mit sich selbst ins reine gekommen. Ein großer Trost für ihn war die Feststellung, daß das Internat noch andere gleich altrige und sogar noch einige ältere Insassen beherbergte. Auch glaubt er besser verstehen zu können, warum der Vater ihn ins Internat wies. Das Werk wächst und wächst, das Werk ist eine Stadt geworden und wächst über die Kraft eines einzelnen hinaus. Antonin sieht es aus dem Fenster vor sich liegen, schon im Schein seiner tausend und aber tausend erleuchteten Fenster, der sich zwielichtig in die Dämmerung mischt. Der Chef braucht seine beiden Söhne. „Ich brauche fünfzig Söhne, aber ich habe nur zwei, — und einer will auf Professor studieren, der Schafskopf.“ Nie wird er das sein, was der Vater von ihm fordert, überlegt Antonin, niemals seine Ziele gutheißen, nie verstehen, warum der eine bis zur Erschöpfung schuften muß, damit der andere ein paar billige Schuhe an den Füßen hat und damit kein anderer ebenfalls billige Schuhe fabrizieren kann, was doch viel gescheiter wäre. Doch nun schließt Antonin seine Gedanken schnell ab, denn auf dem Hof kommen einzelne lärmende Trupps an. Eine Gruppe Burschen entdeckt Antonin am Fenster, sie zeigen einen Büschel Schilfstengel hinauf und brüllen: „Schilf kolben, alte Hure, komm’ runter!“ „Hure“ ist der augenblickliche Modeausclruck, mit dem die Zöglinge des Werkes sich untereinander, Freund oder Feind, anreden. Die Achtung vor dem Menschen ist nicht das, was im Lehrplan steht. 97 7 Chef