Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.07.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050722029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905072202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905072202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-07
- Tag1905-07-22
- Monat1905-07
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
protestierte im Namen seiner Partei dagegen, daß der Vor schlag zu spät und ohne Befragung der Nationalisten bekannt gemacht worden ist; die Novelle von lS03, der der irische Matador persönlich zugestimmt hatte, sei nunmehr zu nicht«. Herrn LongS Gehalt sei um 100 Pfund zu ver mindern; 199 Stimmen erklärten sich für, nur 198 gegen diese Züchtigung. Die Opposition war sich anfangs Uber die Sache nicht vollkommen klar, dann setzte sie mit den ge wohnten ;,Iouck Lllä prolongeä cbeors" ein. Sofort nach der nötigsten Pause IPrang „C-B", Herr CampeU-Bannernian,M!l der „lehr einfachen und llaren Frage" hervor, die er seit Monaten als Thronprätendent immer aus der Zunge hat. Etwas verwirrt erklärte Balfour, er sei sicher, daß da« Hau« seine Antwort ebenso voiwcgnebme, wie es die Frage deS OpposiuonSdäuptlrngS vorweggenommen habe. Es sei nämlich überhaupt nichts zu erwidern. DaS empörte den Mr. John Redmond; er jubelte über BalfourS Nieoerlage und erinnerte ihn daran, daß er selbst versprochen habe, wenn daS HauS wirtlich gegen ihn stimme, seine „im höchsten Grabe versassunasw>drige Position" zu räumen. Ter Premierminister replizierte daraus mit der alten Ironie. Der Gentleman hab« ihn ja Mit Stentorgewalt denunziert, er habe sich sehr aufgeregt, jedoch eS liege kein Grund dazu vor. Malheur bei einem „vots ot estimutes" hälten auch andere Regierungen gehabt; bedauerlich, war nur, daß Herr Balsour dieses Argument oftmals wiederholte und dadurch seine Unsicherheit bekundete. Unsicher war auch sein« positive Auskunft; am Freitag könne er sie nicht erteilen, am Montag Werve er sie erteilen können. Redmond verlangte höhnisch, das Haus solle di« „perfekte Farce" einer Sitzung bei schwebender Entscheidung der Regierung vertagen. Auch Mr. Asquith meldete sich, indes die Unruhe aus den Bänken nicht aushörte. Wie ein über raschte« Feldlager zerstreute das britiiche Parlament sich. Die Situation ähnelt dem Fall deS KabinetS Rosebery im Jahre 1895. Deshalb ries Mr. Eampbrll-Bannerman beständig „Oorckte!" dazwischen. Er meinte das Korbitpulver, wegen dessen Verwendung daS liberale Kabinett gestürzt wurde; 100 Pfund vom Gehalt deS Kriegsministeriums wurden von dem wegen Homerule erbitterten Hause gestrichen, so wie jetzt von LongS Gehalt die gleiche Summe gestrichen wurde. Es ist kein Zufall, daß die Tarisresormer Herrn Balsour im Stich gelassen haben; Chamberlain »st mit dem Intermezzo durchaus nicht einverstanden, da er es in den Kalkül de« unionistischen Parteimerting« nicht einbezogen hatte. Die Auflösung im Herbste wird vermutet; Auslösung und Neuwahlen im Sommer würben auch die nach Ferien trachtenden Gentlemen der Linken ärgern. Ferner ist nicht klar, ob nicht bei der noch fehlenden Abstimmung über das Mißtrauensvotum Grey wegen der Vorzugstarife und der Koloniatkonferenz Balsour, der in den Ministerrat und zum König geht, seine naionistischen Scharen wieder vereinigen will. Kaum je hat ein englisches Kabioet unter solchen Schwierigkeiten sich verabschiedet. gewalttaten in sturrlanll. Verbrechen in Rnfsifch-jpelen. AuS Lemberg wird über Warschau berichtet, dort sei am Donnerstag im Vorsaal« eine« Hause« der Parviastraße der Poltzeigeheimagent Paladin von einem Unbekannten übersallen und durch zwei Revolverschüsse ichwer