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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.04.1930
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1930-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19300417010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1930041701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1930041701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 9-10 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1930
- Monat1930-04
- Tag1930-04-17
- Monat1930-04
- Jahr1930
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.04.1930
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vommMao. I». Aprü isro Polnischer Terror gegen die Deutschen Drakonische Strafantrage im Dromberger Deutschtums Bunö Prozeß Bromberg, IS. April. Am Deutschtumö-Rund-Prozeß beantragte der Staatsanwalt auf Grund der 88 89, 92 und 1L» des Deutschen Strafgesetzbuches und aus Grund des Deut schen Spionagegcsetzes vom Juni 1914 gegen Studienrat Heideck 2)4 Jahre Zuchthaus, gegen den Botaniker kl raufe 1 Jahr 9 Monate Zuchthaus, Rittergutsbesitzer von Witzleben 1 Jahr 1 Monat Zuchthaus, Geschäftsführer Jenner 1 Jahr 1 Ntonat Zuchthaus, Dr. Scholz sPosenj 2 Jahre 2 Monate Zucht haus, Schmidt 2)4 Jahre Zuchthaus» Irl. Seiler 1 Jahr Gefängnis und 1 Jahr Festung, Dobbermanu 1 Jahr S Monate Gefängnis, Arendt 1 Jahr Gefäng nis» Dr. Winkelhausen 19 Monate Gefängnis. In zweieinhalbstündiger Rede erklärte der Staatsanwalt a., daß er die Anklage gegen sämtliche Angeklagten voll ausrechtcrhalte. Dabei unterliefen ihm verschiedentlich grobe Hehler. So verwechselt« er annullierte Ansiedler und liquidierte Üicichsdeutscl-e miteinander, ferner die «Senker Beiträge und die Wiener Konvention, Er sali cs als strafbare Handlung an, wen» den deutschen Ansiedlern polnischer Staats angehörigkeit geraten wurde, über ihr Eigentum selbständig zu verfügen, ferner wenn deutsche interne Statistiken über Neuölkcrung und Berufe geführt wurden, die man zu kul turellen Zwecken benötigte. Diese Statistiken hält der Staats anwalt für „Sammlungen von gchcimzuhaltendem Material", in der Absicht, cs einer fremden Macht mitzuteilen. Er sprach weiter von einer Schädigung der Interessen des polnischen Staates durch den Dcutschtumsbund. Wenn die Kriegs- d e n kmi> nzen des K y s j h ä u s e r b n n d c s für ehemalige Kriegsteilnehmer durch Vertrauensmänner des Dcutschtums- bundcs besorgt wurden, so sei das „die Aufstellung einer militärischen Evidenz". Das deutsche AuslandSinstitut in Stuttgart sei eine amtliche Stelle, die mit der deutschen Re gierung in engem Zusammenhänge stehe und zusammcn- arbeitc. Wenn er auch keine Beweise für bereits er folgten Ner rat habe, so glaube er doch, die Absicht bewiesen zu haben, daß ein solcher Berrat angebahnt worden sei. Das genüge für die Schuldigsprechung. Zum Schluß be hauptete der Staatsanwalt, dass der Dcutschtumsbund eine „Zweigstelle der deutschen Regierung" sei. Die Polen in Deutschland besäßen, so erklärte er, längst nicht die Freiheiten wie die Deutschen in Polen. Die Deutschen in Polen hätten diese Freiheiten dazu auögenützt, um zum schaden des polnischen Staates zu arbeiten. Die außerordentlich schweren «nd ganz un verständlichen Strafanträge verursachten in dem von Zuhörern überfüllten Sitzungssaal grobe Erregung. Das Gericht legte eine Pause von einer halben Stunde ein. nach der die drei B e r t e i d i g e r zu Worte kommen werden. Ob das Urteil noch heute nacht gefällt wird, ist ungewiß Wahrscheinlich wird es in den frühen Morgenstunden ver kündet werden. erschärfmrg -er Lase in Sn-ren «milk aus das Eureviiewiertel in Kalkutta London, 14. April. Die Unruhen in Indien haben sich jetzt aus die drei wichtigsten Städte — K a r a ch i, K a l k u t t a und B o i» b a n — ausgedehnt. In Kalkutta, wo bereits am Dienstag große Unruhen zu verzeichnen waren, hat sich