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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.12.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191712023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19171202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19171202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1917
- Monat1917-12
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Sonntags-Ausgabe Bezug,pr«Is:!,'! V »>«ki«t,<dkUch M. nsd; t>r Adh»l«i «»»«tllch M. lL0: s,rch »1«r» «»«»arlla.» AUtal«» tt>« Vai» -«krachl monolllch M. lLU »I«r1«l- >ad«»ch M. !>L0 »,,ch »i« Vofi I»n«kdold Diiychlaiid« V.Iemt-Aslaad« »»»aOIch M ILL »I«tt«II»brttch M S.7V. M. I^k, M. D.SV. S»nnlaa« 2,»z<>d« M 0^0 m«»«IUch I«o»ichli«e»e> Vond,st«lla«d!ldk>. Haupftchrisrietter: Dr Erich Everlh. Leipzig. Hmr-els-Aeikmg ÄmLsblatt de« Rates und des poUrettuntes der Stadt Leipzig 111. Jahrgang A«,.lg«nprels: ÄiL » B«d»k»«i I» «mtt. r«u »I« V«Iltz<U< 7U Pf, «o Pf.. »>«>>1« tt« P«UU«U« S Pf, «,«»Lk», M Pf.: V,Ich»f«»,nj«f^,n «U Vlich-orlchrM«« Im Pk«II« «kh»dl S«I,»I,»ft»i, M. Va« Laoltzn» a«,I»I. Poft,«dadr- Omi«.''««»«, i» Pf. — S,„. »»d jZe«la >« IL PI -«»fp—ch- oUlchIu,«» I4»m. I4»IU «nd l««94. — Polt'<1,,»»oiit, sAN eichrUII«»»,« ,«» S»IchtfI<ft«lI«! Z»honiit»,a1f« «l«. 8. Verlag Dr Neinhold L Lo^ Leipzig. Rr. M2 Sonntag, den 2. Dezember 1917 Generalissimus Duchonin entflohen Das Ringen vor Cambrai 'vtd. Berlin, 1. Dezember, abends. (Amtlich.) Auf dem Schlachtfelde bei Cambrai sind starke englisch« Gegenangriffe gegen die von uns gestern genommenen Stellungen gescheitert. Don den anderen Fronten nichts Neues. * * * Mtd. Berlin, 1. Dezember. (Drahtberich 1.) Rech dem blutigen und völligen Scheitern der 16. großen englischen Flandern schlacht um die deutsch« U-Boolbasts und nach der gewa.ligen Nieder lage der Enleule-Cinheilssront in Italien stellten die britischen Berichte seit dem 20. November Tog für Tag ihren Anfangserfolg bei Cambrai als größten Sieg des Krieges an der Westfront dar. Ihre Funksprüche wiederholten täglich die Bedeutung deS gewonnenen HvhcngeländeL bei Bourlon und Fontaine, daS unter Einsatz stärkster Infanterie- und Kampsinaffen sowie zahlreicher Kavallerie in ihre Hand kam. Die hierbei erlittenen Verluste übertrafen die der blutigsten Flandern schlachten. Nachdem bereits am 24. November der DmchbruchSversuch als gescheitert angesehen werden konnte, haben nunmehr am 30. No vember deutsche Gegenstöße den Engländern den größten Teil des teuer erkauften Höhsngeländes wiederum entrissen. Der sich zähe verteidigende Feind vermochte der deutschen Infaslerie, die mit unvergleichlichem Schwung die vom Feind« befehlen Höhen hlnaüstürnrte, nicht standzuhalten. Kräftig unterstützt durch die Artillerie, gelang eS, in erbittertem Kampfe südlich Moeuvres die alle Stellung wieder zu erreichen nnd unsere Linie über die Ehaussee ArraS — Cambrai vorzuschieben. Unter schweren blutigen Verlusten für die Engländer wurden sic auf Grandcourt, Annsux und Cau - taing zurückgeworfen. Der Gegenstoß der von Süden her gegen die feindlichen Einbruchsslcllen «rfolgte, durchstieß die feindlichen Linien und führte zur Besetzung der außerhalb unserer früheren Stellungen liegenden Orte Connelleu und Villers-Guislain. Don dort ans wurde bei Veadhuille unsere frühere Linie wieder erreicht, linker den 4000 Gefangenen bc finden sich 14V Offizierei Unsere Flieger griffen während der heißen letzten Schlacht wiederholt aas niedriger Höhe in den Enbkampf ein. S«gen Abend verfechte der englische Führer