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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-07-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185407094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18540709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18540709
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1854
- Monat1854-07
- Tag1854-07-09
- Monat1854-07
- Jahr1854
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1854
- Autor
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< »< 5 j. ' . UH -. 258S tungm, alljährlich el» tabellarisch«« Beqrichmß der Schulgeldrmst« vorzulegen. Die Anträge deS Au-schvffeS uitter 1. und L. fanden einstim mige Annahme. St.-B. vr. Hauschild berichtete demnächst Namens deS Ver- faffungSauSschuffeS über die vom Stadtrath beschlossene Erhöhung der Abgabm bei Ertheilung de- städtischen Bürger- und Schutzrecht-. Eine entsprechende Erhöhung dieser Abgabe ist früher vom Stadt verordnetencollegium beantragt worden. Nach Prüfung der dieS- fallsigen localstatutarischen Einrichtungen in vielen andern Städten de- engern und weitern Vaterlandes hat der Stadtrath beschlossen, eine Erhöhung der Bürger- und Schutzrechtsgebühren zwar nicht Eintreten zu lassen, wohl aber von jedem um da- Bürger- oder Schutzrecht Nachsuchenden bestimmte erhöhte Beiträge zu derArmen- und Schulcaffe zu verlangen. Die Höhe dieser Beiträge soll sich nach gewissen, auf da- Geschäft und den Geburt-- und Heimaths- ort de- Einwerbenden (Familienglieder Leipziger Bürger, Leipziger Heimathsangehörige, in Leipzig nicht heimische Sachsen, Auslän der) begründeten Kategorieen richten. Mit Ausnahme einer beantragten Aenderung in dem ausgestell ten Tarif trat das Eollegium nach dem Anträge de- Ausschusses den Beschlüssen des Raths einstimmig bei. Schließlich berichtete vr. Heyn er im Aufträge des Ausschusses zum Bau-, Oekonomie- und Forstwesen wiederholt über die nöthig gewordenen Grundarbeiten beim Scheunenbau in Connewitz. Nach dem Gutachten des Bauamts ist da- Schlagen von Pfahlrost da selbst in keiner Weise zu umgehen, indem die ganz eigenthümlichen Bodenverhältnisse eine solche sichere Gründung nothwendig bedingen. Die Kosten dafür (wovon schon eventuell 80V Thlr. bewilligt waren) betragen 1096 Thlr. 20 Ngr. 3 Pf. ... Der Ausschuß empfahl: . Diese Summe zwar zu verwilligen, jedoch nur unter der Vor aussetzung, daß der Stadtrath den früheren Antrag, wonach künf tige Gemeindebauten nur nach Prüfung deS Bauamt- und unter dessen alleiniger Leitung auSgeführt werden. sollen, sich für die Zu kunft zur Richtschnur dienen lasse. Nach kurzer Verhandlung trat man diesem Anträge einstim mig bei Die Industrie-Ausstellung in München. Als wir im vorigen Jahre fast um dieselbe Zeit der Industrie- Ausstellung zu New-Port gedachten, . konnte uns kein Zweifel darüber beikommen, daß dieselbe bei dem praktischen Sinne und den materiellen Kräften der Amerikaner der Londoner nicht nur beikommen, sondern dieselbe auch in manchen Beziehungen über flügeln würde, und konnten nur darüber mit Schmerz erfüllt sein, daß da- kleine, in Künsten und Wissenschaften aber so mächtige Europa, insonderheit aber unser Deutschland, da-, nachdem die Production mit der Consumtion in selbigem außer allem Verhältniß gekommen, daher streng darauf hinqewiesen, jede- Mittel zu ergreifen, um weitere Absatzwege für seine Waaren zu suchen, nach Verhältniß seiner denkbaren Interessen und Beziehungen sich so wenig daran betheiligte. Die Resultate dieser Ausstellung sind jedoch hinter unseren Ermattungen zurückgeblieben, auch die Referate über selbige un eben so wenig durch die Journalistik, al- auch durch rein wissen schaftliche Abhandlungen nebst Illustrationen, wie sie die Londoner Zeitung gab, in ausreichender Weise zugegangen. — In diesem Jahre tritt nun Deutschland mit seiner Ausstellung zu München auf, und so freudig diesem großen Unternehmen entgegengesehen werden muß, um so schmerzlicher ist eS zu beklagen, daß dasselbe in eine so höchst ungünstige Zeit, al- jetzt herbeigekommen, fällt. ES ist selbstverständlich, daß zu einer Ausstellung nur Gegenstände, welche durch Vorzüglichkeit der Authaten und Arbeiten sich aus- z ichnen, gebracht werden können. Wer hat in jetziger Zeit Muth und Mittel, seine Zeit daran zu setzen, seiner Caffe solche Opfer anzu- finnen! In so fern der Unterhalt theuer, ist die Arbeit auch theuer und kann mithin nur durch die von der gewöhnlichen Arbeitskraft übrig gibliebene bewirkt werden. Hierzu die durch einen zwar fernen Krieg so sehr gestörten Verkehr-Verhältnisse, die eine unab lässige Folge davon bleiben werden, wenn man di« Gesammtstaaten mit einem Körper vergleicht, der