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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 13.07.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050713026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905071302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905071302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-07
- Tag1905-07-13
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Der „Gaulois" veröffentlicht eine angebliche Unterredung mit dem ehemaligen Minister des Aeußern Del- cassö, wonach dieser u. a. folgendes gesagt haben soll: Frank reich kann England die Herrschaft zur See nicht streitig machen, deshalb ist es vas billigste, sich vor der Vernunft zu beugen und in Rechnung zu ziehen, welchen Wert der englische Beistand in gewissen Fällen für uns haben kann. Dieser Beistand nun hätte für uns den Wert, daß Deutschland in die Unmöglichkeit versetzt würde, uns den jkricg zu erklären. Was vermöchte im Falle eines Krieges, in dem England mit uns ist, die deutsche Flotte? Was würde aus den Häfen, dem Handel und der Handelsmarine Deutschlands? Die vollständige Vernichtung wäre die Folge. TaS ist die Be deutung des wohlvorbereiteten und wahlberechtigten Besuches des englischen Geschwaders in Brest: der Gegenbesuch des fran zösischen Geschwaders in Plymouth wird diese Kundgebung ver vollständigen. T>as Einvernehmen Frankreichs und Englands und die Vereinigung der Flotten dieser beiden Länder schüfen ein so furchtbares Kriegswerkzeug, daß weder Deutschland, noch sonst einc Macht die Vernichtung zur See würde riskiert haben. 'Die Entente mit England bedeutet außerdem die An bahnung besserer Beziehungen zwischen Rußland und England. Das war die Ucberraschnng, die das gute Einvernehmen Eng lands mit Frankreich der Well bereiten konnte. Der russisch-javanische Krieg. London. (Priv.-Tel.j Rach Meldungen aus der Mond- schurei ist nunmehr Wladiwostok von den Japanern völlig blockiert. Zur Lage in Russland. Reval. Die hiesige etwa 700 Mann zählende Flotten- Hakbeqnipage weigerte sich heute, das Mittagessen, das ne als widerlich bezeichnete, zu genießen, und entsandte eine Abordnung an den Kommandeur, der die Speisen kostete und den Matrosen recht gab. Dem Kompagnie-Kommandeur wurde hiemuf die Leitung der Verpflegung entzogen und er mit acht tägigem strengem Arrest bestraft. Die Matrosen beschuldigen den Kompagnie-Kommandeur, er habe einen Teil der Vcr- Pflegunnsgclder unterschlugen. Auf den Schiffen „Minin" und „Kreml ivurde in Befürchtung einer Meuterei den Matrosen die Benutzung der Gewehre entzogen. Moskau. (Priv.-Tel.) Au^ Grund der Aussagen des Mörders des Staothauptmanns c-vchuwaloff gelang es der Polizei mehrere geheime Z u s a m in e n k u n f t s orte der Revolutionäre zu entdecken, sowie eine Bombenwerk statt aufzuheben. Unter den Verhafteten befinden sich einige den besseren Ständen angehörige Personen. Tislis. Bei einigen hier vorgcnommenen Haussuchungen wurden 112 Bomben vorgefunden. Auf der Station Mi- chailowo wurde ein Mann verhaftet, der Bomben bei sich führte, ebenso ein Geistlicher, bei dem ein Revolver, 108 Patronen, sowie ein Dolch gefunden wurden. Minsk. (Priv.