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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.01.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110116012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911011601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911011601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1911
- Monat1911-01
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Beqrrft-.Prrl» v»r« »«, V«! Deutschland« und dar daMchi» »ulunieu «narleltLhrl. lt.SO ^U, «ouail. UL« audschl. Pofttxstellgeld. ,Z«»«r m Lrl-I«. Dtnrmarl. den Tonaullaalnl, Ilalteu, Lurrmdura, wieder la» lx, «»r» «o«u, O«nrrr«>ch Ungar,, tindland, schwet«. Schweig u. Spant«». In all« übrigen Staate» anr direv durch »t» SeschttldtieLa d«, Statt— «rhttUtch. Da« veipgig«, lagedlan ertchaau Äwal U,1ch. Sann, a Aetretaa« mrr nier^nd. n»,»na» «nl-A»nad»« > AuHnündplatz 8. de, untere» Drtger». .Vttate», Spediteur« und LnnadwrKeür,. www BallLmter» u»d Srwftrtger». St»,«l»«»r«,>«»»»«« »er Siorga» antgalx lv der ebenda adgad« t -d. Nrdaktlon »»d GrtchättssteLer IohannisgaN« ü. S«rut»«che,t 14ÜUL t»«v» Nr. IS. Monmg, üen IS. Lsnusr lSI>. Morgen-AuSgabe. rMgerTllgckaü Hanvelszeitung. Amtskkatt des Rates und des Rolizeiamtcs der Stadt Leipzig. Ln^iqrs-V rei ¬ ch» Inter«« au« tirio«», unt> .. n ievuni du K,k>nair»n« iv «w drei«» ve«n,»i> L ch, dw 14 wdd drol« eteNo nieaeit« l »an «»«war« K- «eName» t.L gss; Interar» »an «eddrden >» ainiliaien L«,I »,« 14 mw drril« Seiiiuil« 4o G«,chL>i«anir,qen aiu P a»vorichn>lr» an» t» der Siienbau«gud» im bre», erbos«, dtadali nach Lara. Äeilageaedüdr L ur p. lautend eikl. Poftgebübr. gefterteUr« Luirraa« kdnnrn Nicht »urach- ae^ogen werden. siLr da« Eriche,ne» an bestimmten Lagen und PILpen wir» kein« Garant«» übernommen. «n^mgen-»nnahwe: L»,uttu«»l«tz bei täintlichrn .ZUlalen a. allen ünnoncew Ejperitionen de« In» und Lutlano—. a«»vr nm«l« Veekt»! Tart Duacke« oeruiq« Saar. Hofbuch, dandlun, vutzowttran« lU 0tel odo» Vt. «r 4«»«). Haupt.^tltal« Lredden: Sreur « 4. t «Lelerdan Lült» tos. Jahrgang. Das Wichtigste. » Auf einer am Sonntag in Aussig abgehaltenen Konferenz von verkehrsinteressenten erklärte der Sektionoches i» österreichischen Handelsministerium Dr. Riedl offiziell, die ablehnende Haltung Oesterreichs gegenüber den deutschen Schiss- fahrtsabgabeuztlänen werde sich nicht ändern. (S. Leitart.) * Die nationalliberalen Reichstagsabgeordneten Bassermann und Dr. Stresemann hielten am Sonntag in Annaberg bemerkenswerte Wahl reden. (S. bes. Art.) * Der langjährige Direktor von Wolffs Telegra phischem Bureau, Geh. Kommissionsrat Banse, ist in San Remo gestorben. (S. Deutsch. R.) * In Leipzig, am Thomasring, verübte gestern nachmittag ein entlassener Angestellter auf seinen früheren Chef ein Reooloerahtentat. (S. Lpzg. Ang.) * Den Grand Prix de la Dillede Rice (100 000 Fr.), der am Sonntag in Nizza gelaufen wurde, gewann A. Beil-Picards „Cheshire Cat" unter R. Sauval in einem Felde von 9 Pferden. (S. Sport.) * Carl Schönherr erhielt den Grillpar- zerpreis. (S. Letzte Dep.) * Der Streik der portugiesischen Eisen dahnangestellten istbeendet. (S. Letzte Dcp.) Gelterreich lehnt Sie Schlffshrtssbgsben ad. (Eigener Bericht des Leipziger Tageblatts). ?. Aussiig, 15. Januar. Auf Einladung der Handelskammer Reichenberg