie es heißt, beabsichügl die deutsche Behörde, an die sich die Farmer gewandt haben, gleichfalls etwas gegen die Damaralcute zu unternehmen. In dem Gebiet, das die Eingeborenen heimsuchen. ist es sehr schwer, vorwärts zu kommen, da die Pferde ^0 Meile» vorher verlassen und der Rest des Weges zu Fuß zurückgelegt werden muß, wobei die Lebensmittel und der Schicßbcdarf von den Eingeborenen zu tragen ist. Petersburg. Vom 26. August bis zum 3. September nahm die Zahl der Cholcrasälle in Rusmch-Ostasien überall merklich ab, mit Ausnahme von Wladiwostok, wo sie während der letzten zwei Wochen fast unverändert blieb. In Odessa er krankten vom 24. August bis zum 2. September 11 Personen, von denen zwei starben. Die Regierung entsandte den Bakteriologen Nyssokowitsch abermals nach Odessa. Ein vestverdächtiger Fall ist in der Kolonie Gildendorf im Kreise Odessa vorgekommen. New - Kork. Dem Präsidenten Rvoievelt ging als eine der ersten Sympathiekundgebungen nachstehendes aus Posen den 4. September datirtes Telegramm des Kaiser» zu: „Gemein sam mit allen Amerikanern prelle Ich die Vorsehung, welche Ihr Leben bei dem schrecklichen Vorfall bewahrt bat " Wilhelm I. R. — Präsident Rooievelt erwiderte: „Ich würdige auf das Wärmste Eurer Maiestät Sympathietelegramm " Newyork. Nach einem Telegramm aus Port Castris aus Santa Lucia ist dort der Dampfer „Gare" von Martinique eingetroffen. Er berichtet über einen heftigen Ausbruch des Vul kans in der letzten Nacht. Es heißt, daß 2000 Menschen um- gckommen sind. Die Bevölkerung verläßt in Masten die Insel. Newvork. Bei den Uebungen des Kreuzers „Brooklyn" gerieth dieser bei Newbedsord aus eine aus den Karten nicht oer- merkte Untiefe. Ter Kreuzer ist leicht beschädigt. Washington. Ter Unterstaatssekretär Adee erklärt das Gerücht, das Staatsdepartement habe die Annexion Haitis erwogen, für völlig erfunden. Das Staatsdepartement ziehe diese Frage augenblicklich nicht in Betracht. PortauPrince. Die Durchsuchung des Hamburger Dampfers „Marcomanma" und die Beschlagnahme der an Bord Vorgefundenen Waffen und Munition erfolgte durch das die Flagge des Prätendenten Firmin führende Kanonenboot „Erste L Pierrot", dessen Kommandant später den Dampfer wieder frei gab. „Markomannia" setzte die Reise sort. Unter den hiesigen Vertretern der Mächte ist eine Stimme darüber, daß das Kanonen boot „Erste » Pierrot" nicht als Schiff emer kriegführenden Macht angesehen werden kann, so daß die Durchsuchung des deut- scheu DampserS und die Wegnahme der Waffen und Munition sich als Seeraub darstellt. Kapstadt. Der Premierminister legte der gesetzgebenden Versammlung vier neue Gesetzentwürfe vor. Der erste oer- langt einen Anleihekredit von 2 795 400 Ptund Sterl. zur Ver besserung der Häsen der Taselbay, Port Elisabeths, East Londons und der Masselbav. Ter zweite betrifft den Bau von Bewässer- ungsanlagen, der dritte den Bau und die Einrichtungen des Be triebes gewisser Eisenbahnen. Ter vierte fordert eine Anleihe im Betrage von 1616 277 Pfund Sterl. zur weiteren Enlwickelung des Eisenbahnwesens. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 5. September —* Se. Majestät der König wird morgen, Sonnabend, Nachmittags, von der Insel Mainau wieder abreisen und in den Morgenstunde» des Sonntags noch der Villa Hosierwitz zurück- kehren. Für die nächste Woche sind folgende Dispositionen ge troffen worden: Montag, den 3. September. Abends gedenkt der König nach Wermsdorf zu fahren und am Diensiag und Mittwoch den Uebungen der 24. Division im Manövergelände beizuwobncn Se. Majestät nimmt für diese Tage Quartier im König!. Schlosse zu Wermsdorf. Nach den Truppenübungen am Mittwoch wird er sich von Grimma aus nach Chemnitz begeben, um am Donners- tag den Uebungen der 40. Division bcizuwohnen, Am Freitag sruh verläßt der König Chemnitz und kehrt nach den Manövern nach Hosierwitz zurück. Sonnabend den 13. September reist der König nach Potsdam, um dem Kaiserpaar den angekündiglen Be such abzuftattem —* Von Sr. Majestät dem König ist aus Maina» als Antwort aus das am Scdantage von der Veteranen-Versommlung in Bahl's Restaurant in Annaberg abgesandte Huldigungstele- aramm folgendes Danklelcgramm eingetroffen: „Ich danke meinen Mitkämpfern von 1870/71 aus Annaberg und Ruchholz, welche gestern in so freundlicher Weise meiner gedacht, herzlich für den Ausdruck treuer Gesinnung und für die mir übersendeten guten Wünicke.^Georg." —* Se. König!. Hoheit der Kronprinz begab sich heute früh 6 Uhr 20, Minuten zu einer militärischen Besichtigung nach Lichtenberg bei Jrcibera. Tie Rückkehr nach Dresden erfolgt Nachmittags. Morgen früh bcgicbt sich der Kronprinz abermals nach Lichtenberg. —* Se. Majestät der König hat seinen General-Adjutanten Generalleutnant v. Broizem zum Kommandeur der 23. Tw., den Generalmaior und Kommandeur der 64. Jns.-Brig, d'Elia zu seinem diensttbuenden General » lu suiro, den Generalmajor Grafen Vitzthum v. Eckstädt, Chef des Generalslabcs. zum Kommandeur der 64 Jns.-Brig. und den Obersten Barth. Kommandeur des 103. Jnf.-Rcgts., zum Ches des Gcneralsrabes ernannt. —* Se. Majestät der König hat den nachgenonntcn Offi zieren die Erlaubniß zur Anlegung der ihnen verliehenen Aus zeichnungen ertheilt und zwar: des Ritterkreuzes des Oesterrcich- ischen Franz Joseph-Ordens: dem Oberleutnant Huklc im 106. fKönios-IJns.-Regt.: des Russischen St Stanislaus-Ordens 1. Klasse: dem Generalmajor Grafen Vitzthum v. Eck- städt, Kommandeur der 64. Jns.-Brig.; des Russischen St. Annen-Ordens 3. Klasse: dem Hauptmann v. Koppensels im Generalstabe des 19. Armeekorps: des Großosiizierkreuzes des Belgischen Leopold-Ordens: dem dicnstthuendcn General L In «uit«-, Generalmajor d'Elja: des Ritterkreuzes desselben Ordens: dem Hauptmann Frhrn. v. Omptedo im 106. lKönigs-jJns.-Regt.. kommandirt als Adjutant beim Generalkommando 12. Armeekorps. —* Versetzt wurden: Pre iß er, Zahlmstr. vom 1. Bat. Schühcn-Regts. zum l8. Hus.-Regt.: Schubert, Intendantur, ickretär von der Intendantur der 40. Tiv. unterm 1. Oktober zur Intendantur 19. Armcekorvs. —* Wegen Erkrankung zahlreicher Pferde nimmt in diesem Jobrc das Gardereiter. Regiment am Manöver nicht Theil und bezieht morgen die hiesigen Wachen. —* Ter diesige Stadtrotd erließ eine Bekamitmackung. durch welcke er die am 1. Oktober in Kraft tretenden Bestimmungen des Bundesrathes über die Einrichtung und den Betrieb der Stei n br siche und Steinhauereicn (Steinmetz betriebe) zur öffentlichen Kenntniß bringt und unter Hinweis ans die bestehenden Strafbestimmungen die Bcthciliateii zur strengen Einhaltung der bezüglichen Bestimmungen auffordert. Im All gemeinen wird durch die Vorschriften deS Bundesratbes gefordert, daß zur Unterkunft der Arbeiter während der Arbeitsvauicn aus reichend große, wasserdichte, genügend belle und heizbare Räume vorhanden sind, daß für Arbeiten nn Freien entweder Schutzdächer Kunst und Wissenschaft. s* Mittheilung auS dem Bureau der Königlichen Hostheater. Die König!. Generaldirektion hat