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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.01.1855
- Erscheinungsdatum
- 1855-01-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185501054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18550105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18550105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1855
- Monat1855-01
- Tag1855-01-05
- Monat1855-01
- Jahr1855
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.01.1855
- Autor
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50 Dre-dm, und weder der kunftbornitte Brichex Jonathan, noch der schaarenweise^On knüll« dahinjiehende John Bull verfehlt, in Dresden, besonder- der Gallerte wegm, einen oder mehrere Lage zu verweile«: * i Jetzt hat auch Leipzig seine große Gallerle, nicht sowohl nach der Anzahl, al- nach der hohen Kunstbedeutung der Bilder. Jeder Kunstfreund, jeder Tourist, der Dresden besucht, ist zu dem kurzen Eisenbahnadstecher gezwungen. Nach England zurückkehren und den Napoleon deS Delaroche, die Calame'S, dm Güdin, den Verboekhoven, den Papeti nickt im Memorandum zu haben, würde als ein so großer Verstoß in-allen Londoner Drawing- RoomS geltm, daß nur eine neue Fahrt nach dem Continent dm Schuldigen wieder zu Ehren bringen könnte. Nachdem ich die schönen Bilder vielfältig in ihrer Verweisung bei Schletter gesehen hatte, war ich überrascht von ihrer Wirkung in detü schönen Licht, da- ihnen jetzt so wohlthuend zuströmt. Wie geblendet ließ ich mich, von unser« vaterländischen Alt meister L. Cranach heraustretend, zwischen dem Sonnenblick über- Meer von Güdin und der Calame'schen Regenlandschaft, vor der fliehenden Schafheerde de- Verboekhoven nieder. Welche Bilder! Welche Naturwahrheit, von den großen Meistern angestrebt und erreicht, und durch welche Mittel! Hier eine Kritik au-sprechen, einen Vergleich der Meisterschaft«» beginnen wollen, würde jeden Verwegenen zum Narren stempeln.. Hier hört die Kunst auf und e- ist „die Natur", welche beginnt. Ja, meine Herren Leipziger, wmn Ihnen der verstorbene Heinrich Schletter diese drei Bilder und den Napoleon allein vermacht hätte, so würden Sie eine große Gallerle besitzen, und Albion und Amerika würden auch dann nicht verfehlen, bei Ihnen ihre Karte abzugeben. Eine solche Zusammenstellung habeich nirgend- gesehen, weder in Frank reich noch in England; nur im Palais Luxembourg zrr Pari- kann man, jedoch nur von Franzosen, Aehnliches finden. Ich saß, eine Stunde lang, auf der lahmen Bank gegen die Fenster pfeiler und neigte mich, da ich bald links, bald recht- sitzen wollte, klapp, bald auf diese, klapp, bald auf die andere Seite. Es sollte geschlossen werden und ich saß noch und machte, bei der Erinnerung daran durch'- Geräusch der Rouleaux im Neben zimmer, nur dem Sieger von Austerlitz, dem Papeti und der stolzen Diana unsere- vortrefflichen Land-manne- Sohn noch einen kurzen Besuch. Wenn man der Schletterschen Sammlung einen Vorwurf zu machen vermöchte, so ist e- allerdings der der Einseitigkeit. Schletter hatte mit alten Bildern angefangen und durch den Ankauf «n dloo einer alten hiesigen Sammlung einen leidlichenGrund gelegt. Er suchte dieselbe zu erweitern und zu verbessern, fing an mit angereisten Gemäldehändlern und Bilderjuden zu marchandiren und zu tauschen und ward betrogen. Man tauschte ihm seine bessern Sachen gegen fabelhafte Tafeln ab, denen als schwachen Gchulbildern gewöhnlich der große Meistername beigelegt war. Mit dieser schmachvollen Art des GemäldrhandelS und dem ge wöhnlichen Kniff der Händler nicht bekannt, für irgend ein schlechte- Bild oder eine geschickte Cople eine Unsumme zu fordern und als dann da-, man sollte glauben ganz unannehmbare Angebot de- Drittel- (oft noch der achtfache Werth de- elenden ObjectS) oder der Hälfte, entweder in Gelbe, oder theilS in Gelde, theilS in Bildern, plötzlich zu acceptiren, fiel er solchen auswärtigen Harpyen, die hier allgemein gekannt und stigmatiflrt sind, oft zum Opfer und ward viel Geld und seine guten Bilder loS und zu spät durch da- Urtheil seiner Freunde dahin aufgeklärt, daß er an geführt sei. Von den angekauften alten Bildern sind nur folgende treff liche geblieben, die jetzt unserm Museum zur wahren Zierde ge reichen: die zwei Guido'-, die kleine Maria mit gefalteten Händen von Carlo Dolce, da- vortreffliche Halbfigurenbild von I. Bellino, der bogenschnitzende Amor vonParmegiano, eine Madonna von Raphael Meng- und ein italienische- Figurenbild, dessen Autor mir jetzt nicht gegenwärtig ist. Einmal im Besitz dieser Bilder, ließ er sich dieselben nicht wieder au- den Händen manövriren. Ueberhaupt verstand er italienische und spanische Figurendilder^ bereit- damals besser ; in die Niederländer konnte er sich nicht finden. So häufig betrogen und dadurch degomirt, war eS die Folge, daß er sehr mißtrauisch ward und überall Eigennutz erblickte. Sein Enthusia-mu- sür da- und jene