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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.02.1921
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1921-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19210210028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1921021002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1921021002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1921
- Monat1921-02
- Tag1921-02-10
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ü» Uarstu. (-0., cktstr. 28. Neu! Iler, ermSyltcht Ein- und r andcien hrltch jür rrrudt Abend-Ausaabe - H«,1,,brach«. Saaala,« ,1, M»rg,nau»,«d« «»»«tt. Lt. 1». -. ahrt. So— s«r dbh»l«r »»»-«>. M. ». Sv. M»r^».4la«aab« «Sri» M. ««notUch, V'd»,».aü«,ad« «U«In W »»aailtch. v,rch a»s«r» «»«»LrUtzrn ^Utal«, m» D«,» a«. drach« ,»«a«Uch Ut^-. a>«il«l!»dr»ch Ä. SU.-: »,,ch »l, «aaardal» vaatlchl«»»«, sr«I la« -a»S aallasar«. maaatltch M. . »i»H«>!<br>lch 'N. 27^—. 4>»lla»dtv«iloa>: ma -atUch M. M— ,»» Vracklachaa-Dar«». i >0r»i«'»- A»««ad« SS VI, >daa».ch»«»,d« V P'. S,i>nla«1-A,<,,de 40 Pf. Nr, 78 hrmdels-IeUung La» veiniger r,,e»katt «nihüli di« uuftNchen »e»«i,«««<»«a»«» de« sta,e« und de» Polizei,ui«r» der Stadt Lripti«, «s Smisgertchts LeisrtH. lowi, ores»tro««r andere, vrtztrde» UV. Jahrgang «nielgenpreia: L^ÄLW. a,z«t-,a ,a,ch«d»rdaa t, a»uich«a L«U dl« V.aparilU«^»« M.SLL ».«»«». M.S.--: »l«la« «>« V»»,or«llt«j«ll« M l.4V, 0a» »»«»ärts Md. UU»,ch«fchOil4anz<t,«a «ul dlal>»»i>chktlt«n i« Vr«l>« «rddh«. Platz »ad D«t«»»»k>chrlit »da« B«rdln»llchd«tt. B«tlag«npl»lie sie »«« ««lamtaalla,» Md. «L- ,«„,. „r r«Uaasla,« Md lü.— »«II» »r»M>»«.V»fta»I>aa« Vollgedldr <,l,a. ^4k»l»r«<v-aaIchl»I, «r. «du«. I4-a4. — Vaft,ch«a>d»al»7!«» . echriill.ilun.' und »«IchüiHN«»«! LelOP«, 2^a»»i«««I« 4U. l». V«rla< vr. Belad-ld ck L» r delezlg. Donnerstag, den 1V Februar^21 tl o««». luukeaä uo«. roös 21. BI r. 3320. ! 16. .MN. löilix. «7»«» rilrui D4». «» tr.22. 1L. rstiH «6N«II. 7225. Briands Verteidigung Paris, 10. Februar. (Etg. Draht de richt.) Bel Beging der gestrigen Nachtstdung der Kammer letzte der Finanz- Minister Doomer seine Auseinandersetzungen kort. Er erklärte, daß die sranzöstsch« Vertretung auf der Pariser Konferenz versucht hat. IS Prozent der deutschen Ausfuhr zu versteuern, und daß der ILprozentig« Sah nur zum Ausgleich ge schaffen worden ist. Der Wert der deutschen Ausfuhr hat in den 40 Jahren nach 1870 «un 400 Prozent zugenommen. Deutschland war damals siegreich. Es ist als» besser, die Ausfuhr von Frankreich während der gleichen Periode zur Grundlage zu nehmen, welche um 230 Prozent zugenommen hat. Die französische Regierung hat angenommen, daß Deutschldnd seine Auüfuhrziffer von 1918 in fünf Jahren wieder erreichen wird. Die Wertverhältnisse Haden sämtlich zugenommen und werden niemals wieder so billig werden, wie sie vor dem Kriege waren, und man hat deshalb den Koeffizienten von 1,7 gewählt. Mit dieser Wahrscheinlichkeitsrechnung kam man zu einer durchschnittlichen Annuität von 3 Milliarden, die bis 42 Jahre 63 Milliarden darstellt. Der Anteil Frankreichs würde nach dem 22prozentigen Sah von Spa 43 Milliarden 4S0 Millionen Goldmark für die festen Annuitäten und 33 Milliarden 1K7 Millionen für die variabeln Annuitäten, d. h. im ganzen 77 Milliarden 21 Millionen Gold- mqrk betragen. In dem Pariser Abkommen hat die französische Regierung das Maximum dessen errelchk, was zu erreichenwar. Damit wurde die allgemeine Diskussion