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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-07-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185307138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530713
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530713
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-07
- Tag1853-07-13
- Monat1853-07
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1853
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2646 in ihrer Jugend die Bibel, wie wir sie jetzt haben, kenne« und lieben lernten, und sie daher auch brauchen, aber allerding- einiges Unklare beseitigt wünschen, so war ich auf den Inhalt der Bitt schrift begierig. Ich konnte mich trotzdem mit demselben nicht be freunden, er widersprach meinen eigenen Erfahrungen, wenn auch Manches anhörbar schien. Als ich jedoch an die sechste Seite kam, wurde mir klar, was die Bittsteller wollen. Eine Laien- bibel, aber nicht eine andere treue, gereinigte und gemein verständliche Uebersetzung, wie sie fälschlich auf dem Titel vorgeden. Eine Laienbibel! d. h. eine Auswahl von Abschnitten aus der Bibel, veranstaltet nach Willkür des Wählers, anstatt der ganzen unver kürzten, »«verstümmelten heiligen Schrift! Eine Auswahl, die je nach dem schriftstellerischen oder buchhändlerischen Plane sich gestalten wird und deren Text eben so willkürlich ausfallen muß. Wer wissen will, welcher Unterschied zwischen einer Bibel und einer Laienbibel sei, der verschaffe sich die Anfangs im Verlage des Hrn. A. M. Colditz, de-Druckers de- offenen Bittschreibens, erschienene, jetzt in der Renger'schen Buchhandlung in Commission erscheinende Laienbibel zur Vergleichung. Ich wußte nun, was es mit dem Zwecke des Bittschreibens für eine Bewandniß habe und harrte, ob nicht einer von den berufenen Männern der Kirche oder der Schule in Leipzig gegen diese ihren eigentlichen Zweck ver bergende Bittschrift auftreten werde. Da eS nicht geschehen, so erlaube ich mir diese wenigen Worte. Ich bin weder Theolog noch Pädagog, also leider nach dem Urtheile deS Verfassers jener Schrift unfähig, über dieses Thema zu urtheilen (S. 7). Aber ich bin ein Mensch, der durch die Bibel, wie wir sie jetzt in Händen haben, erzogen ist, und der von Jugend auf gewöhnt worden, sich und andere zu beobachten. Darum gebe ich keine Kritik jenes offenen Bittschreibens, lasse mich aber auch nicht abhalten, meine Erfahrung und Beobachtung, die ich über den Gebrauch der Bibel in ihrer jetzigen Gestalt gemacht habe und die Viele mit mir theilen werden, offen auszusprechen. Von früher Jugend an wurde mir die Bibel nur als Gottes Wort bekannt, das man heilig halten müsse, da in demselben uns Gottes Wille offenbart sei. Da ich nun noch nicht so weit war, meine Vernunft als meinen Gott zu verehren, so trat ich mit heiliger Scheu zu dem Buche, das die Geheimnisse Gottes und der Religion enthielt. Vorbereitet durch die Erzählungen, welche Aeltern und Lehrer dem Kinde je nach seiner Altersstufe gegeben hatten, und durch den Unterricht in der Schule laS ich es theilS zur Erbauung, wozu Psalmen, Evangelien und die apostolischen Briefe genug Stoff liefern, — theils zur Lehre im Christenthum und christlicher Geschichte nach Anleitung der Schule. In meinen spätem Knabenjahren wurde ich in einer Anstalt gebildet, in welcher bei den täglichen Morgen- und Abendandachten jedesmal Stellen aus der Schrift zur Erbauung vorgelesen wurden. Eine höchst weise Einrichtung! Der Lehrer übte nur in so fern ein Aufsicht, als er aus den einzelnen Schriften der Bibel diejenigen Kapitel ausschied, welche zur Erbauung oder überhaupt zum Vorlesen nicht geeignet waren. Im Uebrigen wurde die heilige Schrift von An fang bis zu Ende gelesen. So lasen die Schüler während des Besuchs der Anstalt mehrere Male die ganze Bibel durch und lemten sie genau kennen. Reifer an Alter, nahm ich die mir in ihrer Sprache, Inhalt und Wirkung werth gewordene Bibel selbst ständig vor; ich las, so weit es nicht bloße Namenaufzählungen waren, die wenigen Stellen, welche früher auSgeschieden worden, und ich muß behaupten, daß mir und denen meiner Mitschüler, welche überhaupt das Christenthum wollten, die Gestalt, in welcher wir die Bibel besitzen, in keiner Weise anstößig gewesen ist. Da durch, daß man uns die Schrift kennen lehrte, haben wir sie lieb gewonnen, und ich bin überzeugt, wenn man sie jetzt und künftig der Jugend geben wird, wie sie uns gegeben wurde, wenn die Aeltern und Lehrer sie als Gottes heilige- Wort dem Kinde bekannt machen, wenn sie dasselbe anleiten, die Schrift zu lesen, und später anhalten, diese Anleitung anzuwenden, so wird der wenigen unklaren oder unrichtig übersetzten Stellen, — der unseren übertünchten Sitten aufS Erste anstößig erscheinenden Ausdrücke, — des heiligen Schleier-, der über die Tiefen der Gottheit gebest ist, ungeachtet, wie seit Jahrhunderten die unverstümmelte Schrift der Schatz de- Laien bleiben. Wenn