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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.07.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120726024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912072602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912072602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1912
- Monat1912-07
- Tag1912-07-26
- Monat1912-07
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Abend-Ausgabe Layeigeu-Prei» Bezugs »Prei- L los. Jahrgang Nr. 378 /rettsg, üen 26. 3uU 1912 Die vorliegende Ausgabe umfaßt 10 Seiten 251 101, UN 101.50 101,50 beiden starken, stolzen sich als der Unter- V»ft>ch«ckr»ia» Leipit, SW. 0»4 74S ruL 7»7 »»4 «X» >8 2. iso mit > 22 * Die für Albanien bestimmte Mission ist gestern von Konstantinopel abgereist. (S. bes. Art.) Narr in: 4« 5050 zoi 1 Hi ll», * In Toulon weigerten sich Matro sen der Kriegsmarine den infolge des Sec- leutestrciks gefährdeten Postdampfcrdienst auszuführen. (S. Ausl.) 00,75 91,ZO ivr,- 83,59 ioi - 03,50 P.pscheeNoat» Lei»^, SW. 04,0k 103,u s««S2 t»«hta„chl»d» TeU-Iinschl.r 14 «SS N4SS4 u,- 100,00 97,80 103,75 >so,75 101,oo >oi,oo 101,oo 104,- ss- iii.« >04- >04,70 o» 72 7K v« 4» 84 SO KL 8K KU rr Mi Sv S8 77 «7 LS V7 07 V4 8S «k v» 88 ltt 78 »8 t» irr 54 »L »L 14 )v r» 100,75 101,75 100,50 80,- 100,75 97.- 100,50 100, - 107,75 101, - 100,75 100,75 101,50 07,- 100,75 Das Wichtigste. * Heute begannen in Leipzig die Verhand lungen der 11. Versammlung der Führer und Aerzte Deutscher Freiwilliger Sani tätskolonnen vom Roten Kreuz. 04,Oi n,- s 2, 13, b, 4, 14 2, 1, ». U) 2, )). 4, Ar L»tp,ta und Vor»«» »urch «1«, träaer und Soedtteur» Lmal täalich in, »au, ««bracht:« Vl. monatig r.7ö »L »ierteliührl. Bet unsern FUtalr» u. An» nahmeftellen adaeholt: 7S Ps. «ouaU, rSk Mt. ot»rt«lsährL Der Anfang vom Gnüe? Die Situation in Konstantinopel hat sich durch die gestrige Kammersitzung noch mehr verschärft. Ent gegen dem letzten Beschliche der Militärliqa, sich von Politik fernzubalten, ist im Namen der Militärliga der Kammer em „Ultimatum" überreicht worden, das die Auflösung der Kammer innerhalb 48 Stunden fordert. Im Verlaufe der so dramatisch bewegten Sitzung hat der K r i e g s m i n i st e r des neuen Ka binetts. Nasim Pascha, der infolge oes Zwischen- falls in der Kammer erschien, dann allerdings erklär., da, angebliche Ultmatum der Militärliga sei nur ein Bluff", und er hat versprochen, den schuldigen Offizier, der den Brief der Liga der Kammer zuge stellt, zu suchen und Hur Verantwortung zu ziehen. Aber wenn es auch sein mag. daß die Manifestation nicht ganz die Bedeutung besitzt. die man ihr in der Kammer zuerst beigemessen, so bleibt sie doch bedeu tungsvoll als Symptom, und das Parlament hätte sie schwerlich so ernst genommen, hätte es nicht ge wusst, das; sie durchaus der Stimmung und den Wün schen der Militärliga entspricht. Innerlich iveiß jeder, daß — mit und ohne „Bluff" — eine wirkliche, nicht wegzuleugnende Gefahr besteht. Ueber die Lag« in Konstantinopel wird gemeldet: Konstantinopel, 26. Juli. Die Städt ist ruhig Nachts durchzogen starke Kavallerie patrouillen die Straßen. Die Militärliga. Ueber die Verbreitung der Militärliga im tür kischen Heer wird aus Konstantinopel gemeldet: Die