die funfaktige Komödie „Die Gerechtigkeit" von Otto Ernst im Manuskript angenommen. Ta» Werk wird Anfang Novem- der im Königs. Schauspielhaus seine Uraufführung erleben. s* Ksaigl. Hosoper. Frau Kammersängerin Schumann- heink, ein längst occreditirter Gast unserer Hofbühne, trat gestern als Gräfin Eberbach in Lortzing'S „Wildschütz" auf. Die Rolle bietet für eine so ausgesprochene musikalische In- dividualiiät, wie wir sie in Frau Schumann-Leink schätzen, eigent- sich keine rechte Aufgabe. cS müßte denn sein, daß damit der Vielseitigkeit der Künstlerschaft ein weiterer Beleg geliefert werden soll. Daß Frau Schumann-Heink vortreWch bestand, bedarf keiner besonderen Betonung, denn bereit« bei ihrem letzten Gast spiele vor Jahresfrist hat die Künstlerin mit derselben Rolle be- wiesen, wie vollkommen sie auch das heitere Gen« ihrer Kunst in Spiel und Gesang beherrscht. Der Werthschätzung der Leist- ung von damals hat man kaum «in weitere» Lob hlnzuzusügen. Der Hauptvorzug bleibt immer der, daß Frau Schumann-Heink, mag sie nun komisch oder heroisch ogiren, eine Persönlichkeit repräsentirt, die gleich stark durch ihre natürliche Begabung, wie durch di« Reif« ihrer Kunst wirkt. Wa» sie giebt, schöpft sie au» dem vollen, und so wahr, eckt und natürlich, wie r» daraedoten, spricht «S unmittelbar an. Außerdem spricht zur Noblesse ihre Darstellung, daß sie sich nie verleiten laßt, »u billigen Späßen heraozusteigen, zu denen dir überspannte Gräfin zu verführen Pflegt. An dem Beifall de» Abend» hatte mit dem Gast auch Herr Ander reichen Äntheil. Die König!. Hofoper ist früher und jetzt um gute und ausgezeichnete Vertreter de» Baculu» nicht ver- lege« gewesen und wenn man Herrn Greder'S Schulmeister den hier gewohnten aleichstellt, lo liegt hierin schon em« Anerkenn ung seiner geschickten, lorgfältia ausgearbeiteten Leistung. ES kommt bei der ausgesprochenen Buffofigur de» Baculu» auch nicht daraus an. ob er mehr oder wenioer in « ÄroteSke gezogen wird, er ist vielmehr speziell hierzu geschaffen und al» Spaßmacher der Komödie unv zur Travestt« der alten Zovffchulmeisterei auSer- " ' fer, Weise aufaesaßt. v-rfehfte..Herrn ia nicht» und sondei ge», aßt ist« effektvoll stek die Scene und Arie des 2. Aktes aus. Frau Wedekind. Frl. Nast, die Herren Geißler, Gießen und Erl vertraten auf das Erfolg reichste ihre gewohnten Rollen. H. 8t. Berliner Leben. L. Berlin. 4. September. Was wird nicht Alles über Berlin zusammengeschricben! Ein Ausländer, der kaum ein Wort Deutsch versteht und jeder chm ungewohnten Erscheinung völlig rathlos gegenübersteht, hält sich für berechtigt, nach einem kurzen Aufenthalt von wenigen Tagen über Berlin und die Berliner ipaltenlange Artikel zu veröffent- lichen. Er sagt nicht etwa, daß ihm dies so oder so erschienen sei, daß er Jenes jo wahrgenommen habe, sondern er erklärt ganz zu versichtlich, datz dies fo und jenes so bestellt sei, unbekümmert darum, ob er sich bei seiner flüchtigen Umschau nicht gründlich geirrt habe. Berlin ist eine vcrhältnißmäßig >unae und un Aus- lande noch wenig bekannte Stadt. So kann sich leicht jeder Berlin besuchende Ausländer, wenn er nur eine einigermaßen ge wandte Jeder führt, als Entdecker der deutschen RelchShauptstadt au/spielen und findet auch für haarsträubenden Unsinn zahlreiche gläubige Ohren. Ueber Paris und London muß man schon weit vorsichtiger und sorgfältiger schreiben, wenn man nicht sofort Lügen gestraft werden will. Aber freilich, wie soll man mit den Fremden allzu