ver wundet worden. — In der Karlowlowaslraße stürzten sich els Personen mit Messern aus den Polizisten Bokifch, entrissen ihm den Säbel, mißhandelten ibn und ließen ihn mit aufgeschlitztem Bauch und 15 Kopfwunden aus dec Straße liegen. — Ein Telegramm aus^Bialystock meldet: Durch einen Bombenwurf auf der Straße wurde Hestern nachmittag ein Mann getötet, der hiesige Polizerchef, dessen Sohn und drei andere Personen schwer und eine An zahl leicht verletzt. Die Fensterscheiben wurden in weitem Umkreis zerschmettert. Der Verbrecher entkam. Ein Sendschreiben Gapan». Vor kurzem wurde gemeldet, daß der Priester Gapon ein Sendichreiben an die rmssicheu Arbeiter und Bauern verlaßt habe, das in Hunverltamenven von Exemplaren nach Rußland geworsen weiden sollte. Die „Russische Korre spondenz" übeigibl die wesentlichsten Stücke der Oeffeatlichkeit. Das Send chreiben beginnt mit einer Wiedergabe deS Gleich nisses vom barmherzigen Samariter und schließt: Wo, wo sind Deine Kinder, mein russisches Volk? Vielleicht sind sie, ver wundet und verstümmelt, in die Heimat zurückgekehrt, ober viel leicht wuroen sie, Vie Wehrlosen, Unbewaffneten am 9. Januar d. IS. um der Wahrheit willen in Velersburg und anderen ruislichen Stävten und Dörfern wie Lämmer hingescblachtet? Wo sind Deine Kinder, mein armes, unglückliches Volk? Sind sie in ter Verbannung, fern von ihren hungernben Familien, ober schmachten sie in den Gefängnissen? O russisches Volk, wer frißt letzt Deine Kinder, haut sie mit Säbeln und Na- gaikaS, durchbohrt sie mit Bajonetten unv tölet sie mit Kugeln? Sind es die Iuven? Nein! DaS tun die Minister Nikolaus II., kie unersättlichen Vampyre, Verschwender und Volköverräter. Sie schicken ihre Kosaken- und Soldaten regimenter, daS heißt Deine eigenen Söhne, gegen die annen Bauern, mit anderen Worten, gegen ihre eigenen Väter und Mütter, sie schicken sie gegen die heldenmütigen Fabrikarbeiter, sie schicken sie gegen alle die, die ihr Leben für ihr Land und ihre Freiheit hingeben." ver kursisch-japaliircbe ffrieg. Lin Interview niit Witte. Die „Neue Freie Presse" veröffentlicht ein Interview ihres Pariser Korrespondenten mit Herrn v. Witte. Dieser erklärte, daß er über das genaue Programm seiner Mission nichts Mitteilen könne. Seine Misfion sei eine derartige, datz er die größte Diskretion wahren müsse. Die Aufgabe, die ihm vom Zaren erteilt sei, bestehe darin, mit den japanischen Bevollmächtigten erst zu verhandeln, ob ein Frievensschluß möglich sein werde. Lin schwiin»nen-et Irrenhaus. Aus Tschifu wird der „Frkf. Ztg." gemeldet: DaS Lazarettschiff „Marn" brachte den Rest der kranken russilchen Soldaten aus den Hospitälern von Port Arthur nach Tschifu, wo sie mit dem Dampfer» WHamp oa" nach Odessa weitertransporliert werden. Es waren lauter Gerste S- tranke. Die „Whampoa" war in Schanghai lür diese un gewöhnliche lchwierige Reise belonderS ausgerüstet worden. Die zur Aufnahme der Kranken bestimmten Kabinen waren an allen Wänden gepolstert und mau hatte beionderS dafür geiorgt, daß den Kranken keinerlei Gelegenheit gegeben war, sich an irgend welchen spitzen Gegenständen zu verletzen. Um das Vorder- und da« Achterdeck war ein über zwei Meter hohes weitmaschige« Drahtnetz gezogen, um ein Ueberdordspringen der Kranken während ihrer Promenaden aus Deck unmöglich zu machen. AeußerUch war der Zweck de« Schiffe« schon durch rin großes rotes Kreuz kenntlich gemacht, da« sich leuchiend vom weißen SchfffSrumpf abhob. Dank der Um sicht deS Kapitäns war bei Ankunft der „Maru" auf der „Whampoa" alles bereit zum Empfang der kranken Russen, und dies« wurden verhällniSmägig rasch durch Dampf barkassen von einem