-— 19 - - Alles was im physiologischen Getriebe dem Character der Auslosung entspricht, sehen wir ais Reizvorgang an, gleichviel, ob es sich um Be- wegungen oder um eine nicht auffallige chemische Reaction handelt und gleichviel, ob eine Miniosa plotzlich sich bewegt, oder ob der Erfolg erst nach Tagen oder Wochen bemerklich wird. Eine wahmehmbare Reaction ist natiirlich stets die einzige Sprache, durcb welche die Reizbarkeit der stummen Lebewesen verrathen wird, und bei dem Sckmetterling, welcher dem Lichte zufliegt, ist diese Bewegung in gleichem Sinne das Zeugniss der Reizung, wie bei der Pflanze, die sich allmahlich nach dem Lichte hinkriimmt. Bei so genereller Bedeutung und Verbreitung begegnen wir Reiz- vorgangen in den verschiedensten physiologischen Problemen. Dieses nachdriicklich zu betonen, scheint mir um so mehr geboten, ais bisher sehr oft die Betheiligung von Reizungen iibersehen wurde, und da ferner bei der Schilderung der realen Geschehnisse nicht immer ausdriicklich auf die mitbestimmenden Auslosungsvorgange hingewiesen werden kann. Bei richtiger 'Wurdigung der Sachlage kann ubrigens kein Zweifel bestehen, dass z. B. in den durcb Lichtentziehung erzielten formativen Veranderungen eine Reizreaction vorliegt, denn das Licht ist doch in jedem Falle nur die Veranlassung, dass die Pflanze mit Hilfe der ihr zu Gebote stehenden Mittel sich anders gestaltet. Oder wenn eine Pflanze, deren Wachsthum durch llangel an Kalium zum Stillstand kam, durch Zufuhr eines Kali- salzes zu voller Entfaltung ihrer Thatigkeit veranlasst wird, so hat diese Zufuhr in jedem Falle ais Reiz gewirkt, gleichviel welcher Art die Umsetzungen nach aquivalenten Verhaltnissen sind, welchen das zugleich in den Stoffwechsel gerissene Kalium unterworfen wird. Bei der unvollkommenen Einsicht in die physiologischen Reizvor- gange ist es wichtig, sich wenigstens in principieller Hinsicht Klarheit an den durch Menschenhand gebauten Apparaten and Maschinen zu schaffen. Auch in diesen hangt es durchaus von Bau und Eigenschaften ab, ob iiberhaupt eine Auslosung erfolgt und welcher Art die ausgeloste Reac tion ist. Ein Fingerdruck erzielt z. B. nur dann Auslosung, wenn er 3*