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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 17.07.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020717022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902071702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902071702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-07
- Tag1902-07-17
- Monat1902-07
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GerichtSverhandlnnacn > 1 AUa» L vrI» Apregrt, Gesangverein der Staatseilenbahnveamten. Katastrophe in Venedig Prozeß Sünden und Genosse». I La» ^)Nr» I.vv^>» Neueste Drahtmeldungen vom 16. Juli Gud Wangen Die „Hol, cnz olle rn" hat nach guter Hahrt beute Abend halb 8 Uvr Ändwangcn erreicht. Das Wetter ist rMerisch. Oelsintz i B. sPriv-Delj Aon einem Wohnhaus in Wlllitzgrün stürzte der Giebel ein, und durch die herunterbrcchen- den Massen wurde der Bauunternehmer Kummer erschlagen. — In Martneukirchen spielte der Packet Braun mit einer Revolver, von dem er nicht wnktc, das, er geladen war: ein Schuh ging lo» und tras den achtjährigen Bruder Brau»'« in den Kops Breslau >Prio.-Tel j In der Nähe von Granitz erschoß vergangene Nacht ein 30jähnger Mann seine Geliebte, »voraus er Selbstmord beging. Der Beweggrund der Thar ist in Ehehinder nissen zu suchen. Eislcben. iPriv-Tcl.j Aus der Grube Wansleben sind durch niedergehendes Gestein 3 Arbeiter verschüttet worden: einer davon ist todt, 2 sind schwer verletz! München Die Abgeordnetenkammer lehnte durch die Stimmen de« Eenlrums die RcgierungSsordcrung von 10 000 Mark zur Borbereitung der Errichtung einer zweiten technischen Hochschule in Nürnberg ab, um welche auch Wnrzburg und Augü- bürg sich durch Petitionen beworben hatten Die Kammer verwies sodann die diesbezügliche Würzburger Petition der Negierung zur Würdigung für den Fall einer späteren Wiederaufnahme des Projekte«. Schliersee. Im benachbarte» Westenhofen brach gestern beim Dorsschmicd Feuer aus, das rasch um sich griss, das Schmicdeanwesen in Asche legte und zwei anstoßende An- wesen gefährdete Ten dortige» und auswärtigen Feuerwehren gelang eS, daS Feuer zu lokalistrcn Bei den Nellnngüarbcitcn wurden ein Geiwarm unk Eooperator Schcidlhammer nicht un erheblich verletzt. In dem abgebrannte» Gebäude wohnten keine Sommergäste Tie Entslehnngsursache ist unbekannt. Wie». Hiesigen Blättern zufolge richtete der Morgan- S chissfahrtStrust an den österreichischen Jndustrierath eine Zuschrift, in der er sich erbietet, Schisse sür Oesterreichs Handel zu erbauen und de» Betrieb zu führen. Prag. sPrio.-Tel.s Der bekannte Steckbrief ist, wie die polizeiliche Ermittelung bis jetzt ergeben hat, i» den letzten 14 Tagen in 5 polnischen Blättern erschienen. Die Urheber des Kom plotts werden von der Polizei in Krakau gesucht. . Te plitz. sPriv.-Tel.j I» Mühlen wurden während eines furchtbaren Unwetters 3 Personen vom Blip erschlagen. Pari«. Der Mann, der gestern Bormittag aus der Fahrt Paris—Versailles den Mordanfall aus Dr Ordenstein ousüble, heisst Finnin Ehabanchio und ist ei» seit vier Monaten entlassener ehemaliger Postbeamter. Er stammt au« Ehampagnac im Departement .»ante Vienne. Die i» seiner Wohnung vor genommene Haussuchung hat nichts aus das Verbrechen Bezüg- liches ergeben. Man glaubt nicht, das, Diebstahl der Beweggrund zur Thal gewesen ist. Die eingehende Untersuchung ist bemüht, sie bisher ui Dunkel gehüllte Thai auszirklären. Pari«. Nach der amtliche» Statistik