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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 06.12.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19021206026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902120602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902120602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-12
- Tag1902-12-06
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ir 4.7» «S uebdn >r l4. r dir racke. »ieii-el slügeli» kt »„!> Irr, dir a»n!- Diese» Blatt wird dm Lesern von Dresden >»d Umgebung a» Lage vorher bereu» al» Abend-Ausgabe zugestellt. während rS die Post-Abonnenten om Morgen in einer Ecsammtaurgabe erhalten. r ». in. tu-, Mi, Ill.i. M-iritzin^ sür L ,iiisllä,lli«i Vunsllri- jr >L SV Itiiii,! llrr» > «r i» » Won >«>i T«,- ur 3 L5 inpagu» n-.'iik'ii,' kll IN l.>e>« >lic. »>„ stä'ti' r «»ick Ist-' > :c Nil, serllteislci für «» ^cheteguim >ruiirr im>- für >e> ite. Nr« , Aekiivdr > «ur l« eroman. >tk» I«.' ! llos ne», für > 7. cTeui er n>vv me» und » Vaud r gemeines für t. Da? t>«g' s lsan- d» >rei, 3,75. n. i Alis. für «5 Gewerbe »i ch,ti»«»u «de M »«. verugrgedM: ! düs» Dkette» mit... ——— «o di« 5«nq,un, dxrck «>,«ne Voten oder Koiimmilonore kL»lm «walten dö» Blliti an WEiita,«,... di« Mt auiLvim- oder NkieriUii» «ol,en, »> »»«> tdeitaueaaden >»«n»d und Dtoeeen« «nielteUl Nach druck aller «rtil«l u, Oriatnal- Mi»»«,Inn,en nur m» denincher Lu»U«na»i>abel.Dr»sd Nackir."» «uiatltu, Rackttdalub« Lonor-r. on'pruch« diriden undenickllchtiat: unv«llan»>« Manutkrrvt« werdea nicht auibttvadrl r«lei,amm-»drelle: vachetch»,» «»«»«» Nerlag von Kiepstli S- Reirlfcrrdt. Anreizen.^anf. Lnmlim« dr», Snlündtaunaen tue ütackiniillaiid s Utir Sonn- und rtrierwü» >iur Maricutlralr« s» von l> bis '/>> U>i, Tie i »vattla«Üirrmd- ikile ica S Lildriv 20 P«e, iln kiiiidiauiiarii aui t«r Privalieit« Zeile L> 'bin d>« rwaltio« ,!«>>« als ..Ein- ««ianli oder an» 2irit«»e so P«e piliviiimimrii imili Loli,,, und Nkicz »uskii i bi» 2>ualliar Grundteilkii Sa, »o der m und nc, iv«a nach bc lviiderein 3ani Lukwarnar Äu« t'.aii« »>i! ««>>«,> ?«l,rr>ii»t>e,at,«une Blitsdianri »und«» mit zyitZ«», tcicitiiifl. a«rnivreckio»lllilu^ Sliiit t Ne, II unv Nr, LttlXt. -sej fiuttabrik Otto vlickbolr Weilmse!il8'/lli88leIIl«ikl Klio!! liste«', krsge,' 81,'sue rs. fsblilc teinei' l.eltei'«ssl'e!i. Rr.337. Lüiilkl: Neuesle Tiahtbelichle. Hosiiachrichtt», TtadtverordlictensitlUiig. Gclichisvcrhaiidlluigcn >Ier L6»r>jrbilv' Beiliner llel en. Neueste Dralftuieldnnqe»» vv» 5 Dezculbcr Brr» lau. Der Kaiser traf um 12 Uhr 55 Min, mittels Sondrrzugs aus dem ober'chlcsijchen Bahnhotc hier ein Don waren der tommandirenoe Keilern! Eropriiiz von Sachjen- Meinrnaen, der ^berprasidein Herzvn zu Trachenvery. ^ürsl Hay- seldt und der Polizoprandeiit Dr Birnko enchienc». Nach Be mühung derleloen begab sich der Kaiser in die unteren Raume deS Bahnhofsgebäudes und begrüßte daS dort versammelte L)sst- zierkorps seines hiesigen Leib-Kürasiicr-Regiincnts „Mroger Kur- lurst". Sodann bcgad sich der Kaiser, gcso.gl von dem Cropiinzcn und den Herren deS Iagdgeioiaes in daS ^ürslenztiiimer deS Bahnhofs, wo er eine auS l5 Mitgliedern bestehende Deputation der hiesigen Arbeiter empfing, Einer