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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.07.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070730027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907073002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907073002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-07
- Tag1907-07-30
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N.j * Die sächsischen Delegierten des Bundes der Land wirte haben gestern die W a h l r ech t s v o r l a g e der Regierung ab gelehnt. lS. Dtschs. R.) * Der Präsident der württembergischen Ersten Kammer, Graf Rech berg, will seine Entlassung geben, weil seine Ge schäftsführung angefochten ist. * Eine Studienkommission mit dem Geh. Baurat Witt- feld aus dem preußischen Ministerium für öffentliche Arbeiten an der Spitze, begibt sich, insbesondere zur Besichtigung der elektrischen Bahnanlagen, nach den Vereinigten Staaten von Amerika. * In der Generalversammlung der Münchner Gastwirte wurde mit großer Mehrheit beschlossen, eine B i e r p r e l s c r h ö h u n g in München eintreten zu lassen. * Unter dem Zuge des Großfürsten Peter Nikolajewitsch platzte bei der Station Slawjanka eine Bombe, ohne wesentlichen Schaden anzurichten. * Die Tagung des spanischen Parlaments wurde gestern geschlossen. * In Berlin und den östlichen Vororten wurde durch einen Wolkenbruch erheblicher Schaden verursacht. Tagesschau. Ucbcr das Kricgslustschiss wird der „Mil.-Pol. Korresp." von einem militärischen Fachmann ge schrieben: Die französische Heeresleitung steht auf dem Punkte, auf militär-technischem Gebiete einen Fortschritt von hoher taktischer Bedeu tung zu machen, indem sie nach der Lebaudyschcn „Patrie" zu erbauende lenkbare Luftschiffe in den Festungen Toul, Verdun, Belfort, Besanyon und im Lager von Chalons stationiert und zu ihrer Bedienung und kriegsgemäßen Vervollkommnung eine technische Truppe in der stärke von 18 Offizieren und 92 Unteroffizieren aufzustellen beabsichtigt. Für die Verteidigung von Feitungen ist das Luftschiff von hohem Werte. Der bisher verwandte Fesselballon konnte den Zwecken des Festungskricgcs nur in beschränktem Maße dienen. Der örtlich gefesselte Ballon vermag nur in mäßige .Höhen zu steigen und gewährt zwar die Möglichkeit, den Anmarsch des Gegners, seine Stärke, die Verteilung und Bewegungen seiner Truppen in der Umschließungslinic der Festung und damit — was sür die Verteidigung der Festung von besonderer Wichtigkeit ist — die vom Angreifer gewählte Angriffssront zu erkennen, so daß rechtzeitig die erforderlichen Gegenmaßregeln getroffen werden können. Aber weit mehr als der Fesselballon vermag für die Verteidigung einer Festung das frei sich bewegende, überall hin steuerbare Luftschiff zu leisten, das schon auf Tagemärsche den Anmarsch, die Stärke und Zusammensetzung des Bcrcnnungskorps festzustellen imstande ist. Doch so groß auch der Vor zug des lenkbaren Luftschiffes vor dem Fesselballon für die Verteidigung der französischen Grenzfestungen sein mag, so glauben wir doch mit Recht annehmen zu dürfen, daß dieser neue Kriegsapparat nicht vor allem die Bestimmung hat, der Verteidigung der großen Festungen an Frankreichs Ostgrenze zu dienen, sondern namentlich bei Beginn eines Krieges ein Mittel zur Erkundung des Aufmarsches der deutschen Armeen und der Bewegungen ihrer großen Truppcnkorps zu sein, um daraus die Absich- tcn der deutschen Heeresleitung zu erkennen, den eigenen Aufmarsch da nach zu korrigieren, Defensivstcllungen vorzubereitcn und an der voraus sichtlich