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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.11.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190911228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19091122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19091122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1909
- Monat1909-11
- Tag1909-11-22
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BezuqS-Prei» für Leipzig und LororU durch unter« Träger und Spedileure tu« Hau« gebracht; -V H monatl., ch.1v vierleijädrl. Bei unlera Filialen u. Snnahmrstellen abgeholti 1L 4 monaU.. ch.chA vierteltthrl. Lurch die Poch: inner Held Lemtckiand« und der deutichen Nilomen vterteliährl. N.S0 monall. l2iS Lusichl. Postdeilellgeld. Ferner in Belgien, Ttnrmark. dea Doaauüaalen. Italien, Luxemburg, Niederlande, Non» wegen, Oesterreich. Ungarn, Sinchland, Schwede», Schwei, a. Spanien. I« alle» übrigen Staaten nur direkt durch di« «elchälttllelle de« Blatte« erhältlich. Da« Leipziger Tageblatt erscheint wächeat» iich 7 mal und zwar Margen«. «ldonnemenr-Ännadme i Auguftuäplatz 8, bei unseren Träger», Filiale», Spediteuren und Annahmestellen. sowie Postämtern und Briefträgern. Lie einzelne Nnnemer kostet 1v 2Z. kstedaktion und Geschäst-stellei Johanniegasse 8. Jernsprecherr 14SVL l«8W. I4S04. Nr. 324. WpMrrTagMM Handelszeitung. ÄmLsvsM des Nates und des Notizeiamtes der Ltadt Leipzig. Montag 22. November 1909. Anzeiqe«.P*»it »ür Inserate au« Leipzig und Umgebung bi« Sgespaltene Petit,«i!« 25 H, finanzielle Anzeigen i-0 Reklamen l ,4k von auiwtrt« 8V Ncklamen 1.20 vom Auilaud SOIf, finanz. Anzeigen 75^ Ncklamen l.Sl) Inserate». Behörden im amll>chenTeU40^. Beilagegebüdr !> p. lausend exN. Post gebühr. Selchäiisan,eigen an bevorzugter Stelle >m Preise erhöht. Rabatt nach Taris Fefterieilie Aufträge können nicht zurück- gezogen werden, isür da, ürschelnrn an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen-«nnadmei Augustulplatz 8, bei sämtlichen Filialen n. allen klnnonceii- Lkpcditioneii de« In» und Auslande«. Haupt-Lilial« Berlin. stark Duncker, Her.ogl. Bahr. Hosbach- handlung. Lützowstiahe IL (Telephon Vl, Nr. 4M8). Haupk-Siliale Lreäden: Leestrabe 4,1 (Telephon 462k). 1V3. Jahrgang. Dar wichtigste. * Die Reichsversicherungsordnung soll, wie amtlich gemeldet wird, dem Reichstage noch vor Ostern zugehen. sS. Letzte Dep.) * Die russische Botschaft in Konstantinopel über mittelte dem türkischen Senate den Wunsch der Reichsduma, eine Abordnung des türkischen Senats möge Peters burg besuche». * Nach einem Kabelgramm aus Cherry (Illinois) ist es ge- lungen, bis jetzt vpu dea in der St.-Panl-Mine eingeschlossenen Gruben- arbeitern 78 z» retten. sS. Letzte Dep.) * Wie aus Los Angelos gekabelt wird, ist der Dampfer „St. Croix" verbrannt. Neber das Schicksal der Passa giere und der Mannschaft ist nichts bekannt. lS. Letzte Dep.) Sächsische Oarlainentsrvoche. Zwei volle Wochen ist der sächsische Landtag nunmehr in Tätigkeit, und 'damit erwächst auch dem Wochenchronisten die Pflicht, zum ersten Male in dieser Session seines Amtes zu walten. Die erste Woche der parlamentarischen Arbeit war, man kann wohl sagen ausschließlich, ge schäftlichen Angelegenheiten gewidmet, denn auch die erste eigentliche Sitzung, in der die Deputationen gewählt werden, reicht in ihrer prak tischen Bedeutung kaum über die der sog. Präliminarsitzungen hinaus. Tatsächlich geht also die ganze erste Woche mit Präliminarien drauf. Hier Wandel zu schaffen, wäre rine dankbare und keineswegs schwierige Aus gabe, die sich sogar im Rahmen der jetzt gültigen Vorschriften der Land tagsordnung und Geschäftsordnung lösen ließe. Man könnt« z. B. recht gut in einer einzigen Sitzung die Auslosung der Mitglieder in die Ab