derselven >lberre,ch>e mn kurzen Worten eine Adresse, woraus der Kaiser mit einer An sprache antwortete. Daraus ließ sich der Kaiser die emzelnen Mit glieder der Deputation vorsieltcn, erkundig»: sich noch der Herkunft der einzelnen und richtete an lebe» derselben einige srciindlichc Worte, Nach Verabschiedung von den zur Begrüßung erschiene nen Herren erfolgte gegen Ich-. Uhr die Abfahrt »ach Wildpark Breslau. Tie Ansprache, die der Kaiser an die Ab ordnung hiesiger Arbeiter hielt, hat folgenden Wortlaut, „Daß die Arbeiter Breslaus sich entschlossen haben, zu Mir. ihrem König und Landesvater, z» kommen har Mich mit freudiger Befnediguna erfüllt und das in zwiefacher Wesse, :lum Ersten habt Ihr Mich in Meiner in Eisen ausgesprochene» Erwartung Nicht getäuscht, zuinAnderen dadurch, daß Ihr daSÄudeiile» Meines seligen freundes, des Herrn Kruop, oorwurissrci wahre» Heist, Bo» Herzen danke Ich dem Spreaier sur seine warm empfundenen patriotischen Worte, Sie zeugen davon, daß ehrenhafte Etesinnuiig und Anhänglichkeit an König und Vaterland uiiicr Euch fort- wurzeln. Euer Stand ist stets der Gegenstand Meines eingehen- den Interesses und Meiner Fürsorge gewesen, denn mit Stolz konnte Ich im Auslande beobachten, wie der deutsche Arbeiter vor allen anderen angesehen wird, und mit Recht" Berlin, <Prio,-Del> Der Antrag aus Abänderung der Nes chäft« ord n u n gsbest i n, m u n ge n des H 4t ist eilige- gangen, gestellt von den Abgeordneten Gröber iEcntrs, Basser- maim snat-lib l, Herold lEcntr,!, v, Kardorss iReichsp.ß Gras Lunburg-Stirum skonss, v, Norman» ikonsj, Dr, Paaschc snat-libch Tr. Sattler inatl-ibs, Dr, Spahn sEcntr.l, Speck lCentr^s, Dr. Stockmann iReichsp I, v, Tiedemann lReichsp s. Der erste Latz in 8 4-t der Geschäftsordnung, dessen Aendcrung erfolgen soll, lautet: „Sosortige Zulassung zum Worte können nur die- ieniecn Mitglieder verlangen, welche über die Verweisung zur Ge- schäslsordnung reden wollen," Der Satz soll durch nachilcbende Neubestimmuna ersetzt werden: „Das Wort zur Geschäftsordnung wird »ur nach freiem Ermessen des Pröndciile» ertkcilt. Eine von demselben zugeiassene Bemerkung zur Geschäftsordnung darf die Dauer von 5 Minuten nicht überschreiten," Der Antrag A Arida ,Zickerl, der Tochter einer ans eschenen hiesigen Zabrikantc»- 'am.Iie, aus der Strafe aujgclaucrt und ihr ewige Revolver- Schüsse beigebracht Alsdann erschoß sich Stiller selbst. Das schwerverletzte Mädchen, das morgen »nt einem Ingenieur Hochzeit machen wollte, wurde l» s Krankenhaus überführt, Oldenburg, Der Landtag hat beschlossen, die Stants- regicr ing zu ersuchen, durch ihren Vertreter iw Bundesralhc und aui »'de ihr sonn angemessen erscheinende Ari »>o liehst gerne n- schastlich mit anderen Bundesregierungen aus die Re chsregierung in dem Sinne z» wirken, daß das Reich durch,größere Spar- samkeit und Einschränkung der Ausgaben eine Herabminderung der Malrikularbci träge der Enizclstaalen hcrbeisühre, — Nkinijler Ruhslrat erllärlc, daß die Slaatsregierung dem An träge znsumlne und in diciem Si nne schon im Verein mit anderen Bundessiaatcn gewirkt Hobe, OcriUttics uiio »u,i>„tMcs. Dresden. 