trat heute vormittag 11 Uhr im „Bürgersaale" hier eine sehr stark besuchte Konferenz zusammen, um Stellung zu nehmen gegen die Pläne der deutschen Regierung zur Einführung von Schiffahrtsab gaben. Der Versammlung, die äußerst zahlreich besucht war, und der Vertreter verschiedener öster reichischer Ministerien, sowie andere österreichische Staatsbeamte, ferner Abgeordnete aller Parteien und zahlreiche Derkehrsinteressenten und Vertreter von Handel, Gewerbe und Industrie beiwohnten, nahm einen sehr interessanten Verlauf und erhielt dadurch noch besondere Wichtigkeit, daß in ihr der Vertreter des österreichischen Handelsmini st eriu ms offiziell erklärte, Oesterreich werde der Einführung von Schiffahrtsabgaben nie zustimmen, sondern an der garantierten Freiheit der Elbe festhalten. Der Verlauf der Versammlung war folgender: Der Präsident der Reichenderger Handels- und Gewerbekammer, Herrcnhausmitglied Alois Neu mann, begrüßte dieErschienenen und warf dann einen kurzen Rückblick auf die Bestrebungen zur Wieder einführung der Schiffahrtsavgaben in Deutschland. Oesterreichs Verkehrskreise hätten alle Ursache, den Gang der Dinge aufmerkiam zu venolgen und ihre Stellung mit unzweideutiger Stellung ein für alle mal festzulegen. Denn Oesterreich habe an der Er haltung der Abgabenfreiheit der Elbe ein so starkes Jntereste, daß es durch keinerlei Kompensationen, seien sie politischer oder handelspolitischer Natur, zum Schweigen gebracht werden können. Die bisher geleistete Arbeit sei nicht vergeblich gewesen. Ver treter der österreichischen Regierung hätten von >905 bis 1910 wiederholt Erklärungen dahin abgegeben, daß sich die österreichische Negierung der Bedeutung der vertragsmäßigen Abgavensreihclt wohl bewußt sei und an den Grundsätzen des geltenden Vertrags rechtes scsthalten wolle. Die Einberufung der Heutinen Versammlung habe verschiedene Gründe. Zunächst habe die Situation durch Einbringung der veränderten deutschen Vor lage eine Verschiebung erfahren, und überdies habe sich der deutsche Reichskanzler bei Einbringung der Vorlage über die Regelung des Verhält nisses Deutschlands zu den Vertragsstaaten, speziell zu Oesterreich-Ungarn, recht optimistisch ausgesprochen. Schon mit Rücksicht hierauf erscheine es recht notwendig, in einer ein drucksvollen Kundgebung festiustellen, daß keine Methode, und sei sie selbst so 'lug, wie die einzelnen deutschen Bundesstaaten gegenüber angewendete, Oesterreich best mmen kann, aus sein gutes Recht zu verzichten, und dag sich in Oesterreich nichts zu- aetragen hat, was die Erwartungen des deutschen Reichskanzlers hinsichtlich der zukünstigen Haltung Oesterreichs rechtfertigen würde. Deshalb gebe die Kammer heute der großen Masse der unmittelbar Beteiligten das Wort in der festen Ueberzeugung, daß sie das Vorgehen ihrer berufenen wirtschaftlichen Vertretung gutheißen und daß die österreichische Regierung über den Willen derer, die den Elbverkchr zu einem gewaltigen Mittel des internationalen Güteraustausches gemacht haben, -nd nimmer hinweggehen werde. (Lebhaftes Bravo!) Nachdem Bürgermeister Dr. Ohn sorg-Aussig seineiseits ,ür dre Einladung und die Wahl Aussigs zum Tagungsort gedankt hatte, erhielt, mit lebhaftem Beifall begrüßt, Oberstlandmarichall Dr. Karl Urban das Wort und führte aus: Es werde seine Aufgabe