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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.01.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192101299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19210129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19210129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1921
- Monat1921-01
- Tag1921-01-29
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: Mr Orvock Morgen»««»gäbe IIS. Jahrgang ei 1V2L Nr. 48 Sonnabend, de« LS. Januar n » valt- I s I >s»-> I ege mit Erfolg getan haben, ldlehrers zu hüllen. Wie ge- » cr» io» knanr- Zae Splansr I u ixj «00 KM W i«.r» »o Da« kriorlgkr ri-e»satt rnthStt dir mnMchrn veranimnachungr« de« «atr« und de« «olKrta«ie» »er Stadt «rtpjt«,, er« «nttH^richt» »rt»;1», »o»oir derl»tr»«n« ander« »edSrdrn. kn> a.» «- 127S !t—43» »-LI0 »-«0L I» E e- keuar n IS SS. paottt« ß d7» U-Sw «o«I »U«»: »1'4 ri«»«o » «^ Nod, «r« kisrkr oo, ?re»do, mmsrmtm», mmsrinarur. sset- 2SS)s, » Ootä. ), Ix»- 'X bi» », l-o»- i—AL » u»»1 l —.- . 0»t4.M !»io Ao,— OZ« Neue BMW ms der Pariser Kmsereiiz Die Lösung gefunden? Pari«, 28. 3n»a«r. Rach «i»e» nicht offiziellen Bericht der Haoas-Agealnr sollen dir beide» belgischen Delegierten vor der Sitzung eine Unterredung nüt de« englische» Delegierten gehabt haben, nnd man »Ul roisse», datz Ja spar >n»e»i i»N«t i^e« i. e»«» iue,,»u >. e,«> »I4s»4»14 M««» tÄr v,!,,», aad»».»»:, »glich »« vezugWpreis. h... ,,r^ il,M-r„o°.7,»d. »»»«II. en.»».—. ««1«! ehrt. f»k n»h»l«r »»»au. en. Via. M.r,,^N»«g^< 4U4U» M. 7L» »»„Ilich. itt,»».4!,»g.d, ,>«»» M L.— moaakltch. V.rch „«»«Nlir« «j!itat,a i»» -a»i «- drach« «»»alllch M. lU^-. »!„!,ll«diI1ch SS.-; dir» »I, Dost Un,,rd«ld »4 «licht,» »4, l»i tz,»t g,ll«f«rl, S«samt-'il»<gadr monatlich M. 8.—, »i«rl,113dkllch M. 2-.— . Lllslaodtv«rt»nb. moaatltch M. UI.— »ad e>r»LIach«a-V»rt» 8>ni«lii»»»«ra: Morgen- A»«g»d, Sv Ps. Udend-^lalgad« dv PI- Sonnlagi-Aalgadr M Pf * Die Eisenbahner de« Saargedieie« gegen di« FrankemoShrnng. Bei der Adstlmmong der Eisenbahner im Saoräebiet über die Ettifthrung der Frankenwllhrnng bei der Lohnzahlung wurden «SIS Sttnnnen für die Ich glaube, wir haben gut« Arbeit geleistet." 2» Xonferrnzbreisen glaubt man, datz im Laufe der heutigen Koaferenzberataag eine Lösung in dem angedeuteien Sina erzielt werden wirb. Pari«, 28. Januar. lEig. Drahtbericht.) .Havas' meldet, fall« di« Ende dieser Woche ein Ergebnis der Pariser Beratungen nicht erzielt sei, würde die Sachverständigenkommission in Brüssel ihre Be ratungen wieder aufnehmen, um auf« neue nach praktischen Mitteln zu suchen, über die sich dann die Konferenz in London schlüssig werden könnte, lieber die Kosten de« Wiederaufbaues Nordfrcmkreichs wird Louckeur eine besondere Denkschrift ausarbeiten. stl„»» U»r »chchi. . «1.-1. sts.^l w 1 'S u-llt-k mgch o,o. ?r.4Ur1 »,Ut« » t.