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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1855
- Erscheinungsdatum
- 1855-02-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185502043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18550204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18550204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1855
- Monat1855-02
- Tag1855-02-04
- Monat1855-02
- Jahr1855
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1855
- Autor
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Noth leidenden Brüder ; ich sage: es kann oft durch zweckloses und überreiches Almosen mehr geschadet als genützt werden, denn es kann der Arme dadurch auf den Gedanken geführt werden, daß es für ihn bequemer sei, sich erhalten zu lassen, als sich durch eigene Thätigkeit selbst zu erhalten; daß es nach seinen Begriffen klüger sei, sich durch das Betteln ohne große Mühe das Mehrere zu erwerben, als durch Arbeit das Wenigere. Nicht genug, der ungebildete, roh-sinnliche Mensch läßt sich leicht von Trugschluß zu Trugschluß führen (und er wird dazu von schlechten Menschen zu schlechten Zwecken gemißbraucht), und darum darf man sich nicht wundern, daß wir in erst jüngst ver lebter Zelt bis zu dem alle Weltordnung zerstörenden Begriffe des CommuniSmus im schlechtesten Sinne des Worte- gekommen waren, wo der Begriff „Eigenthum" gleichbedeutend mit „Ver brechen" wurde, und wo sich die Rasenden es zum Verdienste machen wollten, sich das von dem Besitzenden mit Gewalt zu Mhmen, was ihnen, wie sie thörig genug meinten, zu Führung eine- glücklichen Leben- nöthig wäre. Hute man sich, dem Proletariate glauben zu machen, man reiche au- Besorgniß, aus Furcht Almosen — gleich wird es die gereichten Gaben für nichts als einen schuldigen Tribut von dem Zuviel-, und was bei diesem sofort damit zusammenhängt, von dem Wider rechtlich-Besessenen, ja für ein Loskaufen des im Besitze gefun denen Unrechtes ansehen! Der echte Proletarier sieht nichts ein, begreift nichts, und will entweder im Bewußtsein seine- Unrechte-, oder in der Verkehrtheit seiner unverstandenen und vollständig un vernünftigen Ideen und Begriffe nicht- verstehen. Für ihn giebt es keine Denklehre, keine Geschichte. — Ihm kannst Du auS der Geschichte klar und deutlich Nachweisen, daß alle Gütertheilung — Unsinn ist, und daß die- wahr ist, kannst Du ihm aus der Ge schichte der alten Römer auf das Bestimmteste darlhun — er glaubt es nicht, will es nicht glauben, weil er — dumm oder schlecht ist. Und damit sind wir auf dem Felde angelangt, auf welchem dieser große Kampf der Ideen auszufechten ist. Können wir erst die Dummheit, die Beschränktheit, und sodann die Schlechtigkeit der Menschen siegreich bekämpfen, dann, aber nur dann erst kommen wir zu dem großen Siege, welcher die ganze Welt zum rechten, wahren und ewigen Frieden bringen wird. So viel im Allgemeinen. Damit man aber nicht etwa glaube, ich wolle mich gegen jede Unterstützung erklären, werde ich mich in den folgenden Artikeln näher darüber aussprechen, daß Hülfe allerdings Noth thut, und daß es recht ist, seine leidenden Brüder aus christlicher Mildthätigkeit zu unterstützen; ich werde mir aber auch erlauben, einige praktische Winke darüber zu geben, wie am Zweckmäßigsten und Hülfreichsten nach meiner unvorgreiflichen Ansicht geholfen werden könne. — a — Eine bevorstehende Himmels-Erscheinung. Öbschon dieselbe bereits in manchen Kalendern und öffentlichen Blättern bekannt gemacht und zum Theil auch besprochen ist, so wollen wir doch wenigsten- denjenigen Lesern de- Tageblattes, welche zwar einen Kalender haben, aber dessen astronomischen In halt, so kurz nun auch dieser angedeutet ist, niemals beachten, oder welche keine Zeitungen lesen, auf ein sehr seltenes Schauspiel veS Himmel- aufmerksam machen, da- in den nächsten Tagen, nämlich am 7. und 8. Februar, eintreten wird. An jedem dieser beiden Tage werdm gleich nach Sonnenuntergang am süd westlichen Horizont die drei Planeten Merkur, Venus und MarS, sehr nahe bei einander im Dreieck stehend, dem bloßen Auge er scheinen, vorausgesetzt, daß ein Heller Himmel stattfindet, wozu aber in jetziger Jahreszeit nicht gerade große Hoffnung vorhanden Ist. Bei einem dunst- und wolkenfreien Abendhorizont wird man die schöne Erscheinung mit unbewaffneten Augen ungefähr eine ganze Stunde lang, d. h. für Leipzig von 5 Uhr an bis zu dem bald nach 6 Uhr erfolgenden Untergange der erwähnten drei Sterne, betrachten können. Mittwoch den 7. ist das Sternen-Dreieck so: Mar- oben, unter ihm recht-Merkur und links VenuS; Donnerstag den 8. aber so: Merkur oben, unter ihm recht- Mars und links Venus. Aber auch. Ohne diese Andeutung wird man die Planeten nicht verwechseln können, indem VenuS als der hellste zuerst sichtbar wird, Mars eine trüb-röthliche Farbe hat und Merkur in weiß lichem Lichte schimmert. G. I. Sunstnachrichl. Den Freunden Shakespeare'- und der englischen Sprache dürfte nicht unwillkommen sein zu erfahren, daß der Rhetor Herr William Suez sich in der Absicht hier befindet, Dramen von Shakespeare in englischer Sprache vorzulesen. Der Kunstsinn des Leipziger Publicum- dürste diesem Unternehmen ein gute- Prognostikon stellen. L. Vermischtes. Kürzlich stand vor dem Berliner Schwurgericht die unver ehelichte Ernestine Friederike Graf, angeklagt, ihr lebend gebornes Kind durch Verstopfung de- Munde- und Niederlegen in eine Kellergrube vorsätzlich ums Leben gebracht zu haben. Die An geklagte hatte bereit- vor mehreren Jahren ein unehrliche- Kind geboren. Nachdem die Angeklagte den Thatbestand einaestanden, suchte Herr Justizrath Gall mildernde Umstände für dieselbe geltend zu machen; die Art und Weise, wie solche- geschah, ist zu interes sant, als daß wir sie hier nicht ausnehmen sollten. Er sagte nämlich unter Anderem Folgende-: „Wenn Sie, meine Herren, der Ansicht sein sollten, daß hier eine Verurtheilung erfolgen müsse, so würde eS sich darum handeln, festzustellen, ob Sie der Angeklagten mildernde Umstände zu statten kommen lassen sollen. Ich glaube, Sie befinden sich in dem Fall, mildernde Umstände zuzulassen, und ich werde Ihnen sogleich sagen, weshalb. Die Angeklagte ist ein Kind ihrrr Zeit, — die Gebrechen und Mängel ihrer Zeit kleben ihr an. DaS Unglücksjahr 1848, in welchem die Weltbeglücker und Neuerer dm abscheulichen Grund satz, „man müsse das Volk demoralisiren", ganz laut auf allen Gaffen predigten, „ wolle man an- Ziel gelangen", die- Unglücks jahr, meine Herren, trägt die Schuld von der That der Angeklagten. Jene Neuerer wußten, daß wenn sie mit Erfolg das Volk demo ralisiren wollten, sie beim Weibe anfangen mußten ; sie wußten, daß es Alles demoralisiren hieß, wenn man damit begann, im Weibe Scham, Zucht und Gefühl zu untergraben. Daß sie haupt sächlich darauf hinarbeiteten, die Töchter und Weiber der unteren Schichten zu demoralisiren, und daß ihnen die- zum Theil leider nur zu wohl gelungen ist, brauche ich nicht erst zu beweisen, eS weiß die- Jedermann. Auch die Angeklagte gehört zu diesen Weibern, deren Demoralisation aus jener Zeit datirt, wo man die Neugebornen wie eine Sache behandelte, die keinen Werth hat. Aber wollen Sie ihr einen Vorwurf daraus machen? — Nein, meine Herren, da- werden und da- können Sie nicht: — der Angeklagten Demoralisation liegt in der Zeit und ihren Gebrechen, und deshalb beantrage ich mit gutem Gewissen ihre Freisprechung." Der Eindruck dieser Rede war so gewaltig, daß die Geschwornen ihr Nichtschuldig auSsprachen, und der Gerichtshof die Frei lassung der Angeklagten verordnete. Ein brustschwacher Landsmann schreibt aus Kairo vom Ende November v. I.: Bei meinem Aufenthalt hier fand ich eine zu vorkommende und erfolgreiche Ausnahme von Seiten des königlich preußischen General-Consuls, Baron v. Penz. Da- Klima ist über alle Beschreibung schön, laue, milde Lust. Mittag- 2V Grad Reaum. oder mehr Wärme im Schatten, so daß wir bis spät Abends bei offenen Fenstern leicht gekleidet im Zimmer fitzen. Der Araber auf der Straße im Hemde, Kinder oft ganz nackt oder mit wenigen Lumpen bedeckt, die nicht zur Erwärmung genügen. — Für Constitutionen meiner Art ist eS hier trefflich, und bei der leichten Communication über Triest nach Alexandrien (alle 10. und 27. jeden Monats geht ein Llopd-Dampfschiff, da- so bequem als wohlseil ist,) wäre eS verfehlt und lächerlich, jetzt noch als brust schwacher Nordländer nach Italien zu ziehen. Italien? Bagatelle! Apfelsinen? Pah! nein Datteln, Bananen, Zuckerrohr! Nico lai'- Riesenflöhe, kleinlich ; hier hat das arabische Ungeziefer sogar Schwänze. — Alterthümer der Römer, Kinderspott gegen Pyra miden und Gphynxe rc. rc.
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