teilungen und di« Wahl des Direktoriums, in einer zweiten die Ver pflichtung der Mitglieder und die Wahl der Deputationen vornehmen. Dadurch würden zwei Arbeitstage gewonnen, die für die Deputationen sehr wertvoll wären, zumal der Landtag bei uns nur alle zwei Jahre zusammentritt und der Stofs sich von Session zu Session mehr anhäuft. Cs scheint aber wenig Neigung zu bestehen, mit alten, überlebten Vorschriften aufzuräumen, selbst wenn man längst eingesehen hat, daß sic nicht mehr in unsere heutige Zeit passen. Die Gewohnheit übt ihre weitreichende Macht auch hier. Das sieht man auch daraus, daß unter den bis jetzt cingcgangcnen Initiativanträgen, deren Zahl nicht gerade klein ist, sich noch kein einziger befindet, der auf ein« Umgestaltung unsrer Verfassung in modernem Sinne hinzielt. Manche der Anträge sind gewiß sehr beachtenswert, z. B. 'der aus alljährliche Berufung des Landtags, der auf Reform der Ersten Kammer sein sozialdemokratischer Antrag will sic ganz beseitigen), oder der auf Verlegung des Epiphanias festes u. a. m., an der Spitze aller sollte aber doch ein Antrag auf Ver- sassungsrevision stehen, deren Notwendigkeit gerade von nationalliberaler Seite im Wahlkampfe mit vollem Recht energisch betont worden ist. Der jetzt gültigen Verfassung hängt noch zu viel von dem Geiste des alten Ständeprinzips an, was sich auch in der Beibehaltung des Aus drucks „Stände" und „Ständeversammlung" in zahlreichen offiziellen Aktenstücken sDekreten, „ständischen" Schriften) usw. äußert. Der Ge danke der Gleichberechtigung von Volksvertretung und Regierung, der unser uwdernes Staatsleben beherrscht, kommt zurzeit nicht genügend zum Ausdruck, obwohl er dem Sinne nach im 8 86 der Verfassung bereits enthalten ist. Die Arbeit des Plenums wurde in der abgelaufenen Woche durch den Bußtag beschränkt. Immerhin hat man geschafft, was irgend zu schaffen war. Der Gesetzentwurf über die vorläufige Forterhebung der Steuern und Abgaben hat sogar die Beratung in der Finanzdeputa- tion bereits passiert und wird auch vom Plenum der Kammer heute sMontag) glatt erledigt werden. Sein Zweck ist doch im wesentlichen, zu ermöglichen, daß der Verwaltungsapparat ohne Stockung weiter ar beiten kann. Dem Steuerbewilligungsrecht des Landtags wird dadurch in keiner Weise vorgegrisfen, denn die prinzipielle Frage, welche Steuern und in welcher Höhe sie erhoben werden sollen, wird erst durch das Finanzgesetz zu entscheiden fein. In der allgemeinen Debatte zum Etat, wie auch speziell in der Diskussion zu Kap. 20 und 21 sdirekte und in direkte Steuern und Abgaben), dürfte es hierüber zu einer lebhaften, ein- dringlichen Aussprache kommen. In den letzten Finanzperioden sind mit einer einzigen, wenig belangreichen Ausnahme (Kap. 21 in der Periode 1902/03) die Erträge bei diesen Etatkapiteln stets über den Vor anschlag hinausgegang«», zum Teil sogar sehr wesentlich, und auch die letzte Finanzperiode hat laut Rechenschaftsbericht einen Reinüberschuß von 39 Millionen Mark erbracht, so daß die Frage einer Steuererleich terung für die zu den untersten Klassen der Einkommensteuer eingeschätz- ten Personen schr wohl ernstlich erörtert werden kann. Ein Antrag in dieser Richtung liegt ja auch bereits vor. Die Debatte über den Personal- und Besoldungsetat der Landes- brandversicherungsanstalt am Dienstag ging auch nicht über den ge wohnten Rahmen hinaus, nach wenigen kurzen Bemerkungen, die sich auf Einzelheiten bezogen, ging der Entwurf in üblicher Weis« an die Finanzdeputation Der neue Minister des Innern, Graf Christoph Vitzthum von Eckstädt, der zum ersten Male in dieser Sitzung im Land tage erschienen war, ergriff das Wort nicht. Vielleicht aber wird der neue Minister an einem der Tage der beginnen den Woche mit einer größeren Erklärung mehr