Armeekorps von Smyrna, Saloniki, Monastir, Uevküb und Konstantinopel sowie von Thrazien hal ten einmütig zur Liga. Das Armeekorps in Asien ist durch Versprechungen gleichfalls gewonnen. Alle diese Armeekorps beabsichtigen ein gemeinsames Manifest zu erlassen. Die Hauptträger der von langer Hand vorbereiteten Bewegung wa, ren Kavallerieofsiziere. Issa Boljetinatz auf dem Wege nach Priftina. Aus Uesküb wird gemeldet: Issa Boljetinatz ist, offiziellen Nachrichten zufolge, drst-: nachmittag mit 5000 Mann durch Mitrovitza gegen Pristina gezogen. Sonst ist die Lage unver ändert. Die Arnautenführer geben keine Be schlüsse b e k a n n t, sondern warten, bis die Be sprechungen mit der Sonderkommission stattgefunden haben. Die Truppennachschübe dauern an. Die Redifs kommen sämtlich von Albanien unbewaffnet zurück. Die für Albanien bestimmte Mission ist, wie aus Konstantinopel gemeldet wird, gestern abend abgereist. Das Gerücht, daß der Eroß- wesir selbst an der Spitze der Mission abreise, wird dementiert. Kiamil Pascha, der noch un- pätzlich s!) ist, hat dem gestrigen Ministerrat nicht beigewohnt. Es verlautet, der Ministerrat habe be schlossen, die Kriegsgerichte überall aufzu heben. Die Frage der Ernennung Ferid Paschas oder einer anderen Persönlichkeit zum Minister des Innern harrt noch der Erledigung. Wie aus authentischer Quelle verlautet, wohnten, bevor die Mission ihre Reise antrat, die Mit glieder mit sechs Albanesen dem Ministerrate bei, in dessen Verlauf eine annehmbare Basis für die Unterhandlungen mit den Arnauten ge funden wurde. Gtstsderstmlg ües RejchsoertMjgungssuslchulles im englischen Untersisus. (Fortsetzung aus dem Morgenblatt.) London, 25. Juli. Hei der Etatsberatung des Reichsverteidigungs ausschusses im Unterhaus gab, wie schon in -er Morgenausgabe unter den letzten Depeschen mit geteilt, Premierminister Asquith einen Ueberblick über die Tätigkeit dieses Ausschusses und sprach über Englands auswärtige Politik. In der weiteren Dis kussion ergriff dann zunächst der Führer der Opposition Donar Law das Wort und führte aus: Vor zehn Jahren beherrschten wir jedes Meer. Heute beherrschen wir nur die Nordsee. Ich möchte nicht behaupten, dah irgend etwas hätte ge schehen können, diese Aenderung zu verhindern. Aber in einer kritischen Zeit taten wir alles, was wir konnten, um die Aenderung zu erleichtern und zu be schleunigen, dadurch, daß wir in den Jahren 1006, 1907 und 1908 nicht eine genügende Zahl von Schiffen auf Stapel legten. Dieser Wechsel hat unsere ganze Stellung in der auswärtigen Politik verändert, und wir können nicht länger m einer Stellung der Iso liertheit verharren, in verhältnismäßiger Gleich gültigkeit gegenüber der Gruppierung von Mächten. Der Schlüffe! unserer auswärtigen Politik sollte eine stete beharrliche Freundschaft mit den Mächten sein, die mit uns in der Tripel-Entente vereint sind. Jede Gruppierung von Mächten begünstigt den Frie den, obschon sie den Krieg nicht unmöglich macht. Ich kann der Behauptung nicht zustimmen, daß Eng land niemals Oesterreich und Italien in Kriegs zeiten gegenüberzutreten gezwungen sein wird. Sie gehören beide zum Dreibund, und wir würden äußerst töricht sein, wenn wir nicht die Möglichkeit ins Auge faßten, daß die anderen Mächte des Bundes an dem