aber die Lehrer, ja die Prediger mit Verachtung von der Bibel vor Kindesohren sprechen, wenn der Staub auf derselben zewt, daß sie nicht gelesen wird, wenn von den Lehrern im ersten Religionsunterricht schon gegen die Leser der Bibel als Mystiker und Pietisten polemisirt, ja wohl gar über ein zelne Stellen der Bibel gespottet wird, wo soll da da- Verständniß, die Achtung und Liebe zur Bibel Herkommen - Laßt die Lehrer die Bibel lieben, so wird die Jugend die Bibel verstehen. Ein Laie. Schauschwimmen. Vom Wetter und Wasser gleich begünstigt, fand am vergan genen Sonntage 11 Uhr Vormittag- in der Neubert'schen Anstalt da- angekündigte Schanschwimmen statt. Wohl um ein möglichst vollständiges Bild der Schwimmkunst zu geben, wurde als Eröff nung des Feste- Unterricht an Angel und Leine ertheilt; eine muntere Schaar geübterer Knaben tummelte sich dann reihenweis geordnet unter Commando ihre- Lehrers im Wasser weidlich her um, bis zwei Kähne mit kleinen Herren und Damen in gar drol ligen Anzügen die Augen auf sich zogen. Das herzliche Einver- ständniß der lustfahrenden Herrschaften schien indessen nicht so recht gesichert zu sein ; ihre Aufregung steigerte sich bald so, daß an diplomatischem Notenwechsel gar nicht zu denken war, auch Ulti matums wurden nicht gestellt, sondern die Feindseligkeiten begannen sofort ohne alle Höflichkeiten, ja selbst die Galanterie gegen da- zarte Geschlecht wurde außer Augen gesetzt. Die Leidenschaft stürzte endlich alle zusammen, nicht in'S Unglück, aber in'S Wasser, das recht besänftigend einwirkte. Höchst komisch waren dann die kleine« und großen schnurrbärtigen Damen im Wasser und auf dem Lande anzuschauen, wo manche Anzüge denn doch gar zu trostlos au-- sahen. — Eine Anzahl Knaben übten mit vielem Geschick Kopf sprünge mit Anlauf und vom Thurme; die Sicherheit und schöne Körperhaltung der Meisten muß man mit Freude anerkennen. Gleichzeitig versuchten wieder andere ihr Heil auf dem Schwebe balken, fanden aber gewöhnlich ein frühes Ende ihres Streben- in den Fluthen, ohne da- Ziel erreicht zu haben. Die Uebungen der Erwachsenen begannen mit einem physikalk- schen Versuche: dem Tischrücken im Wasser. Die unbegreifliche Naturkraft bewährte sich auch hier glänzend und leitet vielleicht Laien und Gelehrte auf ganz ungeahnte, geistreiche Theorien. Die nun folgenden Tauchübungen hatten recht glücklichen Erfolg, wenig sten- ließ die Form der versenkten und heraufgeholten Flasche auf angenehmen Inhalt schließen; in der That schien er den 4 Tauchern, die ihn gleich im Wasser kosteten, trefflich zu munden. Da- schwie rige Ausrichten einer Stange und eines Balken- zeigte die seltene Schwimmfertigkeit de- Ober-Schwimmmeister- März in Hellem Lichte. Es folgten dann Kopfsprünge der Erwachsenen, theilweise sehr gut ausgeführt; die minder gelungenen dienten wenigsten- zur herzlichen Belustigung der Zuschauer. Die schönen Kopfsprün-e vom Thurme herab wurden plötzlich durch das Erscheinen eine- unglücklichen Ehepaar- unterbrochen, da- seinen häu-lichen Zwist auf der Zinne de- Thurmes beenden zu wollen schien ; vergeblich suchte der Gatte seine Heißgeliebte zu versöhnen, sie stürzte sich mit ausgebreiteten Armen Häuptlings in die nasse Tiefe. Da zeigte sich Gattenliebe im strahlendsten Scheine; den Hut tief in die Augen gedrückt, folgt er ihr verzweiflungsvoll nach, und diesem Beweise treuer Liebe gelang es denn auch, sie zu retten und zu versöhnen. Nach einer großen Anzahl der verschiedensten Sprünge, von denen sich manche durch Kühnheit, andere durch Grazie auszeichneten, bildete ein Gänsemarsch im Wasser, von sämmtlichen Schwimmern unternommen, den Schluß des Festes, das durch sein eigenthüm- liches reges Leben, durch viele gelungene komische Scenen, geschickte Uebungen und durch umsichtige Leitung sich den Beifall der Zu schauer erworben hat. Nicht der kleinste Unfall ist zu beklagen; nur ein Mal schien ein ehrwürdiger Greis, im heftigen Wortwechsel begriffen, daS Gleichgewicht verloren zu haben: er fiel in'- Wasser! Da aber spottete er der Menschenfreundlichkeit Derer, die zu seiner Rettung herbeieilten, und zeigte sich unter der Maske de- Scherze- ganz vertraut mit dem nassen Elemente; allgemeine Heiterkeit be lohnte den hübschen Einfall. —e. Weg nach Leutsch, Königseiche und Ehrenberg. Zur Vervollständigung der Notiz in Nr. 185 d. Bl. sei rüh mend anerkannt, daß über die Vogelwiese nach dem Walde zu junge Bäume angepflanzt worden sind, und zu erwarten steht, e- werde einst vom Frankfurter Thore au- eine schattige Allee nach dem Walde führen. Ohne eine solche ist aber auch in den heißen Sommertagen der Weg über die Wiesen kaum zu passiren. Daß man dann auch für Erhöhung de- Wege- sorgen und es dadurch möglich machen wird, die genannten Wiesen auch bei etwa- hohem Wafferstande zu passiren, steht bei der Sorgfalt, welche man un seren Spazierwegen zuwendet, mit Sicherheit zu erwarten.
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