suchte das Starre, was uns z. B. in dem Kopf- und Halsschmuck auf ägyptischen und alt-griechischen Darstellungen noch entgegentritt, zu vermeiden, indem man nach und nach von der vollkommenen Gleich heit der gegenüberliegenden Theile absah, und diese nur in grösseren Massen oder Gruppen einander die Wage halten liess. An die Stelle des strengen Gleichmasses trat das Massengleich- gewicht. Hierdurch brachte man Abwechselung und Bewegung in die Gestalt, ohne der ästhetischen Wirkung derselben Abbruch zu thun. Die nach solchen Grundsätzen geordneten Elemente des hängen den Schmuckes, mögen sie nun grössere Theile der Gewänder oder auch nur Bommeln^ Bandwerk, Quastenwerk an der Bekleidung und Aus schmückung des Körpers sein, werden stets das beabsichtigte Wohl gefallen in dem Beschauer erwecken. I. Das Gewand. §• 7. Das Gewand ist ein Theil der Bekleidung des menschlichen Körpers. Es hat zunächst den Zweck, denselben zu bedecken, theils, um ihn gegen äussere Einwirkungen zu schützen, theils, um ihn dem Anblicke zu entziehen, ihn zu verhüllen. Das Gewand wird aber auch angelegt, um den Körper zu schmücken. Bei dieser Absicht gilt es als Haupterforderniss, die Theile des Gewandes so zu wählen oder anzuordnen, dass sie die Umrisse der Figur deutlich erkennen lassen, dass sie den Bewegungen der Glieder folgen und dieselben betonen — accentuiren. Dieser Zweck wird verfehlt, wenn man die ganze menschliche Gestalt derartig mit Gewändern bedeckt oder verhüllt, dass die Con- touren derselben undeutlich werden, oder wenn auf einzelnen Körper- theilen eine solche Anhäufung von Stoffen stattfindet, dass jene dadurch übertrieben stark und unnatürlich erscheinen. Dergleichen Yerstösse gegen den guten Geschmack bemerkt man zuweilen an den Abendtoiletten putzlustiger Damen bei festlicher Gele genheit. Man sieht die Roben derselben oft mit losen Besätzen und breiten Falbeln vielfach überdeckt. Röcke häufen sich auf Röcke, Spitzen auf Spitzen, Blumen auf Blumen, und es ergiebt sich ein sol cher Umfang der Bekleidung, dass es dem Auge kaum gelingen will, in der bunten, unförmlichen Masse die einzelnen Körpertheile des ge schmückten weiblichen Wesens zu entdecken. Das Bekleiden des Körpers möge nun durch die Nützlichkeit bedungen oder durch das Verlangen nach Schönheit veranlasst