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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 09.07.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020709028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902070902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902070902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-07
- Tag1902-07-09
- Monat1902-07
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Dich» Blatt »Kd de» Lesen, vor» Dresden und Umgebung am Lage vorher dereits als Abend-Ausgabe zugestellt, wahrend e» die Post-Abonnenten am Morgen in einer GesammtauSgabe erhalten. ^ üerugrgedW: lvr^w» »»» wr ntwvnn Wodttchn»«»», d,r» -i»«« «sin, ch« I»»«lMonire ertoi,!. nda»«, d«1 vvur MI Wechenw«». Kr »ickn M<1 G««I. «sn lolrni. »> «»it >N»äa»»«o»»» »»—»« und «—»»»« «««iE. ^ VNL.IiLSLr'""' »erntpr»«,„«!,»: »«II M». U und «». »,ch»tch»«« »,«»»«» KegvLrnSel L8L8 Vertag von Aiepfch L Uetchardt. Anzeigen-calis. tkl- Nnnalime von A»kuuk>m»ua-i. »riolet in dkliöauVIrtiiliaUstlüUe! !d dki, NedknannalimksikÜkn in Dreod-n dis iltailmulla,« rlltir Tonn „nd Neikiln»» n>» Mlnikmirailk ^r von N int'/,> Mn, D>» »Ipaliin» Grund »eile (ca « -ildklll Ai Piu, Nu >uildiuuillt>lll uiil dci P>>»»»k»t Peile 25 Pie ! !>>» : >,>a>ll>ie ^,kü» ai» Gineeiendl »der nlll !t>t>ikllk Ko Pia An Nllinmkm nach Lol», undgeier laaiu > dt,, riuallilir Grundiklieu so sd d»j M und M Pia. ilack dklvndkrriu Aiidwllrliae Anitrua» nur irren PorauSdkjaiiluna. Velerlilüll« werden m,l lv >sm verechukl. Lodert Lödwo jtw. vwpüedlt LI0lÜ0r8lott0 io xMt«r tirmlil LoorßplLlL 16. Uartsttlle» lür v»«icko»»trukUoo»i» uuä —- ^ - Lmrodtuavduu A«a. Wdnrckett r» Zödne viv« 8ti-a»»v eo Vau- >. lluorkodlonsrol, lliuukodllüviie. «r. 187. ENvgrlinelvt EI840.M, LpseialiW: W kSrsvLSll. VüllrSV. Lpstsea elo. mit c-leßtrisekem, bväisnliscbem, Transniisüionb- »nä Cauädetrieli »tck«el: Skeuestc Diahtberichte. Hvfnachrlchtr». Landtag. GelammilalhSsitzung, Gerichtsvelhandlilnge». »Die Tyrannei der Thränen", Piosessor Friedrich Kaulbach. Mittwoch. 9. Juli LS02. »re«este Drahtmeldunqcn v»m s Juli. Leipzig. Die Polizeibehörde verbot die Abhaltung des geplanten Fesizugs der Leipziger Gewerkschaften, da derselbe eine wziakbemorratilche Massendemonstration sei und eine Gefährdung der öffentlichen Ruhe. Ordnung und Sicherheit Leipzigs bedeute. Ar» tau. <Priv.-Tel.j Der flüchtige Gemcindcvorstand Weichelt au» Grobschönau wurde im Tatragcbirge iNngarnj verhaftet. Breslau. Der UniversitätS-Professor, Direktor der Univer sitäts-Augenklinik Dr. Richard Förster ist gestern gestorben. Frankfurt a. M. Auf dem hiesigen Gülerbahnhosc fuhr heute Morgen ein Ranairzug gegen einen Prellbock, wobei die Rückwand der Maschine des Rangirzuges eingedrückt wurde. Der Lokomotivführer und der Heizer wurden eingeklemmt, der Heizer getödtet und der Lokomotivführer schwer verletzt. Die Rangirmaschine wurde zertrümmert. Kiel. Da» unter dem Befehle des Prinzen Heinrich stehende erste Geschwader hat heute früh eine inchrlägige Uebungs- fahrt in die Nordsee angetretcn. Halle. Im nahen Gönnern wurdc der 73jährigc Armen- Häusler Müller tödtlich verletzt, anS zahlreichen Wunden blutend, aufgefunden und starb bald daraus. Vcrmutlilich liegt Mord vor. Ein 40jähriger Zuchthäusler wurde unter Verdacht der That verhaftet. Dessau. In Görzig und umliegenden Ortschaften ist schwere TyphvSepidemie auSgcbrochen. Die Zahl der Kranken beträgt über 50. Behördliche