programmatischer Natur vor das Haus treten, möglicherweise gedenkt er sich diese auch bis zur Etatsberatung aufzusparen. Die Kunstdebatte am Donnerstag zog sich mehr in die Länge, als man erwartet hatte, ohne aber eigentlich etwas Neues zu bringen. Man konnte das auch kaum erwarten, denn der Rechenschaftsbericht behandelt lediglich das, was gewesen ist; was werden soll, das wird erst beim Etat (Kap. 24) erörtert werden, und so kam es, daß die beiden wichtigsten Fragen, die nach der künftigen Leitung und Unterbringung der Dresdner Gemäldegalerie, nur gestreift wurden. Ob sich die Regierung dazu entschließen wird, dem Vorschläge des Abg. Hofmann-Meißen sKons, folgend, die Porzellansammlung nach Meißen zu verlegen, will uns einigermaßen zweifelhaft erscheinen, denn Dresden soll doch, wie auch in der Debatte ausgesprochen wurde, Kunstzentrnm bleiben. Der letzte Tag der Parlamentswoche bot zwei Leipziger Abgeord neten Anlaß, in die Debatte einzugreisen. Abg. Dr. Löbner sNatl.) beantragt die Verweisung des Gesetzentwurfs zur Abänderung des Ge- fetzes über das Pfandleihwesen an die Gesetzgebungsdeputation und fand damit auch allseitige Zustimmung. Wenn auch noch Einzelfragen zu prüfen sind, so dürfte doch der Entwurf auf erhebliche Schwierig keiten nicht stoßen. Daß es unbedingt nötig wäre, den Mindestsatz der Leihgebühr von 10 auf 30 Pf. zu erhöhen, möchten wir auch nicht be haupten. Abg. B r o d a u f - Chemnitz sFrcis.) begegnete verständnis inniger Heiterkeit, als er an die Uhr des Studenten erinnerte. Ihr Los ist es ja bekanntermaßen, daß man sie nach dem Rathaus stellt, daß sie aber nach dem Leihhaus geht. Eine sehr dankenswerte Anregung brachte der bei den Nationalliberalen hospitierende Abge ordnete Dürr- Leipzig, als er wünschte, daß bei Gesetz änderungen wenigstens der Text der abzuändernden Para graphen voll mitgeteilt und der neuen Fassung gegenübergcstellt werden möchte. Der Gedanke ist nicht neu, er ist auch bereits an dieser Stelle energisch verfochten worden, nichtsdestoweniger ist es sehr dankenswert, daß die Forderung auch einmal im Landtage selbst ausgesprochen worden ist. Noch richtiger aber scheint uns der Umstand, daß sie auf allen Seiten des Hauses Zustimmung gefunden hat. Die Aufforderung, der vom Abg. Dürr gegebenen Anregung Folge zu leisten, ist aber nicht allein an die Regierung zu richten, sondern ebensosehr an die Adresse der Abgeordneten, die von den Deputationen zu Berichterstattern er nannt werden, und zwar in beiden Kammern des Landtags. In Verbindung damit sei erneut die Forderung erhoben, in Regierungs vorlagen wie iu Berichten der Deputation mehr als bisher Marginalien, Jett- und Kursivdruck, sowie das Einrücken von Absätzen anzuwenden. Das wird die Uebersichtlichkeit wesentlich erleichtern und damit auch die Erledigung der Vorlagen im Plenum fördern. Deutsches Reich. Leipzig, 22. November. * Die Abstriche des ReichSschatzamteS am neuen Etat. Wie wir hören, hat Schatzsckretär Wermuth an den ihm von den einzelnen NeichSamtern vorgelegten Etats die runde Summe von 144 Millionen Mark gekürzt. Die Streichungen erstrecken sich haupilächlich auf den HeereSetat und auf den Etat der Postverwaltung. Ueber die vom Reichsschatzamt an dem Etat der Postver^altung vorgenomn-enea Ab striche ist e« zwischen den beiden Staatssekretären Krätke und Wermuth zu Meinungsverschiedenheiten gekommen, die zugunsten Wermuths ihre Lösung gesunden haben, da der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg, dessen Entscheidung angernfen wurde, sich voll und ganz auf den Stand punkt des Schatzsekretars stellte. Auf diese Meinungsverschiedenheit, die den Staatssekretär Krätke in einen gewissen Gegensatz zum Reichskanzler gebracht hat, ist auch das Gerücht von dem bevorstehenden Rücktritt KrätkeS