anggriffenen Front starke Kräfte zu vereinigen oder für eine Offensive gegen Schwächen im"Anmarsch des Gegners bereit zu stellen. Leuilleton. Gott dienen, heißt nicht sein Leben auf den Knien in einem Detsaale verbringen: es heißt, die Pflichten auf Erden erfüllen, die cs uns auferlegt . . . Erst tue man, was man soll, und dann bete man wenn man kann. Rousseau. * Eugenie. Von Paul Wicgler lRerlinf. In. Hafen von Bergen hat der Deutsche Kaiser die Witwe Napoleons III. besucht, auf ihrer Jacht „Thistle". Vor vierzehn Jahren ist er in England mit ihr zusammengetroffen; er legte dazu die britische Uniform an. Im Sommer 1904 war die Gräfin Eugenie von Pierre fonds, wie sie sich nennt, in Kopenhagen und reiste ob, bevor Wilhelm II. kam. Die neueste Begegnung ist also das Resultat neuer .Höflichkeit. Die Exkaiserin der Franzosen hat den Baron Alphonse Rothschild überlebt, sämtliche Generale und Minister bis auf Olivier. Einund achtzig Jahre ist sie alt. Sie wohnt ein halbes Jahr in Farnborough, ein halbes Jahr in Villa Cyrnos am Kap Martin. Als Dame in Trauer erscheint sie in Paris. Vor einem Winter ließ sie sich zum Nebenportal des Hotels Continental hinausgeleiten, ging durch den Tuileriengarten, woselbst ein Gendarm ehemals das Pflücken von Blumen ihr verboten hat, ging um den Karusscllplatz, um das Monu- ment Gambettas herum. Sie sah zum Giebel des Louvre empor, zu Napoleons einziger Statue, und stieg in ein Coupe, das ihr durch den trüben Morgen folgte. Einst war über ihre Tage die unmäßige Helligkeit des Korsos zum Bois de Boulogne ergossen, dessen Schilderung Zola für seinen Roman „Im 6ured" den feineren Künsten der Goncourts und der Pleinairisten- gencration abgelauscht hat. Bankette, Theater und Lupanare forderten mit Kerzenglanz heraus. Die Zeit war lasziv wie Offenbachs Refrains. Der Seincpräfckt Haußmann riß das alte Paris nieder und schuf die großen Boulevards. Die gläsernen Magazine schossen empor. Die kleinen Sparer deckten die Anleihe für den Suezkanal, dessen Terrain Ingenieur Ferdinand von Lesseps durchstochen hatte. Der „pioupiou", der rotbehoste Infanterist, wurde draußen in China und Veracruz hcrnmgejagt oder spazierte über die Schlachtfelder von Magenta, Solforino, Inkerman und die Schanzen von Scbastopol. Alles gedieh aufs beste in der besten der „plebiszitären" Monarchien. In welken Anachronismen hielten das erste Kaiserreich und die Re Solche Dienste aber vermag eine zur Erkundung ausgesandte Anzahl von lenkbaren Luftschiffen besser zu leisten als die beste und stärkste Kaval lerie. Die Stärke der bis zum Frühjahr zu errichtenden Luftschiffer truppe deutet darauf hin, daß, wenn auch zunächst nur 5 Luftschiffe be schafft werden, diese doch in richtiger Erkenntnis ihrer Bedeutung nach den damit gemachten Erfahrungen verbessert, nach und nach in erheblich größerer Zahl an der französischen Ostgrenze verteilt werden sollen. Hieraus ergibt sich aber gleichzeitig, welch großen Wert das lenkbare Luftschiff für die deutsche Heeresleitung hat. Das Befestigungsspstem an Frankreichs Ostgrcnze, das alle Flußübergänge und Zugänge in das Innere des Landes sperrt, verhindert, daß die Aufklärung des Auf marsches der französischen Heere durch Kavalleriepatrouillen geschweige denn durch größere Kavalleriekörper möglich sein wird. Nicht minder wichtig ist der Aufklärungdienst, ^en das lenkbare Luftschiff im Seekriege, namentlich einer schwächeren Seemacht gegenüber einer stärkeren, zu leisten vermag. Das Luftschiff ist freilich nur bei Windstille und leichten Luftströmungen lenkbar. Gegenüber