Verwandtschaft ist in Wirklichkeit der Schlüssel zu jeglicher guten, weil organischen Wirkung. Und daher kommt es, dass die Illustration gesunder war, als die Ver hältnisse und Beziehungen der mechanischen Herstellung einfacher waren. Eine neue Erfindung hat oftmals eine störende Wirkung auf die Zeichnung. Ein neues Element wird eingefügt, wird wegen irgend einer besonderen Er leichterung der Arbeit oder Erhöhung der Wirkung ge schätzt, ohne dass man dabei bedenkt, wie sehr es, gleich einem neuen Element in einer chemischen Verbindung, alle angrenzenden Beziehungen verändert. Der Kupferstich wurde vermutlich in die Buch illustration eingeführt wegen seiner grösseren Feinheit und Genauigkeit der Linie, seiner grösseren Vollständigkeit in den Einzelheiten und in der Schattierung, kurz, wegen seiner rein malerischen Eigenschaften, und seine Auf nahme deckt sich zeitlich mit dem Emporwachsen der Malerei über die anderen Zweige der Kunst. Was nun die Bücher des 17. Jahrhunderts angeht, so kommen wenige davon für unsere Zwecke in Betracht, obgleich des Bücherschreibens kein Ende war. Holz schnitte, Kopfleisten, Initialen und Schlussstücke wurden fortgesetzt angewandt, aber sie standen in der Zeichnung und in der Schönheit der Wirkung weit zurück hinter denen des 16. Jahrhunderts. Die neu eingeführten Kupfer stiche sind ganz getrennt von der Verzierung der Druck seite und können kaum ornamental genannt werden, ob gleich die pomphaften Titelblätter meistens streng archi tektonisch gehalten sind und in der Regel mehr oder weniger auf Motive der alten Triumphbogen des römischen Kaiserreiches zurückgehen. Historische und philosophische Werke wurden, be sonders gegen Ende des 17. und Anfang des 18. Jahr hunderts, mit prunkenden Bildnissen verziert. Diese l 55