«.e>s«z Schwere Unruhen in Indien London, 28. Januar. Der Staatssekretär für Indien Hal Informa tionen erhalten über «inen ernsten Aufstand, verbunden mit Plünde rung der Märkte, im Distrikt von M u zza f f ar p u r. Er soll von An hängern der Obstrnkttonsdewegung inseriert sein. Die bedrohten Orte erhielten polizeilichen Schuh. Di« Ägrarnnruh en in Ayzabad waren von größerem Umfang, als zuerst gemeldet. Der oerursachte Schaden an der Ernt« und an Häusern ist beträchtlich. SS Häuser wurden geplündert. Bewaffnete Polizisten durchstreifen die Orte. ES herrscht mm kein Zweifel mehr, datz der Streik der Studenten and Droschkenfahrer in Kalkutta von politischen Agenten angezettelt wurde. Lin Boykott des De- faches des Herzogs von Tonnanght wird offen gepredigt, and die Fahrer von staatlichen und privaten Automobilen erklären, nicht eher wieder an di« Arbeit gehen zu wallen, dis datz der Herzog die Stadt ver lassen hall Gandhi wird erwartet, »nd man befürchtet Unruhen. Zn der Umgebung der Intepflanzunaen warde ein Ausruf verte«, ln dem verlangt wird. in diesen Jahre keine Jute anzupflanzen. S lud Uten stad in dt« Ortschaften gegangen und predigen dort den Zute- stretb. Bfte .VailyMalI' aas B»»ba y erfährt, nimmt die Aufrohr- bewegnng tn Indien ständig zn. In Bvmbay wurden während eines Stratzenkampses 17 Personen verwnndet und ein Polizeibeamter ze- Met. Die «ngedvrenen sollen «ine» Generalstreik vordereiten ^«ren» Bitt de» Dentfchen verhanbeln. Nachdem .Echo de Paris' erklärt« Lloyd George, wenn di« fran zösisch« These sich nicht ändere, müsse er bedauern, seine Zeit in Paris verloren zu haben. Briand erwidert«, die Oefienklichbett ln Frankreich könne die Herabsetzung der Schuld erst anerkennen in de» Anaenblich, in de» der Beweis für di« ZahlonqsonfähijcheU Deutschlands erbrach« sei. Die Ae oarationskvmmttston müsse di« gesawte Schntäs»»«« festfetzrn. Rach der iehigen Zohlungsfähiglw« Deutschlands könne nn» die denssche Anzeigenpreis: » «. lls; —» o^»,»«a 1» ,«tttch« r»u »1« «,^4^Nl4»u« M. ».»»«». 4N.: !,!,!„ °!«« baa oo« Mk. USV,a,lch1s»«»^i,«» »u P!»t»»«!chrtN«» l» Pr»n« Platz »»» Da1,»»»rfchrls« »tzn« °v«^l!itt1chtz«N waU»««wr«ri« fir dl, D«la»l«»fla,, Mk. IS.— »,tt», ftzr r^laisl«,« Mk Id.— »atr» ,k»M,lI,,Pofta»ilag« Pop,«KOHi «str». ^,r»!»r«<v- a»ial»tz »r. 14<^«r. 14 .44, l4u,4. — Poft!ch«c»ko»I,72'»>. Schaft!,»»»»» »»» SaichefKP«»«: k'^pjl«. 2otza»»«i,ap, !t. <v«kl«, Vr. R^»tz»ld ck <» ' Ausschutzberatungen ISO MMardeu Soldmark l« 42 Jahren. Parts, W. Januar, (Eigener Drahtbericht.) Aachd«,n tzr der Donnerstag-Sitzung der Pariser Konferenz keine Einigung in der Reparatloasfrag« zustande gekommen war, wurde ein vo» Zaspar gestellter Kvwpromitzankraa angenvmmen, di« Frage «ine» Aasschutz z« überweisen, der der Konferenz »en« Vorschläge unterbreit en soll. Dieser Aasschuh setzt stch fotgeadennahen zasannaea: Lord d*Aberao» und Washington Evans für England. Louchenr and D,a»«r für Froakrelch, In spar und The» als für Belaiea, d'Ameglio »ab Ganntai für Italien und Kvngo- «orl für Japan. lieber di« heutig« Vormittagsfihung dieses Aasschuffes, die »m 11 Uhr eröffnet wnrd« «nd 2)L Stunden dauerte, berichtet Havas: Boa de« französischen and belgischen Delegierten worden ver schieden« Vorschläge unterbreitet. Rach einer lange» Erörterung schien man endlich als Verhandln«gSdasis das folgende Zahlungssystem fest gestellt zu haben: Deutschland soll 42 Jahre Zahlungen leisten, die in den erste» fünf Jahren )e S Milliarden Goldmark, in den daraafsolgenden fünf Jahren je 6 Milliarden und in den L2 kommenden Jahren s« 7 Milliarden Goldmark betragen. Das sind die Grundsätze des Ab kommen« von Bouloxme. Außerdem soll von Deutschland die Zahlung -^oa Annuitäten verlangt werden, die stch nach seiner wirtschaft lichen Leistungsfähigkeit