17 Zu diesem Schlusse fiihren mit Nothwendigkeit dieselben Griinde, welche zu der Abweisung ei aer besonderea Lebenskraft zwingen. Aber so gut wie das ganze Lebensgetriebe vermogen wir aucli die zu diesem zahlenden typisehen Reizvorgange zumeist nicht oder doch nur in unvollkommener Weise eausal zu iiberschauen. Bei mangelnder Einsicht hinwiederum kann es nicht Wunder nehmen, dass es oft zweifelhaft bleibt, in wie weit und in welchem Sinne in einer vitalen Thatigkeit Reizvorgange be- theiligt sind. Natiirlich ist die Beugung eines Astes durch eine Belastung oder die mechanische Ausdehnung einer Zelle durch Turgorkraft keine Reiz- reaction, sondern ein mechanisches Geschehen, das aber sehr wohl durch eine Auslosung inscenirt sein kann. Der Reiz giebt ja immer nur den Anstoss, ist also nur Veranlassung, dass der Organismus gemass seiner Eigenschaften und mit den ihm zu Gebote stehenden ilitteln in diesem oder jenem Sinne reagirt und antwortet, oder, wenn wir wollen, handelnd auftritt. So wie ein Lichtstrahl fiir den llenschen nur Veranlassung ist, seine Bewegungsmittel zu verwenden, um aus dem Dunkeln nach dem Lichte zu eilen, so ist auch das Licht nur Yeranlassung, dass die fest- gewurzelte Pflanze sich durch Kriimmung, in der fiir sie allein moglichen Weise, dem Lichte zu nahern sucht, nach dem die nicht an die Scholle gebundene Schwarmzelle schwimmend hineilt. Je nachdem die Veranlassung zur Aetion in der Thatigkeit der Pflanze entspringt, oder durch aussere Einwirkung herbeigefiihrt ist, wird man innere oder autonome 1 ) von ausseren oder inducirten Reizursachen unterscheiden. Bei den inneren Auslosungen tritt uns die Reizursache sehr gewohnlich nicht so klar entgegen, ais bei ausserer Reizung, bei welcher zudem der Anstoss nach Wunsch variirt und mit den Erfolgen gens ist eine unserer Darstellnng conforme Anffassung in meiner Pflanzenphysiologie 1881 ausgesprochen nnd durchgefuhrt, nachdem ich schon zuvor (Osmotische Untersuch. 1877, p. 202) die Grundprincipien allgemein und in Ausdehnung auf die Gesammtheit der physiologischen Yorgange entwickelt hatte. 1) Man bezeichnet solche auch ais trophische Reize. 3