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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-07-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185807256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580725
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580725
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-07
- Tag1858-07-25
- Monat1858-07
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1858
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/j l! ^ - ! ! I I i >!, i >>>. 3450 H H ^ . Noch ein Wort über die „Mchternoth". So anerkenncnswerth «< ist/wmn Männer wie Gchücking und Horn der deutschen Jugend ernstlich «brachen, sich nicht auf dichterische Abwege zu verlieren — aus Gründen, die seit Jahren schon so bekannt sind, daß sie dem Publicum nicht von Frischem aufgetischt zu werden brauchen, so dürfte es doch, von einer andern Seite bettachtet, keineswegs erhebend klingen, wenn man hört und sieht, wie nun gleich von andern berufenen und unberufenen Geistern die Literatur benutzt wird, aus dergleichen Gemeinplätzen einer neuen Originalschreibart auf die Beine zu helfen. Die Sucht, Verse zu machen, ist eine Krankheit, die sich entweder bei der zu nehmenden Selbsterkenntniß von selber verliert, oder dem Menschen für's Leben anhaftet — todt schreiben läßt sie sich aber ganz gewiß nicht! Beweismittel dafür sind: die dichterische Eitelkeit, die- sich gewöhnlich mit der Selbstüberschätzung verbindet; denn sicherlich hält sich Jeder von jenen poetischen Stümpern, gegen welche die genannten Ausfälle gerichtet sind, für zu gut, als daß er sich getroffen fühlen sollte! Ja — die Mittelmäßigeren sogar benutzen diese Gelegenheit, um auf der Seite der Kritik in's große Horn zu stoßen! Als Beispiel brauchen wir blos den Vers an der Spitze des Aussatzes über „Poetennoth" in Nr. 197 ds. Bl. anzuführen, über dessen Abgedroschenheit ein Urtheil überflüssig wäre, wenn uns nicht die Anmaßung auffiele, mit welcher der kühne Sänger gegen seine wahrscheinlich noch dazu höher stehenden College» loSzieht. Unwillkürlich gedenken wir der Fabel von dem Esel, der seinen Genossen „Sackttäger" schimpfte. Leider ist die Satyre in der Literatur der Neuzeit nur zu oft die philosophische Maske, hinter der sich der Mangel an Geist zu verbergen sucht, um dem Publicum gleich von vorn herein zu verstehen zu geben, daß man nicht etwa Einer von denjenigen sei, die da auch auf seichtem Wasser fahren! Wir wollen jene Mohnköpfe ganz aus dem Auge lassen, welche meinen, sie könnten ohne die Poesie nicht leben, und die ein wüster Begriff an die Unsterblichkeit, als ihre letzte Hoffnung, anklammern läßt. Welch schwacher Denkart immerhin ein solcher Musensohn ist, sicher ist er stolz darauf, daß er nicht für Geld schreibt. Er begnügt sich gerne, wenn er nur sehen kann, wie sich sein Geisteserzeugniß gedruckt mit seinem Namen darunter ausnimmt! Die Dichtkunst — betheuert er sich selbst — ist ihm zu heilig, als daß er einen Erwerbszweig in ihr erblicken sollte. Leider giebt es noch genug Buchhändler, die gerne den Verleger spielen, ohne aber die UrtheilSkraft zu besitzen, ein Buch, welches sie in Verlag nehmen, zu kritisiren. Hauptsächlich wird da auf die Billigkeit gesehen — ob das Werk gehaltvoll ist oder nicht, darauf nimmt man aus Spekulation weniger Rück sicht — die Krebse bleiben jedoch nicht aus! Wenn wir dem Uebel der ungeheuer» Vermehrung der Dichter und Schriftsteller aber auf den Grund fühlen wollen, so müssen wir einem weit größeren Uebel auf den Leib rücken — den Journalen! Man wird gefunden haben, wie anfänglich ein junger begabter Mann in kleinen Kreisen sich geltend zu machen wußte, wie er gefiel, und wie er endlich, durch den ihm gespendeten Beifall ermuntert, sich entschlossen hat, einmal ein Gedicht oder einen Aussatz in einer Zeitschrift zu veröffentlichen. Der Ehrgeiz treibt ihn zu einem zweiten und dritten Versuch und so fort, und schließlich erblicken wir in ihm den vollendeten Scribler unserer Gegenwart. Wenn man bedenkt, in wie vielerlei Richtungen die Journale der schrift stellerischen Thätigkeit Raum bieten, indem hier Jedermann sein Bischen literarischen Plunder an den Mann bringen kann, so möchte man erschrecken! Man lese nur die verschiedenen Rubriken, als da sind: angefangene Trauerspiele, Romane, Gedichte, Be schreibungen, Kritiken, Hausmittel, Kochrecepte, Anekdoten rc. In eins von den bezeichnten Fächern muß dann die gelieferte Arbeit ganz bestimmt einzureihen sein, wenn sie nicht geradezu verfehlt ist. Mit dergleichen Raritäten wird nun das Publicum zu Tode gefüttert, ohne daß man auf das sauere Gesicht achtet, mit welchem oftmals der Leser das Blatt getäuscht und unwillig in