5, Dezember Se Majestät der König empfing in den heutigen Vor- und Mittagsstunden die Herren Staatsiiiinisier und de» ivingi, Kadinelssekrelär zu Vorträge» Heute Abend wird 2c, Maieüät mit Ihrer König!, Hoheit der Prinzessin Mathilde das 3, Sinfonie-Eonccri der Konial, musikalischen Kapelle >m Opcrnhause besuchen und darnach sich zum Thce zu Ihrer Majcslät der König >n-W>ttwc nach Billa Strehlen begeben, —* Ihre Ezccllcnz die Lbcrbosmeislerin Ihrer .Kaiscrl, und Künigl, Hoheit der Zrau Kronprinzessin, Iran Zreisrau v, Fritsch, wird am 16, 23, und 3N. Dezember Nachmittags von I bis 4 Uhr in ihrer Wohnung im ersten Stockwerk des Taschen- bcrgvalais Empfang abgchaltc», — Ihre Erccllcnz die Frau Obcrbosmcistcrin Iyrcr Majcslät der Kbniyin-Wittwe Frau v, Pslugk hält in Rücksicht aus die Trauer sür König Mbcrt diesen Winter keinen Empfang ab, —* Dem Tilcktvr der höheren Volksschulen zu Plauen, OSkar WilSdors. ist das Ritterkreuz 2, .Klasse vom AltncchtS- vldc» verliehen worbe», Herr» Scminarlchrcr Zrihschc am Königlichen mittags Köiugl Lehrerseminar zu Plauen bei Dresden ist der Titel „Ober lehrer" vom Königlichen Kultusministerium verliehen worden, —* Die Prämie der Meißner Dombauloticr>e im Betrage von 60 000 Mark ist auf dir, 59 880 gefalle», — * Aus der gestrigen Sitzung der Stadtverord ne ten. Der Vorsitzende widmete vor Eintritt in die Tagesord nung dem kürzlich verstorbenen Stadtverordneten Baumeister Richter eine» ehrende» 'Nachruf, Das Kollegium nahm d e An spräche stehend entgegen, — Em Schreibe» des Herrn Privat- schuldirektors Schmidt, in welchem er bittet, den Rath zu er suchen, wegen Regelung der polizeiliche» Ucbcrwachnng von nicht öffentlichen Bereinsbcrgnüyungcn mit der Köwgl, Polizci- dircklio» in s Einvernehmen zu treten, wird der geheimen Litzung überwiesen. Der crsie Punkt der Tagesordnung betras Aender- »ngcn in der S P a r ka sse n ocr w o l t» n g, Tic Direktion der Sparkasse hatte beantragt, 1, vom I, Januar 1903 an bei der Sparkasse einen juristischen Direktor mit 7000 Mark Gehalt anzu- stcllen und 2, die Bestimmungen in 8 4 des Regulativs sür die Sparkasse in Wegfall zu bringe» vczw, diesem Paragraphen einen anderen Wortlaut zu geben. Der Rath hat diese Vorschläge der Sparkassendireklion zum Beschlüsse erhoben. Weiter hat der Rath beschlossen, dem Vorstände der Sparkasse die Bcsilgniß z» ertkcilcn, über die Beleihung bebauter und unbebauter Grund stücke selbstständig und endgiltig Beschluß zu fassen, soweit bei der Beleihung die Hälfte des wirklichen Berkausswerthcs und die Summe von 75000 Mark nicht überschritten wird, und den Aus schuß für Sparkasse und Leihaml zu ermächtigen, selbstständig über die Veränderung des Zinsfußes einzelner shtivotbeken und cnd- giltig über die Beleihung von Grundstücken mit mehr als 75 000 Marck zu beschließen. Das Gutachten der vereinigten Ausschüsse lautete hierzu, die Beschlüsse des Nalhcs unter l, und 2, abzu- lebiicn. dahinacgcn aber sich mit der Begründung einer hcraus- gebobcnen Asscssorcnsicllc ^einverstanden zu erklären Der ^ . Tccernent der Sparkasse Stadtrath Lotze bedauert, daß das ren Jahren angestcllte Rathssörsler "Stiller seiner früheren Braut Entgegenkommen der Stadtverordneten kein volles ser Wenn trägt außer den Namen der 12 Antragsteller noch 209 Unterschriften von Abgeordneten der Mchrhcitsvarlcien, Bei