Gescbeiik eines Prachtwerkes, wie die herknlanischen Gemälde, leicht in Sachsen zu halten sein werde. Man erleichterte ihm nun den An kauf eines Hauses in der Neustadt. Hier bewohnte er den ersten Stock; die Inschrift über der Tür bezeugt noch heute, „ daß der Greis Lippen dem besten Fürsten den Ort seiner Ruhe verdankte". Hier durfte er nun auch etwas auf den Lorbeern seines mühsamen Lebenswerkes ausruhen. Seine Sammlungen und Anstalten ge hörten längst zu den Sehenswürdigkeiten Dresdens, an denen kein von Kunst angehauchter Fremder Vorbeigehen durfte. Jeder trug seinen Namen in ein Album ein. Der Adel des In- und Auslan des, ja die Prinzen des Kurhauses erklommen die drei Stiegen sei- nerWohnung. Einst verschaffte ihm der Hofmarschall von Schön berg sogar einen Besuch des siebzehnjährigen Kurfürsten Friedrich August; er blieb zwei Stunden und wollte alle Kunstgriffe wissen. Hier besuchte ihn auch Lessing (177 s); sie schieden als Freunde (Klotz hatte sich zwischen beide drängen wollen); Lessing trug seit der Zeit die Paste mit dem Totengerippe und dem Schmetterling, ein Ge schenk Lipperts, am Finger. Lippen wollte durch seine Sammlung den Malern, den Altertums forschern, allen, die an dem Schmuck menschlicher Umgebung irgend wie mithelfen, ein neues Bildungselement zuführen. Gelehrsamkeit, Kunst, Gewerbe, in der bisherigen Vereinzelung vorkommend, sollten in seinem Unternehmen einen Vereinigungspunkt, neue Be lebung finden. Zuerst die Kunst. Die Kupferwerke überlieferten wohl die Stoffe, die Kompositionen, aber wenig mehr. Für Studium der Formge bung, der Linien, des Stils waren sie unbrauchbar; denn Zeichner und Stecher übersetzten alles, absichtlich und unabsichtlich, in die Manier ihrer Schule. Nur die Abdrücke, nur mechanische Vervielfältigungen konnten als Quelle für das Studium des Stils gelten. Nur die tägliche Ge legenheit, über solchen Bildern betrachtend und vergleichend zu brüten, die Unterscheidungskunst des Echten und Falschen beständig zu üben, weckte das Gefühl für die Verschiedenheit der griechischen und der neufränkischen Antike. Daher gab ein Kritiker den Künstlern zu be denken, daß der Geschmack an diesen Werken als Merkmal dienen könne, das Wachstum des eigenen zu prüfen; und Hagedorn nannte Lipperts Werk „Dankbarkeit gegen die alte und Verdienst um die neue Kunst". Dieses Werk streute die ersten Samenkörner des an- 6z