sein, die Gesichtspunkte zusammenzufassen, die die öffentliche Meinung in Oesterreich bestimmt hätten, sich rückhaltlos und entnhieden gegen die deutschen Abgabenpläne zu erklären. An dieser Auf fassung habe sich «eit Einbringung der deutschen Vorlage nichts geändert. Wohl werde darin gesagt, daß der österreichischen Rechten gemäß dem Vertrage vom 22. Juni 1870 nicht vorgegriffen werden solle. Auffallen müsse aber die Art der parlamentarischen Behandlung. Denn Deulschland gehe von der irrigen Vorausietzuug aus, es werde unschwer möglich sein, die Zustimmung Oesterreichs zu einer mit den Be st,mmungen des deutschen Echiffahrtsabgabengesetzes übereinstimmenden Aenderung des Vertrages vom 22. Juni 1870 zu erlangen. Das würde nicht nur den Verzicht Oesterreichs auf Einspruch gegen die Abgaben, sonden auch auf die Einflußnahme bei der Tarifbildung und auf Vertretung in den Strombau verbänden bedeuten. Das würde es aber niemals tun, und dann müßte die Organisation der Verbände durch abermalige Beschlußfassung des deutschen Reichs tags und Bundesrats völlig geändert werden. Da bei würden sich aber große staatsrechtliche Schwierig keiten ergeben. Auffällig sei auch, daß von allen noch bestehenden, den Elbverkchr betreffenden Verträgen lediglich der Vertrag von 1870 zitiert werde, gerade als wenn die früheren Verträge gar nicht mehr in Kraft wären. In einer Stelle der deutfchen Begründung würde bezweifelt, daß die Einführung von Schiffahrtsab- gaben mit dem Vertrage vom Juni 1870 in W der- ipruch stehe. Der Zweck sei. durch Auslegungskünste dem Texte des Vertrages eine Dcutuug zu geben, die die Einführung von Schiffahrts abgaben zulässig erscheinen ließe. Redner gab darauf erne zusammenfassende Darstellung der rechtsgeschichtlichcn Entwickelung der österreichischen Vertragsansprüche und wies dabei namentlich den Versuch, den Ausdruck „besondere Anstalten" in Art. 54 Abs. 4 in dem von der preußischen Regierung befür worteten Sinne auszulegen, an der Hand der be stehenden internationalen Vertragsbestimmungen energisch zurück. Selbst wenn das Einspruchsrecht Oesterreichs auf keinem so festen, unanfechtbaren Rechtsfundament beruhen würde, müßte aber aus einer Reihe von triftigen verkehrspolitijchen und wirtschaftlichen Gründen gegen die geplante Ein führung von Schiffahrtsabgaben Stellung zu nehmen sein. Die großen Schädigungen des Elt>verkehrs durch die Konturrenztarife der deutschen Bahnen seren bekannt, jetzt icheine man vollends die Ertragsfahig- keit der wtaatsbahnen auf Kosten der Schiffahrt stärken zu wollen. Man könnte auf diese Weife die Schiffahrtsabgaben so stellen, daß die Schiffahrt Leoensfähigteir und Selbständigkeit völlig verlieren würde, und dann wäre der Augenblick getommen, die Schiffahrt billig zu enteignen und in staatliche Verwaltung zu bringen. Für die Festsetzung der Abgaben fe.ile es an jeglicher Erfahrung, und es sei ein gefährliches Experiment, diese Belastung auf an gebliche der Schiffahrt erwachsende Vorteile stützen zu wollen. Das Eintreten dieier Vorteile werde von Sach verständigen energisch bestritten, vielmehr würden die Abgaben nur unheilvolle Folgen haben. In dieser Ueberzeugung habe sich das österreichische Abgeordnetenhaus einmütig für Erhaltung der freien Elbschijsahrt ausgesvrochen. Kompensationen auf politischem Gebiete