stärkeren auf den großen zigarren förmigen Ballon einwirkenden Luftströmungen versagt die Kraft des Motors. Auch vermag sich das Luftschiff in seiner jetzigen Konstruktion nicht zu der Höhe zu erheben, die cs gegen Artilleriefeuer sichert; wenn es im nächtlichen Fluge oder vom Winde getrieben, sich in den Feuer- breich des Gegners verirrt, so ist es unrettbar verloren. Zur Frage der Schissahrtsabgabcn, die in den letzten Wochen durch die Erörterungen der Wahlrechtsreform in Sachsen etwas in den Hintergrund gedrängt ist, hat kürzlich der Wiener Jndustrierat einen Antrag einstimmig angenommen, der die Regierung ersucht, unter keinen Umständen der von Preußen geplanten Einführung von Schiffahrtsabgaben aus der Elbe zuznsiimmen. In der sehr bemerkenswerten Debatte erklärte der Ministerialrat Fries, die Negierung, die dieser Angelegenheit fortgesetzt das eifrigste Interesse widme, sei nach wie vor fest überzeugt, daß b i e internationale Rechtslage eine sichere Gewähr für die Aufrechterhaltung der Abgabenfreiheit der freien Ströme biete. Im Anschluß daran wies der Ministerial rat aus die regierungsseitig im Abgeordnetenhause und im böhmischen Landtage in dieser Angelegenheit abgegebenen Erklärungen hin, wobei er erklärte, die Negierung sei entschlossen, von den Garan tien Gebrauch zu machen, die das gellende VcrlragSrccht in dieser Hinsicht Oesterreich biete. In den Kreisen der Industriellen in ganz Deutschland wird man jedenfalls mit Befriedigung davon Kenntnis nehmen, daß die Hinder nisse gegen die Einführung von Schiffahrtsabgaben keineswegs überwun den find, wenn cs Preußen gelingen sollte, den Widerstand der kleinen Bundesstaaten zu brechen oder durch Kompensationen auf anderen Ge bieten aus dem Wege zu schaffen. Selbst wenn innerhalb des Deutschen Reiches olles io gehen sollte, wie Preußen es wünscht, ist die Frage keineswegs erledigt, und es kann gar leicht kommen, waS vor Monaten einmal von einer der sächsischen Regierung nicht gar ferne stehenden Persönlichkeit angedeutet wurde, — daß der Streit um die Schisfahrts abgaben einmal das Haager Schiedsgericht beschäftigt. Tie Differenzen innerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches, also die Meinungsverschiedenheiten zwischen der preußischen und der sächsischen Regierung über diesen Punkt, können natürlich unter den obwaltenden Verhältnissen nicht vor das Haager Tribunal kommen, aber cs wäre gar nicht erstaunlich, wenn z. B. Oesterreich-Ungarn eines schönen Tages den Antrag stellte, die Sache im Haager Friedcnsvalast zu besprechen. Einen interessanten Beitrag zu dieser^ Frage bildet eine Zuschrift, die der Wochenschrift „Tas Schiff" aus Schisfahrtskrciscn zugeyt. Es heißt darin: Die Frage der Sckiisfahrtsabgaben au? den Strömen wird ständig lebhaft erörtert, und die Fälle, in denen selbst Vertreter von Handel und Gewerbe sich für die Erhebung der Abgaben nussprcchen, stehen durchaus nicht vereinzelt da, wie erst neulich der Deutsche Müllerbund bewiesen hat, der in den Schisfahrtsabgaben eine „Entlastung der Gesamtheit" erblickt. Es fehlt jenen Kreisen anscheinend das Verständnis dafür, was es heißt, S ch i f f a h r t s a b g a b c n zu bezahlen. An und für sich ist dieses mangelnde Verständnis erklärlich und ans die moderne Entwick lung des Frachtvcrkchrs zuriickzuführen, der -das ständige Bestreben zeigt, Fracht und sämtliche Spesen, also auch die Abgaben, in einen einzigen Gcsamtsatz cinzuschließen, der dann von der Konkurrenz stauration sich wach. Tie Fürstin Lieocn hatte noch ihren politischen Salon. Tic Fürstin Bagration empfing, auf