unter Einsatz vqn TaqbS und Kavallerie gegen Connelleu Gelände zu gewinnen. In die dicht geballten feindlichen Slurmkoloaaen schlug unser verheerend«« Abwehrfeuer und ließ den feindlichen Angriff restlos scheitern. Rach den schweren Kämpfen blieb während der Rach» an den Kampfabschnitten das Artilleriefener lebhaft. , Der 30. November aber ist ein neuer Ehrentag für unser« Wc. stkämpser, die jahrelang unerschütterlich und erfolgreich der viel ¬ fachen Aeberlegenheit englischer und französischer Hcere trotzten und jetzt aus« neue bewiesen, daß sie nach wie vor von frischem, nnwiderstehliä-em Angriffsgeist beseelt sind. I» Flandern wurden bei nnr teilweise stärkerem feindlichen Feuer feindliche Palronlllen, die nordöstlich Poeleapelle verstieß«», obgewiesen. Die Fahl der am 20. November abends östlich Ntenport cingcbrochten Gefangenen hat sich auf einen Offizier und 20 Mann erhöht. Nordöstlich SoissonS beschoß unsere Artillerie mit Erfolg loh- nende Ziele, während unsere Stoßtrupps bei Grotoire-Ferme westlich Septvaux lrotz erbitterter Gegenwehr Franzosen au« ihren Gräben zurückbrachten. Oestlich der Maas nahm bei guter Sicht die Ar- tilleriekäligkeit zu und erreichte bei Beaumont erheblich« Stärke. An verschiedenen Stellen wurden Gefangene eingebracht. In Italien verbluteten sich erneut die Italiener in nutzlosen An griffen gegen den Monte Pertica. 21000 Tonnen versenkt Berlin, 1. Dezember. (Amtlich.) Eines unserer Unterseeboote, Kommandant Oberleutnant zur See Balenliner (Hans), hak neuerdings im östlichen Äermelkanal unter schwerster feindlicher Gegenwirkung fünf Dampfer mit rund 21 000 Brukto-Register-Tonnen oersenkl. Ein Dampfer flog unler gewaltiger Detonation in die Luft; er hatte offenbar Munition geladen. Der Chef des Admiralstabes der Mariae. Oesterr. - ungar. Heeresbericht Wien, 1. Dezember. Amtlich wird gemeldet: Italienischer Kriegsschauplatz Auf dem Monte Pertica wurden italienische Vorstöße abgefchlsge». Oeftlicher Kriegsschauplatz Unverändert. Albanien Westlich von Korea vereitelten albanische Freischare« durch ungesämnt einsetzende Gegenstöße einen französischen Angriff. Der Chef des Generalstabes. Wachsende Macht Lenins Schweizer Grenze, 1. Dezember. (Eigener Draht bericht.) Havas meldet aus Paris: Der Kongreß -er Bauerndeputierten wurde von Petersburg nach Mobi lem verlegt, um Len Truppen die Teilnahme an den Verhand lungen zu erleichtern. Laut Basler Blättern meldet Havas aus Petersburg: Dem Generalissimus Krylenko wurden an der Front lebhafte Kundgebungen von den Soldaten dargebracht. Die Lage der Maximalisten festigt sich weiter. Die Verproviantie rung des Landes nimmt einen günstigen Verlauf. Die Rati onen wurden erhöht und die Verbindungen zwischen den revolutionären Städten wurden besser. Die ganze rassische Armee för den MffenMstani Basel, 1. Dezember. (Eigener Drahtbericht.) Die Londoner «Times" brachten am Freitag ein Petersburger Telegramm, poonach alle Truppenformationen den Vorschlag eines Waffenstillstandes angenommen haben. London, 1. Dezember. (Drahlberlcht.) Die «Times" melden aus Petersburg, daß Moskauer Zeitungen zufolge General Duchonin einen Tagesbefehl an alle Truppen gerichtet habe, in welchem er di« Gründe d-rlegte, warum er sich weigere, Verhandlungen mil dem Feinde anzu.uiüpfen. Er habe an die Truppen appelliert, zu erklären, ob sie mit seinem Verhallen einverstanden seien oder nicht. Falls sie «S nicht wären, würde er freiwillig das Kommando Krylenko übergeben. Mid. Wien, 1. Dezember. (Drahtbericht.) General Duchonin und die militärischen