betrug der Werth der Einfuhr im ersten Halbjahr 1902 2251 824 000 Francs gegen 2 224 100 000 Franc« im gleichen Zeitraum des Vorjahres, der Werth der Ausfuhr 2083205000 Francs gegen 2014 697 000 Francs. Paris Der gestern aus der Eisenbahn Paris—Versailles überfallene deutsche Arzt Dr. Orden sic in ist heute Vormittag seinen Verletzungen erlegen. Ehalon ! nr SaOne. Gestern 'Nachmittag zwischen 6 und 7 Uhr hat ein heftiger Wirbel sturm kleine Häuser umge- rissen, Bäume umgeworsen und Boote aus der Saönc zum Sinken gebracht Mit dem Sturm war ein wolkenbruchartiger Regen ver- bunden, der Strotzen und Geschäsislokalc unter Wasser setzte Spa. Der Gesundheitszustand der K ön > gin ist fortdauernd besorgnitzerregend Die Königin ist sehr schwach: >hr Herzleiden ist in sein letzte« Stadium cmgetrctcn. London. Der König nbcrstand die Reise von London nach Lowes outzerordcnllich gut und litt in keiner Weise unter der Uebersührung. Er verbrachte eine gute Nacht. Das Allge meinbefinden ist ausgezeichnet Der König fühlt sich wohl in- seine der Veränderung der Luft und der Umgebung. Das Laaer, aus dem der König niht, wurde gestern 'Nachmittag zwei Stunden lang unter dem offenen Deck ausgestellt. Der König hat eine ruhige 'Nacht verbracht. Sein Lager ist aus dem .Hinterdeck der Lischt unter einem Sonneniegel ausgestellt. Chrisiiania ES ist nunmehr gelungen, da« amerikanische Krregsschssf „Illinois" in den Hasen von Ehristiania zu schleppen SchifsStauchcr suchen de» Schaden anSzubessern, sodatz das Schiss vielleicht zur Ausbesserung nach England gehen kann. PeterSbnr g. Der Kaiser ernanule den Prinzen LoniS 'Napoleon, bisher Kommandeur de« Garde-Ulancn-Rcaiments „Kaiserin Alexandra", zum Kommandeur der Kaukasischen Ka- vallerie-Divisw». Petersburg. Der Kaiser ernannte den König von Italien zum Epes des 14. Iilthanischen Draaouer-Regimcnls. Ehicago. Zwischen vier E>senbahngc!cIIschastcn und deren Angestellten ist eine Einigung zu Stande gekommen, krast deren der Ans st and der Fracht Verlader al« zu Ende gehend angesehen werden kann Es wird angenvmmen, datz die Mehr- zahl der Ausständigen heule die Arbeit wieder auinchmcn wird Sansibar. Der Sultan erlist einen leichten Schlag- ansall. Oertiiches und Sächsisches. Dresden. 16. Juli —* Zum gestrige» Abendthcc bei Sr Majestät den» König in Billa Hosterivitz waren der lommandircnde Genera! des 1!« Armee korps. General der Insanleric v Treltnlste nebst Gemahlin mit Einladung ausgezeichnet worden — Heule 'Nachmittag nnlernahm Se Majestät mit Ihrer Königl Hoheit der Prinzessin M athilde und de» Damen und Herren der Umgebungen eine 'Ausfahrt nach Schloß Weesenstein. —* Se. König!. Hoheit der Kronprinz speiste gestern Abend mit seinen drei Söhne» vor deren 'Abreise nach Zand- voort in Holland im Restaurant des Hanptbahiihvscs —* Zn Begleitung Ihrer Kaiser! Königl. Hoheit der Frau Kronprinzessin, die sich gestern 'Abend mit de» beiden kleinen Prinzessinnen »ach Lindau znm Besuche des Grotzhcrzoglich Toskanischen Hofes begeben hat. bcsandc» sich die Hofdame von Schönberg Rothichönberg und Hosmarschatl v Tümpling Der Herr Hosmarschall kehrt bereits morgen wieder nach Dresden zurück —* Zum Geistlichen an der Krcuzkirche ist i» der Sitzung des Kirchcnvorstandcs Herr Psarrcr Dr. Göitsching aus Grünhainichc» gewählt worden —* Die Kreishaiiptmannschasl Dresden bat dem Fischcrmcistcr Hort mann hier sür die von ihm bewirkte Rettung eines Kinde« vom Todes des Ertrinken« in der