ihrer Ottomane hingc- strcckt, in Gazeschleiern, im täuschenden Zwielicht hinter schweren, gelben Vorhängen, und die Marquis und Marquisen, die Grafen und Gräfinnen aus dem Faubourg Saint Germain vereinigten sich zu hoch mütigen Tiners. Aber in den Tuilerien drängte sich um die Kaiserin eine neue Gesellschaft, in der die nngraziöse Frau Fould, die Gattin des Ministers, die Hauptrolle spielte. James Rothschild nahm vertraulich den Arm des Kaisers, der Lärm von Militärkapellen brach sich,*wcnn der Hof im Bourboncnschlossc von Fontainebleau war, an der edlen Schönheit der Plafonds. Kavaliere führten nicht bloß die Lanciers- quodrillc, sondern auch .Hanswursttänze und die skandalisierende Dreh orgel ein. Die Kaiserin begeisterte sich mit den Polinnen für die Mysterien des Tischrückens, sür das Medium Hume und die schlüpfrigen Predigten des Paters Ventura. Es ist bekannt, wie Napoleon, den die Hörer seiner Reden bald als „Schweizer", als Kirchenportier, bald als „Sphinx" bespöttelten, zur Heirat mit dem Fräulein von Montijo gelangte, wie er vorher überall sich bewarb, in Madrid um eine portugiesische Infantin, um eine Prin zessin Wasa. Uebcrall wies man ihn ab. Tie Ehe war der Schritt eines Enttäuschten, Gedcmütigten. Liebe beseelte ihn nur, wie sic in vielen Fällen beseelt hat, bei der Castiglione oder bei jener Heldin, deren Witzwort über den Pascha im Tagebuch der Goncourts steht: „8i ja lui avais registö, jo sorais imparatrioo!" Donna Eugenia hat ihm widerstanden. Sie ist mit ihrer Mutter, der Gräfin Montijo, die nach der Trauung so schnell weggeschickt ward, daß das Volk lachte, erstmals am 21. November 1852 auf dem Ball in Saint Cloud erschienen. Am 7. Januar 1853 flüsterte man bei der Fürstin Lieven, sie werde Kaiserin, und als am 12. Januar Madame Drouyn be Lhnys sie von den Tabourcts der Ministerfrauen wies, stürzte der Kaiser auf sie zu und zeichnete sie aus. Blaß, überreizt, empfing sie ihr angenehmes Los. Bei der Ziviltrauung wollte die Duchesfc Hamilton eine Szene hcrbciführcn; als die Kaiserin unter Glockenschall, Kanonendonner und den Tönen des „Propheten" in der Karosse Josephinens zur Notrc Dame fuhr, war die Menge stumm. Sie war, trotz ihrer Herkunft, nicht die wilde „Andalusierin" oder „Kasti lierin", zu der die romantische Jugend von 1830 gebetet hatte, auch keine fleischliche Isabella sondern kalt wie die Pose, in der Winter halter, der Maler der Fürstinnen, die großäugige, schlanke Diadem trägerin für daS Museum von Versailles verewigt hat. Nie hat sic ihre schottischen Eigenschaften verloren. Sie gab Napoleon, nach den Qualen einer Frühgeburt im April 1853, am 16. März 1856 den Erben, dessen Geburt er weinend seinem Hofe meldete, und dessen Taufe Zola für „8on I^roollc!>c-o Ilugona Ikouvon" benutzt bat. Alle Buhnen verherr lichten den Prinzen, das Witzblatt „Figaro" adressierte an diesen sein Bittgesuch, aus Hunderten von Ballons regnete Konfekt hernieder. ebenfalls nur in seiner Gesamtheit gedrückt wird. Es bleibt dem Ver frachter der Waren somit in der Regel auch unbekannt, wie das Selbstkostenniveau der Schiffahrt herabaedrückt wird. Als noch die Flußzölle bestanden, da wurden sie dem Schiffer neben der Fahrt be- fonders vergütet, und es hört sich gleich ganz anders au, w >in wir aus einer uns vorliegenden Quittung vom Jahre 1855 ersehen, daß ein mit 3978 Ztr. beladener, bergwärts nach Mannheim fahrender Kahn die Kleinigkeit von 1766 Francs an Rhein schift- fahrtsgebührcnin Emmerich entrichtete. Tie heutigen Schifsahrtsabgaben, wie sie z. B. auf den Märkischen Wasserstraßen