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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.04.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100418023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910041802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910041802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1910
- Monat1910-04
- Tag1910-04-18
- Monat1910-04
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Amtsblatt Les Nates UN- -cs Nolizciamtes Scr Ltavt Leipzig. Anzeigen-Preis chr Inserate au« Leipzig und Umgebung dl« Sgelvaltene bk) mm breite Petitzeil« 2S die 74 mm breite Reklame,eile > von aurwLrt« 80 Reklamen l.At Iuseratr von Bebbrden 'm amtlichen Teil di« 74 mm dritte Petitzeile 40 cheschasl«an,eigen mit P ahvorlchriste» and tu der A endautgab« im Prelle erhöhl. Rabatt ,iach rarst. Beilagegedäbr L p. Tausend exkl. Postgebühr. Iesterteilte Auiträge können nicht zurück- gezogen werden. Für da« ldrscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird leine Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme> vuguftutzplatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen» Erpedütonen de» In» und Auriande«. Panpk-Stltale vrrlt«: Larl D iucker. Herzogl. Baur. Hofduch» Handlung, Lutzowstiatze III. (Te.cphon VI, Rr. «M3). Haupt-Siliale Dresden: Seestratze I (Telephon 4Ü2I). Nr. ISS 101. Jahrgang Montag, üen 18. April 1910. Die Ssllankatastrophe bei Llchmege. Vie vermutliche Urlsche. * Eschwege, 18. April. Die Untersuchungen der Hülle des verunglückt;» Ballons „Delitzsch", die von den hier eingetroffenen Herren vom Bitterfelder Luftschifserverein vorge nommen wurden, brachten die Sachverständigen zu der Ansicht, daß das Unglück nicht durch Blitzstrahl verursacht worden ist. Vielmehr scheinen die starken Luftströmungen — es herrschten im Werratal mehrere Gewitter — den Ballon niedergedrückt zu haben. Die Luftschiffer versuchten nun durch rasche Ballastabgabe in die Höhe zu kommen. Durch den schnellen Höhenwcchsel hat dann das sich rasch aus dehnende Eas die Hülle gesprengt. Für diese Annahme scheint auch das Fehlen des einen Ventildeckels zu sprechen. Erst wenn dieser gefunden ist, kann die Ursache genau festgestellt werden. Aus 2600 Meter Höhe abgestiirzt! Als die Katastrophe eintrat, befand sich der Ballon in einer Höhe von 2600 Metern, wie aus den Auf zeichnungen des jetzt vorgefundenen Apparates her vorgeht. Teile der zerstörten Ballonhülle wurden etwa drei Kilometer vom Schauplatz der Katastrophe gefunden. Jedenfalls ist der Tod der Luftschiffer fofort ein getreten. Bei der Ziegelei, unweit des Drennberges, wurden später drei große Stücke der zerfetzten Ballonhülle gefunden. Die beiden größten Teile hatten einen Umfang von 25 bis 30 Metern, das dritte Stück war etwa 6 bis 7 Quadratmeter groß. Die großen Teile weisen mächtige, zickzack förmige Nisse auf: das dritte Stück war nur an der an ihm sich befindenden Naht glatt aukgetrennt. Es fand sich in unmittelbarer Nähe des Ballonkorbs, in die Erde eingedrungen, ein noch gefüllter Sand sack, später noch ein solcher auf einem anderen Grundstück. Der Ballon selbst war in Stücke gerissen. Brandflecken fanden sich weder am Netzwerk noch an der Hülle, noch an den Kleidern der Verunglückten. Ar Korh hatte im Fallen mehrere beinstarke Aeste eines Apfelbaumes zerschlagen. Die Ästteile waren durch den Koro gedrungen und klemmten die Leichen züm Teil fest. Im Felde und in der Windrichtung, etwa 1000 Meter von der Unfallstelle entfernt, fanden sich zwei große, weithin leuchtende gelbe Flecken, die sich als Neste der Ballonhülle