Eibe eine Gcldbelohnung be willigt. —* Kürzlich waren 40 Jahre verflossen, seitdem ein in weiteren Kreisen geachteter Postbeamter, Herr Obcrposlkassen- kassirer Theodor Müller, in de» Dienst getreten ist. Der Jubilar hat sich insbesondere auch als Schatzmeister der Stift ung „Töchtcrhort" verdient gemacht, die ihre Mittel durch frei willige Gaben von Postbeamten erhält und den Zweck hat, hintcrlassencn arbeitsunfähige» Töchtern der Postbeamten nach Aushören der staatlichen Unterstützungen sortzuhclse». —* Nackt-Fernsprechverkehr. Fortan ist der 'Nacht- Fernsprechverkehr zwischen Dresden einerseits und München, Nürnberg und — sür die Stunde von 9 bis 10 Uhr — Lcip- z i g andererseits zugclasscn. —* Der I nnun g s-A nsschu tz z» Dresden hielt am Freitag seine dritte ordentliche Versammlung in der Herzogin- Garten ob. Den Vorsitz führte der stellvertretende Vorsitzende. Herr Schsosscrobermcister Ncuschild, welcher zunächst mitlhcilte, datz am Sorge des hochscligcn König« ein Kranz mit Schleife seitens de« Innunas-Ausschusscs »icdcrgclcgt worbe» sei. Es wird einstimmig beschlossen, an das Königl. Ministerium dcS Innern eine Eingabe zu richten, die Verkleinerung des Bezirkes der Ge- wcrbckammcr Dresden betreffend und die Gewerbekammer um Bcstrist zu ersuchen. Ferner wird ei» Ausschuß sür die Stadtvcr- ordnclcnwahlcn gewählt Des Weiteren wurden die Obermeister Ncuschild und Ernst Schmidt als Vertreter des Ausschusses beim Sächsischen Innungslag gewählt. Der Schriftführer, Buchbinder- obermeistcr Unrasch, erstattete Bericht über die statistische Erheb ung vom l Januar 1902, welche ergeben hat 40 Innungen, 6402 Meister, >4 061 Gesellen und 2998 Lehrlinge. Die Zinsen der Gustav Ackcrmann-Stistiing bcichlietzt man dem Handwerkcrvcr- cin zum alleinigen Vorschlag »u überlassen Die Meister und Mitglieder der hiesigen Innungen sollen zum Erwerbe des Bür gerrechts ausgcsordert werden. Die Bcrathung der Submissioiis- bedingungeii soll am Donnerstag >u der Sladtverordnelensitzun i aus der Tagesordnung stehen. —* Ein Raum, m dem ein Patient mit ansteckender Kran! heit längere Zeit gelegen hat, bleibt, sv lange eine Tesinfeln»» »ach nicht Vvrgena.nmen ist, eine Gefahr sür alle seine Mil nub Nachbewvhncr Solche Räume gefahrlos zu machen, ist derZwecl der neuen Desinseltionse-nfkalt, dir beule im Grundstücke Fabii! stratze 6 eröffnet und unter der Bezeichnung „Oessentlichc Ee » 1 ralcfnr Desinfektion" der allgemeine» Benutzung übergeben ivmde. Sie bat sich zur Ausgabe gestellt, alle Falb Van Lungenschwindsucht. Scharlach. Diphtherie. Typhus w. dnist beiondclS dazu ansgebildete Maiinschnsten z» dcsinsiziren Die 'Anstalt wurde heule von Vertreter» der Königl und slädtiichen Behörden besichtigt. Unle> de» 'Anwesenden bemerkte man die Heilen Präsident des Laiides-Medizinal-Kollegiiims Geb Me- dizinalinth Tr Vnscbbeck. 'Amtshanpimann Gey Regiciuygsiath v Eranshaar, Regiclnngsratb Tr Hartman», Geh. stNedistnaliath Tr Erdmann. General Lbnarzl Tr. Müller, Oberbürgermeister «steh Finai^ralh a D. Bentlcr, Stadträthc Wolnrla und Dr '.'Nay, Oberregicrungsrnib Siebdrat. WvhlsahrtSpolizci-Kom- missar Bock Y. Wülfingen, Stadtverordnete Hosrcstb Tr Battmann. Tr med Pilling. Konsum»» Strebet und Kaufmann Rönitz. Wolilfahrtspolizei-Arst Prafessvr Tr. 