Bild steigerte sich zuweiten bi- an- Unglaubliche, bi- er, selbst zu sehr nachthelllaemH-eisen, in dessen Besitz gelangt war. Einen Beleg dafür giebt die von Engeln umgebene Madonna mit dem JesuSknabm von Sassoferato (Salvi) im Museum. Beim Ankauf alter Bilder ^onsultirte rr stet- einen ihm be kannten Kunstfreund, und so musterte auch ich in seiner Anwesen heit jene Madonna auf dem Museum auf der Staffelei. Für da- Bild ward SOOLHtr. gefordert. Ich , fand bei der Unter suchung, daß e- zur Hälfte,, noch obendrein von ungeschickter Hand übermalt und eine- großen TheilS der Lasuren in den echten Theilen bar sei, wa- ich ihm wie-, und widerrieth ihm den An kauf um so mehr gänzlich, als da- Bild in seiner Beschaffenheit schwerlich über 20V Ttzkr. werth ist. Lag- darauf traf ich ihn zufällig, und er rufte mir schon von Weitsm zu: „ich habe den Sassoferato", gerade so, al- wenn er einen Hauptfang gemacht hätte. Ich bin überzeugt, daß er die vollen 800 Thlr. gezahlt hatte. Schletter hatte schon früh eingesehm, daß e- ungemein schwer halte, gute Gemälde alter Schulen vom erste» Rangg, die er eigentlich allein suchte, zu bekommen, daß große Geldopfrr^abei nicht ausreichten, die Gelegenheit erwartet werden mußte (er -der wollte schnell eine Anzahl guter Bilder, um sie seinen Freunden in seinen großartigen „Bilderschauen" zu zeigen), und der Betrug in alten Gemälden viel freiere Hand hatte, al- in modernen, die man bei den Meistern bestellen oder in ihren Atelier- kaufen kann. Jene erwähnten bittern Erfahrungen verleideten ihn nun jeden Kunsthändler, der seine Kisten, meist voller Schund, sür ihn hier aufthat, und er ließ sie gar nicht mehr vor. Nun kaufte er von Künstlern und in Auktionen, in letzteren freilich nicht immer glücklich, wovon die in Wolken schwebende, mit Engeln umgebene Madonna, angeblich de- Murillo, da beredteste Aeugniß ablegt. Wie er äußerte, habe sie ihm au- AguadoS Sammlung viel Geld gekostet. Au- AguadoS Samm lung rührte auch ein Figurenbild, angeblich von Alonzo Cano her, das schnell wieder verschwand; auch da- Murillo'sche Schulbild, oder von einem seiner Epigonen, verschwand, nachdem eS ohne Erfolg in allerlei Licht gezeigt worden war. In den Auktionen, vielleicht auch au- Ausstellungen erwarb er Vielerlei, dessen Besitz ihm später leid ward und wa- schnell wieder fort mußte. Wie er da- bewerkstelligte, weiß Gott; jedoch glaube ich, daß diese Veräußerungen im AuSlande geschahen. Anfänglich liebte er bunte, brettgemalte Bilder der französischen Schule, später sing er an, sich mehr der Naturwahrheit anzu- schlteßen, wie eS seine Leidenschaft für Calame, seine Vorliebe für Wickenberg und den Düsseldorfer beweisen. Ich war im Jahre 1850 im Monat August im Haag, eigent lich im Seebade Seveningen. In diesem Monate fand die Auktion der nachgelassenen Kunstschätze de- verstorbenen König- der Nieder lande, Wilhelm II. statt. ES ist unglaublich, wie der reiche Staat diese für ungeheure- Geld und mit jahrelanger Mühe an gesammelten großen Kunstschätze zerstreuen lassen konnte ; Hollayd, das übermäßig reiche Holland, da- in seinen vortrefflichen Gallerten in Amsterdam und dem Haag mit Ausnahme einiger VelaSquez und Salvator Rosa- in Letzterem nicht- aufweisen kann al- nur seine alten vaterländischen Reister. Freilich will man dort auch nicht- weiter als eben diese ; e- ist da wie mit den Tulpenzwiebeln. Eine- schönen Tag- traf ich plötzlich zu meiner großen Freude Landsmann Schletter auf der Plein. Er sagte mir auf meine Frage: ob er de- König- Versteigerung mitmachen wolle? „er sei lediglich wegen de- Verboekhoven gekommen; er müsse da- Bild haben, und solle er 10,000 Gulden holl, dafür anlegen müssen." Ich selbst war der Meinung, daß in einer Versteigerung, zu der die Liebhaber und Händler au- aller Herren Länder, die englischen Nabob- und ein besonderer Kunstabgesandter für- Winterpalai-, übrigen- force auswärtige Aufträge gekommen warm, da- Ber- boekhovensche Bild nicht unter jener Summe Weggehen werde, al- die erwähnte. Der Tag, an welchem Schletter mir sagen konnte: „Freund, wissen Sie schon, daß mir die Schafheerde für 3100 Fl. holl, zu geschlagen ward?", war ihm ein wahrhaft beglückter, und er trank de- Mittag- sein Gla- Champagner mit wahrem Genüsse. Kaum hatte er diese- Bild, so hatte er auch bereit- dm Güdin auSgegattert, wa- mir sehr verdrießlich war, da ich gehofft hatte, er werde noch einige von den großen Niederländern de- Konig- mit nach Leipzig brüwen; aber schon saß er trotz der Anerkennung, die er Bildern von GeefS, Koekkoek, Madou, Ley-, B. van Hove, Thendrl, dem Seemaler Loui- Meier u. s. w. widerfahren ließ, wieder hoch im Sattel auf seinem französischen LiedlingSrvß, von dem er mit allen Vorstellungen nicht herabzubringen war. Ker Güdin «al bei Gelegenheit der königl. Auktion vom Besitzet nach dem Haag geschickt worden und dieser Umstand versprach al-Zweite--
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