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Schütz-Jahrbuch
- Bandzählung
- 31.2009
- Erscheinungsdatum
- 2009
- Sprache
- German
- Signatur
- MZ. 8. 414-31.2009
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id487678745-200900007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id487678745-20090000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-487678745-20090000
- Sammlungen
- Musik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Freie Beiträge
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Kapitel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Musik, Text und Kontext des Weißenfelser Schütz-Fragments
- Autor
- Kirchhoff, Matthias
- Zimmermann, Ann-Katrin
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Kapitel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Schütz-Jahrbuch
- Autor
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104 Matthias Kirchhoff, Ann-Katrin Zimmermann sich aber nicht 32 . Im 10. Psalmgedicht entspricht zwar „Steh auff, Herr Gott“ exakt dem Wordaut des Weißenfelser Fragments (und bis auf die Apokope dem Luthertext), der frühere Passus findet aber im Weißenfelser Fragment und in Luthers Bibeltext keine Entsprechung: „Wann er in seinen Hoefen sitzt/ Und lauret auff den Armen“. Zudem lässt schon allein die Besetzung des Weißenfelser Fragments kaum an eine versifizierte Bibelstelle nach dem Beckerschen Psalter 33 , sondern vielmehr an ein jeweils in Prosa nach Luther getextetes, musikalisch aufwendiger gestaltetes und größer besetztes Werk denken. Insgesamt handelt es sich bei den Textfragmenten in Weißenfels mit hoher Wahrschein lichkeit um zwei Psalmenverse nach der Lutherbibel, vermutlich aus Psalm 10; denkbar er scheint aufgrund der von Steude betonten Umformulierungspraxis Schütz’ aber auch eine Än derung des lutherschen „Du sitzest“ zu „Er sitzt“ und also ein Zugrundeliegen des 9. Psalms. Breigs Vermutung, beim Weißenfelser Fragment handele es sich um eine Vertonung des 10. Psalms, lässt sich damit einerseits stützen, andererseits aber dahingehend ergänzen, dass — was den reinen Textbefund betrifft — auch eine Vertonung des 9. Psalm zumindest denkbar wäre. Indes ist der genaue Wortlaut des erwähnten Eintrags im Lüneburger Bibliothekskata log: „Herr warumb trittestu so ferne“, was buchstabengetreu dem Beginn des 10. Psalms nach Luther entspricht, ein zusätzliches Argument dafür, dass es sich beim Weißenfelser Fragment um eine Vertonung des 10. Psalms, nämlich wohl die in Lüneburg katalogisierte, handelt. Bisher ist — mit Ausnahme der Erwähnung des von Breig angeführten, verschollenen Werks im Lüneburger Bibliothekskatalog - keine Vertonung des 9. oder 10. Psalms von Heinrich Schütz außerhalb des Beckerschen Psalters belegt. Dieser kommt als Textgrundlage für das Weißenfelser Fragment aber aus musikalischen wie philologischen Gründen nicht in Frage. Man greift also mit dem Weißenfelser Fund ein nicht überliefertes Schütz-Werk buch stäblich beim Zipfel. Nimmt man an, dass der 10. Psalm als Textgrundlage des Weißenfelser Fragments diente, so muss diese Wahl (zunächst) erstaunen: Vertonungen des 10. Psalms sind nicht nur inner halb des Schaffens von Schütz überaus rar, was vermutlich im Verzicht dieses Betpsalms auf jeden Lobpreis, die nach der Auffassung der Zeit eigentliche, vornehmste Aufgabe der Musik, begründet hegt. Noch radikaler verweigert sich die Leugnung Gottes („Es ist kein Gott“, Vers 4) 34 einer „Musikalisierung“. Der gesamte erste Teil des Psalms vom 2. bis zum 11. Vers besteht in einer Schilderung des Gotdosen, dem keine Musik zukommt. Auch der Duktus des Psalms und die Reaktion des Gläubigen auf seinen Inhalt übersteigen das Musikalische: In seinen Operationes in psalmos von 1519 schrieb Martin Luther in einer Gegenüberstellung des 9. und des 10. Psalms vom 9., jedoch nicht vom 10. Psalm als einem „Gesang“. Im selben Text später schrieb er bezüglich des 10. Psalms: „Der Teufel und der Feind der Christenheit wird nicht durch unser Tun, sondern allein durch unser Leiden und Schreien überwunden.“ 35 32 Ganz abgesehen davon, dass eine Nachdichtung in der Art des Beckerschen Psalters bei Schütz eine ganz andere Art der Vertonung auslösen würde als jene, von der die Noten des Fragments zeugen (dazu unten). 33 Vgl. etwa Sagittariana (wie Anm. 2), S. 9. 34 Luthers Fassung letzter Hand von 1545 lautet gar: „heit er Gott für nichts“. 35 Zit. nach Erwin Mülhaupt (Hrsg.), D. Martin Luthers Psalmen-Auslegung, Göttingen 1959, S. 164 f.
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