einzelnen Mitgliedern ber Mehrheitsparlc c» bestehen auch trotz diese- Antrages noch Bedenken, ob eS dem Präsidenten gelingen werde, den neuen Bestimmungen in allen Fällen Geltung zu ver schasien. Der Präsident soll aber entschieden Abneigung de kündet haben, weitergchcnden Maßnahmen zuzustimmen, Leipzig, Die .Lein» Zig " meldet: Dem Vernehmen nach bat sich neueidingS der Regent des Fiirstrnihnn'S R e»ß ä, L de, Vereinigung der thüringischen Staate» zur Einsendung eines gemeintchasilichen slclloeitirtenoeii Bevollmächtigten zum B u n d e s- ratd anqeichiosscn und auch seinerseits den Großherzogtich Weimarischen Geh. Legalionsrath Vanltc» zum Vcnreicr ernannt, BiSker war sonst, wie bekannt, tn de» Bundcsralhssiliungc» das Füistrnlbum Rcutz ä. L- überhaupt nickt veiircte». soweit nicht dessen Beoollmächtigtcr. Regier»,>gS und Kokisisloilalpräsideui Meding Veranlassung nahm, sick zu dicicm Zwecke selbst nach Berlin zu begeben oder einen der übrige» Bevollmächtigten mit einer SubsUtuiionsvollmacht zu peoeheii, Leipzig, Ter Professor an der philosophischen Fakultät der hiesigen Universität Geh. Rath Ioh, Wislicenus, ist in ver- ganaener Nacht gestorben Meerane, Gestern Abend gegen 9 Uhr hat der seit mehre sc Knnft nnv Lvts»en»c1,aft. 4* Mittbkilung ans dem Bureau der Konigl, Hof tbrat er. Im Schansptelhauie wird, wie bereits angckündigt. Montag, bcn 8. Dezember, Gustav Frchtag's Lustspiel „Tie Journalisten" in neuer Eiusiudtrung und zum ersten Male im Kostüm der Zeit »ur Erinnerung an die vor ,50 Jahren k8 Dezember 1852) erfolgte Erstausführung des Werkes gegeben Die Belcknng des Stückes ist folgende: Oberst Berg: Herr Winds: Iva: Frl. Gasnv: Adelheid: Frau Basis; Senden: Herr Frobösr (zum ersten Male): Oldendorf: Herr Deitmer: Bolz: Herr Stahl : Bellmaus: Herr Gebühr: Krmpe: Herr Decarli «zum ersten Male)'Körner: Herr v, Strauwitz: Henning: Herr Helling Oum ersten Male); Müller: Herr Walther; Blumenbcrg : Herr Bauer; Schmock: Herr Rens tzum ersten Male); Piepenbrink: Den P, Reumann (zum ersten Male); Lotte: Irl, Diacvno (zum ersten Male): Jrth , Hen Lockert: Schwarz: Herr Eggcrlh; Povoni: Frl. Schendler; Kord: Herr Hufs. -k* Königs. Hosoper. In der Rolle der Gräfin in Lortzing's „Wildschütz" stelUe " ' Fach der gute Routine und bemerkeiiswerthe Eharaktcrisirungsgaben zur Verfügung, sie versteht, sich geschickt zu bewegen, dem Ensemble cinzusugen und der Komik, so weit sic hier in Vereinigung mit den Allüren einer vornehmen Dame in Frage kommt, Rechnung zu tragen. Alle», was sie darbot, war demnach gefällig, intelligent durchgeführt und entbehrte nicht der Liebenswürdigkeit. Höhere Ansprüche, wie man sie an die Bertretcr unserer vortrefflich ge pflegten Spiel- und Komischen Oper zu stellen berechtigt ist, konnte FA, Hawliczek indek nicht erfüllen, Ihr Spiel machte meist den Eindruck als ob es sich in daS Genre erst hineinzufinden und den rechten und echten Ton anzuschlagcn strebte, wobei die Natürlich- keit der versuchten Komik nicht immer zu ihrem vollen Rechte kam, wenigsten» nicht in dem Grade, wie c» die Dresdner Hosbükne voraussetzt. Die stimmliche Begabung deS GasteS ließ sich in der Partie sehr schwer und nur bedingungsweise abschätzcn. Zwar schien da» Organ stark und