Kriege teilnchmen könnten, den wir möglicherweise mit dem einen Mitglied des Dreibundes führen. Wir können bei Erwägung unserer „Verzeihung, gnädige Frau, habe ich Sie erschreckt?" ,,O, es war nur für den Augenblick, weil ich in dieser Einsamkeit niemand vermutete. Das Birken, Wäldchen liegt ja so abseits vom Wege,' deshalb sagt mir der Aufenthalt darin so zu." „Dann begegnen sich unsere Sympathien. Weil auch ich das Wäldchen so liebe — als Junge war es mein liebster Aufenthalt, habe ich einen Umweg ge macht. Ich bin auf dem Wege nach „Wciherhaus . „Ohne die Baronin? Wie geht es ihr? Ich habe sie lange nicht gesehen." „Meine Frau ist leidend", entgegnete er, „ergeht ihr nicht besonders. Ihr Zustand flößt mir Sorge ein." „Oh!" Sie konnte kaum sprechen, so heftig klopfte ihr Herz. Sie dachte an ihre frevlerischen Wünsche — Sie legte die Hand über die Augen und atmete tief. „Das tut mir leid", flüsterte sie mit blaffen Lippen; „von Herzen wünsche ich gute Besserung." Und es war ihr Ernst mit diesen Worten. Wie gebannt blickte Klaus auf das schöne Frauen bild. Isabelle kam ihm heute so anders vor; das Trctzige, Triumphierende war aus ihren Zügen ge wichen, ein weicher, sehnsüchtiger Ausdruck lag darin, der ihr einen unbeschreiblichen Reiz verlieh. Die Waldeinsamkeit umspann beide mit ihrem Zauber; es war gefährlich, dieses Zusammensein — uns doch konnte er sich nicht trennen — und sie wünschte sein Bleiben. Eine solche Stunde kam wohl nicht wieder! „Sie werden in „Weiherhaus" erwartet, Herr von Wallbrunn?" fragt« sie leise. „Es ist ein schöner und vornehmer Herrensitz." Za. gnädige Frau, würdig seiner Bewohner: man muß sich dort wie zu Hause fühlen." „Man könnte sie um ein solches Zuhause be- neiden." „Aber, gnädige Frau, Sie dürfen doch nicht ver- geffen, daß Sie em ebenso prächtiges Heim Ihr eigen nennen!" Mit einem rätselhaften Blick sah sie ihn an. Er hatte sie offenbar nicht verstanden. „Ach ja. ich vergaß! Aber ob Pracht und Glanz das Gefühl des Zuhause schaffen können?" Er trat einen Schritt näher zu ihr heran uno sah ihr forschend in das Gesicht. Sie hielt seinen Blick ruhig aus. „So haben Sie sich noch nicht eingelebt?" „Das wohl, aber es ist da etwas, was in mir nie die Freude meiner neuen Heimat aufkommen läßt. Manchmal wünschte ich mir" — sie hielt plötzlich inne. Lurch die V.»r innerhalb Deutschland, und der drutlchen Kolonien Vierteljahrs. r.tzv «k„ monaU. l^ll Mk. ausschl. Postbestellaeld. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donaustaaten. Italien, Luiembura, Niederlande, Noe» w«I»n. Oefterreich. Unaarn, Nnijland, Schweden und Schwel». In allen iibriaen Staaten nur dtreit durch die «beschall». Kell« d», Blatte erhältlich. Da» Leip,t,er Ta,«blatt erichetnt »mal täglich. Sonn- ». Feiertag, nur morgens >doan«ment»-Annahm,. 2»ha»nt„aN« 8, bot unseren Trägern, Filialen, Spediteuren »nd Annahmestelle.