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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-01-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185401060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18540106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18540106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1854
- Monat1854-01
- Tag1854-01-06
- Monat1854-01
- Jahr1854
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1854
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82 der Eitelkeit war, welche junge Mädchen gewöhnlich durch die Beschäftigung mit den Wissenschaften an zunehmen pflegen. Absichtlich heben wir diese Bemerkung Plutarchs hervor, der jedenfalls über das Gegentheil traurige Er fahrungen gesammelt und sein Urtheil nicht aus der blauen Luft geschöpft hatte. Was er sagt, hat sich zu allen Zeiten nur zu vielfach bestätigt, namentlich in unser« Tagen, in welchen Viele einen ganz falschen Zweck darin verfolgen, daß sie ihre Zöglinge über die von der Natur und ihrer Bestimmung ihnen gesteckten Grenzen Hinausrücken und ihrem Berufe zu entfremden suchen. Wie jedes naturwidrige Bestreben, so rächt sich auch der Unsinn, junge Mädchen zu Gelehrten und Künstlerinnen erziehen zu wollen, in der Regel schwer, ja vielfach entsetzlich, und Viele haben so daS Grab ihrer Zufriedenheit und des Glückes ihrer Gatten und der Familie gefunden. — ES ist hohe Zeit, daß man das Ziel klar erkenne, um nicht statt zu nützen, nur Schaden zu stiften, um nicht statt gebildeter Gattinnen, Hausfrauen und Mütter, über bildete oder verbildete Thörinnen zu erziehen, welche, ihrem von Gott Ihnen angewiesenen Berufe künstlich entrückt, in demselben weder sich selbst glücklich fühlen, noch der Familie daS Glück bereiten, welche- diese von ihnen zu beanspruchen berechtigt ist. Wahrlich, Verbildung ist ein eben so großes, sich schwer rächendes Ver brechen, als Entziehung der Bildung. Was würde man sagen, wenn man einen Knaben in den Gegenständen des weiblichen Wissens unterrichten wollte? Nicht geringer ist der Unsinn, wenn man Jungfrauen unterrichtet in Gegenständen des männlichen Wissens. In der Afterbildung, welche so vielfach da- weib liche Geschlecht empfängt, wurzelt die unselige Emancipa- tionsidee, liegen die ersten Keime der Ursachen, warum über Mangel an häuslichem Sinn Seiten so mancher Frauen geklagt wird, der Frauen, die alles Mögliche wissen und sind, mit Aus nahme dessen, was sie wissen und sein sollten, der Frauen, in deren Schmucke die schönste und kostbarste Perle, die Perle der Sanftmuth, Anspruchslosigkeit und Häuslichkeit fehlt. 6. Sladttheater. Am 4. ds. Mts. fand die zweite Vorstellung de- Schauspiel- „Die Waise vonLowood" von Charlotte Birch-Pfeiffer vor einem überaus zahlreich versammelten Publicum statt. Es hat diese- Stück auf allen Bühnen, wo es bis jetzt gegeben worden, sehr gefallen, und auch hier erfreute eS sich einer günstigen Auf nahme. Selbstverständlich darf man an ein Werk dieser Art nicht den Maßstab legen, mit dem man wirkliche Kunstwerke mißt, die, au- dem Schaffensdrange eines ursprünglichen Talentes entstanden, den Stempel einer künstlerisch ehrenwerthen Gesinnung an der Stirn tragen. Wie, mit vielleicht alleiniger Ausnahme der „Mar quise von Vilette", alle Birch-Pfeifferschen Stücke der höheren künstlerischen Motive entbehre«, so hat die Verfasserin auch bei der „Waise von Lowood" keinen anderen Zweck im Auge, als zu unterhalten und dem Zuschauer da- Lesen de- zum Grunde liegenden Romane- zu ersparen oder dem, der diesen kennt, den Gang der Handlung in seinen Hauptsachen noch einmal ins Gedächtniß zurück zurufen. Um diesen Zweck zu erreichen, wendet die Verfasserin alle die äußerm Mittel an, welche auf der Bühne Effect machen. Eine »ahrelange Bühnenthätigkrit hat sie in den Stand gesetzt, diese Mittel vollständig zu beherrschen und sich selbst eine nicht geringe Gewandtheit in der Fassung des Ganzen anzueignen. Ob diese Richtung eine künstleriscy berechtigte ist, ob durch sie dem eigent lichen Zwecke de- Theaters entsprochen, die Stellung einer solchen Kunstanstalt im Staate gehoben wird, ist hier nicht der Ort zu untersuchen; auch wird sich ein Jeder, der den Zweck und da- Wesen der dramatischen Kunst erkannt hat, diele Trägen selbst beantworten können. Jedenfalls gehört aber „die Waise von Lowood" zu den besseren Stücken der fruchtbaren Verfasserin; die dem Romane Currer Bell's entnommene Handlung ist mit Geschick dramatisirr oder, wenn man lieber will, dialogisirt; die Charakteristik ist im Allgemeinen konsequent durchgeflihrt, wenn auch zuweilen bei dem engeren Rahme«, in den das Ganze gefaßt werden mußte, in dieser Beziehung viel Unmotivirtes und Ueber- eilteS mitunter läuft. Bei solchen dramatisirten