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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 20.03.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020320021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902032002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902032002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-03
- Tag1902-03-20
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>, »La s imlichea rt« au» e kenn- nr «ach drängt Jüngcr > «eib! »uunaen sich da- uvos in »immer, as diese es» und Stolz adte sie noch in «ßte die äsenden ekeit in, >ort zu er balle » war! eid aus- n uw- . . und genblick acht gv- reißen, jwinaen zu chm 5 Ter rühren, ihenden empor- ich mit »derbar llhnung v unsere e fahle einmal s liebe dt . . . Lappho enn es konnte! lnd sah ch ver- >al mit :ine io ch war ich ein immerr >g und daran! ither!» Diesr« Blatt wird dm Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereits als Ljerugrgebirdr: Abrnd-Aurgabe vl««t>iubrUil> i Stk. so L«,.; i tie Voll, M. Di« Dresdner vackriLlen' nlidelne» it,ll» die Gerieder ln Lreode» und der nSMen Umoedun,. wo die Zutraouno durch e,,«ne Bolen oder «oimniiI>»»Lr, »rloiot «rbalte» dot Blau au VZocheuiaaen. die nicht «ui Lonn oder Üeirrioae >»l,en. » twei DieilauSaaden «de»»» und . «»«,»»« «uaelielll. tzür Nllchiod« «in,el«wdter «chrttt- «Ul- let«, verdtndllchketr Sernivrechanlchlutz: ««> 1 Nr. U und «r. »W» Delearamm-Ldrelt«: Nachricht«» »«,»»,» -ugrstellt, während es die Post-Abonnenten am Morgen in einer GesanttNtauSgabe erhalten. Llnreigen-^anl. V»rtas von ztepsch L Ketrhardt. Die Ainiadme von i-lut!.»:, suuzci, »riolat itt d«r Öaur-l»e>ch>n>. >eil« und den Vkdenannaiuiieil-Ilen i? Dre»deii dir-tackmittau»-Llll r Lonn-und fteierlarr nur Äunenittabe 2» vo» II bi»'/,l Mu Die i ivdltine «Lrund- «eil« cea s Silbcui ui Pl». A» kiindiauuaeii aui der Siwatieiie LeUe L Di».: die LipaNxie ^eile als .Lmieiaiidt' odc, um Lerliette ao Lin. 8» Nummern nach Sonn und Seien. la,en l- de«, rivaitiae ÄrnndzeUea so. «c> bc». « und so Via. nach besonderen, Laril. AuLwLriim LuNräae nur urse» Lorausdeiuliluiia. veieiblülter werden mit lo PI,, berechnet. VnOlZHVIIHdFtzHH Kkonsptigs inreli äflsi'tsl'llkulisitel! in ü6ljt§i:ti8n u. öng!. U llaooa Mg. Wdnrckei-l z Zödne vra»»« 8tra»»« ^ ^ mit olslelrisosigm y ckrou rüg iisebem. § tür personell. Ussrev, > Speisen etv. ..... '1'ra.ll«ims8lons- uuck üauckbstrreb. Neueste Diahibcrichtc. Hosnachrichien, Babylonisch-assyrische Kultur. Liebesdrama in Plauen i. V., Gerichts- Lp-»-» Verhandlungen. Kriminelle Schristkun e Donnerstag. 20. Mär; 1002. Neueste Drahtmeldungen vom 19 März. Brunsbüttelkoog Das Linienschtss „Kaiser Wtt- Helm II." mit dem Kaiser und dem Prinzen Heinrich an Bord ist heute früh Uhr nach Kiel weiteracsojiren. Berlin. Als Nachfolger des amerikanischen Bot- sch öfters White wird anher Dr. Hill auch noch Dr. Holls genannt, der ein bekannter Deutschamerikaner ist. Beide sind wegen ihrer deutschfreundlichen Gesinnung überall bekannt. Dr. Hill, der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amte ist. hat sich besonders an den