Untersuchung ist eingelcitet. Posen. Der Herausgeber der polnischen Korrespondenz „Czerny" wurde gestern aus Anordnung der Staatsanwaltschaft verhaftet. Der Grund der Berhasluug ist unbekannt. Posen. Ei» Komitee hervorragendster polnischer Führer und Adeliger beschlosi für den kommenden Winter das gemein same Fernbleiben von sämmtlichen Berliner Hoffcsilichkeiten und Verlegung der Winterwohnsitzc aus der Reichshauptstadt für den nichtparlamentarischen Adel. Stendal. Der 20jährige Einwohner Ewe ermordete seine 17jährige Geliebte durch Revolverschüsse, woraus er Selbst- mord beging. Das Motiv der That liegt in Ehehindernissen. Karlsbad. Der Schah von Persien ist heute früh nach Ostende abgereist. London. Nach dem heute Vormittag veröffentlichten Krank- heit-bericht hat sich dos Befinden de- Königs in einer Weise gebessert, wie man es nur wünschen kann. London. Der einzige Sohn des Herzogs von Norfolk, Lord Arundel, ist gestorben. London. Die Aerzte Chamberlain's haben N Uhr Nachts bekannt gegeben: Der Minister erlitt eine Kopfbautwundc an der Stirn. Er ist jetzt frei von Schmerz. Das AUacmciw befinden ist gut. Eine Erschütterung fand nicht statt. Wie am genommen wird, ist die Verwundung Chamberlain's dadurch ent so , ..... gestoken wurde daN kr mit dkr !8ttrn dik Kktikikk ,k schmetterte. London. Chamberlain verbrachte eine oute Nacht. Die Besserung schreitet fort. Der Aoloniolmimster empfing heute Bor- mittag im Krankenhause den Besuch seiner Gattin und seines Sohnes. London. Das „Reuter'sche Bureau" berichtet aus Pretoria: Lord Kitchener hielt vor seiner kürzlich erfolgten Abreise nach Europa eine Abschiedsansprache an die Truppen, in der er auS- führte, ihre Haltung im Feldzuge, der sich durch grobe Beschwerden ausgezeichnet habe, sei über alle» Lob erhaben. Besonders de- glückwünscbte er sie zu dem freundlichen und humanen Geiste, den sie im Felde gezeigt haben. s!s Schließlich sprach sich Kitchener tobend über tue Soldateneigenschasten der Buren und den be- wundernswerthen Geist aus, mit dem sie die Uebergabe durch- geführt haben: er betonte, daß viele Buren, di« den Krieg bis an'S Ende oiitgekämvsl haben, den Wunsch ausdiückten, sie möchten bei einem künftige» Anlaß Gelegenheit gaben, zusammen mit den Truppen des Königs z» dienen Petersburg Chardin iMandschurei) ist sür cholera - verseucht erklärt worden. Nelvyork. Ein Telegramm aus Willemstad meldet: Die Aufständischen unter General Rollando siegten am 3. Juli zwischen Barcelona und Aragua über 3000 Mann venezolanischer Truppen unter den Generälen Modata und Castro, einem Bruder des Präsidenten. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 8. Juli —Se. Majestät der König empfing gestern Nachmittag »m s/^3 Uhr im Residenzschlosse, wie bereits erwähnt, eine Depu tation der städtischen Kollegien Cs waren dies: die Herren Oberbürgermeister Geh. Finanzrath Beutler, Bürger- meistcr Heischel, stadtralh Rechtsanwalt Tr. Lehmann, Stadt- verordnelenvorslehcr Tr. Stöckel, Stadtverordnete Juslizrath Dr. Rudolph und Privatmann Schlotter. —* Der in Dresden befindlich« Vorstand des Sächiischcn Jnnnngsverbandcs hatte beim Tode weiland Sr. Majestät des Königs Albert folgende Telegramme abaesandt: „Ihrer Majestät Königin Carola. Eure Majestät bitten wir. beim Heimgänge sr. Majestät unseres allgeliebtcn Königs Albert, in dem auch das sächsische Handwerk und Gewerbe den wohlwollend sten Freund und Förderer verliert, die Versicherung