Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.01.1919
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1919-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19190123029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1919012302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1919012302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1919
- Monat1919-01
- Tag1919-01-23
- Monat1919-01
- Jahr1919
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ftbead-Kussabe 113. ^ahryaag DenWist WilDs Wer den Pöl-er-kO Die Organisierung des DSlkerbundes Haag, 23. Januar. (Drahtbertcht.) Aus Paris wird gemeldet: Präsident W i l s o n hat nunmehr seine Denkschrift über d.n Völkerbund vollendet, die er der Friedenskonferenz vorlegcn wird. Der Plan für den Völkerbund datiert aus genauem Studium der Denkschrift der Alliierten und insbesondere der französischen und britischen Auffassung, enthält auch viel von den Gedanken des Generals Smuts und hat mehr Richtlinien für den Charakter als Anfpuich auf einen persönlichen Plan des Präsidenten Wilson. Danach bilden Amerika und die assoziierten Regie rungen den Kern des Völkerbundes, zu dem aber auch alle anderen freien Rationen Zutritt haben sollen. Es wird ein zwangsweises Schiedsgericht zur Vermeidung von Kriegen vorgeschlagen. Deutschland und Rußland sollen erst dann als Mitglieder des Bundes ausgenommen werden, so bald der politische Zusland in diesen Ländern die erforderliche Stabilität erreicht hat. Der polnische Vormarsch zum Stillstand gekommen Elberfeld, 23. Januar. (Eigener Drahtbertcht.) Der ,G.-A.' meldet aus Danzig: AuS Thora wird berichtet, daß der pol nische Vormarsch an der ganzen polnischen Front zum Still stand gekommen ist. Die Polen sind 10 Kilometer von Bromberg In ihrem Borrücken flehen geblieben. Thorn ist bis seht überhaupt nicht bedroht. Der Druck deS verstärkten und jedenfalls wohlorganisierten deutschen Widerstandes macht sich an der ganze» Froat bemerkbar. * London, 22. Januar. (Reuter.) DaS KommuniquL von Paris vom 22. Januar besagt: Der oberste Krlegsrat trat um II Uhr zusammen. Der Präsident der Vereinigten Staaten und die ersten Minister und Außenminister der Alliierten und asso ziierten Riächte sowie die japanischen Delegierten Baron MakIno und Matsui berieten über die polnische Frage, über die sie Marschall Joch zu Rate zogen. Eie beschlossen, sofort eine aus je zwei Delegierten (eines Zivildelegierken und eines militärischen Delegierten) der Vereinigten Staaten, Frankreichs, des Britischen Reiches und Italiens bestehende Kommission nach Polen zu entsenden. Hierauf nahmen die Minister die Untersuchung der russischen Frage wieder auf. Präsident Wilson verlas einen Antrag, über den heute nachmittag drei Uhr verhandelt werden soll. Die amerikanischen Lebensmittet- lie.erungen für Deutschland Man schreibt uns: Rach Meldungen auS Trier über dl« verein barten LebenSmitlellieferungen für Deutschland sollen wir zunächst 200 000 Tonnen Brotgetreide erhalten. Was diese Menge für unsere Bolksernährung bedeutet, erkennt man aus einem Vergleich mit der Einfuhr von Brotgetreide im letzten Jahre vor dem Kriege. Unter Berücksichtigung unserer sehr bedeutenden Ausfuhr an Roggen und der Ausfuhr von Weizen, die etwa den 5. Teil der Ein fuhr auämachte, hatten wir im Jahre 1913 einen Einfuhrüberschuß von 1,4 Millionen Tonnen Brotgetreide. Die uns jetzt in Aussicht gestellten 200 000 Tonnen bedeuten mithin nur den siebenten Teil der JahreSelnsuhr vor dem Kriege. Dabei st aber noch zn berücksichtigen, daß wir im Jahre 1913, ebenso wie in dem voraufgegangenen Jahre, eine