-Tel.j In der vergangenen Nacht wurde in der Nähe des Hauses des Gouverneurs eine Bombe ge worfen. Ein Schutzmann und ein Kosak wurden ver- wundet. Minsk. Gestern abend versuchte eine nach Tausenden zählende Menschenmenge eine Kundgebung zu veranstalten. Kosaken feuerten aus die Menge, die mit Nevolvcr- schüssen antwortete. Die Zahl der Verwundeten ist noch nicht ermittelt. Krcl. Dte aktrve Schlachtflotte unter dem Kom mando des Großadmirals v. Köster hat heute vormittag ihre bis zum 10. August dauernde Sommerübungsreise angetreten. Auf dieser Reise werden Frederikshavn, Kopenlmgen, Stockholm, Karlskrona und Danzig berührt werden. Vor dem Anlaufen von Kopenhagen, das am 20. Juli erfolgt, wird das Linienschiff finden. Essen (Ruhr). Von den auf der Zeche „Borussia" Verunglückten sind bis heute früh 6 Leichen geborgen. Hildburahausen. Gestern wurde im nahen Gehölz die ganze Familie dcs Etuiarbeiters Ziegler tot aufaefun- den. Ziegler hat seine Frau, seine vier Kinder und sich selbst erschossen. Als Ursache werden Rahrungssorgen angegeben. Wien. Der M i n i ste rp rä s id en t hat sich heute vor mittag in das Hoslager nach Ischl begeben. London. Die PrinzessinvonWales wurde heute von einem Prinzen entbunden. Kopenhagen. Der König erteilte der Großen Nordischen Telegraphen-Äesellschast die Konzession zum Bau und Betrieb eines unterseeischen Telegraphenkabels zwischen den Shetlandsinseln, den Jar-Oer und Island. Stockholm. Der Sonderausschuß beider Kanunern des Reichstages hat seine Beratungen beendet und wird nun zur endgültigen Beschlußfassung übergehen. Ehe diese aber er folgt, finden innerhalb der verschiedenen Parteigruppen, sowie auch wahrscheinlich innerhalb der Kammern private Erörte rungen statt. Man erwartet, daß die Arbeit des Sondevaus- schusses in der zweiten Hälfte nächster Woche beendet sein wird. Petersburg. Wie die Blätter melden, wurde Vize admiral Birilew an Stelle des in den Reichsrat berufenen Gencraladjutanten Avellan zum Verweser des Marine mini st criams ernannt. Konstantinopel. Die Pforte hat die letzte Rote sämtlicher Botschafter, die auf Annahme der internationalen Kon trolle für die Finanzreform in Makedonien drängt, ablehnend beantwortet mit dem Bemerken, die Kontrolle sei unnötig, da das Finanzreglement bereits tadellos in Wirksamkeit sei. Die Ablehnung hat nicht überrascht. Di« Mächte werden aber ans der Kontrolle bestehen: Schritte in diesem Sinne sind baldigst zu erwarten. OertlicheS «nv Sächsisches. Dresden, 12. Juli. —* Bestich des Königs Friedrich August in Döbeln. Seine Maiestät der König begab sich heute vormittag 9 Uhr SO Min. vom Neustädter Bahnhöfe aus, begleitet vom Obcrstallmeistcr D. Hangk, General L In »uito Generalmajor v. Altrock und Flügeladjutant Major v. d. Decken, nach Döbeln zu dem mehrfach angekündigten Besuche der Stadr und des 22. Mitteldeutschen B u n d e s s ch i e ß e n s. 11m 11 Uhr traf der Zug auf Haltestelle Döbeln ein. wo kleiner Empfang stattsand. Am Treppenaufgänge des Bahnsteiges sTiefgleisj waren 10 Ehrenposten des Konigl. Sächsischen Militärvereins „Germania" in historischer Uniform ausgestellt. Es waren er schienen: der Kreishauptmann, der Amtshauptmann, der Kom mandeur des hier garnisonierenden 139. Infanterie-Regiments, der Bürgermeister, der Gerichtsvorsteher und die Mitglieder des Bezirksausschusses. Der König ließ sich die zuin Empfange er schienenen Herren vorstcllen und begrüßt« sodann dieMili 1 är- ver eine, deren Bezirksoorsteher Fuchs-Hainichen den Frout- rapport überreichte. Nach dem Abschreiten der Fronten fuhr der König unter dem Geläut der Glocken und dein Jubel der Bevölkerung nach dem Rathause, bis wohin Vereine und Schulen Spalier bildeten. Dem königlichen Wagen voraus ritten 20 Mitglieder des Militäroerems der Kavallerie. Dos reiche Festgewand, das die Stadt aus Anlaß des 22. Mitteldeutschen mnoesschießens angelegt bat, ist für den Besuch dcs Königs noch viel verschönert worden, sodaß Döbeln in einem Festschmucke prangt wie kauni