traasäyig genug, um in unserem Ensemble bestehen zu können, zu überhören war hierbei aber nicht der etwas heisere und gutturale Beiklang, der der Stimme anhaftet. ... sich gestern eine neue Bewerberin für das i der weiblichen Charakterrollen in Irl. Frieda Hawliczck Hostheater m Altenburg vor. Der Künstierin sieben sichtlich Routine und bemerkenswerthe Charaktcrisirungsaaben zur Ein bestimmteres llrtheil hierüber läßt sich erst in einer wirklichen Geiaiigspartie obaebcn. Im Ucbngen gab die in der gewohnten Besetzung dargebotcne Aussührung keinen Anlaß zur Be- sprcchilna kl, 8t. f' Der Schaulpirker L c b i od k o w s k i. der zuletzt als cister Held am hiesigen Rcsidenitlirater thätig war, ist g r i n es kra n k geworden, !v daß sich seine Unterbringung in eine Irrenanstalt nöthig machte. Der Künstler litt schon in den letzten Monaten seines Dresdner Engagements an Gcdächtnißschwäche. Berliner Leben. kl, Berlin, 4, Dezember. Früher und schärfer, als seit langen Jahren, hat der Winter seinen Einzug geholten. 16 Grad Rcaumur zeigte das Thermo- mcter in den ersten Morgenstunden der jüngsten Tage, Auch wirklicher, echter Schnee rst bereits gefallen und bedeckt die Dächer der Häuser und die Rasenflächen der freie» Plätze, Aus den Berliner Straßen kann er >a freilich nicht lange Stand halten. Da geht man ihm mit allen möglichen Werkzeugen auch mil dem nicht nur ihn. sondern ebenso die Sticselsohlen auflöscn- dcn Salz energisch zu Leibe, um namentlich tür die zahllosen Straßenbahnen die Bahn frei »u machen. Gegen diesen Winter unseres Mißvergnügens hilft keine Obstruktion und keine Vcr- scklcppunastaktik. Er ist da und weicht vorläufig nicht vom Platze! In Berlin erregt in der That der Winter, der anderswo mit Freude begrüßt wird, vorwiegend Mißvergnügen, Denn er schleppt hier eine lange Kette von Unbequemlichkeiten, Stör- unnen und Leiden mit sich. Insbesondere treten im Verkehr aus den Straßenbahnen alsbald empfindliche Stockungen ein, die sür weite Kreise böse Nachtheile im Gefolge hoben. Man könnte ia nun vielleicht einwendcn: wer Eile habe und nicht mil den Straßenbahnen mitkommen könne, der möge sich eine Droschke nehmen, Ter Rath erinnert etwas an den Ausspruch jener kleinen Prinzessin, der ihre Erzieherin, um sie zum Mitleid für ihre darbenden Mitmenschen anzulciten, erzählt hatte, daß viele arme Kinder hungern müßten, weil sie kein Brot hätten, und die daraus verwundert fragte: „Ja. weShalb essen sie denn nicht Kuchen?" Zahlreich« Menschen, die wohl eine» Nickel sür eine lange Straßenbahnfahrt übrig haben, können sich eben keine vcr- Loiililil'til!», TtZtMl'tr N-02. man dem RathSbeschlusle keine Folge gebe, io begehe man ein Unrecht an der Sparkasse, deren Geschäfte einen solchen Umsang angenommen haben, daß man, wenn man gerecht sein wolle, die Schaffung einer Dtrekivrstcllc als nolhwendig anerkennen müsse. Habe doch die Sparkasse vom 1, Oklober 1901 bis 30, November >902 allein 14 84100«, Hlwolheken begeben und dabei über 700 Hypolbckcnbr cw ausgeferligl. Selbst bei Bewilligung des gc- i'orderten Direktors arbeite die Sparkasse noch immer mit einem sehr bescheidenen Apvarale, Man 'olle der Sparkasse die gleiche Gcrcchiigkcil angcdeihen lassen, wie der städtischen Grundrcnicn- und