Vertreter der Entente sind aus dem russischen Großen Haupkquarlier geflohen. Die Radio-Skalion des russischen Großen Hauptquartiers ist in den Händen der Maximalisten. Maud von der Pariser Konferenz msgeschloffen Schweizer Grenze, 1. Dezember. (Eigener Draht bericht.) Die Schweizer Blätter berichten: «Petit Parisien' meldet, daß die Ententemächte die Teilnahme Rußlands au der Pariser Konferenz im letzten Augenblick abgelehnt haben. Zürich, 1. Dezember. (Eigener Drahtbericht.) Die «Neue Zürcher Zeitung" berichtet aus PariS: «Matln schreibt zur Lage in Rußland, das Spiel sei noch nicht verloren zu geben. Die Verschwörung der Maximalisten gebe den Alliierten die Möglichkeit zu einer Aktion. Es seien an der russischen Front immer noch starke Widerstandszentren vorhanden, auf die die Aufmerksamkeit der Verbündeten sich richten müsse. LS sel jetzt nicht Zeit für diplomatische Proteste, vielmehr müsse man Rußland auf die Folgen eines Bruches mit der Entente, insbesondere mit Frankreich aufmerksam machen. Basel, 1. Dezember. (Eigener Drahlberlcht.) «Daily Lhronicke" schreibt: Für den AaSgana d«S Krieges werd« bi« Artille ri «Überlegenheit entscheidend sein. Die Alliierten hätte« bisher «in« Uebertegenheit von 2 za 1 gehabt, bevor der italienische Znsommea- beuch med das Ausscheide« A»ßla«ds als KriegSfaklor ge- koanar« sel. Dies« Urberscgenheik bis zu» Frühjahr «ich» nur wi«b«r zu schaffen, sondern auch die Aeberleaenhelt auf 2 zu 3 zu steigen», sei dieschwereAufgabeberAlliierte», wenn sie di« Hoffnaag auf einen vollständigen Sieg behalten wolle». Wilson und Rußland Haag, 1. Dezember. (Drahkbericht unseres Sou- derberichterstatters.) «Central News" melden aus New Bork: Wegen einiger gegen Rußland gebrachter kriegerischer Ar tikel der amerikanischen Presse erfolgte von Washington aus ein offiziöser Hinweis, daß die amerikanische Regiernng, was auch immer die Entscheidung der Petersburger Regierung sel» möge, ihre Politik Rußland gegenüber keines- wegsbrüskleren werde. In dem Hinweis wird dann noch weiter gesagt, daß die Re gierung auf die Verminst nnd den Sieg der rnssisschen Demokratie vertraue. Die Presse faßt diesen Hinweis im allgemeinen so auf, daß Amerika in keinem Fall Rnßland den Krieg er klären wird. Die rumSntsche Trage Genf, 1. Dezember. (Eigener Drahlberlcht.) «Ionrnal des Debüts" schreibt zensuriert, daß als neuer Be- ralungsgegenstand auf die Tagesordnung der Entenlekr iferenz in Paris die rumänische Frag« gestellt wurde. Es liege eia formuliertes Ersuchen der Regierung Ru mäniens vor, das von folgenschwerster Bedeutung für die Entente sei und sofortige Beschlüße und Maßnahmen aller AllUerlen erfordere. Sv; livte SWmlsrr Basel, 1. Dezember. (Eigener Drahtbericht.) Noch einer Londoner Meldung der enlenlefreuvdliche« «Neuen Korrespondenz" erklärte Lord Robert Cecil auf «ine Anfrage des pazifistischen Ab geordneten Woodhwllh«, daß bas französisch-russisch« Abkommen über das link« Rheinufer ohne vorherig« Befragung der «ugllsche» Regieraag abgeschlossen »or- dea sei. Erfolgreiche Gefechte in Palästina Konstantinopel, SO. November. Amtlicher LageSberichk. Siaaifront. Die Kämpf« werbe» fortgesetzt. Südlich Audschon Abu Ledscha von der Küste bis El Tire stießen unsere Truppen erneut aus Widerstand. Sie wiese» alle feindlichen Angriffe ab. Weiler südöstlich bei Maalin fließe» die Engländer mehrfach mil eiaer Iufanterie- and einer Kavallerie-Division gegen unser« bis bahl» vorgedrungenen Truppe« vor und wurden jedeSmai mil schwersten Verlast«» zorückgeschlagen. Es war ei« Llnenkag für dos Iusanterieregiment 77 nnd für ei» Bataillon des Infanterieregiments 156, dl« sich besonders auSzeichnetea. In diesen erbitterten Kämpfen wurden 1 Offizier und 20 Monn gefangen genommen. Kräftig setzten »ufere Trupp«» «ns d«m rechte» Flügel d«r MUlrlgrnpp« ihr«« Angriff soft. Schi» vorgestrr» ««rbe» von ihn«« D«t»r «lFokag «»um««» nnd aester» in Richtung B«l»r «I Tafa weiler vorgedruuge». Dl« Angriffslust der beteiligte» Truppe» verdient größte Anerkennung. 