Großenhainer Anterhaltungs- mw Ameigeblatt Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke. 41. Mittwoch, den 22. Mai 1850. Tagesnachrichten. Sachsen. Die 59. Sitzung der ersten Kam mer betraf zuerst einen Antrag auf Rückerstattung der Kaufgelber für die vom Staatssiscus veräußer ten Jagbgercchtigkeiten auf fremdem Grund und Boden. Er wurde auf sich beruhen gelassen. Ein zweiter Antrag auf Uebernahme sämmtlicher Unter suchungskosten auf den Staat wurde abgeworfen. — Die 75. Sitzung der zweiten Kammer betraf das Berggesetz, welches die Leser dieses Blattes nicht weiter interessiren dürfte. In der 76. Sitzung machte der Präsident eine ausführliche Mittheilung über die Thätigkeit des Landtags und den gegen wärtigen Stand der Geschäfte, dann folgte die fortgesetzte Berathung über das Berggesetz. — Am 16. Mai inspicirte der König in Begleitung des Kriegsministers das in Bautzen liegende Militär. Am Bahnhofe ward er von den Behörden empfangen. Nach dem Miltagsmahle bei dem Eommandanten Prinz Albert, der zum Oberstleutnant avancirt ist, kehrte er wieder nach Dresden zurück. — Am 15. Mai schlug das Militär zur Uebung eine Schiffbrücke bei Pieschen; in 1^ Stunde war dieselbe vollendet. Der Abbruch ging eben so schnell von Statten. Preußen. Das Ministerium hat die Geneh migung des Königs zur Eröffnung des von den Kammern bewilligten Credits von 18 Millionen Thalern für Ausrüstung der Armee erhalten. Die „mehrfachen Verwickelungen der deutschen und der auswärtigen Politik und die möglicher Weise dar aus entstehen könnenden Maßregeln" werden als die Ursache dieser militärischen Rüstungen und Operationen angeführt. — Die in Berlin versam melten Fürsten haben ihre Bcrathungen geschlossen. Der König selbst hielt eine bedeutungsvolle Rede. Rücksichtlich des engem Bundesstaats hat man sich dahin geeinigt, daß^die Reichsvorstandschaft Preußens innerhalb gewisser Grenzen sofort pro visorisch in Wirkung trete. Die Befugnisse des Verwaltungsrathes sollen einem provisorischen Für stencollegium übertragen werden. Der Frankfurter Congreß wird bedingungsweise beschickt werden. Die städtische Deputation ist von dem Fürsten- congreß in feierlicher Audienz empfangen worden. — Die Presse wird von der Polizei sehr beobachtet und eine Menge Anklagen auf Hochverrat!), Ver leumdung, Aufreizung re. sind vorbereitet. — Die (kleine) Marine Preußens wird möglichst ausgerüstet. Baiern. Die Kammer hat 7 Millionen frei williges Anlehen für das Kriegsministerium be willigt. Baden. Im Interesse einer würdigeren Sonn tagsfeier ist allen Beamten das Arbeiten an den Sonn- und Festtagen auf den Kanzleien unter sagt. — Gegen den flüchtigen vr. Hecker ist auf Ersatz des Schadens, welchen er bei dem April- Aufstande 1848 den öffentlichen Cassen zugefügt hat (479,000 Gulden), eine Klage erhoben. Bernburg. Neulich ward auf den Ma,or v. Trützschler daselbst zweimal geschossen und der selbe von einer Kugel, wenn auch nicht gefährlich, verwundet. Man glaubt, daß es aus Rache ge schah, weil derselbe bei dem Bernburger Aufstand auf die Unruhstifter schießen ließ. Die Staats anwaltschaft hat 500 Thaler Belohnung auf Ent deckung der Thäter gesetzt. Lippe - Detmold hat Unterhandlungen mit Preußen wegen einer Militärconvention angeknüpft. Oesterreich. Der Elbzoll ist mit Ausnahme weniger Artikel österreichischerseits aufgehoben. — Das Militär wird jetzt vorzüglich im Scheiben- schicßm geübt, weil der ungarische Krieg den Mangel dieser Uebung deutlich zu Tage gebracht habe. — Der Kaiser ist in Triest angekommcn und den Zeitungen nach mit ungeheurem Jubel, glänzender Illumination, Vivats und dergleichen ausgenommen worden. Radetzky hat wegen eines Fußübels in Laibach zurückbleiben müssen. — Die confiscirten Güter der ungarischen Jnsurrections- chefs sind bereits zum größeren Theile verkauft. — Nach verläßlichen Nachrichten sind bis jetzt für 50 Millionen Kossuthnoten eingeliefcrt und ver brannt. Es sollen noch circa 20 Millionen eristi- ren. — Die Tyroler Bischöfe haben eine Petition bei dem Kaiser eingereicht, den nichtkatholischen Glaubensbekenntnissen auch fernerhin die öffentliche Ausübung ihres Cultus zu versagen. Schweiz. Die 500 ausgewiesenen Mitglieder der deutschen Arbeitervereine haben weder durch Frankreich noch Sardinien Pässe erhalten. Italien. Die Turiner Regierung ist gesonnen, außer dem schon arretirten Erzbischof noch fünf andere Bischöfe wegen Auflehnung gegen die Siccar- dischen Gesetze festnehmen zu lassen. Auf mehreren