Dampfer zum andern gebracht. Von den ungefähr 45 Kranken sind zwei Drittel ziemlich harmlos, größtenteils schwermütig und apatisch, sie machen daher ihren Wärter«, von denen nicht weniger alS drei jedem Kranken zugeteilt sind, nur wenig Schwierigkeiten. Die übrigen Kranken sollen allerdings geistig völlig gestört sein. Äußer den Wärtern befindet sich noch eine ganze Anzahl von Aerzien und barmherzigen Schwestern an Bord. Unter den Kranken, die nicht mehr ihre Uniform, sondern einen Weik- und blau- gestreisien Krankenanzug tragen, befindet sich auch ein Leutnant von der „Sewastopol", dessen Zustand als hoff nungslos angesehen wird. Großes Aufsehen erregten bei dieser Gelegenheit die Krankenlchwestern vom sapani- schen Lazarettschiff, die von ihren Aerzten geführt, in einer langen Kolonne zu je vieren durch die Straßen von Tschifu zogen. fositircde csgerrcbau. Leipzig, 22 Juli. Reichsfiiiaiizreform. In neuester Zeit wollen wieder die verschiedensten Zeitungen unv Korrespondenzen „ganz genau" wissen, wie die im Reichsschatzamle auSgearbeilete ReichSfinanzreform- vorlage anssieht. Die einen heben hervor, daß sie rn zwei Teile zerfalle und sowohl da« finanzielle Ver hältnis der Einzelstaaiea zum Reiche regeln al« neue Sieuerquellen erschließen wolle. Die anderen zählen die neuen Steuerarten her, die verlangt werden sollen. Um die erst.re Meldung zu machen, dazu bedurfte eS keiner näheren Informationen, denn es ist schon lange bekannt, daß die ReickSsinanzresorm sich nicht auf die Besserung der Lage ver RcichSkasse beschränken, sondern auch eine Regelung der Stellung ver Einzelstaalen mit einbeziehen soll. Die zweite Meldung beruht dagegen, so eingeweiht sich ihre Ver breiter auch stellen mögen, durchweg auf Kombinationen. Offiziös wird jetzt nochmals betont, daß man von der Reichsfinanzresorm nicht früher ein authentisches Bild erhalten wird, bis sie so festgesetzt ist, daß sie in legislatorische Behandlung genommen werben kann. Bei einer Arbeit, bei der die einzelnen Teile so ineinandergreifen, wie bei der Reichöfinanzreformvorlage, ist eS unmöglich, die Ocsseittlichkeit über die beabsichtigen Neuerungen früher auf zuklären, als dieser Entwurf fix und fertig zur Behandlung im Bundesrat und gegedenensalls auch im Reichstage vor liegt. Man wird deshalb gut tun, sich noch etwas zu ge dulden und Vie jetzt auftauchenden Mitteilungen über den In halt der Reichsfinanzreformvorlage als da- anzusehen, waS sie sind, nämlich als Kombinationen. Tie RrtchStagSerfatzwatzl in Erlangen-Fürth. Die ReichötagSersatzwahl in Erlangen-Fürth, die infolge Ungültigkeitserklärung des vom freisinnigen Abg. Bar deck geführten Mandats vorgenommen werben mußte, hat mit der Wiederwahl Barbeck« gegen den Sozialdemo kraten Segitz geendet. Der Wahlkreis hat in den letzten rwe: Jahrzehnten recht wechselnde Geschicke ge habt. Bis 1881 war er durch einen nationalliberalen Abgeordneten vertreten, von da bis 1898 durch den frei- stnningen Frhrn. von Stauffenberg; 1893 ging da« Mandat mit dem damaligen Lehrer Konrad Weiß an die freisinnige VolkSpartei über, 1898 eroberte der Sozialdemokrat Segrtz den Wahlkreis, bei der Wahl im Juni 1903 unterlag er aber in der Stichwahl gegenüber dem Kandidaten der Freisinnigen. Nach alledem mußte diesmal von vornherein als sicher gelten, vaß der Wahlkreis für die bürgerlichen Parteien nur zu halten war, wemr einer weitgehenden Zersplitterung der Stimmen, wie sie bei früheren Wahlen wiederholt vorgekommen war, vorgebeugl wurde. Der Erfolg Hal gezeigt, wie richtig diese Rechnung war. Herr Barbeck hat mit 14 723 über 14 150 sozialvemokratische Stimmen gesiegt, also nut einer Mehrheit von 573 