die Lage im Laufe der Nacht »nd in den heutigen Vormittagsstunden erheblich ver schlimmert. Das Enropäcrviertcl wurde von Eingeborenen angegriffen. kuropäer wurden auf dem Heimwege von ihren Büros mit Ltcinen beworfen. In den wichtigsten Polizeistationcn werden britische Truppen in Bereitschaft gehalten. Der Sicherhcits dienst ui den Straßen wird weiterhin durch Panzerwagen unterstützt. Aus Bombay sind MN Freiwillige Gandhis ans marschiert, um die Lalzlagcr der Regierung, die etwa 18 Kilo meter vor der Stadt liegen, zu plündern. Für die kommende Nacht werden weitere ernste Zusammenstöße befürchtet. In Karachi, das bisher ziemlich ruhig war, sind am Mittwoch sechs Führer des Nationalkongrcsses verhaftet worden. Die Polizei hat ein Lager der Anhänger Gandhis, eine Hindudruckcret und eine Schule zur Förderung der Homerulebcwegung in Indien durchsucht und zahlreiches Material beschlagnahmt. Bor einem Gericht in Karachi sammelte sich eine große Menschenmenge an, warf die Fenster scheiben ein und versuchte, das Gebäude zu stürmen. Zwei europäische Polizisten wurden verwundet. Dte Polizei feuerte in die Menge. Die Zahl der Verletzten auf seiten der Ein geborenen ist nicht bekannt. In Karachi sind innerhalb der letzten 24 Stunden über SO Personen verletzt worden, darunter 14 Polizisten und 11 Feuerwehrleute. Ent gegen den bisherigen Meldungen ist festzustellen, daß der sekretär Gandhis nicht verhaftet morden ist. Er ist am heutigen Mittwoch zu einer Beratung mit Gandhi zusammen- getrosfen. Nach einer amtlichen Mitteilung haben im Bezirk Bom bay von 2747 eingeborenen Beamten 817 um ihre Entlassung gebeten, um ihrer Sympathie für Gandhi Ausdruck zu geben. Besorgnis in Gnglan- London, IN. April. Die Berichte über die Ausdehnung der indischen Unruhen nehmen in der Presse großen Raum ein. „Evening Standard" schreibt, die Lage in Indien werde jeden Tag ernster. Das Blatt betont, daß beute abend schwere Ausschreitungen in Bombay vorgekommcn seien. AuS Kalkutta berichtet das Blatt, daß zwei von den nenn Europäern, die durch Steinwürfe verletzt wurden, davon eine Frau, ernst bantebcrliegen. Der Staatssekretär für Indien, Wedgewood Benn, teilte im Unterhaus mit: Aus Grund amtlicher Berichte habe er keinen Zweifel, daß die britischen Behörden vollständig Herr der Lage seien. Auf die Hinweise Lord W i n t c r t o n s. daß in England die Entwicklung zunehmende Sorge ver ursache, erwiderte der Minister, daß die Negierung die Er eignisse mit sehr großer Sorgfalt verfolge. „Gras zemIinS" Lautung in Sevilla Wieder aus -er Heimreise Madrid. IS. April. ..Graf Zeppelin" traf um 1.S9 Uhr Über Sevilla ein. vom Jubel der Bevölkerung begrüß«. Das Luftschiff funkte ein Grnßtelegramm für Sevilla «nd teilte dabei mit. daß die Fahrt sehr glücklich verlaufen sei. / Unter de« Jubel der unübersehbaren Menschenmenge »eb „Gras Zeppelin" nm 17.49 Uhr das erste Haltet«» über km Flughafen von Sevilla fallen Wenige Minuten später >»»r die Landung glatt »»llzoge«. Di« Meng« klatschte be- »eistert Beifall. Zahllose Hochrufe «uf Deutfchland »ad de« Zeppelin ertönten. I« Begleitung de» deutschen Vatfchaster« besichtigten der » » nig «nd die S » nigin » on *»»»«»» da» Luftschiff, «te ,«i»te» größte» Jutereff« sü. I die Einrichtung des Luftriesen «nd sprachen dem Führer und der Besatzung ihre volle Anerkennung ans. Wie groß I daS Interesse für den Zeppelin ist, geht daraus hervor, daß Schaulustige aus allen Teilen deS Landes nach Sevilla ge kommen find. In der Nähe des Flugplatzes parkten über 4999 Automobile. Um 18,49 stieg das Snstfchlfs wieder auf, umkreiste noch einmal den Flugplatz und flog dann in großer Höhe davon. Der Besuch deS deutschen Luftschiffes hat i« Spanten lehr großen Eindruck gemacht. Ueberall »ab di« Be völkerung ihrer Freude lebhaften ««»druck. Di« Rückfahrt erfolgt a«f »erfelbe« Rvute «te bei ber Hinfahrt. Die Laub««« i« AriebrtchShafeu