herausstellten. Auch diese waren nirgends angesengt. Sollte der Absturz aus der angegebenen Höhe erfolgt sein, so dürfte die zerrissene Ballonhülle, wenn sie überhaupt noch durch das Netzwerk mit dem Ballon verbunden blieb, fallschirmartig gewirkt und die Schnelligkeit des Falles gemildert haben. Es ist technisch fest gestellt, daß in einem solchen Fall die Geschwindig keit in den ersten paar 100 Metern eine zunehmende ist (Newtonsche Fallgesetze). Nach einer gewissen Fallstrecke wird die beschleunigte Geschwindigkeit aber infolge der Reibung an der Luft in eine konstante umgewandelt, und der Fall wird in den letzten hundert Metern ein verhältnismäßig langsamer. Ist anderseits die Ballonhülle vollständig zerstört und in einzelnen Fetzen vor Beginn des Falles vom Ballon getrennt, jo wird der Fall des Korbes ein be schleunigter, so ziemlich nach den Gesetzen des freien Falles unter Berücksichtigung des Luftwiderstandes. — Es liegt in diesem Falle nahe, nach Zahlen zu suchen. Sieht man vom Luftwiderstand ab, so er geben sich für den schrecklichen Absturz nach Newtons Fallgesetzen ungefähr folgende Zahlen. Ein freier Fall vollzieht sich in einem Fallraume von 2600 Kauen in üer „Scaüsmie krangaile". Zn der „AcadSmie frarwaise" hatte jüngst Herr Emile Faguet Herrn Rene Doumic als neuen „Un sterblichen einzuführen und zu begrüßen. Zm Ver lauf feiner Rede sprach er auch von Frau von Sevignö und sagte u. a., daß man lebhaft bedauern müsse, daß diese geniale Frau nicht Mitglied der Akademie gewesen sei — „nach einem Gesetz, das ich für höchst bedauerlich halte, können ja Frauen dieser hohen Körperschaft nicht angehören" fügte er hinzu. Da dieser persönliche Wunsch des Herrn Faguet, daß auch Frauen zu Mitgliedern der Akademie gewählt werden sollten, in Paris das Tagesgespräch bildet, hat ein Mitarbeiter des „Matin" sich erkundigen wollen, wie andere „Unsterbliche" über die inter essante Frage denken. Die Schriftsteller, denen die Tradition und der Respekt vor Berfügungen und Verordnungen, selbst wenn sie noch so alt und ver altet sind, über alles geht, wollen von der Zu lassung der Frauen nicht einmal reden hören. „Die Frage hätte nicht einmal aufgeworfen werden dürfen", sagte ein wenig ungehalten eines der ältesten Mitglieder der Akademie, „da sie noch den Statuten nicht zulässig ist. Wenn man die Grundregeln, die sozusagen die Verfassung der Akademie bilden, an tastet, ist es um di« Akademie selbst geschehen. Sie ist, so wie sie ist, unantastbar. So wie sie 1635 ins Leben gerufen wurde, soll sie weiter bestehen. Wenn man nur einen einzigen Stein des Gebäudes lockert, und wäre es auch unter dem Vorwande, daß man das Gebäude nur noch fester gründen wolle, wird das ganze Bauwerk bald zusammenstürzen. Man darf also, da der Gründer der Akademie es nicht gewollt hat. an Frauenkandidaturen nicht denken, wie groß auch immer der Wert und di« Bedeutung der Autoren weiblichen Geschlechts sein mag. Gab es denn nicht, als Richelieu die Akademie gründete, Schriftstelle rinnen von bewunderswertem Talent? Sie wurden aber trotzdem nicht gewählt, und was Richelieu nicht Metern in zirka 22)4 Sekunden: die Endgeschwindig keit beträgt im Momente des 'Aufschlags 227 Meter in der Sekunde. * Ein weiteres Urteil über die Katastrophe. x. Eschwege, 18. April. lPriv.