geschlossen. Es wurden ver schiedene Tagesordnungen beantragt, u. a. schlug der Abg. Bellet vor, die Abstimmung aufzuschieben, und zwar nach Geschäfksreglement, ohne dr>d»i die cpe"ieruna stüt»en zu wollen, mit der Begründung, daß einige auf der Tribüne genannte Ziffern einander widersprächen, und daß in der ganzen Frage noch nicht genügend Klarheit geschaffen worden sei. Drtand bestieg hierauf die Tribüne un- führte aus: Es wäre ge fährlich für die Kammer, den Antrag von Bellet anzunehmen. Es ist richtig, wenn Bellet, sagt, es wären in vier verschiedenen Sitzungen vier verschiedene Ansichten auf der Tribüne vertreten worden, und daß es unmöglich ist, diese Ansichten bezüglich der Ziffern miteinander in Ein klang zu bringen. Ader Bellet machte den Fehler, daß er davon <mS gebt, als stünden wir vor Gewihhe ten und angesichts von endgültig ab geschlossenen Abkommen, welche die Kammer zu ratifizieren hat. D e Lage ist jedoch ganz anders. Die Regierung hat. aas Höflichkeit der Kammer di« Bedingungen dekanntgegebcn, unt^ ebenen die Verband- längen von London eingeleitet werden. Menst Ks Kä-HrM Kst Lvnobü zurückkommt, dann wird es von der Kammer verlangen, daß st« seine Haltung bill.gt. In die Pariser Konferenz ist der Ministerpräsident mit dem Willen gegangen, die Rechte Frankreichs geltend zu machen, nicht ohne dabei seine Wünsche zur Schau zu stellen, alle n ober auch mit dem Wunsche, di« Solidarität mit den Alliier ten und mit den früheren Regierungen nicht zu brechen. D e Wiedergutmachungskommission ist im Grunde ge nommen eine permanente Konferenz von Vertretern der verschiedenen Regierungen, und wenn schon in dieser eine einheitliche Einigung nicht zustande kommt, ist es unmöglich, zum Ziele zu kommen. Energische Männer waren an der Spitze der Kommission (Anspielung auf Polncare) und sie sind nicht an der Spitze geblieben, weil sie nicht Rechenschaft ab geben konnten, daß zuerst zwischen den Regierungen direkte einheitliche Auffassungen bestehen müssen. Man hätte die Welt nicht in einer töd- ichen Ungewißheit lasten dürfen. 'ZKcm hak dann nichts unversucht ge ästen, um die Dinge zu verwässern. In Boulogne hat inan die Akte er Ilnmöalickkeit in Akte der Möglichkeit umgcävdert. Zweifellos ist icher, daß Deutschland seine finanzielle LeistungS- ähigkeik mit Berschleierungsabsichten umschreibt. Das springt in die Augen. Aber de Sachverständigen haben dl« Zahlungsfähigkeit nicht akzeptiert ohne vor herige genau eKontroile, und erst dann Haden st« ihre Ziffern ausgestellt. Um unsere Guthaben mit den deutschen in Einklang zu bringen, hat man variable Annuitäten vorgesehen. Wenn Deutschland sofort alles zahlen könnte, wäre das das Beste. Es ist leicht, mit Ziffern Zauberkunststücke zu machen un- sie erhöhen und zu verkleinern, sie zu kapitalisieren und zu dekap ta- ttsieren. Deutschland wird zahlen, wenn wir Kraft be- wahren un- wenn wir gemeinsam mit den Verbündeten den Willen haben, Deutschland zahlen zu machen. Die variabeln Annuitäten werden die finanziell« Leistungsfähigkeit Deutschlands »nspornen, mn we'tere Zahlungsmittel zu finden. Wenn ich morgen auf Widerstand stoßen sollte, so werden Sie sehen, Herr Lefävre, ob ich eine schwache Regierung bin. Aber wenn ich diese Operation (gemeint sind die Zwangsmaßnahmen) allein machen sollte, so werde ich es nicht tun. Ick werde es nur gemeinsam mit unseren Verbündeten tun. Wenn morgen di« Stunde der Zwangsmaßnahmen schlägt, so werde »ch bis zur letzten Minute ge melnsam mit meinen Verbündeten