«. sowie Postämtern und Briefträgern. Eta,»l»«rkaut»or»t» 10 Pt. von 1880 bis 1900 bestanden hab«. Diese Politik ver- uvsachte Gerücht« von Kriegen mit Frankreich, Ruß land und Deutschland, und führte zu politischen Rei bungen mit diesen Ländern; wenn man zu dieser Politik zurülklehrte, werde man bald eine Flotte nicht nach dem Ein- oder Zweimächte-Standarv, sondern nach einem viel höheren bauen müssen. Wir haben Freundschaft mit Frankreich und Ruß land geschlossen, mit denen wir so viele Reibungs flächen gehabt haben. LLenn wir diese Herzlichkeit verringern lassen, werden wir alle Ursachen zu Rei bungen wieder erstehen lassen. Ponsomby beklagte ferner das sogenannte Gleich gewicht der Mächte. Kannte er das offizielle Lommuniqu6, das von der doutschen und russi schen Regierung nach der Zusammenkunft in der Ost see veröffentlicht wurde, nicht? Wenn man seine Rede anhörte, konnte man glauben, daß die britische Re gierung verantwortlich dafür soi. daß getrennte Gruppen in Europa bestehen. Wir begannen nicht mit der Bildung dieser Grup pen. (!) Wenn gegenwärtig die Aufrechterhaltung dieser Gruppen als wesentlich für die Erhaltung Les Friedens betrachtet wird, so sollte man nicht verlan gen, daß diese Gruppen aufgegeben werden. Wenn wir unsere auswärtige Politik geändert hätten, ist dann wirklich anzunehmen, daß das eine Wirkung auf die Flottenausgaben in Europa haben würde? Ist unsere auswärtige Politik verantwortlich für die deutsche Flotte? Die Erklärung, in der angekündigt wird, daß Deutschland eine großzügige Flottenpolitik eröffnen werde, geschah in der Flottengesetzgebung von 1900. Wie konnte seitdem irgendeine britische Politik verantwortlich sein für die deutsch« Politik? Man darf einen sehr einleuchtenden, möglichen Grund für die Erbauung der deutschen Flotte nicht über sehen, nämlich, daß eine wachsende Nation wünscht, mächtig zu sein, ohne daß sie notwendigerweise An- grisfsabsichten verfolge, noch auch «ine bestimmte Ge fahr vermeiden will. Ueber em« Beschränkung der Rüstungen zu sprechen, ist nicht sehr interessant für die deutsche Oeffentlichk«it, wenn dre Leute, die dar über sprechen, nicht genau sagen können, was sie wol len unv auf welcher Basis sie wünschen, daß Abkom men getroffen werden. Aufder Gleichheit oder der Ueberlegenheit der britischen Flotte? Wenn Sie nicht bereit sind, hierauf einzu gehen, können Die nicht erwarten, daß di« deutsche öffentliche Meinung sehr entgegenkommend ist. Alles, was wir tun können, ist. Zu beweisen, daß wir keine aggressiven Absichten haben und daß die Freundschaften, die wir mit anderen unter halten, keine aggressiven Zwecke haben und nicht ge gen eine andere Macht gerichtet sind. Das tun wir, und werden es auch weiter tun. Hierauf wurden Ponsombys Antrag auf Verminde rung d«s Voranschlags mit 331 gegen 39 Stimmen ab gelehnt. Stellung das Bestehen des Dreibundes nicht außer Rechnung lassen. Bonar Law kam sodann aus die Erklärung Winston Churchills vom 22. d- M. und sagte: Chur chill beschrieb uns die Wirkung des neuen deutschen Flottengesetzes und die deutsche Presse hat seine Er klärung als richtig bezeichnet. Ich habe nie mals eine schwerer wiegende Erklä rung gehört. Ich weiß, es gibt Mitglieder des Hauses, die da denken, es sei provozierend, unsere Stärke mit der Deutschlands in Vergleich zu stellen. Das erscheint mir absuro. Der ganze Zweck der Er haltung unserer Defensivstreitkräfte gründet sich auf die Annahme, daß wir eines Tages vielleicht in den Krieg ziehen müssen. Und wenn wir die Möglichkeit eines Krieges ins Auge zu fassen haben, so müssen wir sie von dem Gesichtspunkt berjenigen Macht er wägen, die am meisten in der Lage