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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 11.10.1919
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1919-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19191011011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1919101101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1919101101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1919
- Monat1919-10
- Tag1919-10-11
- Monat1919-10
- Jahr1919
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 11.10.1919
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S4. Jahrgang. 281. Sonnabend, ». Oktober IM». Drohtanschrsst: «sch richte» Aerntprecher-Sairnietnuininer: »»»41. Nur >ür Nachtgelpröch«: »00U. L8TS »iertellldrU» tu »re»»«, und ««Kn, de« «tmult^r Zutr^u», 8»«, »«i ein- Bezugs-iseouyr d«r» »>« -p-« <»,« ««,-->,«>», « «> m.. ««^«a r.« ». Die etnt^ulii^ »7 wm lieiie Zell, go Pi «ui «u^!»«n mit« Sie»«», uu» Änieiaeu-Älkelie. M»»nun«,morN. einst«Il>,« «n- und v«e»ul« »»"/». s»rp>,»»üt« lau« Lurti. o i- ^ > «»»»imtä««»in-,« ,-s-n«I>rau,»ex>zi. kinninummer Ibtzk. s»nnt»,, »Pi- Nachdruck m» mit deudicher oueileninM»« (.Drendner N«chr.-> inUilsi,. — Unmrlnn,«» Schriftitilcke «erden »ich« «sdemetzet. Schr-Ileitung und Sauptgeschüft, stelle: Murienftrlche »8/4«. Drul«. »«io» von Lteulch » «eichordk t» Dreode». Postscheck-KoiN, 1»»»« Frankeichs eiserne Faust im besetzten Gebiet. Arbeltszwaug im Saargebiet. .iEtgner Drahtbericht der „DreSdu. Nachrichten".) Genf, 1v. Okt. Rach Pariser M-lduugeu wurde sür bas besetzte Saargebiet der Arbeitszwaug atngeführt. Der „Tempo" meldet, daß infolge des Widerstandes der Arbeiterführer nicht nur der Bclage- »««gsznftand proklamiert wurde, soudcr» auch die Ab schiebung der zur Sabotage aufsorderudeu Arbeiter, führ« »ach Frankreich angeorduet worden sei. Aachen, 1v. Okt. Di« „Köln. Z t g." ist vom Sä. Sep tember ab auf einen Monat sür die Kreise Enpcu und Makmedy verboten. Der Demonstratiou-streik im Laargebiet. Karlsruhe, 10. Okt. Der Streik im Saargebiet, der auf das ganze lothringische Gebiet nberzugreifen droht, wird als ein Akt demonstrativen Wider standes gegen die französische Militärverwaltung dar- gestellt. Infolge des Belagerungszustandes, der im In dustriegebiet noch verschärft wurde, find alle politischen Versammlungen verboten, ebenso alle Ansammlungen ilber 1K Perionen in Fabrikgebäuden, die als öffentliche Versammlungen angesehen werden. Im lothringischen In dustriegebiet und im Saargebiet streiken bisher 20 00» Hütten- und Metallarbeiter. Das französische Militär steht in allen Lo.arstüdtcn in erhöhter Bereitschaft. Die Nnrnhen in Ganrbrükken und ihre Folge«. Paris. 10. Okl. Agence Havas meldet aus Saar brücken: Verdächtige Elemente versuchten am 30. Sevtember abends unter Ausnutzung des Metallarbeitcransstandes Unruhen h e r o o r z u r u se n. Eine Gruppe feldgrau- gekleideter Leute, mit Revolvern bcnmsfuct, griff da» Zen- krattelvgralchenamt an. Eine andere Bande organisierte die Plünderungen, na me 1177 ich von Lebensmitteln. Französische Truppen stellten die Ordnung wieder her, wobei ein fran zösischer Soldat getütet wurde. Ein neuer Versuch, Un ruhen zu stiften, scheiterte. Am 3. Oktober nahm der grösste Lei! der Ausständigen die Arbeit wieder auf. um nicht den Anschein zu erwecken, als ob sie mit den Aufständischen gemeinsame >sachc machten. Das Kriegsgericht verurteilte «suenvo »diesen zum Tode und acht zu 20 Iah- ken Zwangsarbeit. lW. T. B.) Lee Grund sür Manglus Abberufung. Haag, 10. Okt. Nach einer Pariser