-Tel.) Ingenieur Fritz Bauer aus Delitzsch, ein viel bewährter Ballonführer, der mit zwei anderen Delitzscher Herren am Ort der Katastrophe ein gctroffen ist, hat dem Vertreter des „Eschw. Tgbl." folgende Angaben über die Katastrophe gemacht: „Ich habe festgestellt, daß der Ventilring mit den Ningtauen des Netzes in großer Höhe aus dem Ballon und dem Netz herausgerissen ist. Er konnte bisher nicht aufgefunden werden. Die Ursache ist nicht mehr einwandfrei festgestellt, doch nehme ich an, daß durch eine elektrische Entladung im Ballon e«ne Entzündung des Gases stattgesunden bat. Dafür spricht der Umstand, daß die Leiche des Führers Luft auf der rech en Seite Zeichen von Blitzschlag aufmcist, und nach der amt lichen Feststellung des Eschweger Kreisarztes sind dies Spuren einer elektrischen Entladung. Daß die Zer störung des Ballons in großer Höhe erfolgt ist, geht aus der Fundstelle der Teile hervor. Zugleich oder unmittelbar nach der elektrischen Ent ladung sind etwa zwei Drittel der Hülle in mehrere Stücke zerrissen, und dabei hat sich die Reißbahn von selbst gezogen und ist die Reißleine mit dem Knebel davongeslogen. Der Korb ist darauf mit dem verbliebenen unteren Teile des Ballons fast senkrecht gestürzt und durch das Ausschlagen ist der Tod der Besatzung er folgt. Es ist ausgeschlossen, daß von der Aufschlag stelle des Korbes aus der Ballon wieder in die Höhe gegangen und unmittelbar über die an der Fundstelle stehenden Bäume und Häuser getrieben sein kann. Die Höhe, aus der unmittelbar der Sturz erfolgte, ist nach meiner Ansicht auf 200 bis 300 Meter zu schätzen, da der Ballon kurz vorher einen Berg rücken überflogen hat, den „Spitzen Berg", der sich 200 bis 30V Meter erhebt." Weitere Einzelheiten über den Fund. x. Eschwege, 18. April. (Prioattelegramm.) Der Luftdruckmesser hat in den letzten 2sll Stun den vor dem Unfall keine Aufzeichnungen gemacht. Die letzte Eintraguirg im Fahrtenbuch lautet: Eisenach 12 Uhr nachts 110 Meter überflogen. Ballastvorrat 33 Sack. An der Fundstelle waren im Korb noch 6 Sack Ballast vorhanden. Die Uhr des einen Lustschiffers ist um 1 Uhr nachts stehengeblieben. Durch die elek trische Entladung scheinen auch die übrigen Insassen betäubt worden zu sein. Trauerfeier in Reichensachsen. x. Eschwege, 18. April. (Privattelegramm.) Heute nachmittag fand im Hospital zu Reichen sachsen eine Traucrfeier für die Verunglückten statt. Nach dem Gesänge des Schulchores segnete Pfarrer Eisenberg die Leichen ein. In großem Trauerzug, an dem ein großer Teil der Bevölkeung teilnahm, wurde dann der Sarg mit der Leiche des Herrn Leichsenring nach dem Friedhöfe in Reichensachsen gebracht und dort feierlich beigesetzt. Alle Särge waren reich mit Blumen geschmückt. Die Leichen der Herren Eraupncr und Hecker werden nach Leipzig, die des Herrn Luft nach Gotha zur Einäscherung übergeführt. * * * Von dem Vorstand des Leipziger Lust schiffervereins ist auf Wunsch des Bitterfelder Ver eins niemand mitgefahren, da auch die verunglückten gepaßt hat, kann auch heute nicht Gegenstand der Dis kussion sein. . ." Derselben Ansicht ist merkwürdiger weise auch ein so moderner Mensch wie Maurice Donnay, was den Beweis liefert, daß man auch, ohne ein alter grämlicher „Unsterblicher" zu sein, vor den akademischen Traditionen Respekt haben kann. Der bekannte Dramatiker schreibt folgendes: „Man hat mir die Frage schon vor fünfzehn Monaten vorgelegt, und ich habe meine Ansicht seitdem noch nicht geändert. Ich bin der Meinung, daß man der Akademie den Charakter erhalten muß. den ihr Grün der ihr gegeben hat. Und dann haben heutzutage die Frauen etwas anderes zu erobern als einen Sitz unter der Kuppel der Akademie: es wäre für sie weit wichtiger, wenn sie an dem Wahlrecht teil hätten, das man ohne jede Berechtigung das allgemeine nennt. Wenn sie überall sein wollten, nachdem sie so lange nirgends gewesen sind (was natürlich nur ckv