derechaen, indem ihm ein, Steuer auf feine Ausfuhr in Höhe von 10 bis IS Proz. auferlegl wird. Dies« Steuer soll von der Aeparaiionskommisstvn erhoben werde«. Dieser Vorschlag geht von dem belgischen Delegierten der Reparations- konttnisfion Delacroix aus. Um Deutschland zu einer rascheren Regelung seiner Schuld zu veranlassen, soll ihm für die Voraus- Zahlungen bis zu 8 Proz. Diskont bewilligt werden. Der Ausschuß hat berechnet, daß das ausgestellte System 100 bis ISO Milliarden Goldmark «fielen würde an Stell« der 65 Milliarden Gold- -itark, die das Abkommen »oa Boutmme vorsteht. M« englischen Delegierten solle», da Lord d*A»«rnon den Plan uts «inen Fortschritt bezeichnete, den EnftMrf mit S»Apathie ausgenommen haben. Sie behielte« stch seboch ihren Entschluß vor, bis sie Lloyd George Bericht erstattet hätten, weil das vorqcschlagen« System einen Zusatz zum Abkommen von Bvulo-ne darstellt. ' Der Ausschuß hak stch alsdann bis A4 Uhr nachmittags vertagt. Die Aachmiklagssthung ist nicht pünktlich eröffnet worden. Minister- Präsiden! Driand hatte vorher eine Unterredung mit Lloyd Georoe and Lord Lorzon. Erst nach 4 Uhr ist Briand am Quai d'Orsai anoekommen und mit ihm die englischen Delegierten. Die Sltzanf, hat alsdann begonnen. Eine Nachtfikunq Paris, 28. Januar Die Havas-Agentar berichtet nichtamtlich, daß die Sitzung des Ausschasses für die Aeparationifrage, di« nach 4 Uhr begonnen hatte, am Uhr aat«rdrochen wurde, um den belgischen Delegierten und den englischen Sachverständigen Gelegenheit , zu geben, sich mit Lloyd Georg« zu besprechen. Um 6.55 Uhr sind die Delegierten und Sachverständigen Im Qual d'Orsai elngetroffen, und es Hot den Anschein, dLtz st« den Kompromttzvorschag mitgebracht haben, der nnnmehr Briand zur Annahme nnterdreitrt werden soll. Der diplomatische Mitarbeiter der Havas-Agentar glaub», datz eia« Verständigung vtelleicht noch heate erzielt werden Kana. Um 8 Uhr abends war sie Sitzung des Ausschusses noch nicht beendet. Ls wird jedenfalls «ine Rachtsihaag stattsindea, um den endgültigen Plan sestzafetzea, der morgen vormittag der Vollsitzung der Konferenz unter breitet weiden soll. Es hat den Anschein, daß ein Einverständnis aas folgende, Grund lage erzielt werden könne: 42 Amraitäte» gemäß de» Abkommen von Boulogne, sowie eine Wertsten» vom dentschea Export. Die Erörterung drehe sich im Augenblick am di« Höhe der Jahresleistungen and der Steuer. Es scheine, daß man einen höheren Stenersatz als de» vorgeschlagenen von 10 bis 15 Proz. «»nehmen will. Venizelos in pari» Paris, 28. Januar- Dem .Temps' zufolge ist Venizelo? gestern in Paris elngetroffen. Er lmt die Reis- auf Ersuchen von Lloyd George unternommen. Er konser «rte gleich? nach seiner An- Kunst mit Mitgliedern der englischen Delegation. Paris, 28. Januar. Der polnisch« Staatschef Pllsndsk'» wtrd am 2. Febnmr in Paris «intreffe» Die Auseinandersetzung -wischen Lloyd George und Briand Paris, 28. Januar lieber die gestrig« Konferenz Debatte über di« Reparatioasfrage berichtet der .Mattn", Lioyd George habe seinen Standpunkt dahin gekennzeichnet, die Meinungsver schiedenheiten, di« vorhanden set«n, beträfen weniger di« Sache als di« M «thode, die man onwenden solle. Die Meshode Do » mer nannte Lloyd George ein unerfüllbares Ideal. Man könnt« den Export Dentschlanbs nicht »»begrenzt erhöhen und den