die Kirche — wenn auch ungleich berechtigter, da fie offen als glaubenslos auftritt — die Macht in diefer Welt an fich reißen und ihr Reich ausbreiten und fertigen will, und die darum der falfchen Kirche Chrifti wohl als ge- fährlichfte Konkurrentin erfcheint. So lamentiert der Bifchof: „Unfere Zeit ift weltlich geworden“ und drückt die Augen zu vor dem unüberbietbaren Beifpiel, das feine Kirche als angebliche Kirche Chrifti im Weltlich- Gewordenfein gibt und gegeben hat und klagt noch: „Die Öffentlichkeit fteht nicht im Zeichen des Kreuzes" und fieht ganz davon ab, daß die Politik feiner Kirche diefe Öffentlichkeit wefentlich geftaltet hat und gebärdet fich fo, als ftünde feine Kirche tatfächlich im Zeichen des Kreuzes, was jedoch Trug ift, denn wäre es fo, müßte fie fich geltend machen durch Hinnahme aller Leiden und Widerwärtigkeiten aus Gehorfam aus dem Glauben an Chriftus bis zur Überwindung diefer Welt. Aber diefe durchaus politifchen Priefter verfchließen fich das Chriftliche mit ihrem Erfaffen, das ganz von Kirchenpolitik beherrfcht ift. So hören wir noch als Frucht des bifchöfliehen Befuches verkündet: „In Kon- nersreuth tritt die Würde des Prieftertums überaus deut lich hervor — die Segenskraft des Priefters — feine Auf gabe, im heiligen Meßopfer das Kreuzopfer zu erneuern .und das Wort Gottes zu verkünden, die Sakramente zu fpenden, Seelen zu retten. — Die heutige Zeit braucht ein ernftes Prieftertum.“ Laffen wir die römifch-kirch- liche Anfchauung des römifch-katholifchen Priefters, der feine chriftliche Aufgabe darin fieht, „im hl. Meßopfer das Kreuzopfer zu erneuern und die Sakramente zu fpenden“ außer Betracht. Eine Anfchauung, die das Kultifche als das Wefentliche hinftellt, ift heidnifch oder im beften Fall jüdifch, aber nicht chriftlich. Die Aufgabe des wahren chriftlichen Priefters muß die eines Jüngers ic6