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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.08.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-08-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185608102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18560810
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18560810
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1856
- Monat1856-08
- Tag1856-08-10
- Monat1856-08
- Jahr1856
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.08.1856
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3375 keit, dieselbe zu einem Lehrgegenstande der Schute zu machen, ver neint worden ist. Wir haben diese Möglichkeit schon vom theore tischen Gesicht-puncte aus nie bezweifelt, und können es jetzt um so weniger, als seit einer Reihe von Jahren am Modernen Ge- sammtgymnasium des Herrn vr. Hauschild der direkte Beweis dafür geliefert worden ist, daß in der Stenographie sehr wohl sogar schon in kkn niederen Klaffen der Gymnasien die über raschendsten Erfolge erzielt werden können. Natürlich liegt es auf der Hand, daß die Methode des Unterrichts dem zu Unter richtenden angepaßt werden muß. Geschieht das auf die richtige Weise, so kann der Erfolg nicht ausbleiben. Diese Ueberzeugung greift denn auch mehr und mehr um sich, und die Worte des Herrn Reg.-Rathes Hape befestigten in uns die frohe Ueberzeu gung, daß sie an der rechten Stelle Platz gegriffen. So wäre denn die Zukunft unserer Kunst keine zweifelhafte mehr, im Ge- gentheil dürfte die Zeit gar nicht mehr fern liegen, in welcher wir, wie vor Decennien die Currentschrift, so jetzt die Schnettschrift in das Fleisch und Blut der Heranwachsenden Jugend übergehen und zu einem unantastbaren Eigenthum aller Gebildeten gedeihen sehen. Diese „jungen" Stenographen der Zukunft sammt ihren Leh rern fanden denn auch in der Person des Herrn Direktor vr. Hauschild bei unserm Feste einen warmen Fürsprecher. Nach dem er in seiner liebenswürdigen, von Humor gewürzten Redeweise den Fortschritten der Gegenwart gerechte Anerkennung gebracht, zugleich aber auch den wohlgemeinten Rath gegeben hatte, den Fortschritt nicht von denen zu erwarten, die sich selbst für „zu alt" dazu erkennen, brachte er der jungen stenographischen Garde sammt ihren Anführern ein Hoch. Hieran knüpfte sich nun ein Toast des Vereinsmitgliedes Hrn. Böttger auf die stenogr. Vereine, so wie ein solcher des Herrn Prof. Wigard auf die Frauen, worin der Redner in begeisterter, zum Herzen dringender Weise den hohen Beruf derselben auch in Beziehung auf unsere Kunst beleuchtete. Endlich gedachte Herr Albrechr, zur allgemeinen Erheiterung aller Anwesenden, noch eines „Mannes der Zukunft", wie er ihn nannte, gewisser maßen eines potenzirten Stenographm, dem er eine so ideelle Schreibfertigkeit vindicirte, daß sein Erscheinen wohl noch etwas auf sich warten lassen dürfte. So schloß nach darauffolgender geselliger Unterhaltung ein Fest, welches sicher in allen Theilnehmern den nachhaltigsten Ein druck zurücklaffen wird. Seine Bedeutung ist gewiß als keine blos locale oder temporäre aufzufaffen; denn es fand die lebhafteste Theilnahme selbst in entfernten Gegenden Deutschlands. Und dann dürfen wir durchaus nicht verkennen, daß es den erfreulichsten Beweis von dem urkräftigen Aufschwünge einer Kunst liefert, die vor nicht gar langer Zeit in unserem Vaterlande noch völlig un bekannt war. Zugleich aber hat es in uns die Ueberzeugung ge weckt, daß wir an einer neuen Aera der Stenographie angelangt sind und das unbedingteste Betrauen zu den Männern fassen dürfen, welche das Interesse der Schnellschrift zu wahren haben. Sladtlhcoter. Wenn wir Deutsche mit vollstem Rechte stolz auf unsere Lite ratur und Kunst sein dürfen — denn bei keinem der anderen modernen Culturvölker zeigt sich noch fortwährend eine so reiche und tüchtige geistige Produktivität, wie trotz der ungünstigsten äußeren Verhältnisse bei uns — so giebt es doch ein Genre der dramatischen Kunst, in welchem uns unsere Nachbarn jenseit des Rheins überlegen sind: das des feinen Lustspiels und Conversations- stückes. Es ist dieses Genre durch den geistreichen Scribe und die sich seiner Richtung anschließenden dramatischen Schriftsteller Frankreichs in einem Grade ausgebildet und verfeinert worden, über din hinaus zu kommen unmöglich sein dürste. Wir treffen in allen besseren derartigen Produkten Scribe's und seiner Genossen bei der höchsten Eleganz der Form und Sprache jenen liebens würdigen esprit, der selbst aus einem an sich nur unbedeutenden Stoffe, oft sogar ohne alle poetische Unterlage, etwas Interessantes zu machen und damit so sehr zu spannen weiß, daß man sich trotz aller Unwahrscheinlichkeiten und gewagter Griffe des Autors den noch nicht von einem solchen Stücke losreißen kann, man ihm dagegen stets mit äußerster Spannung folgen muß. Eines der besten Erzeugnisse dieser Gattung ist das Lustspiel „Der Damen kampf oder ein Duell der Liebe" von Scribe und Legouvä (deutsch von vr. W. Schröder), das am 8. Aug. bei uns neu einstudirt in Scene ging. Die Verfasser führen uns in die ersten Jahre der Restauration, in die Zeit der Verfolgung der Bonapartisten zurück, sie zeichnen uns mit treffender Schärfe die Menschen und Verhältnisse damaliger Zeit. Es handelt sich in dem Stücke um die Rettung eines verfolgten und bereits ver- urtheilten ehemaligen Napoleonischen Officiers; das hauptsächlichste Werkzeug dieser Verfolgung ist einer der politischen Renegaten, an denen es in Zeiten großer Ereignisse leider niemals fehlt; der Be schützer des Verfolgten ist eine liebenswürdige geistreiche Dame von Stande, welche die Verfasser einen hartnäckigen und gefährlichen Kampf gegen den Verfolger durchführen lassen; die Jntrigue, zu der geistreiche Frauen so viel Talent haben, Muth und Geistes gegenwart sind die Waffen, mit denen die Gräfin d'Autreval streitet. Natürlich fehlt die Liebe des Verfolgten zu einer anderen Dame und die Entsagung der edelmüthigen Beschützerin nicht und um das durch den historischen Hintergrund an sich schon an ziehende Bild zu vervollständigen, fügten die Autoren noch die interessante Figur des komischen und gutherzigen Poltrons Gustav de Grignon hinzu. Bessere Ingredienzen zu einem Jntriguenstücke kann man so leicht nicht finden. Ist nun das Ganze auch oft auf die äußerste Spitze gestellt, kommt es bei den Verwickelungen den Verfassern nicht allzusehr auf starke Unwahrscheinlichkeiten an, so muß man doch gestehen, daß das Material auch schwerlich geschickter verarbeitet werden konnte. — Ueber die Darstellung dieses Lust spiels auf unserer Bühne darf sich Referent nur günstig aussprechen, denn auch das Ensemble war diesmal wieder für eine so gut wie erste Vorstellung ein lobenswerthes. Die Trägerin des Ganzen ist die Gräfin d'Autreval, eine sehr schwierige, wenn auch sehr dank bare Rolle. Es wurde dieselbe von Frau Wohlftadt, welche hier das ihrer Begabung am meisten entsprechende Feld fand, mit feinster Ausarbeitung und gelungenem Hervorheben alles Wesent lichen durchgeführt. Ihr würdig zur Seite stand Fräul. Bartel mann als Leonie. Besonders war es die Scene mit Montrichard im zweiten Act, welche der Darstellerin trefflich gelang. Herr Wenzel gab den Henry de Flavigneul, eine keineswegs leichte Aufgabe, so wie man es von diesem Darsteller erwarten durfte. Sehr gelungen war bei dieser trefflichen Leistung namentlich die feine Komik in den Scenen mit Montrichard. Letztere interessante Persönlichkeit gab Herr Pauli nicht minder anerkennenswerth wieder, während Herr vonOthegraven als Gustave de Grignon seinen oft. gerühmten natürlichen Humor entwickelte. — Es steht zu hoffen, daß das übrigens auch vom Publicum sehr gut auf genommene interessante Lustspiel nicht so schnell wieder vom Re- pertoir verschwinden wird. Ferdinand Gleich. O Die Fernsicht vom Napoleonsstcine. In den jetzigen Augusttagen, die bekanntlich den reinsten Ho rizont haben, lenken wir den Blick auf den Punct unsrer nähern Umgebung, der ohne Frage das umfangreichste Panorama dar bietet. Der Hügel mit dem Napoleonssteine, der kaum 3/4 Stunde von den Thoren der Stadt entfernt, einen häufigem Besuch ver diente, erhebt sich langsam ansteigend zwar nur bis 102 Fuß über den Leipziger Schloßhof, so daß er ungefähr die Höhe der Gallerie des Schloßthurmes erreicht, gestattet aber gleichwohl eine Um- und Fernsicht, mit der sich höchstens noch der Hügel mit dem Denk male bei Göhren messen kann. Wir weisen auf die Hauptpunkte der Aussicht hin. Vom Schloßthurme aus links wendend treffen wir zuerst in der Mitte der Sternwarte und katholischen Kirche den Petersberg bei Halle (9 Stunden von Leipzig in gerader Entfernung); dann folgt links von der katholischen Kirche der Bahnhof von Schkeuditz (3 Stunden) und kurz darauf ein wenig rechts über den Gebäuden der Lange'schen Brauerei, dicht an einem Gehölz, mehrere Thürme von Halle (6 Stunden). Die nun fol genden Hügel des Bienitz und der Wachberg bei Rückmarsdorf verdecken, da sie 40 Fuß höher anfteigen als unser Standpunkt, das Merseburger Schloß; wohl aber zeigt sich hier an Hellen August- und Apriltagen, besonders deutlich kurz vor Sonnenuntergang, etwas rechts vom Bienitzwalde, die fast kegelförmig zulaufende Kuppe des Brocken (54 Stunden). Am Horizonte oberhalb der Elsterwal dungen hingehend finden wir ferner die große Kirche von Markran städt (21/2 Stunden), an die sich ein Höhenzug anschließt, auf dessen höchstem Punkte man die Kirche des durch die Schlacht von 1080 berühmt gewordenen Fleckens Hohenmölsen (7 Stunden) er kennt. Deutlich sieht man darauf gerade über der Krümmung
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