zurückzuführrn. In Kreisen des Bundesrats wird schon seit langem darüber Klage geführt, daß die Reichspostverwaltung sür ihre Neubauten zu kostspielige Terrains erwirbt, die Postgebäude zu luxuriös ausgestaltet und auch bezüglich der Verwendung der Beamten nicht mit der notwendigen Sparsamkeit verfährt, da beispielsweise auf vielen Post ämtern Assistenten und Oberassistenten Dienste verrichten, die obne be sondere Schwierigkeiten den subalternen Beamten übertragen werden könnten. * Ter Entwurf über die -au-tlSbczii Hungen zum britischen Reiche, der dem Reichstage Anfang Dezember zugeheu wird, hat folgenden Wortlaut: „Der Bundesrat wird ermächtigt, den Angehörigen und den Er zeugnissen des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland, sowie den Angehörigen und den Erzeugnissen britischer Kolonien und auswärtiger Besitzungen bis zum 31. Dezember 1911 diejenigen Vor teile einzuräumen, die seitens des Reichs den Angebörigen oder den Erzeugnissen des meistbegünstigten Landes gewährt werden. Dieses Gesetz tritt mit dem 1. Januar 1910 in Kraft". Nach der Begründung ist eine wesentliche Aenderung in der wirt schaftlichen Lage gegenüber England in den letzten Jahren nicht ein getreten, die Entwickelung des Verkehrs war befriedigend. England nimmt im deutschen Außenhandel nach wie vor die erste Stelle ei», eS folgen dann die Union, Rußland und Oesterreich-Ungarn. Die Ausfuhr nach England steigt im selben Maße wie die Einfuhr au« England, doch ist die Ausfuhr nach England größer al« die englische Einfuhr, obgleich England die größten Anstrengungen macht, den deutschen Marit immer »itbr zu erobern, Garn, Steinkohlen, Felle, Heringe, Roheisen, Kautschuk, Schafwolle sind die hauptsächlichsten englischen Einfuhrartikel, während wir Zucker, baumwollene Wirlwaren, Halbseide, wollene und baum wollene Tuchwaren und Stickereien, Kleider und Putzwaren nach Eng land auSsühren. Ob dem neuen Provisorium bereits im Jahre 19 ll ein neuer Handelsvertrag folgen wird, ist fraglich, da wir 1912/13 erst unsere Handelsverträge mit den anderen Staaten erneuern. * Tie neue RcichSversicherungSordnnng. Die „Neue pol. Korr." bestätigt die Mitteilung, daß dem demnächst zusammentretenden Reichs- tage die Reichsversicherungsordnung nicht vorgelegt werden wird. Es werden von den verbündeten Regierungen neben dem Etat überhaupt nur kleinere Vorlagen zur Beratung gestellt werden. * Eine neue Pretzära unter Bethmann Hollwegk Es tauchen Stimmen auf, die da meinen, laß mit dem Abgang des „preßfreund lichen" Fürsten Bülow, der den Einfluß dieser Großmacht bekanntlich besonders hoch schätzte und persönlich zum Teil recht rege Beziehungen mit bevorzugten! Zenungövertretern und Verlegern unterhielt, auch eine Wendung in vieler Hinsicht auf einen Avis vom Reichskanzler hin eingetreten sei. Im Preßcezernate deS Auswärtigen Amtes, so heißt es, hülle man sich mehr iu Schweigen als vorher üblich gewesen sei, und auch sonst gemahne der Mangel an offiziösen und offiziellen Verlautbarungen daran, daß neue Prin zipien eine neue Preßära emleiten sollen. Ohne Zweifel steht fest, daß Herr v. Bethmann Hollweg große Zurückhaltung bewahrt und nichts von seinen innerpolitilchen Absichten enthüllt hat. Er hat nur ein- oder zweimal die Parteien zum Frieden gemahnt und sie gebeten, den alten Streit ob der Finanzreform nun endlich auf sich beruhen zu lassen. Im übrigen ist nicht zu leugnen, daß der Kanzler in seiner früheren Stellung als Staatssekretär des Innern eine besondere Vor liebe jur den Journalismus nicht bekundet hat. In einer seiner .großen Reden wies er u. a. auch einmal aus den Platz hin, „den die ^sonne des Journalismus nicht beschienen hat". Aus dem Sinne der Phrase ging hervor, daß er das sür kein Unglück halte. Allem Anschein nach liebt der Kanzler Bethmann Hollwcg auch jetzt noch nicht daS „Lichtbad" der Presse, sondern zieht eö vor, im Schatten zu weilen. Eö entspricht dies auch feinen persönlichen Eigenschaften, die neben einer gewissen Zurückhaltung im persönlichen Verkehr auch die Reserviertheit des preußischen Beamtentums erkennen lassen. * Ter -entschc Militär-Flugapparat. Der Bau des Flugapparates, den die Militärbehörde durch den Regierungsbanmeister Hoffmann- Stuttgart bauen läßt, ist in nächster Zeit beendet. Die Probeslüge sollen Ende dieses Monats erfolgen. Es handelt sich um einen Doppel decker nach annähernd Wrightschem Muster. Der verwendete Motor von 50 k. 8. stammt nicht, wie vielfach berichtet wurde, aus den Antoinette-Werken, sondern er ist ein deutsches Fabrikat der Firma Palous L Beuse in Berlin. Ursprünglich sollten d>e Daimlerwerke den Motor liefern, wegen der langen ausbedungenen Lieferzeit haben sich aber die Verhandlung-» zerschlagen. Die Flugmaschine steht, bereits fertig montiert, im Schuppen des KaseruenAfes der Kraftsahrabteilung (Berlin) und wartet nur noch auf die Einsetzung des Motors. Die ersten Versuche finden auf dem Tempelhofer Felde, die späteren bei Bornstedt statt. * Eine wichtige HecreSnencrnng. Mit der Automobilisierung des Trains scheint die deutsche Heeresverwaltung jetzt Ernst machen zu wollen. Das Train-Bataillon Nr. 17 in Danzig-Langfuhr wird bald eine vierte, automobile, VcrkehrSkompagnie erhalten. Mit den Kasernenbauten sür diese Neuformation soll im Frühjahr begonnen werden; wohl nachdem der Reichstag die betreffende Neuforderung bewilligt hat. Die auto mobile Kompagnie dürste voraussichtlich schon im Herbst 1910 für die Kaisermanöver in der Ostmark verwendungsbereit sein. * Tic kirchlich-soziale Konferenz wählte zu ihrem Präsidenten an stelle des verstorbenen Hofpredigers v. Stöcker Herrn Professor Dr. See berg-Berlin. » Arbritskammern und Angestellte. Zn den wichtigsten Gesetzesvor lagen, die durch den Schluß der vorigen Reichötagssesfion unerledigt ge blieben sind und die im kommenden Winter dem Reichstag wieder vorgclegt werden dürften, gehört auch in erster Linie der Entwurf eines Arbeils- kammergesetzes, der im Januar 1909 vom Reichstag in erster Lesung beraten und in der 34. Kommission vielfach geändert Warden ist. Der Bericht der Kommission ist im Mai 1909 erschienen. Da es zu einer zweiten Lesung im Plenum nicht gekommen ist, werden die Kommissionsbeschlüsie voraus sichtlich im wesentlichen die Grundlage für die zu erwartende neue Vor lage abgeben. Die Frage nach der Berücksichtigung der technischen und kauf männischen Angestellten bei der beabsichtigten Neueinrichtung der Arbeits kammern ist völlig negativ beantwortet worden. Daher soll, wie wir hören, von den technischen und kaufmännischen Angestellten eine Petition an den Reichstag gerichtet werden, in der gefordert wird, daß diese An gestellten durch Schaffung fachlich gegliederter Arbeitskammern mit be sonderen Gehilsenabteilungeu in das Gesetz einbezogcrr werden. * Genrraloersanimlimg der Steuer, nnd Wirtschaftsreformer. Die 35. Generalversammlung der Vereinigung der Steuer- und Wirtschafts reformer, die am 22. Februar 19l0 zu Berlin stattsinden wirb, wird über nachstehende Tagesordnung verhandeln: „Die Einwirkung der vom Fürsten Bismarck 1879 inaugurierten Wirtschaftspolitik aus die Entwickelung der Industrie und des Handels einer'eits, — sowie der Lanvwirtschaft anderseits." 2) „Die exakte Wirtschaftsforschung." * In Heft 11 der „Kolonialen Rundschau" (Monatsschrift sür die Interessen unserer Schutzgebiete und ihrer Bewohner. Herausgeber: Ernst Äohsen, Verlag von Dietrich Reimer sErnst Vohsen) in Ber lin 81V. 48.) werden zwei aktuell« koloniale Rechtsfragen besprochen: „Tie Pomonafrage in Südwcstafrika" von Staatsanwalt und Dozent am Hamburger Kölonialinstitut Dr. Fuchs, und: „Die Ausweisung deutscher Reichsangehöriger aus deutschen Schutzgebieten." Es wird hierin ver jüngst in Südwestafrika tatsächlich vorgekommenc Fall behandelt, der in kolonialen Kreisen peinliches Aufsehen hervorgerusen und gezeigt hat. wi« wenig gefestigt die Rechtsverhältnisse in unseren Kolonien heute mal sind. In der gleichen Nummer beginnt Dr. Hartmann eine längere Abhandlung: „Govanken über die Eingeborcnenbehandlung in Süd afrika unld Südwestasrika". Die Abhandlung wird in den beiden nächsten Heften fortgesetzt und später im Zusammenhang als Broschüre erscheinen. — Von C. v. Königs Arbeit „Die Cingeborenenbesteuerung in den Kolonien" erscheint im vorliegenden Heft der letzte Teil: Die Besteuerung in den deutschen" Kolonien. Anskand. Oesterreich-Nnnarn. Z Zur Wiener Gistmordassäre wird uns weiter berichtet. In der Vcrgiftungsassäre ist bis jetzt weiter sestgestellt worden, daß vierzig Offiziere solche Sendungen erhalten haben. Jede einzelne Sen- dnng enthielt ein Gramm Zyankali, dessen zehnter Teil schon genügt, »in einen Menschen z» töten. Cs ist weiter ermittelt worden, daß die zu den Begleitschreiben verwendeten Kuverts nicht in Wien gekauft, sondern ungarischen oder italienischen Ursprungs sind. Die Wiener Polizei nimmt an, daß der oder die Täter Offiziere sind. In Wien zirkulierte abends das Gerücht, daß man eS mit einem ver brecherischen Anschläge von serbischer Seite zu tun habe. Frankreich. * Eine neue Präsidentschaft Lonbets? Es sollt in P a r i s auf, daß der frühere Präsident der Republik, Emile Loubet, der sich seit dem Ende seiner Amtstätigkeit geflissentlich dem politischen Leben fern hielt, in letzter Zeit öffentlich zu einigen Fragen der Zeit Stellung genommen hat. Er iprach, wie das „B. T." berichtet, bei einem Bankett seine Abneigung gegen den jetzigen Wahlmodns aus und ließ auch er kennen, daß er kein besonderer Freund einer Abänderung der Ein- kommensteuer zu ungunstcn der Rentiers sei. Das war Grund genug, seinen Worten eine gewisse Resonanz zu verschaffen. Nur fragte alle Welt: „Warum hat Loubct das nicht schon früher gejagt?" Jetzt erläutert und begrenzt Loubct seine Erklärungen in einem Inter view, das er einem Mitarbeiter des „M a t i n" gewährt hat. Er bc- ginnt mit der Feststellung, daß der Präsident der Republik ver fassungsmäßig durchaus nicht zu einer passiven Rolle verpflichtet sei. Cr selber habe von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, auf die aus wärtige Politik Einfluß zu üben, nnd Waldeck-Rousseau wie Combes hätten sich glücklich gezeigt, daß sic ihm dabei freie Hand lassen konnten. Herr Loubct spricht weiter von vcr Proportionalwahl und der Einkom mensteuer. Er weiß einen Opportunismus, der auf das Bürgertum be rechnet ist, mit kleinen Streiflichtern zu erhellen, die er aus lein per sönliches Verdienst und seine taktische Geschicklichkeit fal- len läßt. Zum Schluß ein halbes Kompliment für B r j a n d, der richtig erkannt habe, was das Land brauche: Beruhigung. Das alles klingt wirklich wie eine Kandidatenredr Lonbets sür daS Elysee nnd gibt von neuem Anlaß, von einer verfrühten AmtSmüdigkeit des Präsidenten Fallierco zu innnkel». Die Gerüchte sind aller Wahr- scheinlichkcit nach unwahr; aber ausfallend bleibt die plötzlich ein getretene Rührigkeit Lonbets unter allen Umständen. /X Tie Spionage-Affäre Parisot. Aus Pari« schreibt unser Korre- spondent: Der kürzlich hier wegen Spionage verhaftete LafshauSkellner Parisot macht den Justizlebörden viel zu schaffen. Wenn er vernommen werden soll, verfällt er in Nervenkrisen. Er ist bereits zur Beobachtung seines Gesundheitszustandes niedrere Tage im Hospital gewesen; als er
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