parier" ist), würden die Frauen Gefahr lausen, eine gerechte und gute Sache, ich meine den Feminismus, zu kompromittieren. Es gibt unter unseren Zeitgenossinnen in der Literatur und in den Künsten so viel talentvolle Frauen, daß man mit ihnen zwei Akademien gründen könnte. Wenn sie gegründet wären, würde ich natürlich auch nicht da für sein, daß Männer in sie elnzudringen ver suchten. . ." Den Anhängern der starren Tradition stehen aber ebensoviel entschiedene Freunde einer gründlichen Reform gegenüber. Es gibt unter ven „Unsterb lichen" mindestens fünfzehn, die sich, wenn die Frage gestellt würde — und sie wird in der Akademie eines Tages ganz sicher gestellt werden — bedingungslos für die Aufnahme von Frauen aussprechen würden. Hier mehrere kategorische Ansichten: „Die Sache ist sehr einfach", schreibt Herr Faguet, der den Stein ins Rollen gebracht Hot. „Da ich von der geistigen Gleichheit des Mannes und der Frau überzeugt bin, trete ich auch für die Gleichheit aller Rechte eln, und in den Akademien noch mehr als anderswo. Es war gerade,» albern, daß man im 17. Jahrhundert Frau von S^vign/x Frau von La Fayette und Frau von Maintenon nicht in die Akademie aufnahm, nm Leipziger Herren Eraupner und Hecker Mitglieder des Bitterfelder Vereins sind, und der Vorstand des selben es für seine Pflicht gehalten hat, die Ueber- führung selbst in die Hand zu nehmen. Wann die Beerdigung stattfinden wird, ist noch nicht bekannt. politische Nachrichten. Der Kampf im Baugewerbe. Der verband der Bauarbeitgeber für Leipzig und Umgebung hielt heute Montag, vormittags 11 Uhr, im „Eieben männerhaus" eine von etwa 170 Arbeitgebern be suchte Hauptversammlung ab. Eröffnet und geleitet wurde sie von Herrn Baurat Enke. Es handelte sich im allgemeinen um Beschlußfassung über Fragen der inneren Organisation. Wie vom Vor stand mitgeteilt wurde, hat sich die Z a h l d e r V e r- bandsmitglieder seit dem Eintritt des Streiks von 191 auf ü b e r 200 e r h L h t. Weiter wurde nach den eingegangenen Listen festgestellt, daß die Zahl der ausgesperrten Maurer, Zimmerer und Bauhilfsarbeiter bei den Mitgliedern des Verbandes der Bauarbeitgeber in Leipzig und Umgebung auf 7000 gestiegen ist. Wie man hört, wurde von Mitgliedern des Ver bandes eine freiwillige Vereinigung ge bildet, deren Mitglieder sich untereinander die Ver pflichtung auferlegten, diejenigen Baumate rialienhändler in den nächsten Jahren zu bevorzugen, die sie während des jetzigen Streiks unter st Ütze n. Wie schon gesagt, geschah diese Vereinbarung unter den ein zelnen Mitgliedern freiwillig: ein Beschluß, der für den Verband als solchen maßgebend wäre, wurde nicht gefaßt. Doch ließ sich aus der gegenseitigen Aussprache erkennen, daß die Mehrzahl der Anwesen den für den Beitritt zu dieser Vereinigung war. Von verschiedenen Rednern wurde wiederholt aus gesprochen, daß der größte Teil der Arbeiter noch immer nicht über die eigentliche Ursache, die zur Aussperrung geführt habe, unter richtet zu sein scheine. Man betonte des öfteren, daß es sich in der Hauptsache nur um den zentralen Tarif abschluß und die Akkordarbeit handelt. Sämtliche Beschlüsse und Besprechungen ergaben fast durchweg einmütige Zustimmung. Wie am Schlüsse noch gesagt wurde, haben sich die Baumaterialienhändler großenteils zur Unterstützung der Arbeitgeber ver pflichtet. Der Verband deutscher Arbeitgeber des Baugewerbes hat in der letzten Vorstandssitzung den Beschluß ge faßt, sich im Laufe der Eeneralaussperrung in keinerleiVerständigungsverhandlun- gen einzulassen, bevor nicht die Arbeit nehmerorganisation ihre bekannten Ber liner