1 Offizier, 30 Mann mid 4 Maschinen gewehre wurde» ej«gebrecht. Bel »ufern Trupp*» westlich und flldlich »on I«r«s«l«» herrschte nur gering« GefechtSläNgkett, di« l» «lloemeiae« auf Artillerie feuer beschränkt blieb. Ei» engfischer Fesselballon wurde durch einen unserer Fliege« abgeschossen. Die feindlichen Berpflegungs- nnd Mnni- tlonsdepots Wurde» erfolgreich mit Bombe» dewOefen. A» alle» ädrigen Frauken nicht» von Bedeut»»-. Außenpolitische Umschau Das rassische Angebot. — Lord LanSdowne. — Wilsons Schick- . falSsknnde. k?. 5. An der Ostfront wird verhandelt. Das hat man nun freilich schon im Juli dieses IahreS gekan. Und Tereschtschenko hat, wie erinnerlich, Im Vorparlament gesagt, daß man dem Frieden nie so nahe gewesen wäre wie im Juli 1917. Aber wäh rend damals ein deutscher Korpskommandeur die Rusten zu Ver handlungen einlnd, ist es diesmal die russische Heeresleitung ge wesen, die, der Aufforderung der Petersburger Regierung nach kommend, die Verhandlungen eröffnet hat. Freilich, über di« Verhältnisse im russischen Oberbefehl herrscht gegenwärtig noch Unklarheit. Krylenko, den die marimalistische Regierung zrrm Generalissimus ernannt hat, ist an die Front gereist, hat den Kom mandeur der 5. Armee abgeseht und befindet sich offenbar im Hauptquartier dieser Armee. Der Befehlshaber der russischen Nordfront, General Tscheremistow, ist auf dem Wege nach Pskow verhaftet und in die Peter-Pauls-Festrmg eingeliefert worden. Duchonin, der bisherige Oberbefehlshaber, ist mit den Ver tretern der Entente aus dem russischen Großen Hauptquartier ent flohen; er scheint aber doch noch einen Rückhalt an gewissen Armeeteilen zu besitzen. Er hat mit Kaledin verhandelt, der, gestützt auf eine Kvfakenarmee, den südlichen Teil Rußlands be herrscht, und die Entente will offenbar auf diese beiden Heerführer und Telle der rumänischen Armee ihre weiteren Pläne gründen. Rumänien hat eine dringende Note nach Paris gerichtet, und die Ententekonferenz scheint nicht abgeneigt, ihm die äußersten Zu geständnisse zu machen. Die Alliierten werden sich wohl hüten, völlig mit Rußland zu brechen, wle ste in ihrem ersten Zorn gedroht haben. Nach den letzten Meldungen beabsichtigt man, die Maximalisten einfach zu ignorieren und ste durch möglichste Unterstützung Ihr« Gegner in Rußland selbst zu bekämpfen. Die Wahlen zur Konstituante haben gezeigt, daß die überwiegende Mehrheit-deS russischen Volkes auf selten -er Bolschewik! steht. Anderseits läßt sich nicht verkennen, daß die Kadetten noch eine ganz beträchtliche An hängerschaft haben.. Der freilich, phantqstevolle Korrespondent des «Daily Chornicle' weiß von der Bildung ?ines russischen Koali- tionSmlnisteriums zu berichten. Dadurch würde die Stellung der Maximalisten gewaltig gefestigt. Auf jeden Fall läßt sich sagen, daß die Ursachen der russischen Kriegsmüdigkeit sich von Tag zu Tag verstärken und die Entwickelung der Ereignisse im Osten trotz aller Hemmungen ihren vom Druck der Tatsachen vorgezeich neten Verlauf nehmen wird. Die Lhauvinisten-Preste der Entente hat alle möglichen Ab- schwachungsversuchr unternommen, doch ist ganz klar, daß der Eindruck des Waffenstillstandsangebotes in allen Staaten des Dreiverbandes ungeheuer gewesen ist. Auch auf die Stimmung der Neutralen hat es wie ein Blitzstrahl gewirkt. Die Schweiz geriet in eine Aufregung, wie in den Tagen des Kriegsausbruches, und in Berner politischen Kreisen hält man gegenwärtig ein Durchdringen der Verständigungsideen in den scheinbar unnachgiebigen Ländern der Entente keineswegs für ausgeschlossen. In England hat Lord Lansdowne, der in den Tagen der Lloyd-George-Krise als kommender Mann bezeichnet wurde, eine politische Kundgebung in der jenseits des Kanals so beliebten Form des offenen Briefes erlassen, in der er den Wirtschafts krieg nur als eine notwendige und erlaubte Kriegsmaschine bezeich net und für ehrliche Verständigung mit den zum Frieden bereiten Mittelmächten eintritt. Darob ist in England der Kampf um die Kriegsziele aufs neue entbrannt. Die Northcliffe-Prekse ist em pört, aber die Liberalen und Sozialisten haben unverhohlen zu gestimmt. Von amtlicher englischer Seite wurde Lansdownes Brief als ein bedauerlicher «Kux pL8" bezeichnet. Bonar Law hat sich veranlaßt gefühlt, in einer scharfen Rede gegen Lansdowne Stel lung zu nehmen. Gerade aus Bonar Laws Worten, aus seinem teils drohenden, teils beklommenen Ton kann man heraushören, wie schwierig die Stellung dcr englischen Regierung geworden ist, und daß auch in England der Wunsch nach einer Verständigung mächtiger als je das Haupt erhoben hat. Ein Zugeständnis an diese Stimmung hat die englische Regierung machen zu müssen ge glaubt: im Unterhaus erklärte Robert Cecil, daß Clemenceaus Aeußerungen über den Ausschluß Deutschlands aus dem künf tigen «Völkerbund' nicht im Einverständnis mit der englischen Regierung getan wurde. Das bedeutet eine Absage an den fran zösischen Ministerpräsidenten. In Parts, wo in diesen Stunden die Machthaber deS Vier- verbandes um den grünen Tisch versammelt sind, liegt augenblick lich, wie schon einmal in diesem Kriege, der Schwerpunkt des feind lichen KrlegswillenS. Aber trotz aller Absperrungen ist auch auS Frankreich die Kunde von der katastrophalen Wirkung der rnssi- chen Frledensnote zu uns gedrungen. Wir können es wohl ver sehen, welchen Schrecken Lenins Drohung mit dem Skaats- »ankrokt all den kleinen französischen Rentnern eingejagt hat, die mit ihren Sparpfennigen das Russische Reich finanziert haben. Es ist ja keineswegs wahr, daß das ganze französische Volk den Re vanche-Krieg wegen Elsaß-Lokhringens gewünscht hat oder, daß es daS Völkerringen um der Rückeroberung der geraubten Pro vinzen willen nur nm eine Stunde verlängern würde. Nor- mann Aapgood, der bekannte amerikanische Publizist und Präsident des amerikanischen Presseverbandes in Paris, schrieb erst kürzlich, daß das französische Volk dem Problem der sogenannten Desonnexion Eksaß-Lothrtngens weit weniger Inter- esie «ntgeaenbringe als die französischen Journalisten und Poli tiker; es könne kein Zweifel herrschen, daß der französische Bauer weniger polifischen Stolz besitzt, dafür aber den einen tieferen Wunsch nach dauerndem Frieden, als die oberen Klaffen. Vor dem Kriege handelte es sich sicher nur um eine Art .cuot', der am liebsten die historischen Erinnerungen hätte ein sargen, aber doch nicht für unpatriotisch gelten mögen. Erst der Krieg hat das Elsaß-Problem zu einer Prestige-Frage gemacht, deren Lösung aus eigener Kraft Frankreich nicht möglich war. Darum hat sich England verpflichten müssen, nnd von der russische»
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