ungewöhnlich gute Ernte hatten. Unser Einsuhrbedars war Infolge dessen verhältnismäßig gering. Wenn also unserer Bolkäernährung eine durchgreifende Hilfe zuteil werden soll, dann bedarf eS im Lause dieses W rlschoslSjahreS noch weit größerer Mengen an Brotgetreide. Ferner sind unS 70 000 Tonnen Schweinefleisch In Aussicht ge stellt. Hier ist ein Vergleich mit der Friedenszeit kaum möglich, weil Deutsch and in normalen Zeiten den überwiegenden Teil seines Bedarfs an Fleisch auS der eigenen Viehzucht deckte. Im Jahre 1913 wurden rund 21 000 Tonnen Schweinefleisch und 32 000 Tonnen Rindfleisch elngesührt. Die in Aussicht stehenden 70 000 Tonnen Fletsch würden mithin unsere Einfuhr im Jahre 1913 um 17 000 Tonnen übersrbrei'en. Basel, 23. Januar. (E i g. D r a h t b e r i ch t.) .Times' melden aus Paris: Die Aushebung der Blockade gegen Deutschland ist beschlossen. Vorher ist aber die Erfüllung gewisser Sicherheiten gegenüber den Alliierten von Deutschland zu fordern. Heber die Art dieser Sicherungen geben die Beratungen In Paris weiter. Die erste Bedingung ist die unbedingte Sperrung der deut schen Grenze gegen das doijchcwistifch» Rußland. Basel, 23. Januar. (Eig. Drahtbertcht.) Die .Mornlng Post' meldet aus Paris: Auf BorschÄg Wilsons ist eine Kommission gebildet, die in der nächsten Woche die deutschen Großstädte besuchen wird. Die bisherigen Feststellungen der Alliierten haben kein ent scheidendes Bild deS von Deutschland benötigten LedeuSmittet- bedarsS ergeben. Mißglückter Putsch gegen das Hamburger Stadthaus Schießereien von den Dächern. Hamburg, 23. Januar. (Lig. D r a h t b e r l ch l.) Gestern nachmittag kam es vor dem GcwerkschattshauS in Hamburg wählend der Sitzung des Großen AcbeiterrctS zu Tumulten der von Sparta- ki)en ausgchchten Arbeitslosen, di« vom A.beite.rat verlangten, daß die Maschinengewehre, die zum Schutz deS HauseS ausgestellt waren, und c:n Sicherheitsauto entfernt werden. Als daS Auto ab- f:hr, wurde cS von der Menschenmenge gestürmt. Um )j10 Uhr abends versuchten die Spartakiden einen Putsch gegen daS Stadthaus, das Hauptquartier deS Sicherheitsdienstes, sie wurden jedoch zurückgewiesen. An verschiedenen Teilen der inneren Stadt fehlen sie sich auf den Dächern fest und unterhielten von dort auS ein lebhaftes Feuer. LS wurde, zahlreiche Verhaf tungen vorgenommen. LS heißt, daß 4000 bolschewistische Matrosen auS Cuxhaven zur Unterstützung der Auf.Sh er nach Hamburg unterwegs seien. LS sind alle Vorkehrungen getroffen, um ihre Annäherung auch von der Seeseite zu verhindern. DaS P.iblikum da-f von 7 Uhr abends dis 7 Uhr morgen« di« braßen »ich! betreten. All« Lokale werde« um 7 Uhr abends geschlossen. Hamburg, 23. Januar. (Dcahtberlcht.) Gegen 8 Uhr abends waren die gestürmten WachlloKal« 6, 7 und 8 wieder zurück- «lodert. Die Demonstranten haben sich mit Gewalt in der Landes herrschaft festgesetzt und wollen dort ihr Hauptquartier einrichten. Gestern gegen Abend kam es auch am Hauptbad nhof und in der Gegend des Hafens zu Schießereien, die von den Spartakiden ver anlaß: waren. Der mililärische Sicherheitsdienst, der etwa 8000 Mann Jnfouleri, and Kavallerie zur Versüßung hat. beabsichtigt, mit aller Sckälse we-'err Krawall« za ersticken, um Vorkommnisse wie in Berlin zn verbindern. Der Hauplbahnhof wurde vom Infanterie-Regiment 31 besetzt. Ferner sind die Wandsbecker Husareu zur Sicherung deS H^upldabnhoseS befohlen worden. Hamborg, 22. Januar. (Drahkbertchl.) Der wegen des Putschversuches in Schutzhaft genommene Redakteur Ab ter wurde mit den beiden ehemaligen Mitgliedern der Nachrichten- Preßabteilung des A.- und S.