Arbeiten zur Vorbereitung des Empfanges für den Prinzen Heinrich betheiligt. Kiel. Das Schulschiff .. Stosch". Kommandant Jonke, ist heule Mittag von seiner Auslandsreise hierher zurückgekebri. Dortmund. Der Redakteur Hänisch von der sozialistischen Arbeiterzeitung wurde zu acht Monaten Gefängnis! ver- urtheilt, weil er der hiesigen Strafkammer absichtliche Ver- urtheilung Unschuldiger vorgeworscn hatte Toryau. Hier erfolgte heute die Gründung eines Komitees Großindustrieller Mitteldeutschlands behufs Einleitung von Vor- arbeiten zur Herstellung eines Großschifffahrtsweges Berlin-Riesa-Leipzig. Tüe Kosten wurden auf 190 Millionen Mark veranschlagt, wovon Preußen und Sachsen zusammen 100 Millionen, der Interessentenverband 90 Millionen tragen sollen. Gerdauen. Nach den bisherigen Feststellungen Hobe» bei der gestrigen Reichstagscrsatzwahl im Wahlkreise Rasten- bürg—Gerdauen—Fnedland p. Raucher skons.) 9546, Dultz sfreisck 4805 und Ebhardt (Soz.) 3618 Stimmen erhalten. Die acht noch fehlenden ländlichen Wahlbezirke werden voraussichtlich an dem Ergebnis, für v. Raucher nichts ändern. Posen Sämmtliche an den höheren Lehranstalten in den Provinzen Posen und Schlesien, sowie an der Universität Bres- lau siudirenden ausländischen Slavcn. besonders Polen, sind von dem weiteren Besuch der Schulanstalt ausgeschlossen wo» den ^ Die Zahl der Ausgeschlossenen beträgt insgcsammt 615. Stuttgart. Dos „Neue Tageblatt" meldet: Der littcrarische Nachlab Iustinus Kerner's, der sehr werchoolle Briefe ent hält, ist aus dem Besitze des Hosraths Theobald Kerner s in Weiosberg, de- Sohnes des Dichters, für das Schillermuseum in Morbach erworben worden. Paris. Wie verlautet, werden demnächst im Aufträge des Eivllgericbts von einem eigens dazu ernannten Liquidator o» die 110 Anstalten, die bisher den Jesuiten gehörten, die Liege! angelegt werden. Petersburg z. >e offiziöse .Handels- und Jnd»strie-Ztg." bezeichnet die Gerüchte von einer Erhöhung der Steuer aus Auslandspässe als ganz unbegründet. Vetersbuig. Aus einer heute veröffentlichten amtlichen Bekanntmachung über die bereits geiiieldeten Straßen- unriihen vom 16 März ist »ackzutraaen. daß die Ruheitöier ralhe Flaggen mit austnhierischen Jnichristen entfalteten. Wegen Nebertretnng der polizeilichen Bestimmungen und Straßenaniamin- luiigen bestrafte der Ltndtbanptiiiann 87 Peiionen. darunter 15 Studirrnde, mit dieimonatlicher Hast Unabhängig von dieser Straff wird gegen die RädelSiüh>rr ein gktichtliches Persahien eingeleitet. - Der Generalgouvcrneur vo» Warschau General Tschertkow ist hier einaetroffen. Hobooken. Gestern Nacht hat eine Ieuersbrunst den Pier der Dampsschisfsahrlsgesellschast „Phönix", den Dampfer „British Queen" und eine Anzahl Boote zerstört. Der Verlust an Ladung beziffert sich auf nahezu eine Million Dollars Ob auch Menschen umgekoinmcn sind, ist noch nicht festgestcllt. Deutliches und Sächsisches. 0 resven. 