vorgehen. Man k"nn auck anderer Ansicht sein. Es stekk Ihnen frei, meine Herren, dem klar vorgeschriebenen Weg der Regierung zu folgen oder nicht. Wenn S>e glauben, daß ein anderer Weg möglich ist. so sagen Sie ihn. Dann werde ich wieder in die Reihen zurücktreten, glücklich darüber, daß ein anderer mehr Kaan als ich. Die Presse hat den Augen ihrer Leser eine Fata Morgan« von Ziffern unterbreitet. Die Presse hat eben «ine gewisse Unabhängigkeit. Di« Opfer, di« wir gebracht haben, so schmerzhaft sie auch scheinen, sind nicht ohne Kompensationen. Man hak «ine Strafkampoane gegen Frankreich unternommen. Die Aus- tandsvresi« Kat sich gute Rechenschaft abgelegt von dem wahren Geistes- zastande in Frankreich. Rach soviel Opfern ist dies ein Beispiel für die ganze Welt, daß Frankreich auch noch dieses Opfer dorgebracht hat Aber Frankreich ist damit an die äußerste Grenze seiner Ovfer gelangt. Wir haben auf der Konferenz «in« Reibe von Zwangsmaßnahmen be schlossen, di« ebenso wirksam sind wie gewisse andere Zwangsmaßnahmen Aber wir werden sie von den anderen Zwangsmaßnahmen nickt los trennen. Wenn wir auf unterem geraden Wea« auf Widerstand st"ßen, werden wir mit anseren Alliierten das Notwendige vornehmen. Do« Schicksal Deutschlands liegt i» seine« eigen/n Hände«. Nachdem noch verschiedene Rebnor Tagesordnunaen begründet hatten, wobei ». a. Forgeot der Regierung dosVertrasten »erweigert«, erklärte Biand, daß er nur die Tagesordnung des Obetsten Fabry annehmen könnte. Oberst Fabry erklärt«, er lege sich Reckenichast ab von den Schwierigkeiten der Regierung und von -em Umstand«, daß di« Kritik sich gegen die Verbündeten gerichtet hob«, und sprach der Regie rung sein Vertrauen aus. Auch Tardieu meldete sich noch einmal zum Wort Er erklärte, stk hab« aicht de» Etadruck. -aß die Diskussion klarer geworden sei, se länger sie gedauert habe. Er unterstützte noch einmal die von Hm ver teidigte Ansicht un- hob folgende Punkte hervor: Die Verminde rung des französischen Guthabens beträgt 35 v. H. Der Koeffizient, der für die Wiedergutmachung der Verbündet« in Rechnung gestellt wir-, beträgt 1,7. Loucheur erwiderte hierauf: Das ist ein Irrtum, Sie haben noch nicht begriffen! Darauf kam es zur Abstimmung. Drei Resultate sind in ihrer Reihenfolge diese: 395 von 478 Stimmen gegen eine Aufschiebung, 43S von 495 Stimmen zugunsten der Priorität der Behandlung des Antrages Fabry, und schließlich 387 von 512 Stimmen zugunsten der Tagesordnaug Fabry, die der Regierung das Vertrauen ausspricht. Bayern gibt nach Wie wir im heutigen Morgenblatt bereits mittelsten, hat die bayrische Regierung sich entschlossen, in der Entwaffnungsfrage nachzugeben und dem Standpunkte der Reichsregierung sich unter zuordnen. Die vorläufige Erklärung der Kahrschen Regierung, die Wolff diese Nacht verbreitete, sollte hauptsächlich der Berul-i- gung der Orgeschleute dienen, lieber die Verhandlungen am Mittwoch berichtet das «B. T.': Die Fraktionssihiingen der KoaLitionsparteäen über die Ant wort des bayrischen Kabinetts an die Reichsregierung wurden den ganzen gestrigen Tag fortgesetzt und führten erst in später Abendstunde zu einer grundsätzlichen Einigung. Der deutschdemokrattschen Fraktioa gebührt dabei das Verdienst, manche Schärfe ausgeglichen und den Ab gleich angebahnt zu haben: sie fand Labei die Unterstützung des bayrischen Bauernbundes, während mit den Deutschnakionalen ein Teil der Bayrischen Volksoartei sich jeder sachlichen Annäherung an den Stand punkt der