-Rates Wolf und Freund heute aus der Schutzhaft entlassen. Der DelagerrmgszuVand in Hamburg aufgehoben Hamborg, 23. Januar. (Lla. Drahtbertcht.) Soeben Ist der Belagerungszustand in Hamburg aufgehoben wachen, nachdem der Soldatenrat LOOOMann Truppen inHamburg sufommengezogen hakte. Es Ist jetzt fcstgestellt, daß in der Rächt auf Dienstag die Sicherhcitsmannschaften mehrere Tote bet den Gefechten mit den Spartakiden verloren haben. Die Bremer Aerzte und Apotheker drohen mit dem Streik Bremen, 23. Januar. (Drahkberichk.) Die Aerzke Bremens, einschließlich der in öffentlichen und privaten Anstalten sowie in Lazaretten beschäftigten, haben beschlossen, ihre Tätigkeit etnzuslellen, sobald durch polnische Streiks der Verkehr In Bremen sowie die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, Kohlen, Gas, Elektrizität oder Wasser in gefahrdrohender Weise unter bunden wird oder von der Regierung aus politischen Gründen Verhaftungen Bremer Einwohner angeordnet oder zngclassen werden. Die Mitglieder deS Vereins der Bremer Apotheken haben gleichfalls einstimmig den Beschluß gefaßt, im Falle eines Streikes der Acrzle ihre Apotheken für jeden Berkehr zu schließen. Spartakus rächt sich Elberfeld, 23. Januar. (Drahtbericht.) Durch einen Zug be waffneter Spartakiden, denen offenbar der gute Wahlaussall der Liste Koch mißfallen hatte, wurde gestern gegen das Wahl bureau der Deutschnationalcn Volkspartet und der Deutschen Volkspartei ein Gewaltakt verübt. Die Lokale wurden be setzt und das gesamte Wahlmatertat vernichtet. Liebknecht-Demonstrationen Danzig, 23. Januar. (Drahtbertcht.) Hier ist heut« der General- streik als Protest gegen die .Ermordung' Liebknechts »nd Rosa Luxemburgs proklamiert worden. Di« Betrieb« stehen still, alle Geschäfte sind geschlossen. Elberfeld, 23. Januar. (Drablberlcht.) Die Spartakiden be schlossen, beim Arbetterrat von Barmen die Umtaufung der Alle« ln Karl-Liebknecht-Straß« und beim Ardeiterrat In Elber feld die Umtaufung der Königstraße in Rosa-Luxemburg- Straße zu erwirken. Ferner soll dr Kaiserplah in Barmen zu Ehren d«S Barmer Arbeiterbichters Bernhard Möller, der bet deu letzten Kämpfen in Berlin gefallen Ist, umgetauft werden. Mülheim (Ruhr), 23. Januar. (Drahtbertcht.) Di« soziaflstisch- kommuntstische Partei veranstaltet« auS Anlaß deS Todes Lieb knechts und Rosa Luxemburg« «ine DemonstrattonSver- sammlung und ein-m Demonstratlonszug. Dom Rathausdalkon herab wurden Reben gehalten. Die Kundgebung verlief 1» ruhiger Weise. Zur Stadtverordnetenwahl Von Justizrak Dr. L. Junck. Nun ist das Bild der Rationalwahl in der Hauptsache ge klärt und einigermaßen vertraut: so kann sich jetzt die Aufmerksame kett ungeteilt zu der Gemeindewahi wenden, die inzwischen seh« nahe gerückt ist. Auch hier geht es um Großes. Auch daS neue Kollegium wird wichtige .verfassungsgebende' Aufgaben zu erfüllen haben. Menn die staatliche Gesetzesmaschine erst wie der In Gang gebracht sein wird, dann werden die Gesetze zur Neu ordnung wie die Pilze aus der Erde schießen und die Gemeinden werden die Neuordnung ihrerseits ortsgesctzgeberisch vollziehen müssen. Die bösen Juristen werden sich beliebt machen können. Wer das Stabtverordnetcnkollegiuin als .reine Verwaltungs- körperschasl' bezeichnet, irrt sich. Es geht um die Festlegung der Grundlagen des Gemeindelebens. Es wird unendlich viel daraus ankom- nicn, in weichem Geiste an diese Arbeit herangctreten wird. Soll es der Geist des linken Flügels der Sozialdemokratie sein? DaS kann verhütet werden. Zwar machen bei der Wahl am 19. Januar die vereinigten bürgerlichen Stimmen im eigentlichen Stadtgebiet nicht die absolute Mehrheit aus, aber ebensowenig ist dies bei den Stimmen der U. S. P. der Fall. Für die Wahl am 26. Januar müßte sich das Verhältnis für die Bürgerlichen noch etwas gün- skiger gestalten, denn zur Sladkverordnctenwaki ist der wesentlich« Wohnsitz des Wählers ln Leipzig Erfordernis, so daß also di« vorübergehend Anwesenden, deren Zahl sich auf etwa 40 000 be läuft, für diese Wahl ausfallen. Immerhin wird es zur absoluten Mehrheit der bürgerlichen Stimmen nicht kommen und das Züng lein an der Wage im Kollegium werden di« Abgeordneten dep sozialdemokratisch« Partei sein. Aber auch dieses .zweifelhafte' Ergebnis kann nvr erreicht werden, wenn die bürgerlichen Wählerinnen und Wähler restlos ihre Pflicht tun. Die Wahlzahlen vom 19. Januar beweisen, datz der Rus der D. D. P. an die Wählerschaft der richtige war. Del! Erfolg wird werbende Kraft auSüben und der Partei noch man chen Schwankenden zu führen. Es muß aber erwartet werden, daß nun auch jeder Demokrat die politiscl-e Schulung beweist, den Wahl zettel seiner Partei zu seiner Stimme zn maci-en. Zersplitterung schwächt die Stoßkraft der Partei. Der vom wirtschaftlichen Bür ger-Wahlausschuß geprägte Sah, daß die Politik von der Stadk- verordnekenwahl zu trennen sei. ist unrichtig und verwirrend. Es ist ein Ueberbleibsei aus dem begrabenen Drciklassenrvahlrecht. Die neue Zett, nicht die von heute allein, sondern die Entwicklung greift viel weiter zurück, hat uns alle umgcwandctl, es hat dem deutschen Volke politische Orientierung gegeben. Die macht auch nicht halt von dem Stadkverordnctensaale. Unsere großen Ge meinwesen sind die wichtigsten Bestandteile des Staates, ihr Wohl fällt mit dem Wohle des Staates zusammen, und durch das Recht der Selbstverwaltung sind dem Gemeinwesen Staaksaufgaben in die Hände gelegt. Solche Ausgaben sind aber nicht zu lösen, ohn«. daß grundsätzliche, große politische Linien festgelegt und einge halten werden. Werden die Wahlen nach den wirtschaftlichen! Interessen einzelner Bcvölkerungsgruppcn abgestcllt, so werden kleinliche Jnteressenkämpse in die Verhandlungen hinelngetragen, die einheitliche politische Linie wird aufgelöst und das, waS her vorgebt, sind willkürliche, häufig wechselnde, der Stetigkeit enk- behrende Ergebnisse. Nicht zu Unrecht hängt man im Sprach gebrauch der Bezeichnung der hauptsächlichsten Beralungsgegen- stände das Wort .Politik' an; man spricht von Wohnungs politik, Verkehrspolitik, Mlkkelstandspolllik und dergleichen. Man kaim an solche Fragen von dem verschiedensten politischen Slcurd- punkte aus heranlrctcn, gewiß, aber man wird nie darum herum kommen, sich allgemeine Grundlagen der Beurteilung aus seiner Polllik, die man vertritt, zu schaffen. Wer es nicht tut, der arbeite^ dilettantisch. Es bleibt ein welker Spielraum auch innerhalb dieser Grenzen für die individuelle Aufsagung und Behandlung der Dinge. Daß nicht die Politik an sich Gegenstand der Verhandlungen sein darf, nicht der Stadtverordnetensaal die Stätte ist, um politisch« Propaganda zu treiben, ist selbstverständlich. Einzelne Extra touren wird man hinneh.nen müssen, aber erfahrungsgemäß zwingt die Fülle des zu bewältigenden ArbcttSstoffes muner wieder von selbst zu sachlicher Arbeit. Bei dieser sachlichen Arbeit ist auch für den Politiker weitet selbstverständlich,^dah letzten Endes das Wohl der Stadt über dl« Parteipolitik geh't. Nur Uegt in dem Satze der Denkfehler, als ob es sich um * priori gegensätzlich« Degrisse handele. Das be- 6tilM -ei der StMuerordnetenlUhl -M-deMMiW Liste 3unck-Tegeler.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite