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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.02.1864
- Erscheinungsdatum
- 1864-02-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186402279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18640227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18640227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1864
- Monat1864-02
- Tag1864-02-27
- Monat1864-02
- Jahr1864
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.02.1864
- Autor
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9^6 Vertretern ersaßt, sö würben die Vereine nicht sammtlich in der Noth um Versammlungsorte gelassen werden, über die unsere Stadt weit leichter hinweghelfen kann, al- man gewöhnlich an nimmt. Wer von dieser Noch eine VorstÄlung zu erlangen wünscht, der braucht sich nur an die Vorstände der Vereine selbst zu wenden, von denen er über die unsäglichen Schwierigkeiten der Beschaffung eines Locals Genügendes hören wird. Der kaufmännische Verein weiß hiervon zu reden, obwohl dieser Verein noch zu denen gehört, welchen es an Mitteln nicht fehlt. Aber man frage weiter den Gewerblichen Bildujigsverein, der in Kurzem das innegehabte Local wieder verlassen muß, weil es anderweite Bestimmung erhält. Der Verein hat sich zu dem kühnen Entschlüsse erhoben, ein eigenes Haus zu erbauen. Wir wünschen von Herzen das Gelingen. Aber es werden sicherlich überaus große Hindernisse zu überwinden sein. Wir kennen sie theilweise bereits jetzt. Der Buchdrucker-Bildungsverein hat sein Local im Schützen hause und ist dadurch allen Zufälligkeiten in einem vielbesuchten öffentlichen Gesellschaftshause ausgesetzt, dessen Besitzer ganz natür licher Weise oft über den Saal anderweit verfügen muß. Der Verein verliert die Meßzeit über da.s Local ganz und hospitirte bisher hier und da im Saale des Gewerblichen Bildungsvereins. Die Unterrichtsstunden finden wiederum in einem Schulzimmer der Sternwartenstraße statt. Der Arbeiterverein hält Versamm lungen im Colosseum, Odeon und gesellige Zusammenkünfte in einem Zimmer des Ioachimsthals. Es leuchtet ein, wie störend und entmuthigend die Unterbrechungen, das unstäte Hin und Her, der gänzliche Mangel an einem gesicherten Local in die lobens- werthen Bestrebungen, sich weilerzubilden, eingreifen, ja wie demo- ralisirend diese Mißverhältnisse auf den Eifer der Mitglieder wirken müssen. Und wer nur einmal Gelegenheit genommen hat, diesen Eifer zu beobachten bei jungen und älteren Mitgliedern, der wird nicht ohne das Gefühl der Freude und Hochachtung hinweggehen. Denn hier sind Reihen von Leuten, die meist den ganzen Tag über bei harter Arbeit gestanden und doch Abends ihre Kräfte abermals sammeln, um noch etwas zu lernen. Wir gestehen gern, daß uns in der Mitte der Vereine oft ein Gefühl tiefer Freude, ja des Stolzes auf unsere Nation ergriff, in dem wir die Wahrheit jenes Ausspruchs ganz empfanden: „Willst Du die Tüchtigkeit des deutschen Volkes kennen lernen, so suche es auf bei seiner Arbeit." Und nun weiter, unsere „Polytechnische Gesellschaft", welche der größte Verein dieser Art ist. Sie zählt augenblicklich gegen 570 Mitglieder. Nichtsdestoweniger muß man bekennen, daß diese scheinbar hohe Mitgliederzahl in keinem Verhältnis; zur Stabt Leipzig steht und daß nach Verhältniß der Bevölkerungszahl die Gesellschaft von manchem Vereine kleinerer Städte überflügelt wird. Man wird nach den Gründen fragen. Sie sind mannichfacher Art und beruhen theils aus mangelhafter Unterstützung und zu geringen Mitteln der Gesellschaft, anderntheils auf einer bedauer lichen Gleichgültigkeit eines Theiles des Leipziger Gewerbestandes, eine Gleichgültigkeit, die wiederum ihre Ursache findet in den all gemeinen Mißverhältnissen aller unserer Bildungsvereine. Der Hauptübelstand, der die anerkennenswerthe Wirksamkeit der „Polytechnischen Gesellschaft" trotz allev aufgebotenen Energie der