gehörten gänzlich ins Reich der Fabel, Bündnisverträge hätten mit der Elbschifsahrt nichts zu tun Eine Aenderung des Vertrages von 1870 müßte übrigens 'aut 8 11 des Staatsgrundgesetzes von 1867 unbe dingt den gesetzgebenden Körperschaften beider Reichshälften zur Genehmigung vorgelegt werden. Die Haltung der österreichischen Regierung in dieser Frage habe bisher an Festigkeit, Deutlichkeit und Entschlossenheit nichts zu wünschen übrig ge lassen, und es sei nicht anzunehmen, daß sich an die er Haltung irgend etwas ändern wird. Man könne daher der weiteren Entwicklung der Dinge mit Ruhe entgegensetzen und nur wünschen, diese Unstimmigkeit zwischen den Regierungen beider Länder werde zu keinen Zwischenfällen führen, die auch nur den leisesten Schatten auf die bundes freundlichen Beziehungen beider Länder werfen könnten. (Anhaltender, lebhafter Beifall.) Der zweite Redner, Obmannstellvertreter des Elbevereins, Dr. Löbl-Aussig, äußerte sich in ähn lichem Sinne. Der Entwurf wolle Abgaben erheben für einen Zweck, den die Schiffahrt nicht anstrebe. der ihr vielmehr schädlich sein könne. Ueberdies gäben die Bestimmungen über die Organisation und die Rechte der Strombauverbände, der Mangel einer Güterklassifikation, die Veränderlichkeit und die Ab gabensätze Anlaß. Werde doch im Art. II 8 6 ganz versteckt dem Verwaltungsausjchuß des Strombau verbandes das Recht eingeräumt, Ausnahmen von der Anwendung des Tarifs, ja sogar Befreiungen eintreten zu lasten. Diese Bestimmung spreche Bände und rechtfettige den Satz, daß Oesterreich nicht um Haares Breite von der Abgabensreiheit der Elbe ablassen dürfe und werde! Aus Art. Vli in Ver bindung mit der Begründung hierzu ergebe sich auch das Bewußtsein des Verfassers dieses Entwurfs, daß ohne Zustimmung Oesterreichs das Gesetz hin sichtlich der Elbe nicht in Kraft treten könne. Die einzige Antwort Oesterreichs an Deutschland müsse lauten: „Hand weg von der Abgabenfreiheit der Elbe!" (Lebhafter Beifall.) Der Redner bat dann um Annahme folgender Resolution: „Zn Erwägung, daß die volle Freiheit der Elbe schiffahrt von Defahrungsabgaben durch unkündbare Staatsverträge, und zwar durch die Elbeschiffahrts, akte vom Jahre 1821, durch die Additional akte vom Jahre 1844 und durch die Ueberein- kunft zwischen Oesterreich-Ungarn und dem Nord deutschen Bunde vom 22. Juni 1870 festgelegt ist und daher ohne Abänderung dieser Verträge nicht be seitigt werden kann, in Erwägung, daß zu einer solchen Abänderung die Zustimmung der österreichischen Regierung un bedingt notwendig ist, in Erwägung, daß die in jahrzehntelangem Kampfe errungene Abgabenfreiheit der Elbe eine unentbehrliche Voraussetzung für die Entwicklung der Industrie, des Handels und des Verkehrs nicht allein des österreichischen Elbestromgebiets, sondern des gesamten, nördlich der Alpen gelegenen Teiles der Monarchie bildet, in Erwägung, daß die Einführung von Schiff- fahrtsabgaben eine höchst bedenkliche Verschiebung des handelspolitischen Verhältnisses zwischen Oesterreich-Ungarn und dem Deutschen Reiche be deuten würde, — richtet die heutige Konferenz in berufener Vertretung der Gesamtintercssen des österreichischen Llbeverkehrs unter Hinweis auf den dankenswerten Beschluß des österreichischen Ab geordnetenhauses vom 4. März 1910 an die Ne gierung neuerlich Las dringende