19. März —* Heute Nachmittag nehmen Ihre Majestäten der König und die Königin an der zum Geburtstage der Prinzessin Mathilde beim Prinzen Georg im Palais an der Zinzendorjstraße slattsindenden Familientascl Theil. -* Ihre Majestät dieKönigin wohnte gestern Nachmittag Sen Prüfungen in der katholischen BczirMchule in der Grünc- ikratze bei. Modelldutansstellung des König!. Hoflieferanten Barthel in der Waiscnhausstratze und bewirkte größere Einkäufe. —* Ihre Königs Hoheit Prinzessin Johann Georg wohnte gestern Vormittag 9 Uhr in ver 8. Bürgerschule ans der Gutzkowstratze der Prüfung der 8. Mädchenklasse bei. Darauf besichtigte die Prinzessin die ausgestellten Nadelarbeiten. Zeich nungen und Schulhefte, und sprach sich sehr befriedigt über all' das Gehörte und Gesebene aus — Herr Archidiakonus Dr. vhil. v. Criegern in Leipzig wurde von der dortigen Universität zum voetor Tkooloxios er- nannt. Seit 1875 wirkt er als Geistlicher an der Thomaskirche. —* Sächsische Staatseisenbahncn. Die vorläufig festgestellten Vcrkchrsffriniiahincii im Monat Februar 1902 be- tragen 7589 190 Mk. s-s- 196572 Mk). wovon 2 292 690 Mk. sff- 174 245 Mk.) auf den Personenverkehr, 5 296500 Mk. (ff- 22337 Mk.s auf den Güterverkehr entfallen. Die Gesammt- Einnahmen vom 1. Januar bis 28. Februar d. I. betragen 15295 890 Mk. sff- 49 402 Mk.s. Hierzu trugen der Personenver kehr 4 729 940 Mk. sff- 326297 Mk.s, der Güterverkehr 10 565950 Mark s— 276 895 Mk.s bei Hiernach zeigen die Einnahmen, be sonders im Personenverkehr, eine Neigung zur Besserung. —* In der letzten Sitzung des Gcsammtvorstandcs vom Evangelischen Arbeiterverein zu Dresden und Um gegend fand folgender Antrag einstimmige Annahme: Der Ge- sammtvorstand wolle beschlichen, an den Rath und die Stadtver ordneten baldigst eine Hustimmungserklärung zu der Resolution gelangen zu lassen, welche die vom „Allgemeinen Micthbewohnc» Verein" am 15. März im Tivoli abgehaltene Versammlung an- genommen hat. und gleichfalls die Stadt Dresden ersuchen, die gegenwärtige Grundstückskrisis zum Erwerb von Grundbesitz zu benützen und den städtischen Grundbesitz in Zukunft vcrarüg zu vergröbern, dah die Stadt in ihrem Gebiete einen matzgebenden Einfluß aus die Bvden - und N o h n u n g s p r e is c gewinnt. Weiter wurde beschlossen, die auswärtigen Grupven des Ev. A.-V. zu ersuchen, in Erwägung zu ziehen, ob entsprechende Schritte bei ihren Gemeindevertretungen am Platze seien. —* Aus der Dr. Hahn'scheu Stiftung kommt in diesem Jahre wieder ein Stipendium zur Lcrtheilung. Dieses ist zur Unterstützung von Lchrerssühne» und -Töchtern bestimmt, die auf König!. Sächs. Gymnasien, Realschulen oder Seminaren ihre Ausbildung suchen. Genutzbcrcchth,k sind würdige und bedürftige Söhne und Töchter von Volksschnllehrern, welche im Bezirke Dresden-Land angestellt sind oder vor ihrer Emeriiirung oder ihrem Tode zuletzt in diesem Bezirke angestcllt waren und dem Bczirkslehrervereme Dresden-Land an^chören bcz. angehört haben. Gesuche um Verleihung dieses Stipendiums find bis zum 15. April l. I. an den Königl. Bezirksschulüisvcktor für Dresden II. Schulrath Fink in Dresden-Allsladt, Gerokslratze '25. III.. ein zureichen. —* Am hiesigen Königl. L eh r c r i n n e n I c m> n a r :.'urdc gestern das kundcrtjährigc Bestehen der mit dem Seminar ve» oundenen Töchterschule festlich begangen. Am