deutschen Im- Urt herabsetzen. Für viele Rohmaterialien sei Deutschland vom Anslanb« abhängig. Mau könne «ich ferner die dentschea Eisen bahnen nicht »tt eia« besonderen Steuer belegen, weil di« dadurch eizielte Summe bei der angenbltikllchen Lage Dentschlanbs Papier ohne grohen Wert «rgeben würde. Man müsse vor alle» Deutsch land ln den Stand setzen, r» bezahlen. In erster Linie müll« sein Finanz Itzpe» in Ordnung gebracht «erben. Seine Meinung geh« dahin, zuerst dd»"—*e der deutschen Schuld feftzwsetze» mch bann «« Mittel, die »an »r Hebung der deutschen Finanzen anwend«» wolle. Arber die An- Die deutsche Frage in Genf Soll Deutschland dem Völkerbund heikel en? Das ist dt« «deutsche Frage' in Genf gewesen. Eine Verständigung darüber ist unter uns Deutschen erforderlich. Denn wie leider so vieles andere, so wird auch diese wichtige Angelegenheit im Partettzamps« getrübt, und mrm scheut gerade hier vor der so gewissenlosen Ber- eächtigung nicht zurück, daß der anders Denkende einen Mangel an «nationaler' Gesinnung zeige. Darum sei von vornherein be tont' von einem würdelosen Slchaufdrängen Deutschlands Kana und darf natürlich nicht die Rede sein. Etwas Derartiges ist bis her auch nicht geschehen. Im Gegenteil. Vielmehr sind es die Vertreter anderer Staaten gewesen, die den in Genf anwesenden Deutschen unaufhörlich die Frage vergelegt haben: Wird Deutschland noch während dieser Tagung einen Antrug auf Zulassung zum Völkerbund stellen oder nicht? Sogar die Franzosen scheinen etwas Derartiges immerhin ge fürchtet zu haben. Nur so erklärt sich ihre seltsame Unruhe und Reizbarkeit angesichts der .deutschen Frage'. Wie Ohrenzeugeu berichten, ist das Verhältnis Deutschlands zum Völkerbund wie ein roter Faden durch die Genfer Verhandlungen gegangen. So oft auch von der «Universalität' des Völkerbundes gesprochen worden, so sei damit immer in erster Linie Deutschlands Ein tritt gemeint gewesen, wenn man sich auch gehütet habe, den Namen Deutschland zu nennen. Lächelnd soll man stch zugeslüstert haben, wie uns berichtet wird: die deutsche Frag« werde schon des halb nicht ausdrücklich angerührt werden, weil Vioiani eine große Rede gegen Deutschland in der Tasche kage und ihm nicht Ge legenheit gegeben werden solle, sie vom Stapel zu lassen. Und irotzdem ist dieses Ereignis in der Sitzung vom 12. Dezember eir- getreten, als wider alles Erwarten der sonst so vorsichtige Schweizer Bundespräsident, Herr Motta, gelassen aussprach: es sei ein Mangel des Völkerbundes, daß in ihm die Vereinigten Staaten, Rußland und Deutschland fehlten. Noch eh« Motta geendet hatte, hörte man den Ruf Vivlanis: Ich bitte ums Wort. Der große Augenblick für ihn war gekommen. Um so mehr, als ihm Herr Bourgeois durch seine Abreise das Feld überlassen hatte. Nun ist das, was Herr Viviam gesagt hat, wohl ein redne risches Meisterstück gewesen. Für die Zuhörer! Wenn man aber die Rede liest, so versteht man den Eindruck, den sie in Genf gemacht haben soll, ganz und gar nicht. Dieses Schicksal lebhaft vorgekagener Reden ist ja bekannt. Während man zuhört, wlrd man weniger durch die Rede, als durch den Redner und sein Gehabe gefesselt und empfindet erst später, daß das Gesagte eigent lich nur eine matte Limonade war. Herr Vioiani wiederholte, was man schon zum Ueberdruß tn der französischen Presse gelesen hat: Deutschland müsse erst feinen .guten Willen' zur Erfüllung des Friedensoertrages zeigen. Dann folgte ein Lobgesang auf Frankreich, als den Grundpfeiler des Rechtes und der Sittlichkeit. Und dabei redete stch Herr Vioiani in eine Leidenschaft und einen Taumel hinein, und verlor ln einer Weise den Kopf, wie man das eigentlich nur bei mittel- mätzigen Schauspielern findet. Die Erregung des Redners hatte aber ihren guten Grund. Denn er fühlte, daß sich Frankreich, genau besehen, tn einer Verteidigungsstellung befinde. Das ist auch durchaus richtig. Was Frankreich jetzt in Gens tut, ist ungefähr das gleiche, was inan den Deutschen im Haag oorwarf: Frankreich ist jetzt das .retardierende-Element'. Es ist kein Zweifel, daß die Mehrbeit der Völkerbundstaaten vorwärts drängt und eingesehen hat, daß es widersinnig ist, große Staaten, wie die obengenannten, vour Völkerbund fernzuhalten. Namentlich Deutschland, das non ein mal in der Mitte Europas liegt, und ohne dessen Mitarbeit eine Gesundung des kranken Erdteils nicht möglich ist. Man Hot daher keffend bemerkt: wenn heute einmal ein Konklave der Völkerbundstaaten veranstaltet und mit verschlossenen und hinterher zu verbrennenden Stimmzetteln abgesttmmt werden könnte, so würde die Aufnahme Deutschlands mit einer Riesen mehrheit beschlossen werden. Und zwar auch ohne einen deutschen Antrag! Es ist also tatsächlich nur eine gewisse scheue Rücksicht auf Frankreich, die die anderen Staaten abhält, Hch zu dem za be kennen, was sie eigentlich für richtig halten. Und die «Rolle', die Herrn Vioiani zufiel, war eben die, diese Einschüchterung der anderen Staaten aufrecht zu erhalten und sich dazu, wie dies die Feinde Deutschlands schon im Weltkrieg« mit Erfolg getan haben, noch einmal in den Mantel des Tugendlehrers zu hüllen. Wie ge sagt, hat das Herr Diviani ganz schön gemacht and man hat, wie im Theater, Beifall geklatscht. Alles sprach von dem .großen Redner'. Aber die Sprache der Vernmrft ist eben doch wirkunasvolirr und — nachhaltiger. Im Ergebnis ist kein Zweifel, daß die liberale Richtung im Völkerbunde — im Gegensatz zu -er konservatwen, die stch an Versailles klammert — in Genf eine bedeutende Stärkung erfahren hat. Und wenn man sich im Herbst wiederum zusammensindet, dann wird sich die Ansicht noch mehr befestigt haben, daß es für den Völkerbund mindestens ebenso wichtig ist, Deutschland zu seinen Mitgliedern zu zählen, wie für. Deutschland, im Völkerbunde zu sein. Es wäre ja auch ganz tö richt, darüber hinwegzusehen, daß ein Land von der geistigen Be deutung Deutschlands im Völkerbunde nicht nur der empfangend«, sondern auch der gebende Teil sein würde. Was folgt nun hieraus für die deutsche Politik -er Zukunft? Unz'ere stets fefigehaltene Ansicht geht dahin: es kann gar kein« Red« davon sein, daß Deutschland sich diesem Völkerbund« ausdrängte. Denn der jetzige Völkerbundsvertrag !st ein TeU deZ FriedenSverlrages von Versailles, und darin steht jener berüch tigte Artikel 2o1, an den sich eigentlich jeder gute Deutsch« täg lich oder gar stündlich erinnern lassen sollte, wie dies einst König Terxes mir den Athenern getan Haden soll. Er lautet in der deutschen Uebersetzung (die ab« bekanntlich eine völkerrechtlich« Die Pariser Zusammenkunft der Lntentestaatsmänner ist mit dem gestern vorgelegten Kompromißvorschlag der Lösung der