Hnpothekenbaiik, die ebenfalls ihren Direktor habe. Zu der Arbeitsleistung bei der Sparkasse gehöre eine volle KraN^und der Beamte müsse jo gestellt werden, daß er dauernd an die Stelle ge fesselt sei, UcbrigcnS wurden die 7000 Mark Gehalt Niemand be lasten, sondern die Sparkasse bestreue sic aus ihren Uederschüsscn St,-B Tr, Scheven unterstützt dtc Rathsvorlage und hält es nicht sür gut, daß em so vcraiitworlungsreiches Amt, wie die Ver waltung der Sparkasse, nur aus zwei Augen ruht Die gleiche Unter- slützung, sogar euren Antrag aus Wiederherstellung derselben er lährt die Rathsvorlage vom 2> V, Pkölner, Vice-Vorstehcr Dr, Hacckcl stimmt demselben de, mst dem Bemerken, daß der Rath ohne Grund doch wahrscheinlich nicht um diese Erleichterung ersucht haben würde. St -V, Hartwig führt aus, daß, wenn die vcrcin'gtcn Ausschüsse einmüthig z» einem ablehnenden Gutachten gekommen leien, so müsse das doch jcinen Grund haben. Wenn Dr, Scheven getagt habe, eine derartige Stellung dürfe nicht blos aus zwei Augen ruhen, so müsse man jeden Posten doppelt besetzen Die 'Arbeit bleibe sich gleich: ob sic daher ein Direktor mit 7000 Mark Gehalt, oder ci» Ästetzor mit 4000 Mark besorge, bleibe i,ch auch gleich. Zu was neben einem Ast'eisor noch einen Direktor Gegenüber den fortgesetzten Mahnungen zur LparsainkcU seien die Ausschüsse zu der Ansicht gekommen, daß der Assessor genüge. Sei dies nicht der Fall, so lasse sich 'Väter immer noch die An- slellung eines Direktors erwägen, Lt.-V, Krumdicgel würde eher geneigt gewesen sein, der Tircktorstelle zuzustimmen, wenn Sparkasse und Lcihami gemeinsam verwalte! werden tollten, St,-D, Müller von Bern eck ist ebenfalls sür das Abwarten und St,-V, Ahllielm betont, daß der Roth selbst vor Jahresfrist nur eine Asscssorcnstcllc verlangt habe, Oberbürgermeister Beutler erklärt, daß gerade bei der Sparkasse stets die größte Sparsamkeit geherrscht Hobe. Es handele sich um eine Verwaltung von 85 Millionen Mark, ohne den Zufluß, der durch Einverleibung der Vororte und den Beschluß der Stadtverordneten, die Einlage grenze um das Doppelte zu erweitern, bcllorstche. Hierdurch werde das Anlagekapital voraussichtlich auf 140 Millionen Mark wachsen. Die Verschmelzung von Sparkasse und Lcihamt habe auch er in Erwägung gezogen, St,-V, Hartwig weist zum Schlüsse »och daraus hin, daß aus de» Sparkassen der einverleiblen Vororte ebenfalls mst dem Kassciiwelen vertraute Kräfte zur Ver fügung sichen werden. Es wäre vielleicht durch diesen Zuwachs nicht einmal der Assessor nöthig. Endlich wird der Antrag Plötncr mit 32 gegen 20 abgelcbiit, der Ausschußantrag einstimmig ange nommen, — Da viele Anzeichen dafür sprechen, daß die Ärbcits- noth im kommenden Winter nicht geringer sein wird, als im »er gangenen, die Nachfrage nach Arbeit aber dauernd groß ist, hat das Dicfbauanst, einerseits um Arbeitsgelegenheit zu schassen, andererlc >s um die Durchführung der großen Regu- lirungsarbeiten aus dem zwischen dem Joliannstödtcr Ufer und der Elbe aeleacnen Terrain zu fördern, eine Planung ausgcorbcitet. deren Aussührung beide Ziele gewährleisten würde. Es handelt sich hierbei »m baldige Vornahme von Gebäude-Abtragungen und Regiilirungsarheitcn von „Antons" bis nach der Blascwitzcr