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Mitteilungen über die Verhandlungen des Ordentlichen Landtags im Königreiche Sachsen / 2. Kammer
- Bandzählung
- 1913/14,4
- Erscheinungsdatum
- 1914
- Sprache
- German
- Signatur
- Hist.Sax.I.118-V,1913/14,2.K.,4
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id20028364Z9
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id20028364Z
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-20028364Z
- Sammlungen
- Sächsische Landtagsprotokolle
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Datum - Sitzung
- 1913/14
- Titel
- 89. Sitzung
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Protokoll
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Datum - Sitzung
- 1914-05-14
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(L) Abgeordneter Brodaus: Meine sehr geehrten Herren! Der Herr Vorredner ist auf die Petition wegen Errichtung neuer Lehrstühle an der Universität Leipzig, speziell in der medizinischen Fakultät, ein gegangen. Auch ich will mich zunächst mit diesen Petitionen befassen. Was das Verlangen betrifft, daß ein Lehrstuhl der Naturheilkunde errichtet werden soll, so ist ja im vorigen Landtage diese Petition zur Kenntnisnahme gegeben worden; diesmal schlägt die Deputation vor, die Petition als durch eine Regie rungserklärung zum Teil erledigt anzusehen, im übrigen auf sich beruhen zu lassen. Man kann über den Wunsch nicht so ohne weiteres hinweggehen, daß ein Lehrstuhl für Naturheilkunde errichtet werden soll. Den Petenten ist es darum zu tun, ein Anerkenntnis für die Tatsache zu erreichen, daß die Naturheilkunde ein wesentlicher Faktor für unser Volksleben, für die Volksgesundheit geworden ist. Das kann man nicht bestreiten. Die Naturheilvereine haben eine sehr er sprießliche Tätigkeit entfaltet. (Abgeordneter Günther: Sehr richtig!) Die Freunde der Naturheilkunde wenden sich dagegen, daß man das Naturheilverfahren als Pfuschertum an sieht, wie es von manchen Vertretern der Schul ts) Medizin geschieht, und daß man diejenigen, die sich mit der Naturheilkunde befassen, schlechthin als Pfuscher hinstellt. Das geht natürlich viel zu weit. Gewiß gibt es Pfuscher darunter, und ich glaube, Psuscher wird es schließlich in jedem Fache geben; auch unter denen, die ein Fach studiert und die vorschriftsmäßigen Prü fungen abgelegt haben, wird es solche geben, die sich in der Praxis so erweisen, daß man sie von Pfuschern nicht gut unterscheiden kann. (Abgeordneter Günther: Sehr richtig!) Es kommt ganz darauf an, wer sich mit der Ausübung der Naturheilkunde befaßt, auf die Qualifikation der einzelnen Personen, und es muß darauf hingewiesen werden, daß es unter den studierten und approbierten Ärzten auch eine Anzahl gibt, die durchaus auf dem Boden der Naturheilkunde stehen und die Verwendung von Arzneimitteln so gut wie ausschließen. Es muß darauf hingewiesen werden, daß wir sehr bedeutende und angesehene Sanatorien haben, die, unter ärztlicher Leitung stehend, sich doch auf dem Boden des Natur heilverfahrens bewegen. Ich darf wohl auf das außer ordentliche Ansehen Hinweisen, daß die Zimmer- mannsche Naturheilanstalt in Chemnitz genießt, auch auf den Ruf, den sich die Lahmannsche Anstalt auf dem Weißen Hirsch erworben hat, und es ließen sich noch viele andere nennen. Die Zugeständnisse, die von der Regierung gemacht werden sollen, sind im Berichte erwähnt. Das Landesgesundheitsamt, das gutachtlich gehört worden ist, hat erklärt, es sei zu er wägen, ob nicht im Zusammenhänge mit der medizi nischen Klinik ein besonderer Lehrauftrag für die Dar stellung der physikalisch-diätetischen Therapie erteilt werden könne. Man kann sich damit einverstanden erklären, daß zunächst dieser Weg beschritten wird; das ist wenigstens ein Anfang, und wir sprechen also den Wunsch aus, daß die Regierung einen solchen Lehrauftrag sobald als möglich erteilt. Was die Petition anlangt, die einen Lehrstuhl für Homöopathie haben will, so hat der Herr Kollege Schreiber schon auf das Gutachten der medizinischen Fakultät hingewiesen, das dem Berichte beigedruckt ist. Auch ich muß mein Befremden aussprechen über die Form, in der das Gutachten erstattet worden ist. Das Gutachten wird allerdings in den Kreisen der Anhänger der Homöopathie die größte Entrüstung Her vorrufen. Ich kann es mir nicht versagen, einige charakteristische Stellen daraus hervorzuheben. Ich darf das wohl verlesen. Es heißt da: „Die Homöopathie hat aber aus den ange führten an sich ganz berechtigten und durchaus W nicht ihr selbst angehörigen Gedanken ein umfang reiches Wohngebäude voll der gröbsten Irrtümer errichtet." Es ist dann die Rede von gänzlich unkontrollierten subjektiven Empfindungen und Wahrnehmungen, welche der Begründer der Lehre und einige seiner An hänger nach dem Einnehmen verschiedener Mittel an geblich an sich selbst bemerkt haben. Ich bitte, auf das „angeblich" zu achten. Es ist weiter gesagt: „Die homöopathische Heilmittellehre ist ein Ge wirr von wenigen richtigen Tatsachen, die sie über dies der wissenschaftlichen Heilkunde entnommen hat, und zahllosen . . . völlig haltlosen Behaup tungen." Es wird nicht gebilligt werden können, daß man sich in dieser Weise ausspricht. Auch unter den Homoö- pathen ist eine Reihe von namhaften, wissenschaftlich gebildeten, approbierten Ärzten, es gibt auch in Dres den Homöopathen, die sich eines großen Rufes er freuen und die, wie ich weiß, auch von hohen Kreisen gerufen werden. So abfällig sollte man sich nicht aus sprechen über eine Bewegung, die einen so weiten Um fang angenommen hat; sie ist nicht jüngsten Datums, sondern besteht schon seit einer Reihe von Jahrzehnten.
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