ist, uns zu schaden, wenn es zum Krieg kommen sollte. Tas soll nicht im geringsten bedeuten, daß wir irgendeine Feindseligkeit oder ein Uebelwollen gegenüber Deutschland empfinden, oder daß wir die Lage Deutschlands nicht verstehen. Vonar Law schloß: Ich entsinne mich, in einem deutschen Buch folgenden Satz gelesen zu haben, der einen großen Eindruck auf mich gemacht hat: „Ab rüstung ist keine Frage der praktischen Politik, so lange di« eine Macht imstande ist, wenn sie wünscht, über Nacht unsere Handelsflotte zu vernichten, und unseren Ueberseehandel zu zerstören." Das ist eine sehr natürliche Ansicht für einen Deutschen. Wenn ich ein Deutscher wäre, so würde ich sie wahrscheinlich auch haben. Die Deutschen haben gewiß das Recht, dieser Ansicht zu sein, aber sie ist unverträglich mit unserer Sicherheit, weil nicht nur unsere Wohl fahrt, sondern auch unsere Existenz von der Ueberlegenheit unserer Flotte ab hängt. Im Verlaufe her Diskussion be antragte der Radikale Ponsomüy Verringerung des Voranschlages und kritisierte die Politik, dis zu der jetzigen Lage geführt habe. Er forderte Her beiführung freundlicher Beziehungen zuDeutschland, wodurch das sinnlose Wettrüsten vollständig überflüssig würde. — Grey führte aus, es könne nicht stark genug betont werden, wie schwer die Last der Rüstungen sei. Die Demokraten hätten vielleicht noch mehr Grund als irgend jemand, «in« Verringerung der Ausgaben für Rüstungszweck« zu wünschen, doch leider sei di« Regierung machtlos. Sie sei aber der Meinung, daß Kräfte am Werke seien, die mit her Zeit eine Wirkung auf die Rüstungen ausüben würden. Er hoffe, daß die internationale Meinung in Zukunft so mächtig soin werde, daß man in Fällen von Streitigkeiten nicht mehr an Gewalt, sondern an andere Instanzen appellieren werde. Er meins auch, daß die wachsende finanzielle Abhängig keit der Nationen voneinander ihre Wirkung tun werde. Hierauf bekämpfte Grey di« Behauptung Ponsombys, daß -die britische auswärtige Politik verantwortlich sei für die großen Ausgaben für Rüstungszwecke. Er sei der Meinung, daß di« von Ponsomby gewünschte Aufgabe der in den letzten zehn Jahren verfolgten Politik die Ding« nicht besser, son dern schlimmer machen würde. Ponsomby wünsche, daß England keine bestimmten Freunde in der aus wärtigen Politik habe, doch das würde zu einer Poli tik der glänzenden Isolierung zurückführen, wie sie nickst so verwundert an! Ich habe mich darüber ge freut. denn Sie haben mir die Kränkung reichlich und schlimm vergolten. Ich spreche es ganz offen aus. Verstehen Sie das, Baron von Wallbrunn?" Triumphierend sah sie ihn an. „Ja, ich versteh« es, gnädige Frau!" erwiderte er mit leichtem Lächeln. „Welche Frau in Ihrer Lage würde nicht so denken! Nun haben wir den schönen Sonntagmorgen mit einer so wenig geeigne ten Unterhaltung ausgefüllt!" „Dieser Kriegszustand bleibt also bestehen?" „Wieso, gnädige Frau?" „Nun, sie sagten doch, daß Sie nie vsrgeffen haben, wie —" „Sie dürfen das nicht so wörtlich nehmen, gnädig« Frau! Ich hege wirklich keine bösartigen Gefühle gegen Sie — im Gegenteil, die denkbar freund nachbarlichsten." Mit Absicht schlug er einen leichteren Ton an; man hatte sich oa au; «in Gebiet verirrt, das gefähr- lich zu werden drohte. „Wirklich, gnädige Frau!" Er