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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.02.1919
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1919-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19190210015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1919021001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1919021001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1919
- Monat1919-02
- Tag1919-02-10
- Monat1919-02
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Sonntagsruhe in Weimar Weimar, k. Februar. (Dratzlbericht unsere« K-Sonber- derichterpetterS) Da« Tempo, M öem bi« Raüonai»ersommlu"g ihre Arbeiten oofffahel, zeichn«» sich bisher nicht durch besonder« Sch»cll»> i»eU aut, obschon man allgemein den Wunsch hol, noch be, Revolution nunmehr endlich in stodU« ftaatSrechtUch« VerhtUtniff« za komme». Di« Schwierigkeit« sind auch beträchtlich. Einmal müssen die nruen Do ks- verirete, erst aus dem neu« Dcbiet« heimisch werden «nd sich mit den parlamentarische» Arbeiromelchod« vertraut machen. Da« erzeugt Hemmungen unb vinstandNchketten, die ganz <u,h»halb der Schwierig keiten brr Materien liegen. Dann find oder auch bi« sachlichen Gegensatz« zwischen den einzelnen Parteien viclsoch grv^r und schwerer z» tlderbrgchen, ai< e« ursprünglich den Anschein hat'e. Man «acht« di« Beobachtung, dich di« Medrheitssoztot- demokrati« da« Wort .sozialistisch' immer wieder mit einer ge- «flen Deflissenttichbeii betonte, die den Vertretern de, bürgerlichen Parolen häufig überflüsstg erscheint und eine «Verständigung auf breiter Bast« schwierig macht, so sehr auch d>« Demokraten zu weitgehend Zugeständnisse» bereit sind, um da« rasch« Zustandekommen einer Re gierungsmehrheit zu ermögliche». Da« Zentrum hat von vornherein zu erkennen g,-geb«n. bah di« Kultursragen auch weiterhin den Einzet- staaten überlasten bleiben »Schien, ein Wunsch übrigen«, der auch von den anderen, bei d«, Verhandlung beteiligten Froktionsverirekern ge teilt wird. Besonder« heikel ist di« Stellung de« Zentrum« zur Fr g« der süddeutschen Sonderrecht«. Innerhalb der Fraktion herrsch« dirüver ke'neswegs SinmüNgkeit. Di« Abgeordneten um den bayrischen Dauern- bundsührer Dr. Hel«, der seden Verzicht aus di« bamisben'Sonder recht« strikte ablakni, befinden sich offenbar in der Minderheit, doch dürst« Dr. Heim mit Recht behaupten, zugleich die Stellung b.r dayris h n Regierung zu vertreten. Dl« bayrischen Reservatrechk« dlelben «in Punkt, öd» den e« — man must sagen: le der — zu Anfang der nächsten Woche im Plenum vermutlich zu lebhaften Auseinander setzungen komme» dürst«. Einstweilen steht «« in Weimar sehr friedlich «nrS. Eine dich'« Schnee- dech« hat den Boden mit glitzerndem Weist aberzogen, und di« Ab geordneten sitzen, soweit st« nicht — und da« Ist der gröbere Teil — von Weimar fern wei'e». in ihre» Hotel« und Wohnungen am würm nden Herdfeoer. D>« am Sonnabend abend abgebrochenen Verhandlungen ruhen. Der Brauch de« parlamentarischen Sonntag« wird auch in We'mar geheiligt. Nur die Zentrvmsfradtion hol Ihr« M tgliader aus nachmUK- s - Uhr zu «'ne, Besprechung getqden. Wie verlautet, handelt« «4 sich dabei um dte Stestvngnahm« zu dem