— 109 — unterbrechen und beleben. Aus diesem G-runde werden solche Stoffe stets gern getragen werden, falls die Mode ihrerseits nichts dagegen hat. Wenn die Vierecke der carrirten farbigen Stoffe eine solche Grösse haben, dass dieselben in einer weit grösseren Entfernung, als diejenige ist, in welcher die Kleiderstoffe gewöhnlich zur Anschauung kommen, noch deutlich erkannt werden können, so ist das betreffende Muster entschieden unschön. Es wirkt in formaler Hinsicht um so nachtheiliger auf die edlen Verhältnisse des Körpers, als die Breite der Felder oder Streifen auf eine solche Entfernung immer noch bedeutend grösser erscheint, als dieselbe wirklich ist. V. Die Anwendung der Contouren (Umrisslinien) bei Farbenzusammenstellungen. §. 87. 47. Wenn sich zwei verschiedene Farben unmittelbar berühren, so wirken die Ränder derselben derartig auf unser Auge ein, dass wir an dieser Stelle eine dritte Farbe, welche aus jenen beiden gemischt ist, zu sehen glauben. Wenn ferner die beiden sich berührenden Farben in Bezug auf Helligkeit oder Kraft nur wenig verschieden sind, so heben sie sich nicht scharf genug von einander ab. Für diese Fälle ist es zweck mässig, die farbigen Flächen durch Umrisse, welche dunkler oder heller, als jene sind, von einander zu trennen. 48. Wählt man einen Umriss, der dunkler als die farbige Fläche ist, so kann man entweder Schwarz oder eine recht dunkle Schat- tirung derjenigen Farbe nehmen, welche in dem betreffenden Muster am meisten vorkommt oder die Hauptfarbe ist. Schwarze Contouren sind da am passendsten, wo sehr ver schiedenartige Farben, namentlich Ergänzungsfarben neben ein ander stehen, farbige Umrisse gehören dagegen an solche Stellen, wo einander ähnliche Farben sich berühren. 49. Goldene, weisse oder hellfarbige Contouren können ausser dem Zweck, verschiedene Farben zu umrändern, auch noch den jenigen haben, selbst als Ornament zu dienen und eine dieser Be stimmung entsprechende Breite erhalten. Sie können in solchen Fällen selbst wieder mit einem Rande umgeben sein, der sie entweder von anderen hellen Farben kräftiger abliebt oder sie als Umrahmung einer Gruppe von Ornamenten darstellt. 50. Ist der Grund, auf welchem ein farbiges oder goldenes Muster angebracht werden soll, schwarz oder weiss, so sind besonders hervor gehobene Contouren nicht nothwendig.