Stimmen. Die Gegenüberstellung der Wahlziffern mit denen ver Hauplwahl von 1903- ist recht interessant. Damals waren insgesamt 26 346 Stimmen ab gegeben worden, wovon l2 03l auf Segitz entfielen, 6448 aus Barbeck, 3637 auf den nationalliberalen, 2866 auf den bündterischen unv 135 l Stimmen aus den Kandidaten des Zentrums. In ver Stichwahl siegte alsdann Barbeck mit 15 505 Stimmen über 13 553, Vie aus Segitz sielen. Der Stimmenzuwachs de« Sozialdemokraten in der Stichwahl er klärte sich einzig unv allem aus vem Eintreten deS Zentrums. Diesmal hatte vas Zentrum die Parole auSgegebeo, nicht für Barbeck zu stimmen, die Empfehlung des Sozialdemotraten also in die negative Form gekleidet. Die Wähler haben diesen >o s t««i» !ochseln- 0^an. n-pf vor. rtv- Geg. 1. «°->» ,Hündin, ohn.abzu- -er«« lM. stordflr. 1 sw" Selttetten. 5-10 >l) Ttl.7654 «.Treff. «ei»» BezugS-PrriS t» der Hauptrxprdttto« oder der« Aasgav«, stelle« abpeholt: vierteljährlich bet zweimaltfter «Sglichrr Zvstrlln«, in« Han« 8.75. Durch dir Post bezogen für Deutsch land a. Oesterreich viertrljührlich 4H0, für dir übrigen Lünder laut Zeltonqsprrtslist«. AebaMo» on» Grpedttioin 153 Fernsprecher 222 Johanntsgasir 8. Haupt-Ftltale Dresden: Marienstraßr 34 (Fernsprecher Anil 1 Nr. 1713), H«upr»FUtats Vertin r TarlDuocker,tzerza t-VayrHosbuchdandlg» Lützowstrab« 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 1603). Tiefe Nummer tvftet ans allen Bahnhüfrn and III ^I( i bet den sieÜungs-Brrküuseru k Abend-Ausgabe eiWgcr TagMaü Handelszeitung. Amtsblatt des Äönigl. Land- «nd des Hönigk. Amtsgerichtes Leipzig, des Aales «nd des Nolizeiamtes der Stadt Leipsig. Nr. 369. Sonnabend 22. Juli lSOS. Var lvicdtigrtr vom Lage. * Die Armen des Färberringes beschlossen auf einer in Gera abgehaltenen Versammlung, d^n Ternvn für die A u s s p e r r u n g aller Arbeiter im Streik- gebiet um acht Tage zu verschieben. (S. Sachs. Umgebung.) * Die gerichtliche Verhandlung wegen der bekannten „D i e s s e i t s"-D e v e s ch e findet am 26. ds. Mts. vor dem Schöffengericht in Lage statt. (S. Deutsch. Reich.) " Aus London wird gemeldet, Balfour habe dem Könige erklärt, er und die übrigen Minister stimmten darin überein, daß es ihnen unter den gegen wärtigen Umständen nicht obliege, zurückzu- treten. (S. den Leitartikel.) * In Bialystok verwundete eine Bombe den Polizeichef und besten Sohn, fowie drei Privatpersonen schwer, eine große Anzahl Personen leicht und tötete einen der Attentäter. (S. den Artikel.) * DaS russische Schlachtschiff „Pol- tawa", das in Port Arthur gesunken war, ist gestern wieder flott gemacht worden. * Die amerikanische Bundesregierung erhielt nunmehr die kurze Note, welche erklärt, China werde sich durch keinen Friedensvertrag ge- Kunden halten, der sich ohne Zuziehung und Befragung seiner Regierung mit der Mantschurei befaßt. Vie siririr im Unterbau«. -s- London, 2l. Juli. Der 20. Juli 1905 hat das faktische Ende de« Ministe riums Balfour gebracht, „vekertt ok tks Ovvorumont" heißt es heute in den der Regierung bisher verpflichteten Blättern, die seit dem Zirkular gegen die Volunteer« ihr Unbehagen nicht mehr verborgen haben, und auch der Premierminister selbst hat sich geändert. Die unablässigen Rufe: „Abdanken! Abdanken!", die bei der Debatte über den Fall deS Unterstaatssekretärs Wyndham erschollen, die Bundesgenossentchast der Liberalen mit den ihnen willkommenen irischen Provolatoren haben ihren Zweck erreicht. Es ist die nölige Anzahl von Niederlagen beisammen; jetzt senkt sich endlich die ministerielle Wage, man rückt schnell der Ent- scheivungSschlacht entgegen, nachvem der 11. April voran gegangen war, an dem der