je zuvor. Leider wurde derselbe gestern abenv durch einen wolkenbruchartigcn anhaltenden Gewitterregen har: ans die Probe seiner Dauerhaftigkeit gestellt, heute aber sofort wieder in Ordnung gebracht. Der heutige Tag brachte noch einigermaßen günstiges Wetter, und gewaltige Menschenmassen waren heute wieder nach Döbeln geströmt. Am Rat Hause wurde der König von den Spitzen der städtischen Behörden er wartet und nach Ueberrcichung eines Orchideenstraußes durch den 4jährigen Sohn des Bürgermeisters in das Ratssitzungs- zimmer geleitet, wo die städtischen Kollegien zur Huldigung des Königs versammelt waren. Bürgermeister Dr. Lehmann hielt eine Ansprache, in der er der Versicherung der Treue und Liebe Min König Ausdruck gab und die Mitteilung machte, daß die Stadt zum Gedächtnis an den heutigen hohen Ehrentag dem Fonds für das König Albert-Hofpitol in Döbeln 15 000 Mk. überwiesen habe. Der König sprach über die abermalige Er höhung des wohltätigen Fonds seine Freude und Anerkennung aus und zeichnete sich daraus in das neuangelegte goldene Buch der Stadt ein. Es folgte die Begrüßung der auf dem Obermarkt aufgestellten Innungen und Vereine. Vom Obermarkte fuhr der König nach der Kaserne. Hier fand Parade des 139. Infanterie-Regiments und der hier Mi Uebung eingczogenen beiden Landwehrkompagnien statt, um 3ch12 Uhr begab sich der König mit seiner Begleitung Wer den Jestplatz des 22. Mitteldeutschen Bunvesichießens nach den Schießständcn und wurde dort durch den Bundes vorstand Herrn Kaufmann Lüdecke-Leipzia und den Komman danten der Döbelner Schützengilde Herrn MalermeHer Augustin begrüßt. Die Tochter des letzteren überreichte ein Bukett. In der Schicßhall« gab der Monarch einen Schuß auf die Festscheibe ab und verweilte im Kreise der zahlreich an wesenden Schützen 40 Minuten. Dann ging er zu Fuß nochmals über den Festplatz, dort sich die Schaubuden im Vorbeigehen besehend, nach dem als Feschalle eingerichteten Excrzierhauje, wo ein von der Stadt Döbeln ausgerichtetes Fnchstück stattsand. Daran «ahmen 117 Herren teil, außer der Begleitung des Königs und den Spitzen der Behörden auch die Vorstände des Mitteldeutschen Schühenbundes, des Wettinschützenbundes, der Döbelner Schützengescllschaft, die Döbelner Vertreter der Handels- und Gewerbekammer und mehrere Fabrikanten. Die Sänger Döbclns brachten dem König hierbei eine Huldigung und sangen Wohlgemuths „Segne Gott das Haus Wettin!" Das Mahl war von dem Dresdner Hoftraitcnr König (Johann Georgen-Allees in vorzüglicher Weise geliefert worden. Nach der Tafel hielt der Monarch eine Viertelstunde Cercle ab. Um 2 Uhr erfolgte die Fahrt nach der Gravier- und Prcige- anstalt von Robert Tümmler, in welcher sich der König eine halbe Stunde aushielt. Diese Fabrik, mit 700 Arbeitern die größte Döbelns, war überaus reich geschmückt. Darnach wurde noch der gleichfalls reich geschmückten Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen von Franz Richter am Haltepunkt ein halbstündiger Besuch abgestattet und 5 Minuten nach 3 Uhr fuhr der König von der Haltestelle ab nach Dresden zurück, wo die Ankunft nackmittags 4 Uhr 11 Minuten ans dem Neustädtcr Bahnhofe erfolgt. —* Aus Sibyllenort wird berichtet: Ihre Majestät die Königin-Witwe wird Montag, den 17. Juli, von Sibyllenort abreisen und nach Strehlen zurückkehrem Am - Kunst und Wissenschaft. f* Rcsidenztheater. Diesmal heißt der Dreiakter „Der Fall Machtest", der seine erfolgreiche Erstaufführung gestern abend erlebte, — eine lustige Sache, die Tristan Bcrnard im Franzö sischen erfunden — das Wort ist absichtlich gewählt — nnd