Gesetzentwurf über die vnrlSnfige Reichtgewalt. Da« Zentrum beabsichtigt. AbönderungHantiüg« etn- zvbrlngen. durch weich« der bund««staatltchk kharoktvr de« Reiche« auch i» du, Rokverfostung in mrsdräcktzcher Best'mmvnq gewahrt und die Aufrechterhaltung einiger Reservotrechte gestcheri b'«Ibt. Am Montag srüh tritt de, Aeltestena»«schust zusammen, mv de» A,be'l«olo» für de« nächsten Tag« sestzalegen. Fest stehl mrr, daß am Montag dte zweite Lesung de« Gesetzentwürfe« fiattfindet. Ob «an schon o» diesem Tag« ein« breite AaSsprach« der Parteien anfetzen wird, ist »och ungewiß In,zwischen haben sa dl« Redclustigen hinreichend Gelegeuheii. i» d» zah'reiche» histor schen Weinstuben Weimar« ihr« Sttma»- veit den. ach so gern herbei-^ernsenen klassischen Z'talen erwnen zu laste», und sie brauch« auch ntchi zu befürchten, vor leeren Bänken ,, sprechen. Selbst bi, hohe Regierung ste gt au« der Höhe des Schlöffe« bensch Wi, srrnte» »n« im .Goldene" AVer' Herrn Sch«Iö»mann 1» streif» seine, Frevmd« bei Austern und Wen in angeregtem Gespräch tu sehe», wdtzrend da« Au!» mk dem Reichsadler »«rstohl» a» «iner ferne» Eck« wart«»«. Die Berhand5«n-en über die Koalttio« der Mehrheltsrartekerr XBerst», » Februar. sDrahtbericht unserer Versluer Sch r ! s t l«»t u n «.) Di« .P. P. N.' schreiben: Di« Meldung de« ,D. T.', batz in der soziattftiscken Fraktion ein Antrag steil ang«nom- me» fei, datz der Ministerprüstdentenposten nicht mit einem Sozialisten besetzt werd«» soff«, ist falsch. Es handelt sich um «inen Antrag Kam- »an», de, vor einigen Tagen erörtert wurde und dah'n ging, fast« bl« staastttoantbildang gegen «nisprechend« ander« Zugeständniff« M er- echcha» Ist, da» bstrsterliche» Parteien «inen der hr»t leit«»- de»P»st«nzu abertragen. Dabei zeigten stch die Anfänge zu einer gewissen L nlgung dahin, dost die bürgerlichen Parteien den Posten de« Ministerprüstdenlen erhalten sofft«». Spüler erhoben se'dst bürgerlich« Abgeordnete den Einwand, datz r« nicht anging«. ein«n sozial demokratischen Reichspräsidenten und «inen bürgerlichen Ministerprüstdenlen einzusehen. Da d>e an sich schwierig« Abgrenzung der Kompetenzen durch d'« Konkurrenz der Parteien erschwert werden würde, so war man allgemein der Ileberzeugung. datz der Relch«- prüstdent und Ministern,üfld«ni den Sozialdemokraten Zufällen mühten. Demokraten und LH tstlich« Volkspariei warfen sogleich di« Frage aus. ob nicht Dr David zurüchtreten könne, damit eine« ihrer Mitglieder Präsident der Raiionalversammlunq würde. Do« lehnten aber di« Soz'ald«mokrat«n ganz « ntschi« den ad. und ohn« einen der drei leitenden Posten zu erhalle», wollen Demo kraten und Zentrum di« Koalition nicht abschtietzen. Auf diesem Slandpunkie stehen dte Verhandlungen noch immer. Di« Ent scheidung sülll erst Montag. ,, , D,e elsaffischen Abgeordneten Weimar. S. Februar. sDrahtbericht unsere« k».