lächelte dabei ein wenig, daß di« weißen Zähne unter dem dunklen Bart heroorblitzten, und das machte ihn so jung. Leidenschaftlich drängte es sie zu ihm. „Ja, das merkt man — die freundnachbarlichsten Gefühle! Wie meiden Sie uns auf Birkenfeld«!" „Gnädig« Frau, das hat damit nichts zu tun. Sie wissen, daß wir wegen des Gesundheitszustandes meiner Frau unseren Verkehr auf das Nötigste be schränken müssen." Sein Ton klang aber merklich kühler. „O, das ist es nicht allein! Weil Sie uns — mich Haffen!" Wieder sprach sie dieses h«rbe Wort aus: er sollte ihr widersorechen! „Sie dichten mir da ein« Empfindung an, gnädig« Frau, von der ich wirklich nichts weiß!" „Doch!" beharrt« sie. „Sie sind nachtragend!" Sie sah ihn an; er schüttelt« den Kopf. Da streckte sie ihm die Hände entgegen und sagt« in einem Tone, wie er ihn noch nie von ihr gehört, so weich und süß flehend: „Wenn ich Ihnen nun aber sag«, wi« bitter ich bereut habe, wenn ich um Verzeihung bitte?" .Hsabell«!" rief er aus. „Vergeben Sie mir nun? Ach wenn Sie wüßten, wie sehr ich gelitten habe, Sie würden es tun! Legen Si« mein« Reue und Ihren Groll auf «ine Woge — «s wird sicher -u meinen Gunsten ent schieden werden!" (Fortsetzung tn der Morgenausgabe.) Stolze Aerzen. Roman von Fr. Lehne. sNachdruck verboten.) Natürlich «rfuhr Baron von Wallbrunn auch davon. Seit dem Eesellschaftsabend auf „Weiher haus" hatte er Isabelle Löbbecke nicht wieder ge sprochen. Einige Male waren sie aneinander vorbei ge ritten; auf seinen höflichen, gemessenen Gruß hatte sie ein herausforderndes Lächeln gehabt und war dann weitergesprengt. Wie ein stummes, erbittertes Rin gen war es zwischen diesen Menschen, und Klaus fühlte liegende. Manchmal hatte er schon daran gedacht, Althof zu verkaufen und fortzugehen. Dann sah er die Frau nicht mehr die seine Gedanken erfüllt«, er würde sie vergessen lernen. Die alte H«imat hielt ihn jedoch mit tausend Banden — und Isabelle — trotz allem — Der Landrat hatte Klaus einige Zeilen geschrie ben, daß er ihn am Sonntag zum Frühstück erwarte. Gern folgte «r der Einladung. Klaus ritt durch die grünenden Felder; das Herz wurde ihm weit in der freien Eottesnatur. Einer großen, azurblauen Glocke gleich wölbte sich der Himmel über der im Frühlingsglanz prangen den Erde. Wenn es auch ein Umweg war — er wählte den Weg durch das Birkenwäldchen, das er so sehr liebte. Als Knabe hatte er dort seine schönsten Stunden oer» lebt; jetzt gehörte es freilich dem Herrn von Birken felde — wie so vieles andere, was ihm teuer war. Langsam ritt er auf dem weichen Walddoden hin — und überließ sich seinen Gedanken. Es war noch ziemlich früh. Leise rauschte der Morgenwind in den Wipfeln; die Vöglein sangen und lubilierten; die Lebensspenderin, die Sonne, grüßend. Als ob leine Gedanken sie heraezaubert, sah er plötzlich Isabelle Löbbecke vor sich. Sie saß in weißem Reitkleide auf einem Baumstamm, die Hände ums Knie geschlungen, und blickte in trübem Sinnen vor sich hin. Ihr Pferd hatte sie in einiger Entfernung an einen Baum gebunden. Sie wandte den Kopf, als der leise Hufschlag eines Pferdes an ihr Ohr tönte; einer Flamme gleich schoß das Blut in ihr Ge sicht, al» sie des Barons ansichtig wurde. Erschrocken darüber, ihn, an den sie gedacht, so plötzlich vor sich zu sehen, sprang sie auf. Höflich grüßte er und hielt an. Es ging ihm doch gegen das Gefühl, heute ohne ein Wort an ihr vor beizureiten „Warum sprechen Sie nicht weiter?" „Ich wünscht«, daß die letzten zwei Jahre ganz aus meinem Leben ausgelöscht seien, daß ich nie gelebt hätte!" rief sie leidenschaftlich aus. Er war bei ihrem Geständnis sehr blaß geworden. „Auch ich wünschte das!" sagte er leise. „Sie auch?" „Ja, gnädige Frau." „Aber warum?" forschte sie atemlos. Da sah er sie mit einem langen Blick an. „Ich möchte Ihnen diese Frage eigentlich zurück geben, gnädige rZrau! Sie haben in Ihrem Leben dock' nicku so Schweres ertragen müssen, daß dies-c Wunsch berechtigt wäre!" „Nein, gar nicht!" entgegnete si« in so eigenem Ton, daß er si« betroffen ansob. Was wußte er denn von d«n bitteren, verzweifelten Kämpfen ihres Her zens! „Aber Sir, Hr: > non Wattbrunn — aus dem Munde eines Mannes einen solchen Wunsch zu hören, befremdet immer. Ist «s vielleicht, weil Sie Ihr Birkenfcldo noch nicht verschmerzen können — ver zeihen Sie, daß ich darauf zurückkomme — und daß ich dort bin?" „Daß Sie dort sind, nicht! Aber das Verschulden meines Vaters bildete den Anfang: ich mußre mich fügen, ohne daß ich gekämpft hatte, Leben heißt kämpfen! Aber so — mit gebundenen Händen da- stehcn — nicht selbst verantwortlich für sein Geschick." „Ich meine. Herr von Wallbrunn, daß Sie sich Ihr Leben doch selbst gezimmert haben!" Er wußte, was sie meinte, und sagt« erregt: „Nicht ich — wohl aber eine unüberlegt sprechende Müdchenzung«!" Isabelle erbleichte. „Herr von Wallbrunn!" „Ja, da wir nun doch einmal daran gerührt haben — das war es!" „Aber ich habe es nicht so böse gemeint, es war der Ausfluß einer ärgerlichen Stimmung." „Trotzdem — es gibt selbst für das schönste Mäd chen eine Grenze. Ich habe es nie vergeßen können!" sagt« er hart. „Dann muffen Sie mich sehr Haffen!" bemerkte sie leise. Mit einem unbeschreiblichen Blick umfaßte er La» schöne Frauenbild. Leidenschaftlich zuckt« es über sein Gesicht. „Haffen —" „Ja, so Haffen, daß Sie aus Haß —" „Daß ich die Unwahrheit sprach", unterbrach er sie mit bebender Stimme. „Sie wißen ja nun alles!" „Ja, ich weiß es, Herr von Wallbrunn! Und dah ich es erfahren habe, das freut mich! Sehen Sie mich Ur Inserat» au» Lotpita and Umartana VU llvütt,« P«ttt»«U« ÄPs-dt. X?N°me- »<il» l ML von a»»wärt» 30 Pf. Reklamen UV ML Inserat» o»n Behörden tm amt» Ach« I,U di» Patt»,»il« » Ps. E«!chästo-n,et,e, nrtt Platzoorschrtsten tm Pr«tl» erhöht. Nada« nach Tarts. Beilage,«bübr Gesamt» anstag» 3 ML p. Tausend «rkl. Postgebühr. Teildeila,« höyer. gesterteilt» Austra,« können nicht »orüch» a«»o,»n werden Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen and Plätzen wird kein« Garantie lidernommen. Aniet,««-Annahme: 2»b«,M»,,Is« 8, b«t sämtlichen Filialen w allen Annoncen» Expeditionen de» In» and Ausland«». »ra« »ad Beel», »» Fisch«, 4 Mir»«, Inhaber: Pani ttilest«^ NedaM», an» »eschäst.ftell.: Johanni»,aste 8. Haupt-Filiale Dr«»d«n: Eeestra«« 4. l ilelephon 4K711. « »llarmetn« Deutsch« Lrebtt» Lankkonts: i Deutsch^BanL^sÄtzle Leip,«« t Dep -Kais« Grimm. Steinweg K Ämtsvtntt -es Rates un- -es Nokizeiamtes -er Lladt Leipzig aMer TaMM Handelszeitung
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