Boltcn- Baeckers. der flinke Berliner Uebersctzcr, für die deutsche Schau bühne ganz amüsant bearbeitet hat. Der Witz des Stückes ist — ein Koner mit automatischem Selbstverschluß, der stets zur un- rechten Zeit tadellos funktioniert, so daß das Innere des Reise ungetüms vorübergehend für zwei arme Menschenkinder, einen verliebten Kavalier und einen verliebten Hausknecht, zum unfrei willigen Aufenthaltsort wird. Der feinere Unterton, die mehr oder minder derbe Satire ans die Spionicrwut und die Unfähig keit der französischen Polizeiorgane, klingt in der deutschen Fassung der Komödie viel weniger stark mit als der laute Obcrton dcs Schwankunsinns, der gestern abend unausgesetzt die obligaten Lachsalven entfesselte. Am besten kommt in dieser Hinsicht der zweite Aufzug weg, der wirklich lustig anzusehen ist. Natürlich spielt er in dem unvermeidlichen Hotelfoucr, das jeder und jede zur Unrechten Zeit passieren muß, so daß die Verwicklungen, das Fliehen und Nachjagcn, das Verwechseln und Erkennen sich wie von selbst ergeben, bis endlich alles wieder ins rechte Gleis kommt. Der Akt - solid ansgefiihrte Tollheit und exakt kalkulierte Verwirrung nach erprobten Systemen — schlug auch zündend ein und besiegelte den Erfolg des Abends, um den sich die Darstellung mit löblichem Eifer unter Carl Frieses Regie mühte. Ganz hervorragend komisch war Herr Schröder in der dankbaren Rolle dcs dummdreisten und verliebten Hausknechts Blaise: er trug direkt den zweiten und dritten Aufzug durch seine Drolerte, brachte mit allerhand Scherzen und Kurzweil Leben auf die Szene und batte sich eine famose Maske znrcchtgemacht Neben ihm fiel am stärksten Herr Olbrich auf, der die Friesc- Rolle dcS Modelle mit dem vorschriftsmäßigen polternden Humor durchführte. Herr Eivenack verdient für die rasche Uebcrnahme des Hippolyte Folarmand, der eigentlich Herrn Direktor Witt zn- gedacht war, besondere Anerkennung, die in höheren« Maße Herrn Gähd für seinen sehr fein im Detail durchgearbeiteten Unter suchungsrichter zugesprochen werden muß. In kleineren Rollen taten sich dte Herren Bayer (Ehalinu), Friese (OnkelMachten) und Braunstein (Flaveau) hervor, während von den mitwirkendc» Damen einzig Frl. Normann, die Salbach des Rcsidenz- theateiS, beträchtlicher hervortreten konnte. Da» Znsammenspiel wird b« Mederholuuarn noch exakter werden, so daß die an und für sich nicht lehr lange Bonlevardposse künftig schon halb 10 Uhr cu ihr fröhliches Ende erleben wird. Der sächsische Prinzenrauv Ein Gedenkblatt zum 14. Juli, umflossen von dem grauen Mantel der Sage, mit Wahrheit und Dichtung vielfach durchwoben, erneuert sich heute wiederum . - . . .. - nach . » „ - . . oberen Markte der alten, freien Berastadt enthauptet wurde. Ein breiter, dunkler Stein aus Hornblendegneis mit eingehauenem ein behelmter, bärtiger, steinerner Rittcrkopf hinabschaut, in dem man das Bildnis Kunz von Kanfungens erblicken will: noch beute zeigt man die an den Bogenpseilern des weiten Treppen saales im Rathause befestigte obere Hälfte der aus Leder mit eingeschränkten Holzsprossen bestehenden Leiter, auf der Kunz den Altenburger Prinzenraub ausführte, und heut« noch öffnen 'ich in der Silvesternacht die Türen dcs nnheiniliclnm unterirdi- chen Felfengefängnisses, worin der Ritter in sicherem Gewahr- äm gehalten wurde und zu dem man nur über mehrere schmale Leitern gelangen kann, der größeren Menge. Ein roh behauener Steinblock bezeichnet die Stelle, wo dem Prinzenränber zum zweiten Male der Geist seines Vaters erschienen sein soll, nach dem er ihn aus seinem Schlosse Eisenbera in Böhmen