irische Antrag O'Donnell mit einer winzigen Regierungsmehrheit abgelehnt wurde, und jene Mai sitzung nicht vergessen ist, da alles durcheinander brüllte und sogar die geheiligte Person deS Sprecher« verstummen mußte. Die Attacke, die der Ire Redmond unternommen hat, kam den reiselustigen Insassen der Regierungsbänke unverhofft, aber sie hätte sich vorauSsehcn lassen; die Abstrichanträge in den letzten Wochen berechtigten dazu. Es handelte sich um das irische Lanvgesetz von 1903, bas den irischen Pächtern den Erwerb von Grundbesitz durch Vorschüsse verstattet; der Gedanke, für dessen Ausführung drei StaalSkommissare eingesetzt worden waren, konnte nicht einmal von den feindseligsten Nationalisten zurückgewiesen werden, im Gegenteil, er ist eine beträchtliche Konzession. Am Donnerstag teilte Mr. Long, der Minister für Irland, bei der Budgetberatung AendrrungSvorschläge mit. Aber Redmond ««zeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 2Ü Familien« und Stellen-Anzeigen SO »f. Finanziell» »«zeige«. Geschüftsanzeige, unter Text oder « besorrderer Stell, «ach Tarif. Di« SgefpaUe«, ReNamezeil» 78^. «»»otzmefchtutz für N«uei«e«: Rdotz-Luogab« vormittag« 10 llhr. »«««ab« »achmtttag« L Uhr. Anzeige« find stet« «,dt«Expedition »«richt«. Ortr«-Vellage» (,«r mit der Morge». Ausgabe) »ach besonderer Vereinbarung. Lte «rpepittou ist Wochentag« «n unterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und vertag von 8. Val- t« Leipzig (Inh. 1>r. R. L W. «iinkhardtl Herausgeber: vr. Victor Skiukhardt. 99. Jahrgang.' Feuilleton. L8, Vie beiden HaUermunds. Von A. Tom. «achdruct verboten. Er sah nach der Uhr und erhob sich. „Wenn ich den Zug nach Donnersberg noch fassen will, mutz ich mich schleunigst auf den Weg machenI" rief er. „Und daheim warten sie mit der „Henkersmahlzeit" auf mich. Morgen in aller Frühe gehts fort!" Er reichte den Damen die Hand zum Abschied. „Bitte grüßen Sie Ihre Eltern", bat Loni. „Wie schade, datz sie so bald schon wieder abreisen müssen, Herr Doktor!" Er lachte, sein gutes, gemütliches Lachen. „Ja, Fräulein von Hallermund, das sagen Tie wohl. Aber nichts kann einer so schlecht vertragen, als eine Reihe von guten Tagen! — Mutter versucht eS, mich daheim zu verfüttern, das Herrenleben hier verwöhnt mich über alle Maßen und nun verlocken Sie den armen Mediziner noch mit Naquets und Bällen und Mama Seebach mit kühlem Mosel und lvarmer Fürsorge!" Deine sprechenden Augen blickten so freundlich von einer zur anderen, das unschöne, aber bedeutende Gesicht gewann unendlich beim Sprechen. Und als seine große Gestalt ihren Blicken entschwunden war, sckrauten sich die beiden Zurückbleibenden ordentlich traurig an. „Schade, so 'n netter Mann, halt' er doch noch bleiben können, gelt Lonichen?" meinte Frau Seebach. „Und so 'n Vertrauen kann man zu ihm haben." Loni nickte. «Das war gleich der Eindruck, den ich in Berlin von ihm hatte, kein Salonhelü, aber ein Mann tüchtig und fest im Leben und in seinem Beruf". Ohne daß sie es wußte, klangen die Worte weicher als sie wohl beabsichtigt. Frau Seebach schaute sie verstohlen von der Seite an, aber Loni hatte die weiche Stimmung schon wieder abgeschüttelt, tat einen kräftigen Zug aus ihrem Glas und sich behaglich zurücklegend, blinzelte sie hinauf in den licht erfüllten Baumsck-atten. „Ah!" meinte sie „man möchte nur immerzu Atem holen und es ist eigentlich himmlisch zu denken, datz dies doch wenigstens für ein paar Monate so bleibt!" „Es freut mich ja so, Lonichen, daß Sie gern hier sind. Und fürchten Sie sich auch gar nicht vor der Einsamkeit?" «Einsamkeit? — in der Schönheit? — O nein, grau Seebach. Ich habe doch Sie und die Kinder! Als ich'S dem Grafen versprach, zu bleiben, kam mir das nicht etwa wie ein Opfer vor!" Sie richtete sich auf und schlang ihre Arme um den Nacken der alten Frau. «Ich wollte eS Ihnen schon immer einmal erzählen, warum ich herkam nach Hohenbüchen. Denn eigentlich sollte es ja meine jüngere Schwester sein, deren plötzliche Verlobung dazwischentrat." Und dann erzählte Loni einfach und schlicht die Geschichte ihrer verratenen Liebe, und Frau Seckach strich sanft die heißen Wangen und tat, als ob sie die Tränen nicht sah, die sich heiß in die dunklen Augen drängten und doch tapfer unterdrückt wurden. «Sehen Sie, Frau Seebach, um die grenzenlose Leere auszufüllen, um dem Platz den Rücken kehren zu können, wo ich das erlebt, darum ergriff ich dankbar die Gelegen heit, die sich mir bot. In Arbeit und Pflicht in fremden Verhältnissen wollte ich vergessen lernen. Das ivar's." «Mein gutes, liebes Kind, daran taten Sie recht. Aber den Junker Unbestand,«so einen Mann zu vergessen, wird meiner schönen Loni nicht schwer werden!" „O doch, es ist schwer!" murmelte Loni leise. „Was? — Aus Ihrem jungen Herzen die Liebe zu reißen für " „Liebel" Lonis Augen flammten und ein Gemisch von Trotz, Zorn und Wehmut zitterte in ihrer Stimme. „Ich müßte mich ja verachten, wenn davon noch ein Fünkchen übrig geblieben wäre. Ueberdies ist er ja bereits Gatte einer anderen. Sehen Sie, Frau Seebach, ich bin gor nicht so angelegt, daß ich in jeden: Mann, der so 'mal Schmeicheleien macht, oder sich bemüht, an genehm zu sein, gleich den Heiratskandidaten sehe. Ganz im Gegenteil, ich erwärme mich nicht so leicht. DaS aber nun ja das hat mein Vertrauen getötet, — noch einmal so etwas durchmachen, nein, lieber tot l" Frau Seebach nahm Lonis Hände und -rückte sie zärtlich. „Tot sein kann man lange, da stört «inen: nachher keiner mehr drin!" sagte sie. „Und wenn ich Sie so an- sehe, nein, begreifen tu tch'S halt nicht, datz gerade Sie, — — daß, ich meine, daß einer " „Mich hat sitzen lasten!" fiel Loni bitter ein. „Ja, doch, so ist es aber! Und das mutz erst ausheilen. In stillen, einsamen Stunden komme ich jetzt noch kaum darüber fort, mein tief gekränkter Stolz empört sich und will sich nicht zwingen lassen. Ach, und dabei ist man doch so hilflos, was gibt es denn weiter als Ergebung in das Unvermeidliche!" Sie drückte einen Augenblick die schlanken Finger gegen die heiße Stirn. „Wenn ich in ernster Pflichterfüllung mein Selbstgefühl wiederfinde! so will ich ja ganz zu ¬ frieden sein. Tenn sehen Sie, Frau Seebach, ich will nicht Heinikehren ins Elternhaus als ein liebekrankes, kopfhängeriscl)es Mädchen, sondern die Mutter soll eine gesunde, taten- und lebensfrohe Tochter haben, und des halb will ich überwinden, und die schöne herrliche Natur hier soll mir helfen, gesund werden." „DaS soll ein Wort sein, Lonichen, und wenn mich nickst alleS trügt, so soll's auch eintreffen! Ach, Kindchen, Kindchen, wer sie hat, die golden« Jugend, der weiß es kaum, waS für ein mächtiger Helfer das ist! Erst im Alter, wenn die Tage kommen, die „einem nicht gefallen", seufzt und bangt man nach der verschwundenen Zeit, die man, als sie da war, gar nickt einmal in ihrer ganzen, herrlichen Schönheit verstand. Ich kann daS ja nicht so ausdrücken, wie ich wohl möchte, aber gelt Lonichen, Sie verstehens auch so? Es gibt so eine alte, verbrauchte Redensart. — Wer weiß, wozu es gut ist, daß Sie gerade daS durchmachen mußten. Unsere Wege sind oft wunderbar für unS bestimmt, und wenn wir auch denken, dies hätte nicht zu fein brauchen und daS und jenes nicht, eS paßt doch schließlich aneinander,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite