Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-03-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185303212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530321
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530321
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-03
- Tag1853-03-21
- Monat1853-03
- Jahr1853
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1853
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Tageblatt und Anzeiger. —- ------- § 80. Montag dm 21. März. 1853 Hermann Lothe. Ganz Leipzig treibt jetzt ar-ssHiejlich Mnemonik. Wenn zwei Leute, die dm drei Vorträgen des Gedächtniß-Goliaths Hermann Kothe beigewohnt haben, sich auf her Straße begegnen, frägt der Eine: 39815? (d. h. wie geht's?) und der Andere antwortet darauf: 812991! (d. h. ich danke, gut!) oder kurzweg: 5081! (d. h. schlecht!) Trifft man in einer Abendgesellschaft zwei Damen in ein Gespräch vertieft, so frägt die Eine: Wie weit haben Sie sich die Zahl rr eingeprägt? Dann erwidert die Andere mit kokett verhülltem Stolze: Bis zur 53. Decimalstelle, und recitirt dann mit athemloser Schnelligkeit den Ziffer-Phalanx: 3,14l592653580793238462643383279502884197l6939937510582. Sitzt man im Theater in irgend einer Loge de- ersten Ranges, dann examinirt eine bebrillirte Mutter ihre bechawlte Tochter: Was folgt auf „Messer? " und die Schwergeprüfte antwortet mit tiefem Seufzer: „Köchin!" Und was kommt vor „Landkarte?" — „Hahn!" antwortet die junge Gedächtnißkünstlerin. Mit einem Wort: seit acht Tagen übt Alt und Jung, Schön und Häßlich die Kraft seines künstlichen Gedächtnisses und ssudirt den ganzen lieben l-rzgen Tag Kothe's „System der Mnemonik." Man legt sich mit den siebe« Wesse» Griechenlands zu Bette und steht mit dm sieben Wunderwerk« der alten Welt auf. Herr Kothe und seine Gedächtnißlehre gewinnt auch hier, wie überall, Tausende von Schülern und Anhängern, und feiert so glänzende Triumphe und erntet so viel Lorbeer (und nebenbei so viel Gold!), daß Herm. Kothe, der weiße Rabe des Gedächtnisse-, das Alpha und Omega aller Unterhaltung ist. Alle Welt baut sich auf seine eigene Faust mnemonische Brücken und mnemonische Leitern, auf welchen man mlt HÜtft mnemonischer Spross«, d. h. gewisser fest ein geprägter stereotyper Bilder oder Begriffe, die schwindelnde Höhe der Gedächtnißkunst erklimmt. — Die Vorträge, welche Meister Kothe vor mehr als 1400 Zuhörern gehalten, haben Viele unter diesen in Stand gesetzt, sich in ganz kurzer Zeit einen hohen Grad von Fertigkeit anzueignen. Schon im zweiten Vortrage legte Einer seiner Zuhörer eine ziemlich glänzende Probe seiner Gedächtnißkunst ab: er recitirte fünfzig Worte und die Ludolph'sche Zahl mit weit mehr Geistesgegenwart, als mancher seiner vertrautesten Freunde ihm zugetraut hatte. Diese Probe ist ein schlaaender Beweis von der leicht« Uebortragbarkeit der K°othe'sch« Principien und von der Bewährtheit seiner auf logischer Anschauung beruhenden Methode. Herr Käthe wird, von viel« Seiten aufgefordert, noch einen nveiten mit letzten CycluS von drei Vorträgen (Montag, Dienstag und Mittwoch, im großen Saale des Hotel de Pologne) halten und dann einem schmeichelhaft« Luft nach Hamburg folgm. E. M. Oettinger. Taaeskalender. O«Ge»tlich« Biblistd«»«»: Gtadtbibliothek 2—4 Uhr. Telegraphen-BiirOO«, Postgebäude 3 Treppen, geöffnet täg lich von früh 8 bis Abends - Uhr für Staats - und Privat- Correspondenz nach all« europäischen Tosegraphenstationen. Del Becchio's K»nst-Wl«-stell«»g, Markt, Kaufhalle, 10—4 U. Tit. Musen« (Zeitung-Halle, Uegäine-Koom«, Oubiuvt 6« leotur«), Eintralhallt, "im Salon des Badehause-, 8 bis ly U G. Borunitz, Lützanstqlt für Musik u. Musikalienhandlung (auch antiquarischer Ein- u. Verkauf v. Muflkatien). Gewandgäßchen 4. Vermischtes. Von deutscher Spießbürgerei — berichtet ein Reisender — habe ich in Frankfurt a. M. einen recht lebhaften Eindruck erhalten: In einem der ersten Gasthäuser nämlich setzte ich mich Abends an eine Tafel, wo mir die auffallendsten einheimischen Physiognomien zu sein schienen, welche zugleich im lebhaftesten Kannegießern be griffen waren. Da mir diese Beschäftigung besondere Freude macht, so versprach ich mir von den Meinungen dieser erleuchteten Köpfe eine genußreiche Belehrung, als der Kellner oder, um dem Manne in seinem Titel und Rang nicht Unrecht zu thun, der Ober-Kellner mich höflichst und nicht ohne Verlegenheit bat, an einem andern für Fremde bestimmten Tische Platz zu nehmen. Ich erinnerte mich dabei einer ähnlichen Scene in einem schwäbischen Landstädt chen, wo nur eine Tafel im WirthShause war, und der Kellner, nachdem ich mich gesetzt hatte, herkam: „Entschuldigen Sie, hier sitzt der Herr Ober- AmtSrichter;" ich rücke. „Entschuldigen Sie, hier sitzt der Herr Ober-Amtmann;" ich rücke. Hier sitzt der Herr Ober-Amtsgerichts-Actuar," ich rücke. „Hier der Herr Ober-Amts-Arzt," und so fort; von da kam ich auf den Stuhl des Cameral-Verwalters, eines Inspektors, eine- Substituten, de- Chirurg« re. zu sitz« und wurde mit immerwährenden Ent schuldigung« zuletzt von bO: Tafel wegballotirt. Ein berühmter Kopfrechner, der sonst vor keinem Exempel zu rückschrickt, ist neulich zum ersten Male geschlagen worden. Es wurde ihm die Frage vorgelegt: „Wenn man üle Dummheiten, die schon in der Welt vorgekommen, aufeinander thürmte, wie hoch würde diese Pyramide werden?" Der Kopfrechner erklärte, da- sei selbst seiner Rechnenkunst zu hoch. Daß unter dm Schneidern schon zu des großen Friedrichs Zeit« der Socialismus spukte, beweist folgende, vom Erfurter „Alten Fritz" mitgetheilte und noch wenig bekannte Anekdote: „Ein Schneidermeister zu Breslau, mit Namen Paul, legte dem König in einer schriftlichen Vorstellung einen Plan vor, vermöge dessen die Einwohner durch das Schneidergewerk nicht wie gewöhn lich aufgehalten und durch die bisweilen übertriebenen Rechnungen nicht geprellt würden. Er wollte nämlich nach seinem Vorschläge 1) Oberschneidermeister sein. 2) Jeder, der etwa- wolle verfertigt haben, müsse sich bei ihm melden, er würde das Maaß nehmen, darauf einen Schein ertheilen, bei welchem Meister da- Kleidungs stück gemacht werden solle, und dafür zahle ihm derselbe vier Groschen; auch würde er 3) jederzeit die Rechnung« genau Nachsehen, daß Niemand hintergangen werden könne. — Nachdem der alte Fritz solche- durchgelesen hatte, nahm er die Feder und schrieb eigenhändig darunter: Paule! du rasest." v. W. «uL»s'a Leihanstalt für Musik u. Musikalienhandl. (auch antiquarischer Ein- u. Verkauf von Musikali«), Reumarkt 16. C. A. Klemm'S Leihanstalt für Mufik (Musikalien u. Pianos) und MustL-Salun (freier Eintritt), Neumarkt, hohe Lilie, 1. Er. LeihhibliutheL uyd Journal-Zirkel de- Lit. Museum-, Peters- sttaßeNr.41, Hohmann-Hof. Deutsche, ftanzös. u. mgl.Büchkr. ä. Roioksl« Bandageu-Magarin, Markt, Königsh. 17. Bruch bandagen u. Apparate jeder Art für Gebrechen des menschl. Körpers. Dj^NA>"*dZchyftralischeS Magazin von I. Oster- laud, Markt Nr. 8, empfiehlt aut gearbeitete Theaterverspective und neuester Fayon Lorgnetten, Brillen, Jagd- und Reitbrill« zu billig« Preisen.
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