Reichsregierung widersetzte. Die Verhandlungen der Koalitionsparteien gehen heute weiter, werden aber im wesentlichen nur noch redaktionellen Charakter haben, um die definitive For mulierung festzulegen. Dann wind sich der Ministerrok noch mals damit beschäftigen und die Antwort, wenn er diese genehmigt hat, nach Berlin weikergeben. Der Tenor des vom Ministerrat gefaßten und von den Koalitionsparteten gefaßten Beschlusses ist folgender: Die bayrische Regierung kann von ihrem Standpunkte über die Zweckmäßigkeit einer einheitlichen Behandlung der Pariser Beschlüsse nicht abgehen, wird sich aber in der Enkwaffnungsfrage -en Anordnungen, die die Reichs real e r u n g.^ Sr ypkwpll -' « palt vyd verfassungsmäßig verfügen wird, nicht widersetzen. Me Verantwortlichkeit dafür maß sie jedoch der Reichsregierung überlasten. Bauern ist nach wie vor gewillt, die schwere Not, di« der Friede von Versailles unS «rfertegt hat, gemein sam mit den Ländern und dem Reiche zu tragen. Die bayerische Erklärung besagt also, -aß Bayern sich zwar nicht -em Diktat von Paris, wohl aber einem Beschmutz -er Reichsregierung fügt, ob dieser nun aus eigenem Antrieb oder unter -em Druck feindlicher Gewalt gefaßt wird. Es ist in hohem Maße erfreulich, daß sich dieser Wille in München durchaermigen hak. Denn die Führer -er Fraktionen, die mit dem Minister präsidenten von Kahr in den letzten Tagen eifrig Besprechungen gepflogen haben, mußten sich wohl -re Konsequenzen elner eventuellen Widersehung gegen die Forderungen der Entente vor Augen halten. Was wäre -enn geschehen? Marschall Foch, -er in den Rhmnlan-en bereits größere Truppenmasten zusammen zieht, hätte München beseht un- die Auflösung der Einwohner wehren gewiß mit weniger Rücksicht durchgeführt, als es nun die bayrische Regierung können wird. Die Erinnerung an Frank furt a. M. mag die einsichtigen Vertreter -es bayrischen Volks willens beherrscht haben. Auch die Erwägung, welche Folgen mit dieser separatistischen Eigenbrötelei verbunden gewesen wären, wir- den Münchner Herren vor Augen geschwebt haben. Die Gefahr einer Absplitterung vom großen Bolksganzen hat Bayern übrigens in den letzten Tagen auch am eigenen Leib« empfunden, als -le fränkischen Sozialisten erklärten, die Politik >er Münchner Regierung nicht mitmachen zu wollen. Ein großer Teil Bayerns wäre auf diese Weise mit München in einen ähn lichen Konflikt geraten, wie München mit Berlin, und das wäre der Anfang -es Chaos Mwesen, das Frankreich so gerne aus uns herabbeschwören will. Bayern ist ein reiches Land; es besitzt die Mittel zur Ernähr ung seiner Bevölkerung in bedeutendem Matze. Allein es ist, wle jedes andere Land, das keine Berg werke besitzt, auf den Austausch der Güter angewiesen, un- es käme in Verlegenheit, wenn es das Tischtuch mit Berlin end gültig «ntWeischneiden würde. Das Reich hat wieder einmÄ einem schweren Sturm getrotzt. Bedeutet das Einlenken Bayerns in der Einwohnerwehr einen Gewinn für Bayern selbst, so muß auch gesagt werden, daß das Reich als solches nach außen hin wieder fest dasteht. Die Reichs regierung muß bei den bevorstehenden, äußerst schwierigen Ver handlungen -es Vertrauens -er Bevölkerung und ihrer Führer sicher sein. Die Reichsregierung kann nun ihre Tatkraft der Bewältigung -es Separationsproblems zuwen-en, nachdem sie in der Lage ist, in der Entwaffnungsfrage so weit zu ge-en, als sie es für notwendig hält. Ein „Nein" Heinze« Stern«, 10. Februar. In einer Wahlversammlung -er Deutschen VoikSpartet äußerte