erhoben werden, liegen in der Fracht, wie es ja im 8 60 des Binnen- schlsfahrtsgesetzes mangels besonderer Vereinbarung vorgesehen und für den Verfrachter zweifellos bequemer ist. Daß z. B. von einem Frachtsatz von 6,50 .E pro Tonne von Hamburg nach Breslau bei Gütern erster Klasse auf den Märkischen Wasserstraßen 88 Pfg. für Schisfahrtsabgaben abgehen (8 Hebestellen mit je 11 Pfg. pro Tonncs, also rund ein Siebentel der Fracht, davon ist der großen Öffentlich keit in der Regel so gut wie gar nichts bekannt. ZeZtunasschau. Zum Falle Licbert schreibt das „Berl. Tagebl.": Gerade in diesem Falle hat die Reichsregierung, die eigentlich gar nicht komvetent ist, eine erstaunliche Milde walten lassen. Dem persönlichen Ein greifen des Reichskanzlers Fürst Bülow in es zu verdanken gewesen, daß General v. Liebeit trotz seiner beschimpfenden Aeußerung über zwei hohe Gerichtshöfe ungeschoren blieb. Es genügte, daß er eine kühle Entschuldigung zu Papier brachte und sein Bedauern über die von ihm gebrauchten „scharfen Worte" ausjprach. um ihn zu exkulpieren. Kein Mensch, der die Verhältnisse kennt, zweifelt daran, daß man mit Liebeit so glimpflich verfuhr, weil er bei den letzten Reichstagswahlen der Wahlmacher des Fürsten Bülow gewesen ist. Schon diese Auswahl des Helfers spricht nicht eben sür eine tiefere Kenntnis der Volksseele. Aber wenn Fürst Bülow schon einmal auf den Rcichsverein zur Bekämpfung der Sozialdemokratie kam, dann sollte er wenigstens nicht öffentlich dokumentieren, daß der Auti'vzialismus der Sünden Menge deckt. Sonst kommt er selbst noch in den Geruch, ein heimliches Mitglied deS Liebert-Bundes zu sein. Wir wüßten nicht, was einen leitenden Staatsmann mehr diskreditieren könnte. Immerhin, General v. Liebert ist durch daS Eingreifen des Reichskanzlers aus den Fesseln des gegen ihn cingeleiteten Strafverfahrens befreit worden. Die natürliche Folge muß sein, daß nun auch die Beleidigungsklagen niedergeschlagen werdcn. die noch aus dem Wahlkampfe gegen eine Reihe oppositioneller Blätter uud Agitatoren schweben. Nur in diesem Falle kann die Artigkeit gegen den General v. Lieber! erträglich gemacht werden. Wenn dann als weitere Folge sich die Reichsregierung eine etwas dickere Haut gegen wirkliche oder angebliche Beleidigungen aus der Opposition anschafst und mehr als bisher mit Beleidigungsklagen spart, dann könnte der Fqls Lieber! sogar noch eine günstige Wirkung auf un'er politisches Leben ausüben. Bis dahin aber wird man den unangenehmen Geschmack einer Parieiregierung im Reiche und in Preußen nicht los. Den „Schleswiger Nachrichten" geht eine bemerkenswerte Zuschrift über die Dänenpo lirit der Regierung zu. Man darf wohl au- nebmen, daß diese Zuschrift sich iu Uebereinstiiiiliiung mit den Ansichten, die im Schleewiger Oberpräsidium herrschen, befindet. Es wird da getagt: „Die so ost und bart geprüften Deutschen der Nordmark sehen mit Recht ihre Aufgaben sür den Augenblick bclrüchltich erschwert. Um so begründeter ist in ihrer gcsährkctcn Lage heute ihr Aippruch au die Staatsrcaierung auf jede nur mögliche staatliche Hilfe, vor allem wirtschaftlicher Art; auch brauchen sie nicht zu fürchten, daß ihre Lage noch mehr.eifchwerl werden wird, als sie eS schon ist. Auf dänischgcsinnler Seite hat man einstweilen den Vcrlretern eines schrankenlosen Uebermnte» Len Vortritt gelaßen. Tie „Düppelpost" fordert auf, die Saat des Friedens im Keime zu ersticken, die der Obcrpräsident säe; man fürchtet sic also!! Wir meinen, die dänischge! inuten Kreije sollten ernst mit sich zu Rate geben, ob dies die