Ersuchen, von dem in den bestehenden Staatsverträgen niedergelegten Prinzipe der vollen und unbedingten Freiheit der Elbcschiffahrt von Befahrungsabgaben gemäß den von ihr wiederholt abgegebenen erfreulichen Er klärungen unter gar keinen Umständen abzugehen und ein« Verhandlung über die Zulassung von Schiffahrtsabgaben auch dann abzulehnen, wenn für eine Aenderung der Staatsverträge nach dieser Richtung hin Kompensationen welcher Art immer in Aussicht gestellt werden sollten." In der Debatte äußerte sich zunächst Kohlen exporteur Pe.zek (Aussig), der sich unter stürmischem Beifall in gleichem Sinne aussprach. Der Vertreter der Prager Handelskammer Dr. v. Riedel kommt auf Artikel 1 des Vertrags vom 22. Juni 1870 zu Theater unü Konzerte. Neues Theater. Leipzig, 16. Januar. Nach längerer Pause ließ der Elfenkönig Oberon wieder einmal sein Zauberhorn ertönen und lockte mit dessen Klange Hunderte in sein Märchenreich. Kein Wunder, denn diele Oper ist ja ein Hör- und Schaugericht Zugleich. Noch immer übte Webers Musik ihren Zauber aus, noch immer sind Hüon und Rezia, Scherasmin und Fatime willkommene Gestalten. Und zu sehen gibt es ja auch in Hülle und Fülle, mehr als sich seinerzeit wohl selbst der Theaterdirektor im Goetheschen Faust-Vorspiele träumen lassen mochte. Mit allem Geschick und lobenswertester künstlerischer Umsicht verwendete die Regie des Herrn Marion, was an bereits vorhandenem Material zur Verflloung stand. Eine Reihe buntwechselnder Bühnenbilder wurde dadurch geschaffen. Daß freilich manches Dekorative der Ausbesserung bzw. Erneuerung dringend bedürftig sei, mag nicht ungesagt bleiben. Einige Partien waren neu besetzt. Frau Rüsche- En dar ss Rezia zeichnete sich durch imposante Er scheinung von heroinenhaftem Charakter aus. Ganz vortrefflich vermittelte die Künstlerin den ge sanglich so außerordentlich anspruchsvollen Teil ihrer Aufgabe. Die Wiedergabe der Ozean-Arie z. B. war ein Prachtstück ihrer hohen Kunst: die genaue Behandlung der Textaussprache bewirkte absolute Deutlichkeit und förderte das Verständnis Gerade diese Partie setzte die alänzend stimmliche Begabung und das hochentwickelte technische Können der Sängerin ins beste Licht. Sehr niedlich war die Fatime des Frl. Fladnitzer, die reizend sang und ihrem lebhaften Spiel manchen ebenso neckiichen als anmutigen Zug verlieh. Ihr Liebhaber Scherasmin fand in Herrn Schönleber einen guten Darsteller, der in ruhiger gehaltenen Gesangspartien Besseres gibt als im Parlando, in Zukunst aber sich noch klarerer Textaussprache befleißigen dürfte. Allerliebst nahm sich der Puck der Frau Stadtegger aus, deren schöner Alt vornehmlich in der Gewltterszene vorzüglich klang und viel edle Klangfülle aufwies. Auch Frl. Färber gab in der Oberon-Partie ge sanglich und stimmlich sehr Bemerkenswertes. Noch sei des Hüon gedacht. Wohl entbehrte die Koloratur des Herrn Urlus de» öfteren der Klarheit» wohl ließ auch seine Aussprache manchen Wunsch offen. Indessen machte das Uebrige in der Gesamtleistung I solches wohl gern überhören. Dem Meermädchen I lieh Frl. Mer rem ihre feingebildete, wohlklingende > Stimme. Herr Kapellmeister Porst endlich trug die Veranlwortung des allgemeinen musikalischen Teils der Vorstellung und war, wie zu erwarten stand, der Sache wieder voll gewachsen. e.. 8. III. Kammermusikabend