Beschlüsse zurückgenommen hat. Damit ist eine außerordentliche Schärfe und eine vor aussichtlich lange Dauer des Kampfes festgelegt. Ein Beweis dafür liegt bereits in folgender Notiz aus Karlsruhe vor: Nach dem Scheitern der Einigungsverhandlungen im Baugewerbe hatte der badische Minister des Innern sich über eine neue Vermittlungsaktion zwecks Sondervereinbarungen für Ba den orientiert. Es hat sich jedoch laut „Karlsr. Ztg." ergeben, daß ein Vermittlungsversuch zurzeit aus sichtslos sei und daß wenigstens vorläufig von weiteren Verhandlungen abgesehen werden müsse. Wirren in China. Zn Tschangscha, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Hunan, die im Stromgebiet des Zangtse- Kiang liegt, sind blutige Unruhen sehr ernsten Charakters ausgebrochen. Plündernde Volksmassen haben die Stadt heimgesucht, die Missionen und alle den Ausländern gehörigen Gebäude in Brand ge steckt. Die Nachrichten über das Schicksal des Gouver neurs lauten widersprechend. Die Truppen ver hielten sich gegen die Äufständischen passiv. Man be fürchtet eine Zunahme der Aufstandsbewegung: des halb hat der Vizekönig Truvpenverstärkungen abge sandt. Folgende Drahtnachrichten liegen vor: London, 17. April. (Tel.) Das Reuterschc Bureau meldet aus Tschangscha: Der Gouverneur und sein Sohn sind getötet, derBamen ist zer - stört worden. 21000 Plünderer suchen die Stadt heim, die in Brand steht. Die norwegische und die katholischen Missionen sind verbrannt, die übrigen zer stört. Eine allgemeineDernichtung frem den Eigentums, darunter des japanischen Konsulates, folgte. Eine zur Nachtzeit ohne Lichter fahrende Dschunke wurde von dem nach Tschangscha eilenden englischen Kanonen boot „Th ist le" überrannt. Drei deutsche Missionare sollen sich an Bord befunden haben und ertrunken sein. Man weiß indessen nur von acht Deutschen, die sich in Tschangscha befunden haben und die alle in Sicherheit sein sollen. Ein späterer Bericht besagt, daß drei Amerikaner vermißt werden und daß diese möglicherweise mit der Dschunke untergegangen sind. Schanghai, 17. April. (Tel.) Der Oberbefehls haber der englischen Seestreitkräfte in Ostasien Admiral Winsloe sprach dem deutschen Generalkonsul sein Bedauern darüber aus, daß durch das englische Kanonenboot „Thistle" eine Dschunke mit drei deutschen Missio naren zum Sinken gebracht worden sein soll. Hankau, 17. April. (Tel.) Alle den Ausländern gehörigen Gebäude in Tschangscha sind in Brand ge steckt worden, ausgenommen das englische Konsulat. Wenn auch das Gerücht geht, der Gou verneur sei ermordet worden, so glaubt man doch, daß er sich verborgen hält. Die Truppen schritten nicht gegen die Aufständischen ein. Es ist Befehl ergangen, die Missionen der ganzen Provinz zu räumen, da die Beamten einen allgemeinen Aufstand fürchten und sich außerstande erklärten, die Fremden zu schützen. Der Vizekönig hat Truppen in Stärke von 2000 Mann abgesandt. Tsgesüiranik. Ertrunken. Berlin, 18. April. (Tel.) Der 25jährige Kauf mann Giese wollte gestern nachmittag mit seinem Freund Kersten sein neues Segelboot erproben. In einer Strombiegung zwischen dem Restaurant 6a- so alberner als es das ist, was jetzt verhindert, daß man den Anfang macht. Man sagt sich: „Man hat nicht mit Frau von Sevigne begonnen und soll nun mit Frau Dupuis-Dupont-Durand beginnen!" Das sind die Folgen eines Fehlers!" Genau derselben Ansicht sind auch Paul Hervieu und Eugene Brieux. Etwas mehr reserviert, aber im allgemeinen doch zu stimmend, verhält sich Zules Clarctie. „Die Frage, ob man den Frauen die Pforten der Akademie öffnen soll", sagt er. „ist so bedeutungsvoll, daß