Flurgrenzc und die Anlegung einer Pserdeschwemme in der Nahe der letzteren. Hierbei >oll das ehemals Kaskelsche Grundstück s„Antoiis"), welches zwar von der Stadt erworben wurde, aber nach der Verordnung des König!, Finanzministeriums obzubrechen wäre, Ihunlichst erhalten bleiben, damit es, in der Mitte des Svielgc- bictes liegend, als eine Art Svortkasino in Dresden den Mittelpunkt sür den Sport zu Wasser und zu Lande abzugeben vermag Dies ist in der Weise möglich, daß die »nmistclbare Umgebung von „Antons" zu einer ichmalen Insel von schissartiger Grundform cmsgcbildct wird, so daß das ictzigc Wohnhaus in der Mitte derselben liegt, und daß zu beiden Seiten desselben, soweit bältnißmäßig thcure Droschkensakrt leisten. Aber auch Diejenigen, die diese Ausgabe wohl erschwingen könnten, müssen bei unseren eigenartigen Droschkenvcrhältnisscn aus dickes Auskunstsmsttcl schon im Interesse ihrer Gesundheit verzichten. Denn so unglaublich cs klingen mag, so ist cs doch eine Tbatiachc: mehr als die Hälste aller in Berlin vorhandenen Droschken ist bei kaltem, windigen Wetter sür Leute, die sich nicht mit Gewalt eine Er kältung zitziehen wollen, überbaut,» nicht zu benutzen. Die Wogen sind nämlich offen und die Fahrgäste jedem Zugwinde preis- gegeben, Schon wiederholt ist die Polizei angegangen worden, bietciii groben Unfug ein Ende z» machen und nur solche Droschken zuzulasscii, die vollständig geschlossen werden können. Aber bis- her ist diesem Verlangen nicht entsprochen worden, und cs scheint, als ob dieser Ucbclstand unausrottbar' sei. Indessen sind dies doch schließlich nur geringe Leiden, ver- glichen mit denen, die beim frühzeitigen Einzug des harten Winters das in diesem Jahre leider besonders große Heer der Arbcits- iind Besitzlose» z» erdulde» haben. Die Asyle sind über- füllt und müssen allabendlich Hunderte, die weiiigstcns sür eine Nacht ci» schützendes Unterkommen suche», abwesten. Infolge des Frosltvcltcrs mußte die Bauthätigkeit säst überall eingestellt werden. Seit Wochen liegen bereits die zahlreichen öffentlichen und privaten Bauplätze verödet da, und die viele Tausende zählen den Bauarbeiter haben das Heer der Arbeitslosen beträchtlich ver mehrt, Auch die Schistsahrt auf der Spree und den Kanälen ist vor der Zeit eingestellt worden. So wächst die Noch an ollen Enden, und vergebens bemüht sich die öffentliche und private Mildchätiakeit, um ihr obzuhclscn. Es sind nur Tropfen aus glühend heiße Steine, trotzdem wirklich viel geschieht, um dos schlimmste Elend zu mildern. Zahlreich sind hier die Vereine, die sich ausschließlich diesem edlen Zwecke widmen. Es giebt sogar einen Verein, der sich ausdrücklich „Dienst an Arbeitslose" nennt und dessen regelmäßige Veröffentlichungen einen wahrhaft er schütternde» Einblick in diese traurigen Verhältnisse gewähren. Dieser hier seil längerer Zeit segensreich wirkende Verein ver- anstaltci während der Wintermonatc on jedem Sonntag früh für die Obdach- und Arbeitslosen zwei Gottesdienste, die mit einem Frühstück verbunden sind und einen gewaltigen Zulauf finden. Hunderte, die Einlaß begehren, müssen oft wegen Mangels an Raum abgewiescn werden DaS Gleiche wiederholt sich täglich
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