rechte Antwort auf das ihnen gezeigte Entgegenkommen ist. Wird lie Erwartung getäuscht, so irre man sich nicht: man wird sctcu Lbclpräsideuten. auch den jetzigen, gerüstet finden, die geeigneten Abwehrmaßregcln zu ergreifen und mit der notwendigen Strenge durchznjühren, wenn es gilt, bedrängte und angegriffene deutsche Interessen zu verteidigen." Starker Beklemmungen über die aus dem Ausstand drohende Gefahr vennag sich die srcilonservatiee „Post" nicht zu entziehen. Auch sie ist Eugenie jedoch blieb die Amazone, die, nach der Mode am Hofe Lud wigs XVI. kostümiert, auf andalusifchem Schimmel in Fontainebleau zue Jagd geritten war. Sic war eine Göttin der Schneider, Schuh macher, der Friseure, mit nicht minderem Talent als jene Courtisanen, die Zola in der Clotilde seines Nomancs abbildcte. Sie importierte Westen, hochgehackte Stiefeletten, Herrenkragen, Herrenmanschctten, die türkischen Schals, die nach den Schlachten von Inkerman und Balaclava eingcschleppt wurden, die aus Fischbein ober Stahl erbaute Krinolin«, die ihre Schwangerschaft verdecken sollte, die Entoutcas, die Garibaldi- bluse, die Baschliks, die sie 1869 von Suez brachte, die grüne Farbe der Eau de Nil. Sie schnitt an der Stirn ihr flammendes Blondhaar ab, das ihr die Nanas neideten, wie sic von der Spanierin die Schwärzung der Augenlider gelernt haben. Ihre Sucht, zu gefallen, verrät sich schon in einigen Kinderbriefen, die sie als „E. Guzman de Palafox" an ihren Jugendfreund, den großen Schriftsteller Stendlml, gerichtet hat. Sic tändelte, vielleicht unter physiologischem Zwang, mit dem Beispiel der Königin Marie Antoinette. Als Pianosi auf Napoleon schoß, schluchzte sie krampfhaft; als Orsinis Bombe vor dem Wagen geplatzt war, der das Paar zur Oper, zum Gastspiel der Ristori, hatte tragen sollen, zerrte sie den Kaiser, der mit den Verwundeten reden wollte, zum Theater und prahlte mit der Gefahr. Sie triumphierte als die schöne Frau mit dem Baßtz, sie schwärmte sür Orsini, den „Mörder in Glacöhandschuhcn", schluchze um ihn, verlangte seine Begnadigung und wollte in die Concicrgeric des Gefängnisses «ilen. Daß sie nach politischer Macht dürstcie, halt» schon die Wöchnerin verraten, der man die dem Adler im Jardin des PlanteS ausgcrupfte Feder holen mußte, womit der Pariser Friede unterzeichnet worden war. Und erraten hatte es der preußische Bundcstagsgesandte, der eiserne Herr Otto v. Bismarck, der 1855 die Tuilerien sehr beschäftigte und von Eugenie schrieb: „Ungemein graziös und lieblich und fabelhafte Dia manten", aber an Manteuffel das Urteil eines französischen Diplomaten üvcr Napoleon und seine Gemahlin berichtete: „Der Mann da verdirbt uns, er läßt einmal Frankreich wegen irgend einer Laune auffliegen, die die Kaiserin bei ihrer Frühstückstascl vorbringt; man müßte ihnen ein Kind machen, um sie zur Vernunft zu lenken." Nach dem Titel einer Regentin hat sie schon im Orsinijahr, da die Schmeichler sie als Maria Theresia und Blanche de Castille feierten, getrachtet; erfüllt hat ihre Hoffnung das Jahr 1870, besten Krieg sie mit dem, nun wabrhast andalusischen und wilden Schrei: rnn quarre!" am 11. Juli erzwang. Gegen sie zeugt, daß sie trotz dem Prinzen Plvnplon und dem General Schmitz den Kaiser in das Heer lager bannte, vom SitzZwr Regierung fernhielt, durch vier oder fünf Ordres, darunter die Sendung des „Vizekaisers" Noubcr, Napoleon nnd den Oberbefehlshaber ausscheuchte und so in das Unheil von Sedan stieß. Für die Legende ist die Initiative zu verwerten, zu der sie nach der
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