Adam Friedrich Oeser war geboren zu Preßburg am 18. Februar 1717, von protestantischen Eltern. Er verlor seinen Vater, der ein Pelzhändler war und aus Obersachsen stammte, im ersten Lebensjahre: nie hat er die bloß müt terliche Erziehung verleugnet. Man hatte den Knaben einem Zucker bäcker übergeben, aber seine Lust am Zeichnen erwachte: er kauft sich für seine Ersparnisse Kupferstiche zum Nachzeichnen; man nimmt ihn aus der Lehre und übergibt ihn einem elenden Maler Kamauf. Hier hält er zwei Jahre aus; dann geht er nach Wien auf die Aka demie. Aber war es Not oder Unstetigkeit: bald nachher zieht er wieder in der Umgegend Preßburgs umher, auf Landgütern unga rischer Edeln mit Wandmalereien beschäftigt. Er hört von einer Preisaufgabe der Akademie; er kann dem Trieb nicht widerstehen, einen Versuch zu wagen; er schickt „das Opfer Abrahams" ein, mit wenig Hoffnung, obwohl er am festgesetzten Tage im Gebäude der Akademie sich einfindet und in einem Ne benzimmer des Ausganges harrt. Wie groß ist seine Ueberraschung, als plötzlich in der Ferne Pauken und Trompeten erschallen und er in seinem schlichten Rock und ungepuderten Haar in den großen Saal geholt wird. um angesichts der geputzten und frisierten elfMit- bewerber die goldene Medaille eingehändigt zu bekommen. Seine Freude war freilich von kurzer Dauer. Als bei dem ihm zu Ehren veranstalteten Festmahl die Medaille herumgereicht wurde und ver schwand, entspann sich ein heftiger Streit, in dem Oeser einen Mes serstich erhielt, der durch die Behandlung des von seinen Neidern bestochenen Chirurgen beinahe lebensgefährlich wurde; die Narbe behielter bis an seinenTod.—AberOeserwar jetzt bekanntgeworden: die Wiener Akademie nahm sich seiner an. Er lernte die Öelmalerei bei dem Direktor Jakob van Schüppen und bei Daniel Gran, dem Urheber des allegorischen Kuppelgemäldes der Wiener Bibliothek. In der Schmelzmalerei unterrichtete ihn Martin von Mcytens, ein vielgereister, weltgewandter und liebenswürdiger Künstler, der be ständig gegen das deutsche Mißtrauen in die eigene Kraft und gegen die Demut vor anmaßenden Kunstdiktatoren eiferte. Fast keine Ma nier ließ Oeser unversucht: er malte in Pastell und Guasch und führte eine leichte Radiernadel. Die Baukunst und Perspektive lernte er bei Francesco Galli, genannt Bibiena, dem er seine Architekturstücke mit Figuren staffierte und seine Skizzen ausführte.