-S ander- berichterstatters.) lieber di« Teilnahme der «l f a tz - l»t h r i n- aischen Abgeordneten an der Tagung der NaNonarversamm- lung ist bi« setzt ein« Entscheidung noch nicht gefallen. Gestern abend and heut« vormittag sorachen bi« Führer der Abgeordneten bet den ver- lchiedenen Fraktionüvorstünden vor. Durch Vermittlung de« deutsch demokratischen Abg. Schiffer wurden ste gestern zu einer Sitzung des Aellestenrates eingeladen, wo sie ihren Wunsch Kundgaben, man möge wenigstens drei Mitgliedern, se einem Vertret» des Zentrums, der Demokraten und der Sozialdemokraten, di« Teilnahme an der Ra tionalversammlung gestatten und ihnen die Möglichkeit geben, im Plenum der Nationalversammlung einen Protest gegen die Ver- aewalttaung Elfatz-Lothringen« zu verlesen. Da« Ziel der elsab-lolhringischen Abgeordneten ist auch der elsaß-lothringischen Bevölkerung das von Wilson zugesagle Selbstbestimmungrecht gegen über der französischen Vergewaltigung zu sichern. Dte elsatz lothringischen Abgeordneten in Weimar sind folgende: Professor Dr. Aurich. Landtagsabgeordneter Donnevert, Lanü- kagSabgeordneter Lmmel, Redakteur Emil Fischer. Redakteur Geiler, Etadtral Gtlg, Steuerdirektor Götz. Oberlehrer!» Hausler. Vikar Scherer. Generalleutnant Scheüch, EanitütS- rat Dr. Spindler. Schriftsteller Dr. Stadler. Erfurt von RSqierun^siruvpen behebt Erfurt. V. Februar. sDrahtbericht.) In der Nacht zum Sonntag find dir Regierungstruppen angelangt, die die Iügerkosern, be zogen. Seit heute früh sind di« öffentlichen und andere wichtige Ge bäude sowie der Bahnhof von Regierungstruppe» besetzt. Es tst sedoch nach wi« vor alle« ruhig. Trnpvenaushebnnaen zum SchukederOstmivtz? X Berlin, v. Februar. tDrahfbertchk unfererBer- liner Schriftleitung.) Aut der gestrigen gemeinsamen Sitzung der ostmürkischen Abordnung der Nationalver sammlung wird der .Deutschen Tageszeitung* mltgekellt. daß der Kriegsminister Oberst Reinhardt erklärt habe, die Regierung sei entschlossen, der drohenden Gefahr durch die Polen mit allen Mitteln zu begegnen. Da di« bisherige Art der Zusammen bringung von Truppen unzulänglich sei. müsse man wieder zu Aushebungen schreiten; doch sollen dies« vorläufig nur in besonders gefährdeten Bezirken erfolgen. Die Beselmnq von Bremerhaven. Breme». S. Februar. sDrahtbericht.) «BveSmann« Telegraph«,, bureau* meldet: Di« Besetzung Bremerhaven« ist kampflos in der Nacht vom 8. zum 9. Februar durch die t. Landelschühenbrtgad«. Major Stopp«. b»,chgetührt worbe». Widerstand wurde an keine. Stell« geleistet. Von den Angehörige» der Minensachbootflvtt« wurden etwa Sb Man» festgesetzt. Der Führer be« Soldatenrate« Armg « rd wurde verhaftet. Breme«. 9. Februar. sDrahtbericht.) .Boesmann« Telegropo^»- Bvvea»' Mklbet: Der Bahnhof von Geefiemünb« wurde um Mitt», nacht ohne Widerstand besetzt. US. Jahrgang Morgen-Ausgabe der Stad t Lerpzig ^avvfschriMetter Dr Erich Evrr^b, L«»v»ig. Bezugspreis »NlNlltSrUch 71«. »»» ««»«HI, .— ... _ , »»„I >» M. ZI-, »I»,'«N«drN0 'M I w A,4,,s» 'M As«»» «»««»»4 M. «»»«'chlneno M»,,»» V». »»«,» »,4««»« ,« V« Anzeigenpreis: A»»»«»»» » o«»»,»,, ,M ««,». r,i> W vt-, A«»«n>«< w V». —4»«5,4 !«»»»< lOiiu«, . , _ . »«« r«»l4»» «»«Ich«. p»!,«4»»»«. «»Ichl.i, ,««», »»» 14^,. - V4«!ch44.»—ch rw» o»un,>i»», ,»» a4ich<n«p»>»^ z»d»»»!