da leidet, wen« di« äußerste Fuß spitze, wenn da- letzte Fingerglied leidet. Hat die neue Wissenschaft durch Galvanismus und Dampfkraft die Völker zusammengeführt (wa- man gewollt)^ so kann sie -eine Gewalt wieder au-einander reißen; und eben nur dadurch, daß die Mächtigsten sich gegenüber stehen mit ihren Kriegsmeistern, an deren Fersen unverwelkliche Lorbeeren de- Ruhm- gekettet find, ist eine Feit herbeigekommen, die zu enträthseln man vergeblich sich bemühen möchte. Da- Verhältniß der Anmeldungen zur AuSstelluna, z. B. zwischen Preußen mit ca. 600 und Sachsen ca. 400, ist für letztere- allerdings ein sehr günstige-; doch haben, wie sich in neuerer Zeit ergeben, viele ihre Anmeldungen nicht realisirt, waS nur Verlegen heiten und neue Arbeiten hinsichtlich der Aufstellung herbeiführt, da für einen jeden Gegenstand ein geeigneter Platz reservirt werden muß, wobei Licht, Symmetrie und andere Anforderungen nicht un berücksichtigt bleiben dürfen. ES ist daher zu wünschen, daß die Anmelder mit eben der Energie, mit welcher die Münchner unter diesen mißlichen Verhältnissen ihre Ausstellung zu Stande bringen, ihre Anmeldungen realisiren, um so unserem Deutschland einen Erfolg zu gönnen, den man ihm so gern zu schmälern, ja zu ent ziehen suchen möchte; und so begleiten wir den Eröffnungstag mit den besten Wünschen. — Im Anfänge diese- Jahre- glaubte man, daß die für Pari- beabsichtigte Ausstellung schon in diesem Jahre in- Leben treten würde ; eS stellte sich aber al- ein Jrrthum heraus. Eine solche Zersplitterung würde höchst nachtheilige Rückwirkungen gehabt haben, da Deutschland au- bekannten Gründen vorzüglich berufen sein dürfte, dort mit allen Anstrengungen aufzutretrn, und werden wir Gelegenheit nehmen, hierauf rechtzeitig zurückzukommen. Stadttheater. Herr Grunert nahm am 7. d. MtS. in der Rolle de- Mephistopheles Abschied vom hiesigen Publicum, da- auch diesmal dem Künstler die glänzendste Aufnahme zu Theil werden ließ. Wir halten diese Leistung des Gaste- für eins nicht weniger be deutende und in der Auffassung eigenthümliche, als die anderen bis jetzt von ihm gesehenen künstlerischen Gestaltungen. Wir be kennen, daß un- der ganze Werth derselben erst mit der ersten Scene de- sechsten Acte- vollkommen klar wurde, denn hier erst konnte Herr Grunert das Ganze zum Abschluß bringen- und wir müssen gestehen, daß der nun hervortretende Gegensatz von der überraschendsten Wirkung war. Bis dahin schien un- da- komische Element, das mehr leicht Gehaltene, Conversationelle in de- Künstlers Darstellung zu sehr hervorgehoben — wir wollen selbst zugeben, daß er in Einzelnheiten etwa- stärker austrug, alS man die- gewohnt ist; durch den ernsten und vernichtenden Ton, den er jedoch in genannter Scene anstimmte, durch die Veranschau lichung der vollen furchtbaren Majestät de- Fürsten der Hölle, der in diesem Augenblicke dem Faust seine überlegene Macht in ihrer ganzen Wucht fühlen läßt, ward die Auffassung der früheren Scenen vollkommen gerechtfertigt. DaS Hervorheben dieser Gegen sätze gereicht dem Künstler zur größten Ehre und macht ftine Leistung zu einem Meisterstück. E- würde zu weit führen, wollten wir alle die einzelnen so höchst gelungenen Momente dieser Ge staltung, die vielen Feinheiten in der Darstellung de- Gaste- namentlich anführen; e- genüge zu sagen, daß die Auffassung der meisten der hervorragenden Scenen — wie namentlich die erste mit Faust und mit dem Schüler — wesentlich abweichend von der anderer Darsteller war, daß sich hier Herr Grunert ebenfall- al- geistvoller Darsteller zeigte. Einen sehr guten Eindruck machte eS, daß er da- Lied vom großen Floh mit Orchesterbmleitung correct und ohne Uebertreibung fang. E- bewie- dieser Vortrag, daß Herr Grunert auch musikalisch gebildet ist. Ohne Zweifel würde der Totaleindruck von Herrn Grunert- Mephistophele- ein noch erhöhterer gewesen sein, wenn sich der Künstler bezüglich de- CostümS weniger an die Tradition gehalten hätte. Mephisto pheles darf unserer Ansicht «ach in der auffallenden Kleidung den Teufel nicht zur Schau tragen, den« er sagt ja selbst: „Die Cultur, die alle Welt beleckt, hat auch bi- auf de« Teufel sich erstreckt." Viel entsprechender ist e-, wenn er blo- durch Mimik seinen Ursprung und sein Wesen erkennen läßt, in der Kleidung jedoch al- Cavalier — vielleicht in schwarzem Anzüge — erscheint.— Rur ungern sehen wir diesen geniale« Künstler scheiden, dessen Gastspiele so vielen Genuß, so mannichfaltige Anregung gewährten. Wir hoffen- baß ihn die äußerst glänzende und enthusiastisch- Auf nahme, die er in seiner Vaterstadt fand, veranlassen Möge, bald wieder -urück-ukehren.
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