des Böhmischen Streich quartetts. So wenig angebracht es ist, «wischen die einzelnen Kammermusikwerke Gesangsnummern ein- zuschiebcn und dadurch diese Konzerte unnötigerweise zu verlängern, so viel Anklang scheint dies beim Publikum zu finden. Doch auch für die Kunst gilt des jüngeren Plinius von wistr», >o<i m stom. Wer mir Aufmerksamkeit der Darbietung dreier Quartette gefolgt ist, dürfte vollauf zufrieden gestellt sein und nicht noch Verlangen tragen nach anderen, nicht recht in den Rahmen dieser Abende passenden musi- kalrichen Darbietungen. Höchst selten wohl sah der Kaushaussaal eine so große Zahl. von Konzert besuchern — selbst das Podium war dicht besetzt — wie gestern. Gab es doch neben den „Böhmen" auch Wüllner zu hören. Wiederum gelang es dem ausgezeichneten Vortragskünstler, trotz seiner so geringen Stimmittel. tiefgehendste Wirkungen zu erzielen und davon zu über zeugen, daß es letzten Endes darauf ankommt, all die im Gedicht enthalten» n Gefühle und Emp findungen in ihrer ganzen Größe und Tiefe sich voll ständig anzueignen und dann neu entstehen zu lassen. Was er singt, trägt den Stempel der Wahrheit an sich, es kommt aus innerstem Herzen und geht zu H.'rzen. Lieder freilich, die sich in erster Linie an eine schöne Stimme wenden, wie Brahms' „Wie traulich war das Fleckchen", sollte er nicht singen. Hocherfreuliche Leistungen boten wieder die Böhmen. Wohl ließ Haydns eingangs gespieltes Kaiieiquartett in den beiden ersten Sätzen an innerer Geschlossen heit einige Male zu wünschen übrig, auch war hier nicht immer alles klanglich sein genug abgewogen. Wie die Herren Hoffmann, Suk, Herold und Prof. Wihan aber das Menuett und das Finale, wie sie ferner Beethovens Op. 135 zum Vortrag brachten, verdient rückhaltlos anerkannt zu werden. Und all ihr Können strahlte in hellstem Lichte in R. Schumanns prächtigem Klavierquintett Op. 44, das sie mit Herrn Hinze-Reinhold am Klavier, der ganz trefflich seine Aufgabe löste und sich als äußerst tüchtiger Kammermusikspieler erwies, zu ganz ausgezeichneter, wirkungsvollster Wiedergabe brachten. Reichster Beifall lohnte die trefflichen Künstler für die dargebotenen Genüsse. 0. tt. 1 Line Uraufführung in Weimar. „Der East." Ein deutsches Schauspiel in drei Aufzügen von Wilhelm von Scholz. Das Hoftheater in Weimar brachte am Sonnabend das deutsche Schauspiel in drei Akten von Wilhelm von Scholz „Der Gast" zur Uraufführung. „Der Gast" ist ein älteres Bühnenwerk des Münchener Dichters. Bereits im Jahre 1900 ist das Stück er schienen. Die Münchener Literarische Gesellschaft wollte damals das poesievolle Schauspiel geben bevor sie aber ihr Vorhaben ausführen konnte, mußte sie sich auflösen. Wilhelm von Scholz hat inzwischen mit dem „Juden von Konstanz", „Meroö" und beson ders mit seinem jüngsten Vühnenwerke, der Groteske „Vertauschte Seelen , ansehnliche Erfolge errungen. Für die Aufführung in Weimar hat er den „Gast" einer völligen szenischen Neubearbeitung unterzogen. „Der Gast" spielt im ausgehenden Mittelalter in einer süddeutschen Reichsstadt. Dort baut ein fremder Dombaumeister einen neuen Dom. Gerhard Grab- herr meidet scheu die Ratsherrn und Bürger der Stadt. Er lebt nur seiner Arbeit und dem Gedan ken, ein prachtvolles Gotteshaus zu errichten. Das Volk hält den verschlossenen Mann, den -die