Meldung liegt der Grund zu General Mangins Abberufung darin. Saß er die Loslösung der Nheinprovinz von Preußen zu lebhaft gefördert haben soll. Koblenz, 10. Okt. Zu der Meldung von der Abberufung des Generals Mang in von seinem Oberkommando in Mainz erfährt die „Köln. Volksztg.", daß Sie 10. und 8. Armee als Formationen aufgelöst sind. Auch General Gerard in Landau wurde zur Disposition des Ärftgs- miwisters gestellt. Dir französischen Truppen, die daS Rheinland und die Pfalz besetzt halten, werden setzt zu einer einzigen Armee »erschmolzen, an deren Spitze Gene ral Degoutt«, bisher Äominandant der 0. Armee, stehen wird. General Degoutte ist ans den Flandernkämpfen bekannt. Genf, 10. Okt. Es bestätigt sich, datz General Fayollcs, ei» besonderer Günstling Fochs, den Posten des Chefs der aufgelösten französischen Rheinarmce mit dem des Ober- kommandanten der Inspektionskorps für die vertragsmäßige deutsche Entwaffnung vertauscht. FapolleS wird von Koch besondere Weisungen erhalten. De» Pariser Rat zu den AbspttttrrungS- Bestrebungen. Rotterdam, 10. Okt. Tie „Times" meldet ans Paris, daß der Rat der Alliierten an die alliierten Befehlshaber im besetzten deutschen Gebiete die Weisung gegeben habe, gegen über Bestrebungen auf staatsrechtliche Absplitterungen deut scher Reichsgebiete unbedingt Interesselosigkeit zu wahren. Die Anordnung sei durch einen Befehl Ma-r- schall Fochs woitcvgegeben worden. Die FriedenSverträfle im französischen Senat. , Paris» 10. Okt. Der Senat trat gestern in die Er örterung der Friedensvcrträgc ein. Bour geois als Berichterstatter sagte u. a., die Steuersätze der Deutschen dürften nicht nur denjenigen der Angehörigen der alliierten Länder gleichgestellt werden, sondern müßten höher als diese sein. Zur Entwaffnung Deutsch lands müßten die vorgesehenen Maßnahmen sofort nach der Ratifikation in die Tat umgejctzt werden. Clemenceau ruft dazwischen: »Es befinden sich 100 französische Offiziere tu Berlin, um darüber zu wachen.'" Bourgeois führte dann weiter aus, daß die Allianzvcrträge mit England und Amerika für Frankreich Garantien ersten Ranges gegen spätere deutsche Ueberfälle seien. Ich hofft, fährt Redner fort, daß sich binnen kurzem auch Spanien uns anschlietzen wird. Die Zeit ist gekommen, um uns mit unseren Ber- vsindeten über ein Vorgehen in Rußland ins Einver nehmen zu setzen. ES besteht für uns die Pflicht, das Sindlingen Deutschlands in Rußland zu verhindern. Der Anschlag der Rede wird beschlossen, nachdem doch Lamarsclle sein Bedauern ausgesprochen hatte, daß der Vertrag ein geeintes Deutschland zulasse. Eine Proklamation der neue« türkischen Regierung. Frankfurt a. M.» 10. Okt. In Konta hat sich die neue Regierung konstituiert nnb e^ine Prokla mation erlaffen, in der es heißt: Wir wünschen nicht, gegen fremde Mächte zu kämpfen. Wir werden mit unserem Leben dafür einstehen, daß unser Land nicht unter Fremd herrschaft gerät. Wir verlangen die Anwendung der Prinzipien Wilsons für die Türkei. Unsere Ge- retzttgkeit wird geschützt durch die Waffen. Wir sind Musel- Wtznen und leben unserem Sultan. Wir respektieren baß Kalifat. Die ganze Nation von Weste« nach Osten, aya Erzerum bis Smyrna, ist dahin einig, daß die Rechte, bi« der armenischen Nation mit ihren 300 000 Seelen zu- «standen wurden, auch der türkischen Nation, die 1« Mil- AM«» zählt, zngebiMgt werden. vln lettisches Ultimatum an Deutschland. (Eigner Drahtüertcht der „DreSdn. Nachrichten".,' Rotterdam, 10. Okt. Die Londoner Zcstnugcn melden ans Riga, daß die britische Negierung den Deut» scheu eine letzte