bürst« »arauAstch«, »ich Freitag früh «feige». . . .. —. Teuerung -urch Zollwucher? Ungeheuerlich ist sie Demagogie, mit der die Sozialdemo« kratie nach ihrer freiwilligen Machtentäußcrung jetzt gegen die bürgerliche Ncichsrcgicrung zu Felde zieht, als die reaktionärste, die teuerste und mirtschaftSfeindlichste seit Be stehen der Republik. Sogar das nach links hin so nach sichtige Zentrum hat sich schon gezwungen gesehen, gegen die Verlogenheit dieser Agitation Protest cinzulcgen. Und auch die Wirtschaft wird sich einigermaßen wundern über die neuen Freunde, die sie plötzlich aus der linken Sette gefunden hat. Sonst galt man dort als Scharfmacher und Arbctterfetnd, wenn man ein Wort über die Notlage der Prvduktionsstänbe zu sagen wagte: jetzt aber hat sich auf einmal das Blatt ge wendet, und die ganze sozialdemokratische Presse ist voll von Klageliedern über das Unrecht, das angeblich der Industrie und dem Handel geschieht. Das ist freilich keine innere Um kehr, sondern nur eine taktische Schwenkung. Man sucht Bundesgenossen, wo man sie findet, gegen den Hauptgegner des Augenblicks, gegen dte Landwirtschaft. Sie steht wegen Schickes Agrarvorlage im Mittelpunkt der Hetze, weil man endlich, nach allzu langem Zögern und halben Maßnahmen im Ernst ans Werk geht, um ihr wieder aus die Beine zu Helsen. In diesem Augenblick sind alle die honigsüßen Freundschastsbetcuerungen vergessen, die man der Landwirtschaft jahrelang als Trost anstatt der ver langten Hilfe gespendet hatte, und die Banernfeindschaft der roten Ntchtö-als-Berbrauchcrpartei zeigt sich in ihrer neid- geschwollenen Nacktheit. Sie hat sich nicht einmal die Mühe gegeben, ihr Schlagwortarsenal aus der Vorkriegszeit zu er- neuern. Die abgeleierten Leitmotive des Klassenkampfes klingen mtßtönig wieder auf vom Zollwucher, von der LIebeSgabcnpolitik für die Ostelbier und von der Hungerkur für die arbeitende Masse. Auch die altbekannten Hetzbilder sicht man. in gleicher Geistesarmut sich wiederholend: nur daß es jetzt Schiele ist statt Bülow, der als Maurer die große Zvllmauer baut und das billige Auslandsvieh aus sperrt, während auf der anderen Seite das sehnsüchtig war tende Volk den Schmachtriemen enger schnallt. Abgrundtief ist diese Verlogenheit. Eine freche Spekula tion auf die Vergeßlichkeit der Massen, dte mit dem Zoll» wuchcrgeschret darüber hinmcggctäuscht werden sollen, daß die Sozialdemokratie diese „reaktionäre" Politik verschuldet und bis vor kurzem auch tapfer mttgcmacht hat. Denn die Schwierigkeiten der Krise, in der wir uns winden, stammen nicht allein und auch nicht hauptsächlich aus -er Agrarvor lage, sondern aus den Sie »ercrhöh urigen, die uns als Erbschaft der Hilferdingschen Mißwirtschaft am Halse hüngengeblieben sind. Und dieses Finanzprogramm mit 6M Millionen Mark Steirern ist von der sozial demokratischen Negierung Müller übernommen worden. Allerdings mit einigen kleinen Acnderuiigcn: die Garantie für die Verewigung aller Mißstände in -er Arbeitslosenver sicherung ist nicht mehr darin enthalten, und die Sonder umsatzsteuer, die auch die Konsumvereine trifft, ist gewiß gegen den Willen ihrer Beschützer hinclngekommen. Aber die Grunb- züge waren in der Großen Koalition schon von der Sozial demokratie bewilligt, und es hilft ihr nichts daß sie jetzt die Hände in Unschuld wäscht, weil sic formal die Verant wortung nicht mehr trägt. Aus lauter Verlegenheit über ihre tatsächliche Mit verantwortung für die Masscnverbrauchüstcucrn stürzen sich dte Sozialdemokraten jetzt mit Lärm auf das Agrarpro- gramin. Auf ber Jagd nach den „Zollräubcrn" wollen sie den eigenen Betrug verschleiern. Aber der Trick soll dies mal nicht gelingen. Man wird sie daraus festnageln — und sic selbst werden es nicht leugnen können —, daß sie in ber Großen Koalition selbst einem Agrarschutzprograinm zu-
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