«,»e« «r.» Verlas: Dr. Reinhold z Leivzi» Nr. 70 Montag, den 10. Februar IMS Der Vertrag über die ErrmhrrmgsheWLfe Das Leber,smiiis'aÄKommk» mit der Entente Berlin, st. Februar. (Drahtberrcht.) Das Abkommen mit dea Vertretern der allilerten AeIierungen über die Liefe rung vo» Ledensmllleln an Deutschland ist am 8. Februar in Spa nach dreilagigen Verhandlungeu unter zeichn et worden. Ja de» Verhandlungen, di« deulscherseUS der Unterflaatssekrelär von Braun vorn Reichsernährungsomt leitete, habe» ouher den Vertretern aller beteiligten Relchsjiellen Dertrete, de« Handels und der Aerzte ieligenommen. Der weseutltch« Inhait be< Abkommen«, da« sich an die tu Trier ge troffene» Vereinbarung«» anschlleht. ist folgender: Der oberste Ernährungsrot der Alliierten wirb Vorsorge treffen, bah sofort rund SO stOO Tonnen Schweinefett unb Echweiuefiel'fch und 250 000 Kiste« kondensierte Milch über Rotterdam nach Deutschland geliefert werden. Di« Bezahlung dieser Mengen ist deutscherseits durch Gold und fremd« Devise« sichergeflellt. 2m unmittelbaren Anschluß an diele Lieferungen wolle« die Alliierten 200 000 Tonnen Welzen und Weizenmehl »nb weiter« LS 000 Tonne« Schweinefett und Schweinefleisch Kefen», «en« eine befriedigend« Regelung der Ftnanzfrag« bei den am 12. Febnurr beginnende« Verhand lungen der Fl«anzfrage gesunde« wird. Dl« Vertrete, habe« sich bereit erklärt, be« Wunsch der deut schen Regierung fürdiewettereVerforgung Deutschlands bis zu, »eue» E,«ke k Erwägung zo ziehen, und zwar gleichfalls unter der DoraoSsehong, bäh'eine befriedigende finan zielle Abmachung getroffen wird. AIS Bedarf ist von der deut schen Vertretung für dl« Monate März bis August einschließlich angegeben worben: 400 000 Tonnen Weizen, 100 000 Tonnen Fett und Fleisch für jeden diefe, Monate, ferner 1 Million Tonnen Mait oder ander« Futtermittel für den ganze« Zeitraum. Die Erfüllung bet Abkommens ist von den Vertretern der Alliierten ausdrücklich abhängig gemacht worden von der An nahme oder der Ausführung der Bedingungen, die ont betreffend der Abgabe der HaodelSflotte auserlegt wor den sind und noch weiter auserlegi werden. Daraus ergibt sich, daß selbst bei Aanahme der Bedingungen eine Sicherheit für den regelmähigen Lingang der von vn« verlangte» Lebensmittel nicht belicht. Die deutsche Wassenstillflandskommission. Deutsche Kattiieferung nach Amerika? Franksurl a. M^ S. Februar. fE l g. D ra h t de r l ch l.) Die deuli<h« WatteusUttjiandskommisston Hal, wie dl« .Flks. Zlg.' meldet, ein Angebot gemacht. Kali nachAmerlka zu liefern, vorbehaltlich der Regelung der einzelnen Bedingungen durch di« KaUlndustrte. Um diese Verhandlungen weiterzusührpn, gehen Vertreter deS KaUsyndlkatS nach Spa. Die Anschlutzverhandlungen mit Oesterreich Wie«, >. Februar. fSig. D r a h»b « rl ch 1.) I« der über- »üchsie« Woche wirb bereits di« Groh« Kommission znsammeu- trelo». bl« über die Einzelheit«« des Anschlüsse« von Deutsch- Oeperrelch an Deutschland verhandeln und rascheste»« z» einem Ab schluß gelang«« s»ü. Dringesd ist nameullich da« V»l«lapr»ble». ch Wie», v F«bn»ar. (EtgDrahtderlcht) Um den Entschlüssen der gesetzgebenden Natton»lversammlung Deutsch-Oesterreich« nichts vorwegzunehmen, wirb von der Absendung einer Abordnung de« 6taat«rate« zur NafiomUv'.rsammtung M Weimar vorerst »dgesehe». Es dürft« in Begleitung de« Gesandten Dr. Hari mann dies» Tag« auch der Staatssekretär des Aeutzern Dr. Bauer, der Führ» der Sozialdemokratie, als Vertreter