Frist zur Räumung des Lau bes bis 80. November gestellt habe. Nach diesem Tage würden die dortbleibcnden dentscheu Truppen nicht mehr als kriegführende Macht f!) angesehen werde«. Berlin, 10. Okt. Der bisherige Oberbefehlshaber der deutschen Truppen in Kurland General Graf v. d. Goltz ist zurzeit noch ernstlich bemüht, den neuen Befehl der R c t ch S r e g i e r n n g den verschiedenen über daö Land ! verteilten Truppen verbünden nahezubringen, > eine Arbeit, die bei den schlechten Verkehrsverhältnissen j der Gegend einige Zeit in Anspruch nehmen mutz. Er wird darin von allen Offizieren seines Stabes unterstützt, und wird in eingehenden Verhandlungen die Angehörigen der Freiwilligcnkorps zum Aufgebcn ihres Widerstandes zu bewegen suchen. Inzwischen ist die Abschnürung jeg licher Zu suhlen nach Kurland durchgeführt, womit natür lich nicht gesagt ist, daß die Truppen heute schon ver hungern müssen- denn selbstverständlich stehen ihnen noch die Vorräte der Etappe znr Verfügung, so daß sie für die nächste Zelt für ihre Versorgung nichts zu be furchte» haben. Kümpfe zwischen lettischen und russischen Truppen. Mita«, lO. Okt. Die Kämpfe der lcttländi- schen und r n s s i s ch c n T r u p p e n z iv i s ch c n M i t a » nnü Riga dauern an. Es sind keine der deutschen Ncichsrcgtcrung unterstellenden Truppen dabei beteiligt. (W. T. B.) Königsberg, 10. Okt. Der russische Oberst Wirgo- litsch, Kommandeur deS 2. russischen freiwilligen West- kvrps, hat durch Maueranschlag in Schänken die von seinen Truppen besetzten Gebiete Litauens als russisches Gebiet erklärt. Die litauischen Truppen in Schaulen wurden», durch, Russen entwaffnet, nachdem der litauische Kommandant und der Bürgermeister am Tage zuvor Schaulen vörlafftn halten. Deutsche Truppe» des noch in Schaulen stehenden Freikorps v. Diebitsch sind am obigen Vorfall unbeteiligt. (W. T. B.) Der Bormarsch Koltschaks. Amsterdam, 9. Oktober. Nach einer drahtlosen Meldung aus Paris dauert der Vormarsch Koltschaks in Sibirien "auf allen Linien fort. Nördlich von Tobolsk haben die Truppen Koltschaks Gefangene gemacht, Maschinengewehre, Kanonen und Kriegsgerät erbeutet. kW. T. B.) » Bevorzngnng deutscher Kriegsgefangener polnischer Rationatttat. Berlin. 10. Okt. Aus polnischen Blättern ist bekannt geworden, daß Frankreich bei der Abbeförderung pol nischer Zivilpersonen, die nach Danzig zuständig sind, auch deutsche Kriegsgefangene polnischer Natio nalität heim beförderte, also eine unterschiedliche Behandlung der noch in seiner Gewalt befindlichen deutschen Kriegsgefangenen cintreten läßt. Die deutsche Regie rung ist hiergegen vorstellig geworden. Wenn die deutsche Regierung gegen eine unterschiedliche Behandlung unserer Kriegsgefangenen vorstellig wird, so hätte sie konftauenterweift auch Stellung nehmen müssen zu den Bemühungen ihres Ministers Erzberger. Ser den Warschau Foch durch Bittbriese zu diesen: Verfahren anregte. Stillen und die Berdaadrmiichtr. Bern, 10. Okt. „Perseveranza" läßt sich in einer aus fallend pessimistischen Darstellung aus Rom berichten, daß trotz der von London eingcgangenen Beruhigungsnote die LageItaliens ernst sei. Man könne noch lange nicht von der Möglichkeit einer Italien befriedigenden Lösung der Frage von Fiume sprechen. Aber auch die nativnale Lage sei bedenklich, was am besten Sie Tatsache beweise, daß Italien zu einer überstürzten Ratifikation des Fricücnsvertrages gedrängt würde. Es sei aber nicht möglich gewesen, über den Fricdensvertrag von Ver sailles weiter zu verhandeln, weil Amerika und England Italien einfach an