der innigsten Tdeilnahme der sächsischen Jnnnngen huldvollst cntgcgcnzu- iiehinen. Gott schenke Eurer Majestät zur Tragung des tiefen Leides Krast und Trost." — „sr. Majestät König Georg Eure Majestät wollen anläßlich des unersetzlichen Verlustes, den Eure Majestät und dos gciammlc Königs. Haus, sowie unser sachirnland durch den Heimgang Sr. Majestät unseres allgc- liebten Königs Albert erlitten haben, den Ausdruck des innigsten Beileids der sächsischen Juiumacn und des sächsischen Handwerks entgegenzunchmen geruhen Gott tröste, segne und schütze Eure Majestät, unseren Allcrgnädigstcn König und Herrn." - Hieraus sind beim Verbandsvorsitzcnden Herrn Kammerrath St adrath Schroer in Dresden folgende Dankcsworte cingetrosien: Von Sr. Majestät dem König Georg: „Ich danke dem Vorstande des Sächsischen Jnnungsverbandes herzlich sür die ausgesprochene Anlheilnahmc und die damit verbundenen Segenswünsche." Vom Oberhofmeister Ihrer Majestät der Königin-Witlwe ging nach- stehender Dank ein: „Ihre Majestät die Königin-Wittwe haben den Unterzeichneten Allergnädigsl beauftragt, t'ür die aus Anlaß des Ablebens Sr. Majestät des hochseligcn Königs Albert dar gebrachte Dheilnahme herzlichst zu danken." —* Die Frau Prinzessin von Schönburg - Bourbon besuchte das Geschästslokal der Hofparsümcric Emil süß, Pragcr- straße 20, und machte daselbst Einkäufe. —* Die Erste K a m m e r verwies in ihrer heutigen Sitzung das Dekret, bctr. die Eivillistc und Apanagen, ohne jede Debatte aus Antrag ihres Präsidenten zur Vorbcratkung und Berichterstatt ung an die Finanzdeputation mit dem Anheimgcbcn, sich mit der Gejetzacbungsdeputation in s Vernehmen zu setzen In der näch sten Sitzung, morgen, Mittwoch. Mittags 12 Uhr, kommt das Dekret zur schlußberathung. Die Zweite Kammer nahm heute den Bericht der Finanzdeputation und der Gesctzgebungsdcputalion über einen dritten Nachtrag zum ordentlichen Etat, sowie über die aus Anlaß des Thronwechsels nothwendige Verabschiedung der Eivillistc auf die Dauer der Regierung Sr. Majestät des Königs Georg in Schlußberathung. — Berichterstatter Aba. Hähnel - Kuppritz bittet zunächst im Namen der vereinigten Deputationen, folgen den Antrag in den Bericht einzusügen: Die Kammer wolle be schließen, die Apanagen Sr. Königlichen Hoheit des Kron prinzen unter dem l. Juli 1902 aus jährlich 300 000 Mk., die Apanagen Ihrer Königli Hoheit Prinzessin Mathilde vom l. Juli 1902 ao aus jährl. 20000 Mk. und das Witt thum sür Ihre Ma jestät die KöniginCarola vom I.Juli 1902 ob aus jährl. 210000 Mk scitzusepen. Den, vorliegenden Berichte habe er hinzusügen, day die Anträge von den vereinigten Deputationen einstimmig zur A>: nähme empfohlen seien. Gelangten die Anträge zur Annahine. jo würde zwar eine Minderung des Reseroesonds von 811000 aus 360453 Mk. eintreten, im Uebrigen aber würde das Jinanzgesetz in keiner Weise geändert werden. Eine stärkere Heranziehung der Stcuerk roste in der gegenwärtige» Finanzpcriode wurde sich aus der Annahme der Anträge nicht ergeben. Voraussichtliü, werde vom I. Januar 1904 ab, wen» die neue Einkommensteuer- jkala i» Kraft getreten sei, cs trotzdem möglich sein, ohne weitere Zuschläge auszukommen und sogar die vorgesehene Ermäßigung der Steuerklassen 1a bis mit 3 eintreten zu lassen. Es würde also gegen jetzt sogar eine Ermäßigung der niederen Steuer klassen eintreten. Immerhin bedeute die Vorlage eine Ver mehrung der Staatsausgaben. Jede solche Vermehrung