die Ecke schleudert. Unsere Zeit ist zwar die des Realismus, der aber in dm meisten Fällen so gemeiner Natur ist, daß er das größere Publicum nach und nach gegen wahre geistige Schönheit gänzlich abzustumpfen droht, indem man durch pikante Sentenzen das Ein fache und deshalb ewig Schöne auszustechen sucht. Das Studium Shakesp eare'scher Trauerspiele, von dem schon Goethe den jungen Poeten dringend abrieth, findet man gegenwärtig an der Tagesordnung — daher jetzt auch die vielen verfehlten Nach ahmungen derselben! Zur Geschichte -es vorjährigen -esuchs der Universität seitens Sr. Majestät -es Sönigs. Dieser Tage verließ, wie wir hiermit vorläufig unfern Lesern mit- theilen wollen, eine höchst interessante Denkschrift über die vorjährige Anwesenheit Sr. Majestät des Königs in Leipzig die Presse, zugleich eine sehr brauchbare Statistik der Universität und der mit ihr in Verbindung stehenden Anstalten und Sammlungen. Die Schrift ist auf höhere Veranlass«»« von Professor vr. Friedrich Bü- lau nach von dm Vorständen der von Sr. Majestät besuchten Institute auf Verlangm vorgelegten Eingaben über die Entwicke lung und den Bestand der betreffenden Anstalten und andern amt lichen Quellen, zum Theil auch Ministerialactm verfaßt worden und heißt: „Sr. Majestät des Königs Johann von Sachsen Besuch der Universität Leipzig am 4., 5. und 6. August 1857. Nebst einer Darstellung der Anstalten und Sammlungen der Universität. Nach amtlichen Quellen bearbeitet. Leipzig, 1858. 8". IV—132. (Mit Sach- und Namenregister.) Stadttheater. Beider Aufführung des „Hamlet" am 23. Juli war die Besetzung der Rollen dieses Trauerspiels theilweise eine neue, wie auch in dem scenischen Arrangement einige zweckmäßige Ver änderungen vorgenommen worden waren. — Der jungm viel versprechenden Vertreterin des Fachs der ersten Liebhaberinnen, Frl. Paulmann, war mit der Rolle der Ophelia eine Aufgabe geworden, welche dem Talent und der Individualität dieser Dar stellerin besonders entspricht. Es kommt bei diesem, zu den lieb lichsten Frauengestalten des größten Dramatikers gehörenden poeti schen Gebilde vor Allem darauf an, die zarte, reine Weiblichkeit desselben zur Darstellung zu bringen und das tiefste Mitgefühl für den Seelenschmerz zu wecken, dem Ophelia erliegt. Für Beides bringt Frl. Pa ul mann die schönste natürliche Begabung mit; sie gehört zu den Darstellerinnen, denen es sehr leicht wird, den Ton zu treffen, der zu dem Herzen dringt, ohne in zu weiche und larmoyante Sentimentalität zu verfallen. Dem, was sie in hoch- tragischen Momenten spricht, hört man es an, daß sie selbst es nachempfindet. Nächst den sehr gelungenen Wahnsinns - Scenen Ophelia's hat uns bei dieser Darstellung der schönen Rolle besonders auch Frl. Paulmanns Spiel in der Scene nach Hamlets be rühmtem Monolog angesprochen. — Herr Kühns, bisher am Cölner Stadttheater, trat in der Rolle des Königs Claudius zum ersten Male als engagirtes Mitglied unserer Bühne auf. Der Darsteller hatte bei seinen Gastrollen als Perin, Franz Moor und Narciß ein so bedeutendes Talent und künstlerische Intelligenz be währt, daß er in Folge dessen als Vertreter des ersten Charakter fachs für unsere Bühne gewonnen wurde. Die Rolle des Claudius sagt jedoch im Ganzen der Individualität dieses begabten und höchst strebsamen Darstellers wenig zu, wie dieselbe überhaupt (eben so wie die der Königin Gertrude) keineswegs zu den dank barsten Aufgaben gehört. Herr Kühns vermochte daher diesmal nur wem« zu wirken, wenn wir auch nicht verkennen dürfen, daß seine Leistung Verständniß des Charakter- zeigte und ihm die Momente der Rolle, wo König Claudius mehr in den Vorder grund tritt (wie die Gebetsscene im dritten, die Scene mit Laertes im vierten Act), sehr gut gelangen. — Äer Geist von Hamlet- Vater ward von Herrn Werner in äußerst würdevoller Haltung und in sehr verständigem und ergreifendem Ausdruck zur An schauung gebracht. — WaS Herr Wenzel als Hamlet leistet ist bekannt und von unS bereits vielfach gewürdigt worden. ES gehört diese Leistung ohne Zweifel zu den besten Gestaltungen des talenwollen Darstellers. — Vorzüglich war auch diesmal Herr Stürmer als Polonius. Es ist das eine äußerst scharf auS- aearbeitete Leistung, in der der Darsteller den sprühendm Shake- speare'schen Humor zu bester Geltung zu bringen weiß. — Mit besonderer Anerkennung sind noch die Leistungen in dm bedeuten deren Rollen des Trauerspiels — die. Gertrude des Frl. Huber, der LaerteS des Herrn Röficke, der Schauspieler des Herrn Saal- bach, der Horatio des Herrn Böckel,— zu erwähnen, wie über haupt, daß die Vorstellung im Großen und Ganzm eine gelungene war. — F. Gleich. R. U
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