Frauen verehren, für einen Hexenmeister. Bei einem Karne- valsseste im RatHaussaale naht sich dem Dombau- meister, der den Saal nur betreten hat, um seine Pläne zu holen, dann aber von den Ratsherrn zu rückgehalten wurde, Leonore, eine schöne Dirne. Sie verfolgte den stattlichen Mann schon seit langem mit ihrer Liebe Gerhard aber will nichts von ihr wissen, und auch jetzt wieder weist er sie ab. Wutschnaubend beauftragt Leonore einen ihrer Verehrer, den Dom baumeister zu ermorden, der Plan mißlingt ober, und der Dombaumeister tötet seinen Angreifer. Unter den Soldaten, die von den Ratsherren in einem ungesun den Quartier untergebrocht worden sind, ist einer ge storben. Bald erkennt man, daß er mit der Pest be haftet war, denn die Seuche greift mit rasender Schnelligkeit um sich. Leonore sprengt überall aus, der Dombaumeister hake mit Hilfe seiner Hexenkünste die Krankl-est in di« Stadt gebracht. Sie selbst sucht ihn aus, und ih-en Dersührungskünsten gelingt es, dry an seinem Werk Verzweifelnden für sich zu gewinnen' Im flüchtigen Sinnenrausch lätzt er sich von Leonore verführen. Um den Meister ganz für sich zu ge- winnen, vergiftete die Dirne sein Weib. Aber auch das hilft ihr nichts, Gerhard wendet sich für immer von ihr ab, Leonore wird wahnsinnig. Sie findet den Baumeister in der ausgestorbenen Stadt im Rathaussaale wieder. Er rüstete sich gerade zur Abreise. Als ein Ueberwundener und gereifter lleberwinder des Lebens will er fortziehen und er verzeiht auch Leonore. Der Satz „denn wir sind Gäste, Gäste sind wir alle", den der Dichter dem Buche voranaesetzt Hal. erklärt, was er mit dem tief ergreifenden Schau spiel andeuten will, das Leden gibt dem Sterben den keine Ruhe. Unstet muß er wandern und wenn er sich am Ziele glaubt, zerstört ein uner wartetes Ereignis wieder alles. „Ein armer Gast, mit leichtem Ranzen geh' ich fort! Geh in die Welt, traurig entsagend, tief Ins Leben, das noch zu beschauen mich lüstet, Mich vergrabend" sagt Gerhard beim Abschied. „Der Gast" enthält zahlreiche Szenen von lyrischem Stimmungsreiz. Besonders der zweite Akt ist reich an tiefempfundenen Episoden. Tie Hauptpersonen sind liebevoll charakterisiert, die Dolksszenen weisen eine geschickte Steigerung aus Das ganze Werk hinterließ, dank einer vorzüglichen Aufführung und reicher Ausstattung einen tiefen Eindruck. Don den Darstellern zeichneten sich Hans Jlliger als Baumeister Gerhard Grabherr und Elisabeth Schneider als Leonore aus. Aber auch die sehr zahlreichen übrigen Rollen waren gut besetzt. Jntendanzrat Hans Gellwig hatte das Schauspiel mit großer Sorgfalt inszeniert. Bereits nach dem zweiten Akt konnte sich der Dichter an der Rampe zeigen und' am Schlüsse wurde er immer und immer wieder gerufen. kI^vnaavn I-ntzrsafi. b. Ehemniker Theater. Au» Chemnitz wird uns telearaphiert: Die deutsche Uraufführung der Oper „Teß", Text von Luigi Jllica, Musik von Friedrich d'Erlanger, im Neuen Stadttheater am Sonntag hatte einen lebhaften Erfolg. Regie und Darstellung waren sehr gut. Der Komponist wie Kapellmeister Malata wurden oft gerufen. < Prager Theater. Unser Praoer Mitarbeiter meldet uns: Humperdincks „Königskinder" er rangen bei ihrer Erstaufführung im Deutschen Theater am Sonntag einen starken äußeren Erfolg.
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