der Gurgel genommen hätten. Dieses müsse sehr froh sein, wenn ihm eine auch nur die bescheidensten Interessen Italiens wahrende Lösung der Frage zugestanden werden würde. — „Giornale d'Italia" will bestätigen können, daß Fiume von Regierungs- truppen unter General Äadoglio besetzt werden soll. (W.T.B.) Lugano, 10. Okt. Fiume wird mit einem eigenen Kandidaten an den italienischen Wahlen teilnehmen. Der Radikalismus der italienische« Sozialdemokratie Bern, 10. Okt. In der Schlußsitzung des Bologneser Dozialistcnkongresses wurde hauptsächlich über die Lei den Wahlen cinzuschlageude Taktik gesprochen. Auch hier siegten wieder die ma x t m a l i sti sch e n (d. h. bolschewisti schen) Vorschläge. Angenommen wurde eine Tages ordnung Turati. Danach müßte die Kandidatenliste die Billigung der Parteileitung haben, der auch das Recht zu gesprochen wird, über die Parteizugehörigkeit der Gewähl ten zu entscheiden. In die Parteileitung wurden nur Maximalisten gewählt. Lazzari lehnte eine Wieder wahl als Parteisekretär ab. Wie „Secolo" mitteilt, soll er beabsichtigen, für die Neuwahlen seine Anhänger und die Reformisten zusammenzuschließen. Die Maximalsten da gegen werden bei den Wahlen in gewisser Hinsicht isoliert bleiben. Die Entscheidung liegt bei den Gewerkschaften mit ihrer Million straff organisierter Mitglieder. fW. T. B.) Lngan», 10. Okt. Der italienische Sozialisten- kongretz Hot sich für die Diktatur des Proletariats, die Teilnahme an den Wahlen und den Eintritt in die dritte Internationale entschieden- Ler baltische Krwteu. Die baltische Frage will nicht zur Ruhe kommen. Zwar ist der Abtransport der Truppen befohlen, auch sind schon von den Befehlshabern dir nötigen Befehle gegeben worben, General Eberhardt hat General v. ü. Goltz ersetzt, immer ergeben sich aber neue Verwicklungen. Major Bischofs hat (noch vor dem deutschen Rückzugsbefehl) seine Truppen ausgesordert, sich den Russen anzuschließen. „Die Regierung", so sagt er, „ruft Euch zu: Legt die Waffen nieder. Genau wie im November 1918. Wie Ihr damals betrogen worden seid, sollt Ihr jetzt betrogen werden." Die Entente will das dem,che Volk erdrosseln, heule beruft sie sich auf den Paragraphen, morgen auf jenen, und schließlich stellt sich doch heraus, datz Deutschland das, was man von Ihm verlangt, nicht leisten kann, Laß cs wider den Stachel, den man ihm ins Fleisch zu drücken ftuht, lecken muß, um seiner eigenen Selbstcrhaltung willen. So bleibt es sich gleich, ob mir henke widerstreben in einer Lage, die vielleicht aussichtsvvll ist, oder morgen, da wir noch schwächer, noch ärmer, noch hilfloser genwrdcn sind und fürchten müssen, nur dumpfer Verzweiflung anheim- zufallcn. Das etwa ist der Sinn des Aufrufs des Majors Bischofs, den Noske — von seinem Standpunkt aus mit Recht — als eine Tat offenen Ungehorsams getadelt hat- Und Loch darf sich Noske, darf sich die heutige stdegftrung nicht darüber wuiodern, daß solche Dinge geschehen. Es ist doch erst ei» knappes Jahr her, seitdem man diejenige«, die nichts anderes taten als der Major im Baltikum, höchster Ehren für ivürdig gehalten Hai. und erst vor wenigen Tagen hat sich Scheidemann, der erste Minister präsident der Neoolutionsregierung. im „Vorwärts" ge rühmt, in seiner Eigenschaft als Staatssekretär im vorigen Jahre der Presse der Linken die Propaganda für den Sturz des Kaisers freigegebcn zu haben. Scheidemann ist, als er in die Rcgierurlg eintrat, eidlich zur Treue für die Mon archie verpflichtet worden. Ob Major Bischofs und seme Truppen schon auf die neue Regierung vereidigt sind, wissen