Bormilt'g fand ein Festaktus statt, in dem Schulratb DTr. Buddensteg ein Bild der geschichtlichen Entwickelung der Schule gab. In einer am Nachmittag folgenden Festvorstellung, der Herr Sckulrath Dietrich, der frühere Leiter beider iLchulen, und zahlreiche andere Gäste unter lebendiger Anthcilnahme an dem Dargcbotenen bei- wohnten, wurden einige Bilder aus der Geschichte der Schule IDichtung von Frl. Harleh, Obcrlehrerins vorgciührt. —* Tie Firma Günther u. Rudolph hat die seiner Zeit auf die Ergreifung des Bankschwindters ausgcsetztc Be- lohnung noch um 500 Mark erhöht und demnach 3500 Mark an die König!. Polizeidirektion abaclicsert. Diese ist sciters der Firma gebeten worden, die Verthcilung der Summe nach ihrem Ermessen vorzunehmen. —* Vor einem zahlreichen distinauirlcn Publikum sprach am Dienstag Abend im Bereinshause Herr Privatdozent Dr. Hugo Winckler aus Berlin in käst zweistündigem Vortrage über die babylvniich » aisnrische Kultur und ihre Bedeutung für die unsere. Er führte seine Zuhörer in das dritte voichristliche Jahrtausend zurück, wo in den Thälern des Euphrat und Tigris bereits eine hochentwickelte Kultur bestand. In Sonderheit imtcr- geyenden Betrachtung, das zu lener Zeit mit seiner Kultur nach der gegenwärtigen Kenntnitz seiner Geschichte aus dem primitiven Zustande längst heransgetreten war uns auk einer Höhe der Vollendung stand, an die der Orient in seiner heutigen Gestalt in vieler Beziehung, namenllick was künstlerisches uns ivisteiochas'.- liches Stieben anbelangt, nicht heranreicht. Weiter gab der Vor tragende einen Ueberblick über die Stellung Babyloniens im Orient und seine Geschichte und charakterisiere seine Weltanschau ung. Die babnloirilche Kultur habe ihren Einfluß bis in s Mittel- alter hinein verspüren lassen. Die oberste Wissenschaft war für die Babylonier die Astronomie, der Sleriienhimmet das große Buch, in dem die Geschicke der Menscben verzeichnet stehen. Aus diesem Gebiete sind sie die Lehrmcisler der Menschheit und es ist begreiflich, daß die Schwester der Astronomie, die Astrv logie, sich bei ihnen derselben Werlhichätzung erfreute. Sie war lein Aberglaube, lei» Betrug, svndern in der Ucbcr- zeugung von der Richtigkeit der damalige» Weltanschauung begründet und bat bis in's Zeitalter der Renaissance hinein im Abendlande nachgewirkt. Spure» der babnlonische» Weisheit lassen sich sogar bis in unsere Zeit verfolgen, z. B. in der Kalenderwissenschast. Im Anschluß hieran besprach der Vor- tragende eingehend das Zahlensystem der Babylonier und ihre Zeitrechnung und suchte an verschiedenen Beispielen lGroschcn, englischer Schilling, Schock usw.j nachzuwcisen, daß und wie die Zahlen des sog. Sexagcsimol-Syslcms, welches ste neben dcm Decimal-System besaßen und dem ais Grundzahlen die 5 und die 12 zu Grunde lagen, auch innerhalb unserer Kultur ihre Nachwirkung hurterlassen haben, ohne daß wir den Weg wissen, auf dem die Zahlen zu uns gekommen sind. So rsl auch unser Zifferblatt mit seiner Zwölftheilung ein oltbabylonilches Erbstück Auf die Babylonier ist auch die Eintheilung des Kreises >n 360 Grad zurückzuführe». Dieselben Grundsätze