vor der Ausführung der geplante» Freveltat mit den Worten gewarnt: „Kunz, Kunz, laß ab von dem Werke oder wir seben uns in Freiberg wieder." Daß Kunzen gerade in Freibcra der Prozeß gemacht worden sei. weil er Bürger und Hausbesitzer daselbst gewesen, wird wiederholt behauptet, läßt sich indessen urkundlich nicht erweisen. Wohl aber stand nur dem Stadtgericht zu Freiberg und keinem anderen sonst in Sachsen das Recht zu, den Räuber nach vollführtem Raube der sächsischen Prinzen zu richten, denn Markgraf Friedrich der Freidige batte 1294 aus- nach ihrem Mat." Der Kurfürst hatte von der Anwendung dieses Privilegs im Fall« Kunzens den Vorteil, daß die Richter unabhängig« Bürger waren, welche besser als eine etwa aus adlige» StandeSgenoffen niebavgesetztc KvamMo» die ösjent» liche Meinung von vornherein dem .Kurfürsten günstig stimmen mußten. Das Freibcrgcr Stadtrcgiment war außerdem nicht nur durch seine Treue gegen den Landesherr» bekannt, sondern auch durch seinen festen Ordnungssinn, der im Stadtrechte für einen mit gezückter Wehr verübten Hausfriedensbruch bei dor- gcsallcnen Wunden sogar die Todesstrafe androhte. Es war eine ernste Zeit damals für die wettinischen Lande. Friedrich der Friedfertige, der thüringische Landgraf, war im Jahre 1140 kinderlos »erstorben und seine Länder fielen an den Kurfürsten Friedrich den Sanftmütigen (II.) und seinen Bruder, Wilhelm III., die ihrerseits fünf Jahre später das Anen über kommene Erbe aufs neue teilten, ein unheilvoller Schritt, der in der Folge zum Bruderkriege führte und unsägliches Unglück über die Besitzungen des Hauses Wetlin ergoß, bis endlich 1451 zu Pforta der Friede und die vollständige Aussöhnung zwischen den fürstlichen Brüdern zu stände kam. In diesen Bruderkrieg war nun auch Kunz von Kaufungen verwickelt, und als dessen mittelbare Folge fand jenes merkwürdige Ereignis statt, welches länger als irgend ein anderes im Attinve des stichsischcn Volkes, in der Erzählung, im Liede und in der dramatischen Dichtung fortgelcbt hat und noch fortlebt. Der sächsische Prinzen raub bildet zugleich den Anfangspunkt in der Geschichte der jenigen Wettiner, welche die Stammväter der noch heute blühen den sächsischen Linien wurden. Kunz von Kaufungen batte als Altenburger Schloßvogt und kurfürstlicher Mnrschall in dem vorerwähnten Kriege an Friedrich des Sanftmütigen Seite ge- kämpst und darüber nicht nur seine thüringischen Güter, sondern auch bei Gera seine Freiheit verloren, die er mit 4000 Gulden wieder erkaufen mußte. Als Entschädig»»» für seinen Gnter- vcrlust in Thüringen erhielt er einstweilen die meißnischen Besitzungen Apcl von VitzchnmS Schweikershain nebst allem Zubehör von Kriebstein, sollte sie aber, sobald er seine ,,—. — - thnrmgv- schcn Güter wieder hätte, zurückgebcn. Die Auslösungssumme erhielt er nicht wieder erstattet: unentschieden muß cs aber bleiben, ob diese Weigerung des Kurfürsten der Beweggrund zu seiner späteren Tat gewesen ist. Ueber die Befriedigung aus den Vitzthumjchcn Gütern stellte Kunz dem Kurfürsten eine Quittung für sich und seine Nochkommen aus, weigerte sich jedoch nach geschlossenem Frieden, die ihm angeblich zu Lehen übertragenen Vitzthumschen Besitzungen zurnckzugeben. Wegen dieses und anderer mit dem Kurfürsten streitiger Punkte, unter denen Beihilfe zur Anfachung dcs Bruderzwistes, Bruch des abgeschlossenen Friedens, schämliche Briefe und Schädigung der Lande die wichtigsten waren, kam es zum Streit, der durch vom Kurfürsten gewählte Schiedsrichter ausg«tragen werde» sollte-
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