wir nicht, aber selbst wenn es der Fall wäre, sein Aufruf wäre nicht anders zu bewerten, als die Tat, auf die Scheibe mann noch heute stolz ist, als das Wirken Noskes in Kiel in -cn ersten Nvvcmbertagcn ivar, für das der Neichs- wchrminister bekanntlich auch heute noch cinstehen zu können glaubt. Er hat damals von Kiel aus seinem Freund Scheidemann, wofür sich die „Kieler Neuest. Nachrichten" ver bürgen wollen, wörtlich telephoniert: „Philipp, Du mußt den Kaiser absetzen". Und Philipp setzte ab und rief trotz seines Eides vom Balkon des Rcichstagögebäudes herab die Republik aus. Major Bischofs aber, er weigert sich nur, einem Befehl der Feinde Deutschlands zu folgen, einem Befehl freilich, dessen Ausführung die gegenwärtige deutsche Negierung übernommen hat. Aber sehen wir von alledem ab, so bleibt doch die grundsätzliche Feststellung, daß durch die Revolution, durch die augenblicklichen Macht Haber die althergebrachten Begriffe des unbedingten und blinden Gehorsams, der absoluten Mannentreue, die gerade im Herzen des deutschen Soldaten tief verwurzelt war, so stark erschüttert worden sind, daß Noske sich nicht wundern und erst recht sich nicht empören sollte über eine Tat. wie die des baltischen Majors. In ihr sind doch nur Früchte znr Reise gelangt, deren Samen im vorigen Jahre ausge- streut worden sind. Es geht nun natürlich nicht an, diese Frage ausschlicß- lich unter dem Gesichtswinkel der deutschen Revolutions politik zu betrachten. Wir kommen an der Tatsache nicht vorbei, daß der Verband den Rückzug der deutschen Trup pen mit allem Nachdruck fordert, daß er uns sür den Fall der Weigerung mit der Wiederaufnahme des Hungcrkrieges bedroht hat. Es will uns freilich sehr zweifelhaft erscheinen, ob die Drohung ohne weiteres verwirklicht werden könnte. England hat den Frieden ratifiziert, Japan ebenso, in Italien wird eben jetzt durch königliches Dekret der Frie denszustand erklärt, in Frankreich ist der Vcrstrag von der Kammer soeben genehmigt und wird demnächst zweifellos auch vom Senat gebilligt werden. Unter diesen Umständen könnten die VerbandSmüchtc, selbst wenn sie in der balti- scheu Frage einig wären, nicht ohne weiteres mit kriege rischen Maßnahmen Vorgehen. Daß Ihnen eine Reihe anderer Druckmittel zur Verfügung steht, ist klar uns darf selbstverständlich nicht übersehen werden. Wir be finden uns auch nach der Ratifikation völlig in der Gewalt unserer Feinde und haben gar kein Mittel, ihnen irgend wie offenen Widerstand zu leisten. Wohl aber müssen wir uns darüber klar werden, daß die Dinge im Baltikum keineswegs so eindeutig liegen, wie mancher wohl nach den Reden unserer Minister glauben möchte. Der Bund der baltischen Staaten ist erst im Rohbau fertig, praktische Be deutung hat er noch nicht- jedenfalls ist es ihm noch nicht gelungen, die vielberedeten Friebensoerhandlungen mit der Sowjetregierung einznleiten. Das lag daran, weil Eng land in Riga eine Politik mit doppeltem Boden macht. Es unterstützt mit der einen Hand die jungen Randstaate« und verhindert mit der anderen, daß sie zum Friede« kommen. Denn dann würde Trotz!» in die Lage versetzt, seine Truppen vom Norden weazunehmen und sich «tt aller Gewalt ans Denikin im Süden zu stürzen. Deniktn arbeitet aber im englisch-französischen Interesse. Er Hst die Ukraine mit Pariser und Londoner Gel- erobert uns soll dafür späterhin Zinsen bezahlen. Nach der an anderer Stelle wivdergegebenen Veröffentlichung französischer Geheimdokumente über die Ukraine kann ein Zwejßel über
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