aber, die im Makro kosmos galten, galten auch im Mikrokosmos und damit auch snr den Menschen, an dessen Körper dieselbe Eintheilung zu finden war und der in seinen Matzen mit den großen Matzen des Weil alls übcreinstimmcn muhte, und thatsächlich lasse sich die Zwo! theiluna im Fuße, der Elle usw. wiederfinden. Ebenso gehe di: Eintbeuung des Thierlreifes, des Tages in 12 Doppelstunden j und seiner größeren Theile, Morgen, Nisttag, Abend und drc > Nachtwachen, auf Babylonien zurück. Aus die im ZAsterthum , nachweisbare Planetenreihe Sonne, Mond und 5 Planeten I sMars, Merkur, Jupiter, Venus, Saturn) geht die Siebenthci!- ! ung der Woche zurück. Zum Schluß führte der Vortragende eine Anzahl wohlgelungencr Lichtbilder von steinernen Zeuge:: jener fernen Zeiten seinen Zuschauern vor Augen. —* Am Schalter eines Postamtes im englischen Viertel legi: vor einigen Tagen eine Dame ein Geldtäschchen aus schwachem Silberdraht mit einigen Mart Inhalt aus wem,-' Minuten weg, während sie sich am nahen Schrcibpult beschäsiigic Inzwischen kam ein junger Mann an den Schalter, der Poilwerth zeichcn lauste. Nach seinem Fortoonge war auch das GVdläsch- chcn verschwunden. —* Gestern Abend in der 7. Stunde gcrielh auf der Königs- brückerflratze der Führer eines Lastaeschirrs so unglücklich unter die Räder seines eigenen Wagens, daß ihm beide Oberschenkel überfahre» wurden. Der Verunglückte wurde zunächst in einem nahe gelegenen Hausstur und dann nach dcm Krankenhauie gebracht. —* Zu zwei Bränden rückte die Feuerwehr heute Vormittag in der 9. Stunde nach Striesencrstratzc 8 und gegen 10 Uhr nach Freibergcrplatz 16 aus. Durch den erstcre» in der Kammer einer Kellerwohnung aus noch unbekannter Ursache entstandenen Brand wurden eine Menge Kleidungsstücke vernichtet und verschiedene Gebäudctheile beschädigt, während dem anderen, in einer Dacki Wohnung durch einen zu stark geheizten Ösen entstandenen Brand einige Wäschestücke zum Opfer fielen. Die Feuerwehr brauchte, da die Brände bei ihrem Eintreffen schon gelöscht waren, nicht mehr einzugrcifen. —* Der für heute Abend ongejetzte Suggestions-Vor- trag des Herrn Suggestor Weltmann fällt aus. —* Den Abschluß der Prüfungen an der mittleren Volksschule zu Plauen bei Dresden bildete die gestern Kriminelle Gchrifikunde. Noch dazu wo in meinem Elternhause von Prozessen nicht einmal gesprochen werden durste, denn mein verstorbener Valcr, ein biederer Landmann, hatte in Folge zweier verlorener Prozesse ein ausgesprochenes Vorurtheil gegen Alles, was sich Jurist nannte. Ta hieß es denn. Schritt für Schritt sich das Terrain erobern, Spott und Hohn der Familie, Gleichgiltigkeit. Mißtrauen und Slcpsis des Publikums zu überwinden. Das Aergste war, dah die Kaiser!. Königl. Behörde in Prag, wo ich meine erste grapho logische Seance halten wollte, mein Auftreten wegen einiger Form fehler in meinem Gesuch verbot. Ein solches Fiasko! Der ge strenge Polizeibeamte, sonst ein gutmütbiger Mensch, ricth mir in meiner Betrübniß, mich an die «tatthalterei als an die vorcicletzte Behörde mit den nöthigen Belegen zu wenden. Dort kain ich noch hcsser an. „Graphologie