sei, das werde man ohne Weiteres zugebcn müssen, in den jetzigen Zeiteu empfindlich. Tcshalb brauche man aber nicht zu Uebertreibuiigen. wie sie leider in der Presse vorgckommen >eie», zu greisen. Wen.: man, ohne die Zahlen des Dekrets »nd der Deputation zu kennen, Ziffern und Zahlen in die Welt hinausgebe, die alles Andere als wahr seien, und daran Betrachtungen in tendenziöser Beziehung knüpfe, so werde die Arbeit der Kammer nicht erleichtert. lSchr richtig!j Eine Cmpfindlichkeit gegen die Vermehrung der Staats- ausgaden sei gerechtfertigt, dagegen lasse sich nichts jagen, aber Unwahrheiten und Uebcrlrcibunge» führten zur Berdunküung und Erschwerung der Sache. lSchr richtig!! Weil nun eine Empfind- lichkeit gegen die Vermehrung der Staatsausgaden vorhanden sei, darum sei es doppelt nöthig gewesen, daß die Deputationen in eine eingehende Prüfung der Vorlage cingiuacn Dem in der all gemeinen Vorberatlmng geäußerten Wunsche um ziffernmäßige Angaben sei in dem Berichte entsprochen worden. Der Deputation hätten diese Anaaben völlig genügt, um ihre Anträge gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Er hosse, daß auch der Kammer diese Angaben genügen und sie zu einer einstimmige» Genehmigung der Vorlage führen möchten. Betonen wolle er »och. daß es sich bei dieser Be willigung darum handle, einer verfassungsmäßigen Verpflichtung zu genügen. Wenn man etwa geglaubt hoben sollte, durch eine Einschränkung in der Eivilliste den Zweck zu erreichen, daß die Erhöhung hinfällig geworden wäre, so würde cs nicht schwer ge worden sein, sesizustcllen, daß die Wirkung dieser Einschränkung nicht die königliche Hofhaltung im engeren Sinne, sondern eine Anzahl von solchen Personen getroffen haben würde, die dabei interessirt seien an der Lieferung von Arbeiten, an der Hebung des Fremdenverkehrs usw. Er bitte Namens der Deputa- tion, die vorliegenden Anträge anzunehmen. sBravo ls — Abgeord neter Behrens lOberlößnitz!: Auch ihn bedrücke die Zaghaftig keit. von der der Herr Vicepräsident Dr. Schill >n der allgemeine!! Vorbcrathuna gesprochen habe, und es sei ihm schwer geworden, zu einem bcststnmtcii Entschluß zu kommen. Nichtsdestoweniger werde er heute sür die Vorlage stimmen, weil er nach seiner ehr- liche» Ueberzeuaung nicht anders könne. Er habe sich nicht vom Gefühl leiten lassen. So sehr er solche in Beziehung zum Monarchen oersönlich lchätzc und sie zu pflege» sür seine Pflicht halte, vei einer Frage rein sinanziellcr Natur sei das Gefühl aus zuscheiden, sie dürse nur rein objektiv erwogen werden. Er sei nach reiflicher Erwägung zu der Ansicht gekommen, daß die Regierung weder unberechtigte »och uiiangcmesscile Forderungen a» die Kammer stelle. Gewünscht hätte er, daß die beantragte Erhöhung nicht schon vom Juli dieses Jahres ab gefordert worden wäre, und zwar in Berücksichtigung des Umstandes, daß berechtigte Fordcr ungen der siitanzicllen Lage wegen nur theilweise bewilligt, oder aus spätere Zeilen verlegt worden seien. Die Antwort der Regierung, die sich aus die Verfassung gründe, habe ihn nicht vollständig davon zu überzeugen vermocht, daß die Möglichkeit einer Hinaussckncb- ung der Erhöhung ausgeschlossen gewesen wäre. — Viccpräsiden: Tr. Schill berichtigt eine Äeußcrung des Abgeordneten Gräfe aus des Redners Worte anläßlich der allgemeinen Vorberathung des Dekrets. Ter Herr Vorredner habe den Wunsch ausgesprochen, daß die Erhöhung der Eivilliste erst vom 1. Januar 1904 ab ein- treten möchte. Ein solches Vorgehen wäre mit dem Wortlaute der Verfassung nicht vereinbar, ssehr richtig!! Da die Verfassung vorschrcibe, daß zwischen der Krone und den Ständen die Höhe ßvmft und Wissenschaft. f* Eentnil-Ttzeater. Da« bereits anderwärts erfolgreich ge- aebene englische Stück „DieDyronneiderThräne n". Lust- spiel in vier Akten von C. Haddon-Chambres, hat auch hier in zunehmen war. »war nicht neu und überraschend, aver eS ist liebenswürdig und lehr oft auch bübsch und getreu noch der Natur gezeichnet. Als Hauptvorwurs dient dos beliebte, in allen Variationen bereit- erschöpfte Thema von dem Manne, der aus Zartheit und Rücksicht vor den Launen seiner Frau in Gefahr aeräth, unter den Pantoffel zu kommen, soweit er nicht schon unter diesem steht. Bei jedem Versuche nach etwas Freiheit und Be wegung wird er dos Opfer der Thränen, die seine Frau zu jeder Zeu in beliebigem Maße zur Verfügung hat. Hieraus entspinnen sich einige sehr nette und niedliche Situationen »nd aus dem Ver laufe der Handlung ergiebt sich schließlich auch die Nothwendigkeit, ein zweite» Liebespaar zufrieden zu stellen und es nach ollen land- länsigen Regel« der Bühnentechnik zu verheirathe». Von der Ver wendung einer in solchem Falle fast unentbehrlichen Schwieger mutter hat man diesmal abgesehen, dafür ist der Handlung ein alter Geck von Schwiegervater angeklebt, dem zunächst die Ausgabe zu fällt, den Anderen im Wege zu stehen, dann aber, um etwas Farbe in La» Einerlei der ununterbrochenen Liebesoffenbarungen zu bringen. Da» an und sür sich annehmbare Stück bat den unver kennbare« Fehler, daß «» im Hinblick auf die Nichtigkeit de» Stoffe» öfter» »u weit und breit au»lodet und damit den vom An- fang an nicht schwer zu erreichenden Gang der Handlung verschleppt. I« Uebrigen ist es, wie gesagt, liebenswürdig und unterhaltend, und verdient, gesehen zu werden. Zu der freundlichen Ausnahme wahren »ersticht. Aufführung war i« Allgemeinen durchaus zufrieden- stellend, ch war sogar die beste, die da» Bernhardt'sche Ensemble btHer geboten hat. S» wird natürlich, ungezwungen und ge- jchmeidig gespielt, und wenn sich die Darsteller bemühen, noch etwas mehr Tempo und Temperament in die Handlung zu bringen, werden sie sich rühmen dürfen, eine wirklich gute Komödie zu spielen. Aber auch in diesem Falle werden sie bei sonstige» Vor zügen kleinen Aussetzungen kaum aus dem Wege gehen können. Am Besten bewährte sich diesmal Herr Stark in der Rolle des Clemens Parburv. eines berühmten Schriftstellers, der als solcher in der mühsamen Zusammenleimung eines seichten Artikels vor den Augen unv Ohren der Zuschauer allerdings merkwürdige Proben seiner Begabung liefert. Dadurch, daß Herr Stark das Schwer gewicht seiner Ausgabe nicht auf die schriftstellerische Bedeutung seine» Clemens legt, sondern aus das schiefe Berhältniß zu seiner verwöhnten Frau, wirkt er meist sehr anziehend und spaßig, ohne es dabei an Eleganz und guter Form fehlen zu lassen. Mit ähn lichem Bemühen nach Liebenswürdigkeit und Vornehmheit im Tone des feineren Lustspiels giebt Irl. Merito die thränenrciche Gattin Makel. Imposant, man darf sagen verführerisch in der Erscheinung, verschwenderisch in eleganten und pikanten Toiletten, gelingt ihr Vieles recht gut und sicher bis auf einige Momente, m denen sie dadurch aus der Rolle der tadellos vornehmen Frau fällt, daß sie ihre Möbel nach den Allüren der Vertreterinnen der Tcmnnoiidc schielen läßt. Ob absichtlich oder nicht, verschiebt diese Art der Darstellung die bestimmte Position, die der Mabcl angewiesen ist und zugleich die »ach englischer Sitte angelegte Provenienz der Figur. Ganz erstaunlich jugendlich erscheint immer noch Irl. Henriette Masson als Darstellerin des „kleinen, nicd- lichen Mädchens" Erica, einer ausgesprochenen Liebhaberin, die nach dem ganzen Charme der Jugend und Anmuth verlangt. In den ersten Akten gelingt es Frl. Masson auch ganz annehmbar, de» unerläßlichen äußeren Anforderungen gerecht zu werden, später aber, wenn vom „Herzentdecken" und mädchenhaftem Gehabe die Rede ist, macht sich denn doch der Zahn der Zeit mit allen Wirt- ungen seiner Schmerzen und Leiden beuierkbar. Gleichviel, «ine gute schauspielerische Leistung bleibt diese Erica trotz alledem. Herrn RobiuS fallt die Rolle eines scheinbar indifferenten Lieb haber» »u, der von den Voreingenommenheiten über die Ehe durch die Berlobung mit Erica kurirt oder auch bestraft wird, ,e nach- dem man e« gelten lassen will. Sicher ist, daß er mit seiner Aus- fassnna «nd Darstellung de» George Gunning nicht» verdirbt, aber besonders zu heben vermag er die Figur durch die breite, behäbige und salbadernde Art der Verkörperung auch nicht. Läßt man indeß gelten, daß der Begriff „englisch" gleichbedeutend mit lang weilig sein kann, so Hot Herr Radius dos Richtige getroffen Eine charakteristische, nach der Statur gezeichnete Type liefert Herr Forst mit der Episode des alten Oberst Aruntage. Besondere Anerkennung verdient die Regie des Herrn Gerlach. Er stellt mit der geschickte» Jnsccne und Ausstattung eine wirkliche Lustspiel- bühne, die gleich warm und lebendig anheimclt, wie sie dekorativ geschmackvoll und vornehm wirkt. tt. 8t. Nach Schluß der Gastspiele des Bcrnhardt-schen Schau- spicl-Ensembles, 16. d. M., werden im Central-Theater weitere interessante Schauspielvorstellungen des Meßthalcr-Ensembles mit guten Novitäten stattsindcn Nähere Mittheilunacn hierüber werden demnächst von der Direk tion des Central-Tyeatcrs bekannt gegeben. f* Felix Schweig Hafer wird sich sehr wahrscheinlich für die nächste Saison aus vier Monate sür Wien verpflichten lasse» Die Anträge sind wenigstens glänzend »nd verlockend, sogt Schweiahofer desinitiv zu, werden wir leider dem Vergnügen, ihn in nächster Soston hier spielen zu sehen, entsagen müssen. 's* Adalbert Matkowsky ist von einem schweren Schlag betroffen worden. Während seines Gastspiels in Zürich erhielt er gestern die telegraphische Nachricht aus England, daß sein «in- zigcr Sohn, der dort die Ferien verbringen sollte, tödtlich verunglückt ist. Motkowsky sagte sofort jämmtliche Gastipiclc ab und reiste zur Beerdigung seines Kindes noch England. s-* Professor Friedrich Koulbach, Mitglied de, Be» liner Akademie der Künste, vollendet heute das 80. Lebensjahr. Am 8. Juli 1822 z» Arlsen im Fürstenthum Waldeck geboren, trat er mit 17 Jahren in München in das Atelier seines Vetters, des berühmten Gclchichlsmalcrs Wilhelm von Kaulbach, und machte dann weitere Studien in Italien und in Paris. Auch Friedrich Kaulbach nahm seinen Ausgang von der Historienmalerei und wandte sich erst später dem Bildnihfache zu. in welchem er einen besonderen Rns erlangte. Seit Mitte der 50er Jahre lebt er in Hannover und hat dort auch als Docent an der Technischen Hoch schule lsür Aktzeichnen) sich verdient gemacht. Seiner erste»
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