Reparationsfrage einen kleinen Schritt näher gekommen, wenn auch noch immer der Eindruck nicht verwischt ist, als ginge sie einem unrühmlichen Ende entgegen. Als sie begann, schien sie nicht übel vorbereitet zu sein und Erfolg zu versprechen. Einige Tage vorher hatten der französische Botschafter und der englische Geschäftsträger in Berlin den Reichsminister des Aeußeren Dr. Simo n s besucht und ihm zugeredet, in Verhandlungen über ein fünfjähriges Provisorium einzutreten und die Festsetzung der Gefamtschuld, die Deutschland auferlegt werden sott, zu vertagen. Obwohl Deutschland nach dem Versailler Vertrag einen Rechts anspruch darauf hah daß die Gesamtsumme bis zum 1. Mai dieses Jahres festgestellt werd«, erklärte der Reichsminister seine Be reitwilligkeit,'auf die vorläufige Festsetzung von fünf Jahresraten einzugehen unter der Bedingung, daß die Alliierten uns die be kannten fünf Zugeständnisse machen, die Deutschlands wirtschaft liche Leisluncsfählgkeit erhöben würden. Ls muß betont werden, baß dieser Vorschlag von Frankreich mrsging, pnd -aß Engtand lieber gesehen Härte, wenn die Gesamtsumme, dem Vertrag ge mäß, schon jetzt festgesetzt würde, und erst dem Drängen Frank reichs nachgab. Unmittelbar nach dem Zusammentritt der Pariser Konferenz aber änderte sich das Bild, und zwar durch Frankreichs Schuld. Der neue französische Finanzminister Do um er, ein Mann, der mangelnde staatsmännische Begabung durch ein Uebermah en Popularitätshascherei zu ersetzen sucht, lieh kurzerhand -en Ver schlag des Provisoriums fallen und Kat mit der unsinnigen For derung hervor, Deutschland solle 212 Milliarden Goldmark zah len, was auf 42 Jahre vertE und mit einer Verzinsung von 3 Prozent eine jährliche Leistung von 12 Milliarden Goldmark ausmachen würde. Es ist kein Zweifel, daß Doumer damit den Zweck verfolgte, in den Augen seiner Landsleute als der starke und mutige Mann zu erscheinen, der ihnen den ersehnten Gold strom über den Rhein yerüberleltete. Aber nicht einmal diesen Zweck hat er erreicht. Wie stch aus dem Widerhall seines Vor- 'chlags in der Pariser Presse ersehen läßt, hat er die Urteilskraft seiner Volksgenossen doch arg unterschätzt. Man nimmt ihn selbst in Frankreich nicht recht ernst und klagt vielmehr über die Unbeständigkeit und Zwiespältigkeit deb französischen Politik in der Reparutionssrage. Selbst der .Motin" sagt, es sei wenig unhrschelnllch, daß auS den Erörterungen etwas Brauchbares heranskommen könne, denn der Abstand der französischen Ab schätzung von der der Verbündeten sei sehr beträchtlich. Noch un günstiger ist der Eindruck -es Doumerschen Vorschlags bei den englischen Staatsmännern und bei der englischen Presse. Die Frage Lloyd Georges, wie Doumer denke, etwas derartiges durchsetzen zu können, sagt genug, und die .Daily Mail' scheint di« Auffassung in England richtig wiederzugeben, wenn sie sagt, die Konferenz habe Schwäche und eine Abneigung bewiesen, 1 den Tatsachen ins Auge zu sehen. Statt Zuversicht habe sie nur Zweifel gefördert, Einigkeit habe bisher nur bei der Vertagung aller wichtigen Entscheidungen geherrscht. Ob diese pessimistische Auffassung noch gerechtfertigt ist, wird sich sehr bald zeigen müssen. Itt» »44» — 8»td« tkl- ZLZ.- '^1, >i r». D« 444»^ 1», L4« L44» »»144 4.V» .844 LM s»i.
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