ist Schwindel daraus geben wir keine Konzession," antwortete mir kurzer Hand ein junger Beamter im Präsidium. „Sein oder Nichtsein" der Graphologie hing von der nächsten Minute für mich ab. „Möchten Sie nicht erst urthcilcu, bevor Sie verurtheilen und sich einige Schriften von Ihnen sehr gut bekannten Personen, die nur aber vollständig fremd sind, be gutachten lassen?" Gnädig krabbelte der Gestrenge in seinen Taschen herum und reichte mir dann einige Brlcssragmcnle. Haarscharf nahm ich sic auf's Korn. „Nicht schlecht!" hieß es, schon freundlicher, „aber vielleicht haben Sic dies nur zufällig crralhen. Hier bttte, noch andere Schriften." Und so ging eS durch volle zwei Stunden. Bald war ich von einer Menge anderer Beamten umringt. Da» Resultat war, daß ich binnen 3 Tagen da» Dekret zur Ausübung der Graphologie in Böhmen erhielt. Eine Empfehlung an die geniale Fürstin Pauline Mette» nich brachte mich bald darauf nach Wien. Ihre Visitenkarte mit den kühn geschwungenen Buchstaben wirkte wie ein Zaulerstab. Eisig abweisende Mienen verwandelt« sie in ein süßes Lächeln, ewig in Anspruch genommene Persönlichkeiten brachte sie schlcu- njgst in ihr Bureau zurück. Mit Einladungen überhäuft, wurde ich bald in Wien bekannt und auch vom Kaiser!. Königl. Polizei- Präsidium eingeladen, den Mitgliedern der Behörde eine private Seance zu geben. Damals hatte ich so viele und so kritiso,e Feuerproben meines Könnens abzulegen, daß bald nur ciu Häus- chenAsche von mir übrig geblieben wäre. „Was sagen Sie zu dieser Schrift? Es ist der größte Gauner in unserem Gesangcnhaus," hieß es einmal, während es sich bei dem fraglichen norz-lm cksliati um die Schrift eines sehr hohen Polizeibcamten handelte. Man stellte mir alle möglichen Fallen, nur um sich von dem Werth der Graphologie gründlich zu überzeugen, bis mich endlich die Polizei selbst deni Kaisers. König!. Landesaericht als Schrift- experte empfahl. Der gütige Zufall, mein liebster Freund, hals nur da viel mit. Der zweite Leiter der Kriminalpolizei ein sehr scharfsinniger Beamter, der seiner Zeit auch die Nmeriuchiing gegen Luccheni, den Mörder der Kaiserin Elisabeth führte, gab mir eine anonyme Schrift zu beurtbnlen, bei der >bn weniger die Eigenschaften, sondern mehr die Erwähnung intcrestirte. daß der Schreiber sich sehr auffallend und ordinär kleide, falsche Bijous trage »fw. Den Farbensinn hatte ich nämlich/chon früher aus der Schrift entdeckt, nachdem ich aus einigen Schristtypen erkannt, wie der Schreiber sich kleidet, ob dunkel, licht oder ausjallcnd. Nachträglich erfuhr ich, daß diese Färben-Erklärung zur Ernirniig eines gefährlichen Verbrechers führte. . Lange, lange wollte das Kaiscrl. Königl. Wiener Landes aericht nichts davon hören, eine Dame in seinen düsteren Hallen funkttoniren zu sehen. Denn seitdem in Oesterreich Recht ge- sprachen wird, war dies nicht der Fall gewestn. „Wenn Sie nur keine Damen wären!" wurde mir immer vorgchastcn. Aber dank der edlen, stets wahrheitssördcrnden Kaiserin Elisabeth, der acist- reichen Gräfin Ehorinsky, Gemahlin des Präsidenten dcö Ober- LandeSgcrichts, des damaligen Justizministers, Gras