streng in'S Gericht gehen, da es doch zahlreiche Berliner giebt. die selbst ihre Stabt nicht genau kennen und sogar öffentlich schi«e Urlheik« und Behauptungen über sic verbreiten. Tue rapide Entwickelung der deutschen ReichShauptitadt bringt e» mit sich, daß die Verhältnisse senr schnell wechseln und daß eine Darstellung, die vielleicht vor fünf Jahren noch ganz zu treffend, mindestens vorwiegend richtig war, heute nicht mehr den Thatlachen entspricht. Anlaß zu diesen Bemerkungen giebt uns eine „Skizze aus dem Berliner Leben", die soeben «n einem weit verbreiteten Berliner Blatte veröffentlicht wird und deren that- "'e Angaben nicht entfernt mehr auf die heutigen Berliner ist« paffen. ES wird darin geschildert, wie ein junacS , .... da» ganz allein dasteht und darauf angewiesen ist, sich einen Unterhalt selbst zu erwerben, spät Abends aus dem lomptoir nach Hause gehen will. Die junge Dame wird unter- weg» von einem Zudringlichen angesprochen und «ingeladen, mit ihm zusammen essen zu geben. Sie weist ihn entrüstet ab, ist aber durch ihn auf den Gebanken gebracht worden, daß es doch verlockend wäre, anstatt Abend für Abend allein aus ihrem Zimmer zu sitzen und, wie der Berliner sagt, Trübsal zu blasen, einmal unter fröhlichen Menschen das Abendbrot einzunehmcn. Gcdackt, gethan. Sie betritt ein gut bürgerliches Restaurant, läßt sich an einem unbesetzten Tischchen nieder und winkt den Kellner herbei. Dieser kommt nach längerem Zögern und flüstert ihr zu: „Be- dauere, einzelne Damen werden in diesem Lokal nicht vcdicnl!" Während sie schamerfüllt unter den höhnischen Blicken der Um- sitzenden der Thür zu wankt, erscheint in dieser jener Mensch, den sie als anständiges Mädchen obgewiesen hotte, mit einem aufgedonnerten Frauenzimmer am Arm, wird vom Wirth ehr erbietig begrüßt und zu dem Tisch geleitet, den sie soeben ver lassen batte. Also etwa eine Umkehrung des bekannten Schiller- schen Wortes dahin: Wenn sich die Tugend erbricht, setzt sich das Laster zu Tisch! Eine Geschichte, wie die vorstehende in Kürze wiedergcaeben. hätte sich allerdings noch vor etwa zehn Jahren jederzeit in Berlin ereignen können. Wenn es damals eine Dame gewagt hätte, gleichviel ob alt oder jung, ohne Herrenbegleilung ein Restaurant zu betreten, dann würde ihr wohl in den weitaus meisten Fällen bas eben geschilderte Schicksal geblüht haben. Viele Wirthc hatten bedruckte Karten vorräthig, auf denen zu lesen stand: „Sie werden gebeten, mein Lokal möglichst unauffällig zu verlassen!" Dos geschah keineswegs nur an solchen Orten, wo ein anständiges Publikum verkehrt, sondern auch da, wo man sehr gern weibliche Besucher von eindeutiastem Charakter sieht, vorausgesetzt, daß sie an der Seite eines zahlungskräftigen Beschützers erscheinen. Nun wird man vielleicht einwcnden, daß ein anständiges, sunaes Mädchen ohne Begleitung überhaupt nichts in einem Restaurant zu suchen habe und daß ihr ganz recht geschehe, wenn sie hinaus- aewiesen werde. Aber wer die Berliner Verhältnisse kennt, wird dies nicht sagen. Junge Mädchen, die ohne Familienanschluß sind und ihr möblirtes Zimmer weitab von dem Geschäftslokal haben, in dem sie angestellt sind, kommen nur z» häufig in die Zwangslage, in einem Restaurant speisen zu muffen. Zwar giebt eS vereinzelte Wirthschaftcn, die entweder ausschließlich für Damenbeiuck bestimmt sind, oder die besondere Räume nur für Damenverkeyr haben. Aber sie sind nur spärlich vorhanden und
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