Romanen kann von einer wahrhaft künstlerischen äußeren Form wenig die Rede sein; ohne Vorspiel, ohne lange erläuternde Erzählungen, ohne große Zeiträume zwischen den einzelnen Acten kann es hierbei kaum abgehen. Auch „die Waise von Lowood" besteht aus einem einaktigen Vorspiel: „ Jane Epre" und einem Charaktergemälde: > . „Rochester" in drei Acten; zwischen beiden liegt eine Zeit von acht Jahren. Jede der Hauptpersonen hat mindestens eine Erzählung ihres currjenlum vita, oder die Handlung ergänzender Familien - Verhältnisse. An äußeren Effecten und sogenannten TheadercoupS fehlt es in diesem Stücke nicht; was von diesem Apparate nur brauchbar war, daS ist auch angewendet. — Es ist nicht zu ver wundern, daß das Stück trotz des nicht sehr hohen Kunstwerthes bei einem solchen Mittelaufwand und bei der allerdings interessanten und spannenden Handlung dem großen Publicum gefällt und sich jeden falls eine Zeit lang auf dem Repertoir halten wird, besonders wenn eS so trefflich dargestellt wird, wie auf unserer Bühne. Da leider in neuester Zeit die gewiß sehr beachtenswerthen Bestrebungen der deutschen dramatischen Dichter im Allgemeinen einen verhältniß- mäßig nur geringen Erfolg haben, so sind Erzeugnisse, wie „die Waise von Lowood", gegenwärtig vielleicht noch nothwendig, um den Theatern die materiellen Bedingungen ihres Bestehens zu ge währen und eS den Leitern der dramatischen Kunstanstalten möglich zu machen, auch zur Förderung der höheren Kunst etwas zu thun. ! Aus dergleichen traurigen Verhältnissen läßt sich vielleicht eine wirk liche Berechtigung für ein solches künstlerisch untergeordnetes Genre herleiten. Wir haben schon gesagt, daß die Darstellung eine treffliche war. Die Hauptträgerin des Ganzen, die Waise Jane Eyre, fand in Fräul. Lieb ich eine vorzügliche Vertreterin. Die talentvolle junge Dame hatte ihre Rolle bis ins Detail sehr glücklich auf gefaßt und ließ in ihrer Darstellung nichts zu wünschen übrig. Die Leidenschaftlichkeit und den bis zur äußersten Heftigkeit ge steigerten, durch die härteste und rücksichtsloseste, sogar rohe und empörende Behandlung erzeugten Schmerz des jungen Mädchens im Vorspiel gab Fräul. Lieb ich mit natürlicher Wahrheit und ohne alle Uebertreibung wieder, ebenso wie die nobele Haltung und die lebhaften Gemüthserregungen der Miß Eyre in den folgenden drei Acten. Wir halten diese Leistung für eine der vortrefflichsten der talentvollen Darstellerin und gewiß kann man ihr einen nicht geringen Theil des Erfolge-, den das Stück hatte, zuschreiben. Eine ebenfalls sehr zu rühmende Leistung war die deS Herrn von Othegraven als Lord Rowland Rochester; er hielt diesen unge wöhnlichen Charakter ganz in der entsprechenden Sphäre und be sonders gelangen ihm die Scenen der ersten beiden Acte und die Erzählung im dritten, welche er mit ruhiger und edler, dem stolzen Lord geziemender Würde sprach, dabei aber doch die innere heftige Erregung durchblkcken ließ. Diesen beiden Repräsentanten der Haupt rollen standen Fräul. Huber (Mistreß Reed), Frau Günther- Bachmann (Lady Georgine) und Frau Eicke (Mistreß Judith Harleigh) würdig zur Seite. Mit besonderer Anerkennung nennen wir Herrn Stürmers Darstellung des frömmelnden Heuchler- Blackhorst und Herrn Paulis Wiedergabe de- trocknen Schleichers Sam. Die übrigen weniger bedeutenden Rollen waren sämmtlich sehr gut, zum Theil mit den ersten Kräften unsere- Schauspiels besetzt. Das Ensemble und die mw« - en - geeoe de- Stücke- ließen nichts zu wünschen übrig. Wir wollen es nicht unterlassen, schließlich noch der kleinen Adelheid Scheibler zu gedenken. Diese- viel versprechende talentvolle Kind gab die Partie der achtjährigen Adele mit einer Gewandtheit und Sicherheit, wie sie in diesem Alter nur ein wirkliche- Talent haben kann. Sie machte durchaus nicht den unangenehmen Eindruck, den Kinder gewöhnlich auf der Bühne Hervorrufen; sie war vielmehr eine natürliche und angenehme Er scheinung. Das ganze Wesen diese- Kinde- spricht für die Umsicht und Tüchtigkeit seiner Erzieher, unter deren Leitung da- junge Talent unfehlbar einst zu einer bedeutmden Künstlerin heranwachsen wird. *h. Nachtrag ;ur vr. Großmannschen Lubrlfrier. Leipzig, dm 4. Januar. Au dem heute gegebenen Berichte über die in der Überschrift genannte Feier tragen wir noch nach, daß a) die dritte Bürgerschule und d) die RathS- und Wendlersche Freischule ebenfall- durch De putationen ihre Glückwünsche überbracht habe»; o) daß die Lehrer der allgemeinen Bürgerschule dem Jubilar ein besonderes Festgedicht überreicht und ü) die Geistlichen der Ephorie Leipzig am 2. d. M. mit dem Gefeierten eine Zusammenkunft gehabt und ihm bei dieser Gelegenheit einen fiebenarmigen silbernen Leuchter geschenkt haben.
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