Gleisbach,! die sich für Graphologie sehr intercssirte», gelang cs mir dock,.! mich durchzusetzcn, »nd am 30.Juni 1897 wurde ich mittelstDetreis als Schriftsachverständige beim Kaiser!. Königl. Landesgericht für Strafsachen ständig beeidigt. Schon früher hatte ich niir die Erlaubnis erwirkt, Studien über schon abgelaufene Prozesse, aus Schriftfälschunyen bosirt, zu machen. Ich lernte da viel ans den Fehlern und richtigen Angaben meiner Kollegen. Am 17. Mai 1898 hatte ich in der ersten Schwurgericksisve» handlung während meiner Praxis thätig zu sein. Der Fall war recht interessant, um so mehr, als die beiden Angeklagten, Hanpt- mann H. und der Sobn des hochgeschätzten Viccgouvcrneurs Ritter v. K., Persönlichkeiten von gesellschaftlichem Range waren. Es handelte sich um Wcchselfälschungcn von beträchtlicher Höhe, die Beide zusammen ausaesührt hatten, uui ihren noblen Passionen nachzugehen. Das Merkwürdige an der Sache war. daß der Jüngere, Ritter v. K.. den bedeutend älteren Hauptmann zu diesem Betrug verführt batte. H. war schon längere Zeit ver- heirathet und beim Militär wegen seines schneidigen Wesens und seiner Tüchtigkeit sehr beliebt. Die Fälschung war a»ch keine alltägliche. Denn Karl v. K. hatte in einer bloßen : Unterschrift zweierlei Fälschungen ausgeführt; er hotte näm lich den Namen eines Änderen unterschrieben und in diesen inhaltschwcren zwei Worten die Schristzüge der Hauprmanns- Gattin H. imitirt, damit sie eventuell mit ihrem beträchtlichen Privatvcrmögen bcizuspringen und ihm dann aus der Klemme zu helfen habe. Die Dame batte dazu aber keine Lust mebi, und so kam die ganze Sache vor die StaatSanwalischast. Bei der zwei Tage währenden Haiiptvcrhaiidluiig war der Gcrichtssoal dicht gefüllt. Zumeist bestand das Auditorium aus Kollegen des Hauptmanns H., der Alles cingestand. Seine wahrheits getreuen Berichte aus seiner Jugendzeit warfen ein grelles Licht aus die schweren Kämpfe und Bitternisse, die ciu armer Offizier zu erleiden hat, wenn er mit seiner Gage standesgemäß austretcn muß, sich nicht immer von den Vergnügungen seiner Kameraden zurückziehen kann und schließlich zu dein letzten Rettungsanker „Geldheirath" Zuflucht nehmen muß, wenn er nicht qnittircu will. Ein Aussehen erregender Fall, in dem ich mein mündliches Gutachten abzuacben hatte, war der von Prinzessin M. L. v. K„ der ja schon genügend von den Festungen und Journalen besprochen worden ist. Wie die Unsicherheit der Schreibexverici, resp. Lchreibtech- niker biswellen gefährlich werden kann, bewehr ein Fall in Agram. Ein junger Alan» wurde der Urkundenfälschung be schuldigt, und da mehrere Schrift-Experte» einstimmig seine Schrift als identisch mit dem Falsisicat erklärten, der Schein auch gegen ihn lag, wurde der Angeklagte zu acht Monaten schweren Kerkers verurtheilt. Ich kam gerade damals noch Agram zu Bestich einer dort verheirathcien Schwester und dehnt« meinen Aufenthalt länger als ursprünglich beabsichtigt wor aus, da mich Erzherzogin Blanko Salvator und ihr Gemahl in ihre Billa behufs Lchrist.Erklär,n,acn öfters einlude» Der
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