Deutsch-Oesterreichs »ach Weimar komme». Die Notverfaffung L. 8. Heute beginnt die Aussprache der Nationalversammlung über die vorläufige Versüssung. Zum ersten Male kommt daS Haus in seinen Mitgliedern zu Worte. Der Entwurf, der be sprochen werden soll, und die Einfühlungsrede des Staatssekretärs haben dcn Fraktionen eine sachliche, würdige und schnellarbeitende Beratung leicht gemacht. Einwande, die gegen den Preubschen Entwurf einer endgültigen Verfassung erhoben worden sind, haben den Ausschuß der Verfassungsüonserenz, der vor kurzem in Berlin ziemlich rasch den Knappen Nahmen des setzt zu ver abschiedenden Entwurfes zog, veranlaßt, die Streitfragen zurück zuschieben, um einer möglichst unverzüglichen Erledigung den Weg zu bahnen. Und di« vorgestrige Neü« des Staatssekretärs deS Innern legt besonders nah«, noch einmal daran zu erinnern, -aß Herr Preuh auch in seinem ersten Entwurf von der ihm nach- jesaglen Absicht, Preußen zu zertrümmern, nichts Hal verlaute» assen, und daß er auch in der schriftlichen Begründung jener Vor- age eine Teilung des preußischen Staatsgebietes lediglich der Lnt- cheldung der preußischen Landesversammlung anheimsteilc» wollte. Am Sonnabend nannte er Preußen überhaupt nicht. ES geht also nicht gut an, ihn einfach als .Totengräber Preußens' zu bezeichnen, wie die alldeutsch« .Deutsche Zeitung' daS tut. Dergleichen kann nur das so dringende Werk d« Nokoersassuna erschweren, und davon hat niemand etwas nutzer dem Gegenpol jener Alldeutschen. Wir hoffen und bezweifeln ntchß daß selbst die Deulschnalionale Fraktion das entschiedene und eilige Be dürfnis deS Reiches würdig, überhaupt erst wieder einmal auf verfassungsmäßigen Boden za gelangen. Die Fraktion hol Ad- ünderungSonlräae eingebracht und will also Mitarbeiten, wie daS ja schon nach ihrer Beteiligung am Präsidium des HauseS selbst verständlich ist. Allerdings, daran, daß di« ehemalige Führerroll« Preußens im Reich« bereits mit der Annahme dieses LnttonrseS auch verfassungsrechtlich auSgespielt sein wird, ist nichts mehr z» ändern. Damit werden sich indessen dte Deutschnationalen ebenso abfinden wi« mit der Republik überhaupt und mit manchen an deren Dingen, ohn« deren Hinnahme heute keinerlet poliüscher Einfluß ousgeübt werden kann. ES steht nachgerade so um uns, datz eS durch Annahme feder Verfassung nur besser, aber nicht schlechter werden kann. And da die heule zu beratende Vorlage nur vorläufig gelten soll, wer den all« Parkeien nicht bläh aus manch« Wünsch« verzichten, sondern noch mehr Wünsche vertagen dürfen. ES hettzt eben immer noch wieder, Opfer bringen, auch für dte Fraktionen, nichil bloß für die Etnzelstaaten und das Reich selber, wie Herr Preuß am Sonnabend sagte. Jetzt ist es wichtiger, datz bald Irgend «in« erträgliche Verfassung zustande kommt, als datz in allen einzelnen Punkten daS denkbar Beste gesunden wird. Wir brauchen vor allem bis zum 16. Februar, an dem der bisherige Wasfenstill- standSvertrag abläuft, eine nach außen verhandlunasfählae Regie rung, die die neuen Verhandlungen mit mehr Rückhalt führen kann, als dte bisherige Kommission es vermochte; und wir brauchen auch im Innern einen Nechtsboden, damit die Kämpf« um die Macht, die sa nicht