sich Reichsjustizminister Heinze über die Haltung der Negierung. Er sagte u. a.: Es ist mehr als fraglich, ob wir uns eine fckärfer« Politik in diesem Augenblick leisten können und ob nicht mebr Eharakter Lazu gehört, vorsichtig zu lein und weise Zurück- baltung zu üben. Ein unvorsichtiges Vorgehen gegen di« größten Mächte der Welt würde notioendlgerwets« zu unserem völligen Ruin führen. Wir müssen « ch damit rechnen, daß wir wenig Freund« in der Welt haben.' Vizekanzler Heinz« bvb in diesem Zusammenhang hervor, daß es dem M n ster des Auswärtigen Dr. Simons gelungen sei, ftn neutralen Auslarde un- auch in Amerika weitgehendes Ver- trauen zu erwerben. Wenn ein solcher Mann erkläre: .Hier ist eine Grenze, weiter können wir nicht', so könne bas seinen Eindruck nicht verfehlen. Heinz« erklärte sich überzeugt, das: es auf dem einpesch'agenen W«g« gclingen würde, di« unerhörten neuen Forderungen der Entente obzuwehren. Jedenfalls', so schloß er seine Ausführungen, .werden wir diese Forderungen nie au- nehmen und auch nur nach London gehen, wenn wir di« Garantie Habs«, daß dort wirklich »urha»»«!; wir-.' Nochmals die Oberschule Von Stu-ienrak Dr. Ernst Roch (Leipzig). Za dem Aussatz deS Präsidenten deS Hessischen Landes amtes für BlldungSwrsen, Dr. Reinhard Strecker, in Nummer 70 des .Leipziger Tageblai eS' ist uns di« hier folgende Erwiderung zugegangen, die wir als einen Beitrag zur Erörterung der wichtigen Echulfrage- veröjsenilichen. Die Anhänger der deutschen Oberschule versuchen weitere Kreise für ihre Pläne zu gewinnen. Da ist es wohl an -er Zeit, auch einmal Bedenken gegen diese neue Schulgattung auszn- sprechen. Zwei Dinge sind es, die immer wieder vorgebracht werden: Erstens soll die neue Schule «eine vollgültige Bildung auf -sm Fundament deutschen Kulturgutes' vermitteln. Deshalb soll nur eine Fremdsprache getrieben werden, und auch die Mathematik soll inr Vergleich zu anderen Schulgattungen zurücktreten. Dazu ist zunächst zu bemerken, daß auch die jetzt bestehenden höheren Schulen in die deutsche Kultur einführen wollen, und ich wage sogar zu behaupten, daß sie dieses Ziel mit besseren Mitteln ver folgen als die Zukunftsschule. Die Frage ist nämlich: W i e lernt man deutsche Kultur kennen? Die jetzigen Schulen treiben frenrde Sprachen nicht deshalb, well «fremdsprachliche Kenntnisse als Maßstab für Bildung (Strecker schreibt .Geblldetyerl') gelten; denn dann wäre ja der sprachenkundige Hotelportier der gebildetste Mensch Auch nicht des-alb, weil «sich fremdsprachliche Arbeiten bequemer zensurieren' lasten. Dies« seltsame Bemerkung er fordert wohl kaum eine ernsthafte Widerlegung. Es sind vielmehr tiefere Gründe, die mehrere Fremdsprachen an einer höheren Schule allerdings unentbehrlich machen: Die Sprache un^ ihre Erzeugnisse sind die vornchmste Verkörperung der Kultur eines Volkes Wir treiben auf der Schule fremde Sprachen, um unse ren Blick über die Grenzen -es Deutschtums hinaus zu erweitern, und um durch -en Vergleich mit dem Wesen anderer Völker, sei es moderner, sei es antiker Kultur, unser Deutschtum in feiner Eigenart bester und tiefer zu verstehen. Es'Ist unmöglich, hieraus ausführlich einzugehen, ein Bild wird vielleicht den Gd- -anken verdeutlichen: Wer fähig tL das eigene Volk mit fremded Kulturen zu vergleichen, der überschaut etwas Ganzes von Hoyer Warte. Wer das Deutsche immer nur am Deutschtum studiert,, der gleicht dem Gelehrten, der -en Kölner Dom mit dem Mikro skop betrachtet. Noch ein anderer