werden, in jedem der beiden Fälle sind es gewöhnlich zwei, einander entgegengesetzte Arten der Gewänder, die man in Anwendung bringt. Die erste Art dient gewöhnlich als Decke. Sie ist weit, bildet meistens grössere, durch geringe Erhöhungen und Vertiefungen belebte Flächen, gestaltet sich zu bestimmten, langgezogenen, fliessenden Falten, zeigt einfache, abgerundete, flache oder tiefe Brüche und mannigfaltig gebogene und umgeschlagene Ränder. Bekannte moderne Repräsentanten derselben sind der Mantel, der Umhang, der Burnuss, d. i. ein weisser den nordafrikanischen Mauren entlehnter Ueberwurf, die Beduine, d. i. ein Umhang der herum schweifenden Araber, die Mantille oder das Frauenmäntelchen, die Man- tilla, d. i. der lange, schwarze Kopfsliawl der Spanierinnen, ferner der Schleier der Orientalinnen u. dergl. m. Die Gewänder der zweiten Art sind im Allgemeinen enger, als die oben genannten. Sie schmiegen sich au die Muskeln der Glieder und an die Rundungen und Schwellungen der Körpertheile genau an. Sie lassen die Gestalt des Nackten durchscheinen und die Bewegung des unter der Bekleidung pulsirenden Lebens mit dem Auge gleichsam erfassen. Gewand und Bedecktes sind völlig vereinigt; die Selbst ständigkeit des Stoffes ist fast aufgehoben, seine ihm eigene Formen- und Faltenbildung ist dabei ganz zur Nebensache geworden. Er bleibt nur noch eine Zutliat zu der menschlichen Figur, ein Mittel, dieselbe in ihrer natürlichen Schönheit vorzuführen. Als Vertreter der zweiten Bekleidungsart sind zu nennen die Untergewänder, der Leibrock, die Joppe, das Wams, die Jacke (Jaquette), die Weste, das Mieder, das Hemd, die Blouse — als be queme, kleinfaltige Frauentracht —, der Kaschmir -Shawl (1), die Be deckungen der Arme und Beine und andere Stücke der weiblichen und männlichen Bekleidung. §. 8. Die zwei beschriebenen Arten der Gewänder haben bei ihrer grossen Verschiedenheit doch einen gewissen Punkt, in welchem ihre Uebereinstimmung erforderlich ist und wo sich bei vollkommener Erfül lung ihrer Zwecke eine solche von selbst ergiebt. Es ist nämlich eine Grundbedingung für alle Gewänder, dass sie die wichtigsten Eigenschaften der Stoffe, aus denen sie hergestellt werden, zur Geltung bringen sollen. Ihr ganzer Zuschnitt, ihre Falten bildung, ihre Farbe und Anwendung muss auf die Erfüllung dieser wichtigen Bedingung gerichtet sein. Die Lösung der genannten Aufgabe ist in sofern nicht leicht, als die einzelnen Stoffe, welche zu Gewändern verarbeitet werden, sehr