sie nicht ohne weiteres beantwortet werden kann. . . Die Sache selbst ist nicht neu, und es muß darauf hin gewiesen werden, daß sie schon George Sand zur Dis kussion stellte. Das Merkwürdige ist nun, daß die be rühmte Schriftstellerin sich ganz entschieden gegen die Aufnahme der Frauen ausgewrochen Hal: daß da durch irgendwelche Frauenrechte verletzt würden, scheint sie nicht empfunden zu haben. Zch muß aber sagen, daß ich, wenn George Sand ihre Kandidatur aufgestellt hätte und ich unter den Wählern gewesen wäre, ohne zu zögern für sic gestimmt haben würde. Und wenn jetzt irgendeine neue George Sand ihre Kandidatur aufstellen würde, warum sollte man sie denn nicht aufnehmen?" Moser- Bozen, I. Uhl- Traunstein, E. Wolfs- seid- Charlottenburg. Die Schlußwahl erteilte den Preis an H. Meid- Berlin. Am 22. d. M. werden auf der Künstlerbund-Ausstellung in Darmstadt ie ein Preis für Plastik und Malerei gelegentlich der dortigen Künstlerbund-Ausstellung erteilt werden. * Münchener Theater. Man schreibt uns aus München: Der Streit um den „Feldherren. Hügel" von Roda Roda und Rößler, vor allem das Verbot in Wien und Berlin und die An ordnung der hiesigen Zensur, daß nur Phantasieuni formen getragen werden dürfen, haben die Erwar tung des Publikums auf das höchste gespannt. Darum gab es einigermaßen eine Enttäuschung, als von den Autoren weiter nichts geboten wurde, als eine durch eine Handlung eigentlich nur lose zusammenhängende Reihe militärischer Szenen aus dem „Simpuzissi- mus", die noch mit einer Menge Witze über die Zuden, die Fürsten und ihre Beziehungen zum Volke garniert sind. Wir haben über viele dieser Witze schon früher gelacht, aber sie sind zumeist so treffend und boshaft, daß man sich immer wieder darüber freut. Der beste Akt ist unstreitig der erste, aber auch die anderen beiden sind so lustig, daß man gar nicht erst zur lleberlegung kommt, daß das ganze Stück weiter nichts ist als eine Anekdote, deren Pointe ge schickt durch allerlei Zwischenspäße in den dritten Akt hineingeschoben wurde. Die Darstellung war flott und trug wesentlich zu dem Erfolg bei, der sehr leb haft war, so daß sich Herr Rößler wiederholt zeigen konnte. Aber man fühlte und hörte deutlich, daß man eigentlich nach dem großen Lärm etwas anderes erwartet hatte. — Im Münchner Volks theater. das eigentlich Gastspieltheater heißen sollte, spielt Irene Triesch in Gerhart Hauptmanns „Elga" und Ibsens „Rosmersholm"? und ihre reife, eigenartige Kunst fesselt das Publikum. >l. X. » Bjürnson von neuem erkrankt. Aus Paris, 18. April, wird uns gemeldet: Björnson, besten Ge- * m. Ausstellung für Graphik des Deutschen Künstlerbund««. Aus Hamburg wird uns ge schrieben: Am Sonnabend und Sonntag fand die Zurierung der III. Ausstellung für Graphik des Deut schen Künstlerbundes in den Räumen der Commeter- schen Kunsthandlung statt. Damit verbunden war die Erteilung eines Preises für die „Villa Romana" in Florenz. Es waren über 1900 Werke eingeschickt worden, von denen nur 800 der Räumlichkeiten wegen angenommen werden konnten. Die Bewerbung um den Villa-Romana-Preis (2000 mit Atelier und Wohnung für ein Jahr in Florenz) war eine äußerst rege. Es lagen 81 Anmeldungen dafür vor. Die Beschickung ausgezeichnet. Sechs Bewerber traten mit den Stimmen aller Juroren in Bewerb. Es waren Ed. Schars A. F a u r e - Stuttgart, H. Meid , in den engsten I nesung in der letzten Zeit gute Fortschritte gemacht ff-München, I hatte, ist wieder so schwer erkrankt, daß seine Pariser -Berlin. T. I Umgebung das Schlimmste befurchtet.
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