aufhören werden, dann wenigstens nicht mehr bloße Machtkämpfe seien, wi« eS bis jetzt in der Revolution der Fall gewesen ist, sondern der SpartakiSmoS noch unzweideutiger als bisher als Aufruhr, Rechtsbruch, StaatSstreichS- versuch daslche. Die Verfassung ist immerhin eine — wenn auch gewiß nicyk zu überschätzende — moralisch« Waffe gegen ihn. Doch auch abgesehen von politischen Putschen sehnen sich mehr als 99 vom Hundert aller Staatsbürger wied«: nach einem — fei «4 auch nur theoretisch — gesicherten Nechtszustande, der allein men- scl>enwürd!g ist. Insofern ist das Bestehen einer Verfassung an sich schon ein grundsätzlicher Gewinn. 2n diesem Falle tst daS .Daß* wichtiger als das .Wie' und .Mas*. Mir gleichen ja oll« noch immer dem Reiter über dem Boden see, und wir haben die dünne Eisfläche vielleicht noch nicht einmal zur Hälfte überschritten. Di« politischen Putsche, die ja nicht so bald anfhören werden, sind noch nicht daS Schlimmste, waS anS treffen nann. Eie bedeuten doch im wesentlichen nur eine Aus einandersetzung über die politische Macht, und zumeist bloß in begrenztem Umkreise. Viel gefährlicher könnte et werden, wenn daS ArbeltSlosenproblem oder «ine Lebentmittelnot größer« Wirren herbeiführte. Bet einem politischen Umschwung, wie er in Bremen kürzlich eingclrelen war, bleiben manch« Lebens verhältnisse wenn auch nicht gan^ doch zum Teil davon unbe rührt; wenn aber eine hungrige oder durch länger« Entwöhnung von Arbeit und durch Unsicherheit über ihr« Zukunft demorall- siert« Menge etwa begänne. Läden zu plündern und Privatwoh nungen zu stürmen, dann hätten wir einen ganz anderen Grad von Anarchie, der auch di« allerpersönlichsten Verhältnisse deS einzelnen ergriffe. Wenn mancher jetzt meint, datz uns der Durch- aang durch ein Stadium deS Bolschewismus wohl nicht erspart bleiben wird, so kann sich dies« Meinung noch meyr auf derartig« Besorgnisse als aus Vorgänge wie die Hamburger oder Kicter stützen. Der Präsident der Nationalversammlung hat dieser Tag« gemahnt» nicht zu vergessen, datz die Revolution nicht bloß poli tischen. sondern auch wirtschaftlichen nnd sozialen Charakter trog«, und dab sie auch auf diesen Gebieten durchgeführl werden müsse. DaS ist richtig, ober noch viel wichtiger ist die Einsicht, datz daS wirtschaftliche Problem sich sehl nicht nur nm Durchführung der Revolution oder um den Nenansdau nach der Revolution dreht, sondern vielmehr darum, zu verhüten, datz di« .Durchführung der Revolution* auf putkchistisch« Art vor sich geh«, und za vermel den. datz erst dadurch eine allerschlimmst« Zerrüttung d«S Wirt schaftslebens und aller Verhältnisse überhaupt bera, fgeführt wird. Da liegt die unmittelbarste Bedeutung deS WirttchastSorodlemS» und sein dringendster TeU tst wiederum die ArbeitSloscnfrag« (noch ganz abgesehen von der finanziellen Einwirkung, di« ein« immer mehr onfchwellend« ÄrbeltSlosenunterstützung aus Ge meinden und Staat auSübt). DaS sind die dunklen und gefähr lichen Tiefen unter der dünnen Eisschicht, auf der wir, mtt -er Nattonaioersammlung, stehen. Di« Erledigung d«S Verfasinngs- entwarfes bedeutet noch nicht, datz wir dem Festland« nah« feiei^
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