'Nowack. Professor Dr Schlvtzmann. Professor Tr Edelmann und Konimerziettralb Lingncr Tic Herren (steh 'Medistnalralh Prvsessor Tr Reist und Professor Tr. Wvls hatten die Anstalt bereits vor einigen Tagen in Augenschein genommen —* Wolfs's Telegraphisches Bureau verbreitete gestern die auch in unsere gestrige Abendausgabe übernommene Mittlzcilnng. datz der Buchhalter Ebertli von der LottericdarlehnSkastc vom hiesigen Disziplinarhose kostenlos srcrgesprvchen worden sei. Ans Grund eingezogener Erlnndiguiigc» könne» wir mitthcilcn, datz von einer Freisprechung insoscrn nicht die Rede sei» kan», als ieitens des TtsziplinarhvieS. der die amtlichen Verschlungen Ebcrlh's milder als die TiSzis'linnrtammer bcnrtheilt Hot, nur das auf Dienstentlassung, also ans die schwerste TiSziplinarstrase. lautende Urthcil der 2. Instanz ausgehoden worden ist. Dagegen sind die dem Anträge aus Tienstentlassnug zu Grunde gelegten Anschuldigungen nicht sür »»begründet erklärt worden. Es ist daher Sache der Dienstbehörde, ob gegen Ebcrth. wie das Eivil slaalSdienergesetz sür einen solchen Fall ausdrücklich Vorsicht, eine der übrigen Disziplinarstrafen etwa noch verhängt wird. —* Ter 2 a chs c n v c r c > n > n Metz hat zu der Gabcn-Vcr- loosung, die bei dem grotzen Monstre-Eoncert znm Besten der König Aibert-Gedächtnitzhallc Sonnabend, den 19. Juli, aus der „Waldschlötzchen-Derrasse" slattsindet, den ersten Preis gestrstci Ferner haben sich verschiedene Firme» Dresdens in dankcnr- weither Werse um die Verloosung verdient gemacht, indem sie zuin Thcil recht werthvolle Spenden übermittelt haben: weitere Gaben nimmt die SammclsteUc „Waldschlötzchen-Derrasse" entgegen —* Eine der schwierigsten und anstrengendste» Bcichättig- ungcn ist die eines W e i n r e i s e n d c n. Das Geschäftsinteresse bringt cs mit sich, datz er bei seiner Kundschaft recht viel ver zehre, auch wen» er nicht die geringste Lust dazu hat, oder wenn cs ihm nicht einmal gut bekommt. Tie Reisenden „in Wein" sind schon aus allerlei Mittel vcr'allen, um sich die Pflicht des Trinkens z» erleichtern. Sehr beliebt war z. B. immer ein rettender Blumcntvvs oder Kohienkastcn, dem in einem unbewachten Augenblicke ein Theil des Geträntes anvcrtraut wurde. Allein auch dieser Ausweg war noch nicht diskret genug, da er nichi sämintlichc Spuren der beseitigten Flüssigkeit verbarg und den aus die Vorzüglichkeit seiner Weine natürlich sehr stolzen Wirlh bc- leidiale. Diesen Nebclsländen bat nun, wie die „Franks. Zig " mittycilt, ein Wohlthäter der Menschheit abgchoiscn, indem er den „Saugstock für Wein reisende" crsand, der „alle Flüssig keiten aus nnmcrklichc Weste durch eine sclbstthätigc Pumpvo, richtung verschwinden lässt" Zugleich ist er ein „eleganter Spazier- stock", der autzcrdcm das nicht z» unterschätzende Gute hat, wen» er auch voll ist, dvch niemals „voll" zu sei». Er schwankt nicht, redet keinen Blödsinn und bclräat sich überhaupt stets muster hast, oder, wie man heutzutage als gebildeter Mann sage» mutz, „tadellos". Dafür ist ihm auch die Eigcnschast eines deutschen Rcichs-Geschmustcrs unter Nr 70679 zncrlaiint worden Bc« der nächsten Ausstellung, welche die Alkoholgegncr veranstalten, wird er einen Ehrenplatz erhalten »nd einen Zettel tragen mst der Aufschrift: „Ein Säugling — kein Täufling!" —* Bei dem gestern Nachmittag 3 Uhr 5 Minuten von Leip zig. Dresdner Bahnhof, nach Wien abgesertiglen So Überzüge ereignete sich ein Unsnll dadurch, datz der Sondcrzug einen ani Kunst nud Wissenschaft. Gesangverein der Ttaataeisenbahn-Bcamten. Begünstigt von einem ideal-schöne» Sommcrabcnd. hatte das gestern »» Garten des Lincke'sche» Bades abgehobene Conccrt des Gesangvereins der Staalseisenbahn-Beamicii einen ungeschmälerten anderen Erfolg zu verzeichnen, da der geräumige Eoncerlgarte» bis in die entlegensten Ecken mit Hörlnsligen Lesüllt war. Mehr als dieser äutzerliche Glücksumsland fällt aber sür die Kritik die hockersrculiche Thatsache ins Gewicht, datz mit dem glänzenden Kassencrsolg auch ei» hochanschnlicheS lünsllcrijchcs Gelingen Hand in Hand ging. Seit dem Preissingen sächsischer Männer- chöre, das fast genau vor Jahresfrist in den Ausstellungsräumen stattsand, hat man sich daran gewöhnt, von den gesangpflegcndcn Eisenbahnern stets Hervorragendes zu erwarte» und ihre Sänger- vcreinigung den allerersten Mannerchören unserer Stadl zuzu- zählen. Unter der schwungvollen Führung ihres ebenso begabten wie unermüdlichen EhorincistcrS Max Fungcr wurden auch diesmal derartig hochgespannte Erwartungen von den Sängern des Flügelrades rastlos erfüllt, theilweisc sogar übertrosfen. Musterhast ist vor Allem an den Darbietungen der Sänger die seinsühlige Wiedergabe des seelischen GchaltS der vorgetragcncn Lieder, musterhaft auch die Reinheit der Intonation und die Behandlung der Tertaussprache Will man die tribsche Be- urtheilung aus die Spitze treiben, so darf man viel- leicht für künftige Leistungen den Wunsch äußern, daß einzelne erste Tenöre sich bei den hohen Tönen über x und a hinaus lieber der Kopf-, als der Bruslstimme bedienen möchten, da sich gestern hin und wieder in solchen Fällen eine unschöne Schärfe der Stimmen, wohl auch ab und zu ein kleines tonisches Malheur bemerklich machte. Zu Gunsten der gestrigen Leistungen sprach u. Tl. auch der Umstand, datz von den 11 zu Gehör gebrachten Mannerchören nicht weniger als 9 erstmalig vom Verein ge sungen wurden. Als besonders gelungene Vorträge, die zum Thell auch wiederholt werden mukteiv seien hcrvorgehoven: „Zwie- gelang" von Kremser, „Darf i' s Diandl liab'iG von Zehngraf, „Die. Nacht" von C. H. Döring, sowie die auf dem Programm des m wenigen Tagen in Graz stattfindcnden 6. Deutschen Sängerbundesfestes figurirenden Chöre: „Ave Maria" von I. Schmölzer, „Mägdlein, Hab' Acht" von G. Wohlgemnth sdcm Dirigenten des Leipziger Männcrchorss, „Abschied ' von Kirchl und — last not. least. — „Fahrende Lcnt " von H. Jüngst. Wenn die letztgenannten Chöre in Graz seitens der Dresdner Tanger — als Glied des Julius Olto-Bundes wird auch der Ge sangverein der Dresdner Slaalscisenbahnbcamtcn ein stattliches Kontingent seiner Gcsangskrästc nach der steirischen Hauptstadt entsenden — ebenso frisch und seinaestaltig erklingen wie gestern, so wird Dresdens Sangesruhm in Graz gewiß nicht zu Schande» werden. — 'Neben den Sängern, deren Borträge den lebhaftesten Syinpalhien im Kreis der Hörer begegneten, erwarb sich auch die Kapelle des Leibgrenadier-Rcgimeitts 'Nr. 100 H.Kmich Gcorg"j unter Leitung des Königlichen Musikdirektors Herrn O. Herrmann berechtigter Weise ein reiches Matz von Anerkennung mit Orchestcr- vorträocn von R. Wagner, Mendelssohn. Lassen, Tschaikowsly, H. Platzbecker »sw. Besonderes Interesse erregte naturgcmätz eine von Herrn Musikdirektor Hcrrmann sür Mililärvrchcslcr bearbeitete „Romanze" aus der Feder Ihrer K. K. Hoheit der Iran Kronprinzessin Luise von Sachse», die die fürstliche Kom ponistin unzweideutig als eine sormgewandlc Musikers» schätzen ließ, die cs überdies'verschmäht, ans dem allzu breiten Wege der Alltäglichkeit dahinzuwandcl». Tie schlichte, aber von gesundem Empfinden zeugende „Romanze" ward mit freudigem Beifall auf- genommen. —ckt. Die Katastrophe in Venedig. Keiner von den Unzähligen, die Venedig lieben, wird die un geheuerliche Kunde, mit der die Lagunenstadt die Welt überraschte, ohne Erschütterung, ohne Schmerz und Angst vernommen haben. Der Glockenthurm von San Marco ist nicht mehr, — uns ist z» Mythe, heitzt es in der „Franks. Zig.", als sei uns ein Freund gestorben. Denn mit wenigen Orte» ans der Erde fühlt man sich persönlich so verbunden wie mit Venedig, und nur Wenige gebe» eine so starke Empsindunp des Besitzes, wie die unvergleichliche Stadt, die sich mit ihren Herlichkcitcii Jedem schenkt, der ein Herz hat, das sich der Schönheit öffnet. Der Campanile ist nicht mehr! Wie die Rahcl schrieb, als sie den Tod Fichte's vernahm: „Wenn dieser Mann sterben tonnte, wer ist noch vor dem Tode sicher?" so darf man sagen: Wenn dieser Thurm fallen konnte, was i» der Welt steht für die Dauer noch ansrecht? In dieser Stadt, dcc mtt Wahrzeichen bis znm Rande gefüllt ist, war cr unter den vielen das ragendsie. Jahrhunderte lang hat der goldene Engel, der seine Spitze krönte, ans Meilen hinaus Alle bcgrützi, die der Stadt als ihrer Vaterstadt oder als einem holden Wunder sich nahten: die siegreichen Kriegsflotten, die den Ruhm der Rcvnblik. die Handclsschifsc, die ihren Rcichlhnm mehrten, den unendlichen Zug der Italien-Wallsahrer, de> Träumer, der Dichter, der Künst ler, der Liebend»» Wieviel Leben hak dieser Thurm zu seinen Füßen erblühen und erlöschen geiehc»' Und als der alle Slaal in den Staub sank, war es glcick'am wie ei» Tninvol dieses Endes, daß der Sieger von Lodi <a»s der Holzbahn, die sich >n einer ich; fcn Ebene um das Innere des Thiirmes wand! bis unter das Dacö des llampanile von San Marco hniaiisriil. Wieviele Blicke haben an diesem Ba» gehangen, frohe, wen» man kam, schmerzliche, wenn man schied, beglückte, wen» man wicdcrkehrte. Gab cS etwas Ergreifenderes, als gegen Abend zu schaue», wie die Dämmerung, die schon die ganze Stadt cingebnllt batte, immer höher an ihm hinanskroch, wie cr aber noch lange »i goldenem Feuer brannte, al.- gälten die Gipfel der Alpen, die von Norden her winken, ihn iw: ihrem Glühen entzündet! Wieviel Liebesglück wandcllc in seiner Hnth, wieviel Sehnsucht slillle oder erneute sich in seinen! Schallen und wenn man oben stand, — wir lannlen Einen, der, als er znm ersten Mal hinaufgekvmmcn war, weinte, weil er clwas vo» der Jcierstille der Ewigkeit zu «pure» und die Stimme z» hören wähnte: „Heilig, heilig, heilig! " Da lag das Unbeschreibliche, dieses Gemisch von Mciischenwcrk und Wasser, das Gewirr der Gassen und Rinnen »nd Kirchen und Häuser, in das man besser hinein' blickic als drüben von San Giorgio ans, das breite schimmernde Fragezeichen des großen Kanals, die nahen nud fernen Inseln, die Brücke von Mcstre, an der die Tladt wie an einem Scidcnsadcii in's Meer hinaushäiigl, daun dieses selbst »nd die Lagune, ein Blcististstrich zwischen ihnen, der Damm von Malamocco, weiter die cuganeischcii Hügel, der Thurm vo» Agnilesa, die grünen Ge lände des Piavcthals, und über Allem das venczischc Licht, zu dem einst Pietro Arctin in einem köstliche» Anruf slaiinend und prei send die Hände erhob. Wer jemals ans dem Eampamle von San Marco stand, möge sich, wenn er ein Mensch ist, heute bekennen, daß ihn das Schicksal gesegnet bat. Und nun liegt der Thurm
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