Gesichtspunkt sei neben dem der Kultur vergleichung wenigstens angedeutet: Ls ist zum Verständnis -er Welt unentbehrlich, daß man sie h i st o risch erfaßt, daß man die Entstehung der Dinge und ihre Wechselwirkung untereinander verfolgt. Wie will man nun aber die deutsche Kultur verstehen, wenn man nicht ihr Hervorwachfen aus dem griechisch-römischen Altertum, ihrc fortwährende Befruchtung durch moderne und an tike Kultur beobachten kann? 3ch möchte also bezweifeln, -aß eine Schule mit einer Fremdsprache das Wesen unserer Kultur wirk lich vermitteln kann. Außer -em Fundament -er deutschen Kultur wird für die deutsche Oberschule stets ein zweites Argument angeführt, das offenbar aus der Besorgnis vor Einwänden hervorgewachsen ist: Die neue Schule sott ebenso schwer sein wie die jetzigen Schul gattungen. Vielleicht ist es nicht überflüssig zu sagen, warum eine höhere Schule schwer sein muß. Kurz gesagt deSha«d, weil wirkliche Bildung und geistige Arbeit eine Anlage und Fähigkeit des Denkens verlangt, wie sie von einer leichten Schule weder erkannt noch ausgebildet werden kann. Ls ist ein großer Vorzug z. B. -es Gymnasiums, -aß es seinen Zöglingen eine Aus bildung der Denkfähigkeit mitgab, und daß es durch die «schweren' alten Sprachen manchen von der Universität zurück hielt, der nicht dorthin gehörte. (Ich spreche hier übrigens von den Schulen der Vorkriegszeit, nicht von den jetzigen, die unter dem Krieg vnd seinen Nachwirkungen noch schwer leiden.) Wenn wir uns nun daraufhin die deutfche Oberschule ansehen, so helfen uns leider alle Versicherungen ihrer Anhänger nichrs: Es wird von Fachleuten einfach bestritten, daß die neue Schule mit ihrer einen Fremdsprache und dem Zurücktreten der Mathematik die eben angeführten Voraussetzungen erfüllen kann. Gerade jetzt kann es zu schweren Erschütterungen unseres Schul- und Bil dungswesens führen, wenn eine Schule mit diesen Lehrplänen ein gerichtet wird Es dürfte auch Sache der Universität sein, sich hierzu zu äußern. Man könnte noch auf manche Einzelheiten aus dem Aufsuh von Strecker eingehen. Nur ein Punkt sei herausgegrtfsen: Die .Aufbavschule" soll einen Weg zur Universität in sechs Jahren vermitteln. «Daß so etwas möglich ist, beweisen die Reform anstalten — noch Frankfurter System.' Die Reformsckuten. die ich kenne, sind neun klasflg, und ich bin durchaus nicht der Mei- nung, daß sie ibre Ziele erreichen würden, wenn man ihnen drei Jahre ihres Aufbaues wegnähme. Der Verfasser dieser Zeilen ist selbst Germanist und dadurch wohl vor dem Verdacht geschützt, daß seine Bedenken durch das Zurücktreten irgendwelcher .Fächer' ln der neuen Schule hervor gerufen sind. Der Anlaß meiner Ausführungen ist vielmehr die ernsthafte Besorgnis um die Höhe unserer deutschen Bildung die doch ein recht kostbares und zerbrechliches Gut ist. Man sollte vorsichtig damit umgehen. Oesterreichs trostlose Rnanzlape Wie«, 10. Februar. Die StaatsangefieMen verlangen eine Zu- tage von monotltch 5000 Kronen. Finanzmintster Dr. Grimm wird in der heutigen Sitzung des Nationalrat«- «in erschreckendes BUö der Finanzlage Oesterreichs entwerfen. In der er einen NachtragSkredit zum vtaatSvvranschiag elnbrtngen wird, avS dem erhellt, daß das Defizit 42 Milliarden Kronen beträgt. Das kennzeichnendste Moment der Situation ist, daß der Fehlbetrag Mitte September v I. mit 12 Milliarden berechnet worden ist, also demnach lu fünf Monaten «s «ehr als das Dreifach« gestiegen iß-
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