30 2. Die zweifelhaften Sutren dei- Bhashyaausgabe. Haufiger ist aber das Umgekehrte geschehen. Der Verfasser der Vrtti hat Siitze, die in der Ausgabe des Bhashya ais Sutra. gedruckt sind, fiir Bestand- theile des Bhashya gehalten, denn sie feblen in der Vrtti. Man muss sich hier die Verhiiltnisse im Allgemeinen klar machen. In den Handscbriften des Bhashya konnten die Sutren so geschrieben werden, dass sie sich ausserlich votn Uebrigen ebensowenig abhoben wie die secundaren Siitze. Da brauchte nur die Tradition unsicher zu werden, .und die Moglichkeit war gegeben, dass die im Bhashya genau wie die Sutren commentirten secundaren Satze von Einigen ais Sutren angesehen wurden, wiihrend Andere dem nicht zustimmten. Solche Meinungsverschiedenheit war schon zur Zeit des Vi^anatha, des Verfassers der Vrtti, thatsachlich vorbanden. Wo dieser aber keine derartige Bemerkung macht, sondern den in der gedruckten Bhashyaausgabe ais Sutra gezahlten Satz ohne Erwilhnung einfacli weglasst — es trifft das die meisten Fiille —, da war die Meinungsverschiedenheit entweder zur Zeit des Vifvanatha noch nicht vor- handen, oder er kannte sie nicht, oder er kannte sie, aber enviihnte sie nicht. Die Meinungsverschiedenheit konnte dann in der Folgezeit entstehen, oder es konnte die bereits vorhandene, aber von Vii^vanatha nicht beriicksichtigte, in der Folgezeit zu grosserer Geltung kommen. Zu den Personen aber, welche im Bhashya ais Sutra ansahen, was Vi^anatha nicht so bezeichnet, gehort aucli der moderne Herausgeber des Bhashya. Was wir auf dessen Kechnung zu setzen haben, lasst sich vor der Hand nicht ausmachen. Er ist in dieser kritischen Frage unzuverlassig, denn obwohl eine grossere Anzahl seiner Sutren in der Vrtti feblen, weist er doch nur fiir drei in einer Anmerkung darauf hin (112, 13; III 1, 38; III 2, 35)'). Nirgends wird Pakshilasvamin, der Verfasser des Bhashya, beschuldigt, dass er etwa ein Sutra interpolirt habe, sondern es handelt sich nur um die Auffassung der im Bhashya erklarten Satze. Die fraglichen Satze sind nicht im Bhashya selbst deutlich ais Sutra bezeichnet, sondern die Differenz besteht zunachst nur zwischen der Vrtti und der gedruckten Ausgabe des Bhashya, wobei wir bis auf Weiteres nicht sagen konnen, wie oft der moderne Herausgeber des Bhashya nur seine personliehe Auffassung zur Geltung gebracht hat, oder schon Vorganger gehabt hat. Der Text des Bhashya wird in 1) Bei drei andern Sutren (III 1, 35; IV 1, 49; IV 1, 56) fiihrt er die abweichende Lesart der Vrtti an.