Großenhainer Unterhaltungs- »uv Anzeigeblatt. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke in Großenhain. 36. Mittwoch, den 5. Mai 1852. Aufford erung zu Einzahlung der Grundsteuern aus den zweiten Termin 1852. Die nach der Finanz-Ministerial-Verordnung vom 15. December v. I. auf den zweiten Termin 1852 nach drei Pfennigen von jeder Steuereinheit zu erhebenden Grundsteuern sind von den betreffenden Abgabepflichtigen innerhalb der nächsten 14 Tage und spätestens bis zum 14. Mai dieses Jahres zuverlässig und bei Vermeidung von Execution an die hiesige Stadt-Steuer-Einnahme abzuführen. Hain, am 30. April 1852. Der Stad trat!) daselbst. Hofmann, Brgrmstr. Tagesnachrichten. Sachsen. Die Stimmen für eine Feier des Jubiläums des für die protestantische Kirche so wich tigen Passauer Vertrags sden 2. August d. I.) mehren sich und sollen dem Vernehmen nach be reits in einigen Städten Gegenstand officieller Be- rathungen gewesen sein. Es wäre auch seltsam, dieses Jubiläum ungenützt und ungefeiert vorüber gehen zu lassen, wenigstens wäre hierbei Gelegen heit gegeben, die Religiosität und das Interesse an kirchlichen Angelegenheiten, wenn es auf geschickte Art geschieht, mehr zu wecken als durch viele an dere beliebte Mittel. — Von der Kramerinnung zu Leipzig ist eine Petition um Erhaltung des Zoll vereins an die Staatsregierung abgegangen. — In der zweiten Kammer wurde über die Petitionen von Kaufleuten aus Grimma, Oschatz, Döbeln, Riesa, Ehemnitz und mehreren anderen Städten um Rücknahme des Verbots, den Branntwein nicht unter einer Kanne verkaufen zu dürfen, abschläg- lich beschlossen. Ferner ward über die bekannten Petitionen über Beförderung der Sittlichkeit Be richt erstattet. Die Deputation meint, daß Klagen über Sittcnverdcrbniß von jeher zuweilen Mode sache gewesen sei; um solcher zu steuern, müsse Staat, Kirche, Schule und Haus zusammenwirken. Das von der ersten Kammer vorgeschlagene Sitten gericht sei als gehässig und unausführbar zurückzu weisen. Bei Len Verhandlungen fallen verschiedene Bemerkungen gegen die jetzige Hinneigung zum Pietismus, während doch nicht das Bekenntniß, das Aeußere, Lie Hauptfachs» sei, sondern das Praktische Christenthum, und dergleichen. Nach Lehmann „lullt der Pietismus die Leute nur in einen süßen religiösen Dusel, ohne zum Selbst bewußtsein zu bringen." Minister v. Friesen em pfiehlt schließlich zur Beseitigung der Sitlenverderb- niß, die übrigens in Sachsen nicht größer sei als anderswo, ächt christliche Liebe gegen die Mit menschen , vorzüglich von Seite der höher gestellten gegen die niedriger gestellten. Dann kamen noch mals die bekannten Petitionen gegen die jüdischen Händler auf den Jahrmärkten zur Verhandlung. Es wurde beschlossen, den Antrag an die Regie rung zu bringen, „dieselbe wolle wo möglich aus dem nächsten ordentlichen Landtage eine Gesetzvor lage an die Kammern gelangen lassen, wodurch die in den Petitionen berührten Verhältnisse der aus ländischen Juden definitiv geregelt werben und da bei den Klagen der christlichen Bevölkerung über zunehmenden Einfluß der fremden Juden in Han del und Gewerbe möglichst thunliche Abhülfe ge schehe." — Die erste Kammer beschäftigte sich mit den Petitionen um Abschaffung der Communalgarde. Das Resultat war wie in der zweiten Kammer, sie sollen auf sich beruhen bleiben. Bei den Ver handlungen ergab sich, daß dieses Institut viele Freunde in der ersten Kammer nicht hat. v. Friesen- Rötha hält zur Regierung eines Staates Polizei und Militär für hinlänglich; Andere sprechen von Spielerei und Selbsteinschlafen der Communalgarde; Amtshauptmann v. Egidy erhebt gegen Bewilligung der 2600 Thaler zur Communalgarbenangelegenheit Widerspruch: die Communalgarde möge bezahlen, wer Vergnügen daran finde, am Ende solle man dann auch die Tagewächter bezahlen, wogegen ihm v. Erdmannsdorf einhält: das Geld sei ja nur für die obere Leitung und die Oberleitung der Tage- wäckter werde ja auch bezahlt, das seien nämlich die Amtshauptleute. Schließlich wurden die 2600 Thaler gegen 6 Stimmen bewilligt. Weiter be willigte die Kammer den Pensionsetat, in Summe 635,401 Thaler. — Die Petition des Augendoctors