uneigennützigen Leiter wieder lahmlegt, ist auch hier der Mangel an einem passenden Local, in welchem die öffentlichen Sitzungen abgehalten würden, und neben welchem ein für die Größe der Mit glieder hinreichendes Lesezimmer sich befinden müßte, um hier die Bibliothek gehörig aufstellen und die große Auswahl von Fach zeitungen zum bequemen Lesen für die Besucher auslegen zu können, ferner ein Zimmer zur Aufstellung der der Gesellschaft gehörenden Modell- und Mustersammlung, so wie genügende Räume für die Sonntagsschule und die Abend-Gewerbeschule der Gesellschaft. Natürlich könnte ein passender Raum mehreren Bestimmungen dienen. Weiter aber müßte nothwendig ein Eastellan da sein, der neben der Wartung der Zimmer zugleich Restaurateur wäre. Letz teres ist ein ebenso natürliches als wichtiges Erforderniß, denn es kann nicht erwartet werden, daß die Mitglieder, nachdem sie den ganzen Tag über ihrem Geschäft obgelegen haben, Abends sich wieder stundenlang m den Verein begeben, ohne sich restauriren zu können. Wer nicht Schwärmer ist, wird dem Körper sein Recht zuerkennen. So lange die angeführten Erfordernisse nicht erfüllbar sind, so lange wird auch die Polytechnische Gesellschaft keine wesentlichen Fortschritte machen und ihr Dasein nur kümmerlich fortfriften, so wie ihren Zweck trotz vieler Opfer nur unvollkommen erreichen. Ueber kurz oder lang muß, kommt keine Hilfe, eine Erschlaffung eintreten. Denn jede dauernde Misere spannt ab. Die Jahres- ... H ... schnittlich 800 sehr bedeutende Opfer fordert. Diese Schule ist eine wahre Perle der Gesellschaft, entzieht ihr aber wiederum die Mittel, um sich selbst besser einrichten zu können. (Der Jahres beitrag der Mitglieder ist auch an sich niedrig, um Jedem den Beitritt zu ermöglichen. Um diesen zu erlangen, bedarf es einfach -er Anzeige an das Directorium.) Aus der vorstehenden Darlegung geht der große Mißstand be züglich der Locale aller unserer Bildungsvereine hervor. Und hat heute ein Verein mit Mühe und Noth, beziehentlich mit schweren Opfern sich ein meist noch sehr unzulängliches Local beschafft, so steht schon über lang oder kurz dieselbe leidige Frage ans- Neue vor der Thür. ES muß Jedem die dringende Nothwendigkeit über zeugend sich aufdrängen, daß hier von der Stadt im ernstesten eigenen Interesse Etwas geschehen muß. Die Localfrage kann leicht zur Existenzfrage eines Vereins werden und doch sind diese Vereine ein im heutigen socialen Leben äußerst wichtiges Element der Weiter- entwickelung, deren wir so dringend bedürfen. Wir begeben uns gern einer Detailirung der möglichen Abhilfs wege. Unsere Gememdevertreter haben im letzten Jahrzehnt so bedeutende Reformen durchgeführt, daß wir ihre? Einsicht und Für- die ganze Frage überlassen können. Hier nur Eins. Es des jetzigen Theaters auf daß wir ganz disponirt wird, daß eö sich verzinst, resp. auch noch eine Amortisationsquote ent fällt. Man kann aber das Eine thun und braucht das Andere nicht zu lassen. Jeder Verein wird gern einen Miethbetrag zahlen. Wenn man das Theater, unfern bisherigen Kunsttempel, lediglich um hoher Verzinsung willen zur Errichtung einer großen Kneipe verpachten wollte, so wäre Das weder würdig noch gerechtfertigt. Mindestens kann man die später entstehende zweite Etage an unsere Bildungsvereine, einem jeden für Wimmle Tage und einzelne Zimmer für die besonderen Zwecke ausschließlich, gegen Leistung eines Miethbetrages überlassen. Alsdann mag die erste Etage immerhin Restauration werden, welche gleichzeitig die Wirtschaft in den Vereinslocalen mit übernimmt. Dies nur andeutungsweise. Die Stadt besitzt außerdem noch manche andere Räumlichkeiten, vor Allem im Gewandhaus. So viel steht nach den Zielen unserer das Bürgerthum und die arbeitenden Elasten lebhafter als je bewegenden Zeit fest, daß die Gemeinden allmälia mehr und mehr die Aufgabe erkennen werden, daß für die Fortbildungsanstalten des erwachsenen Geschlechts mehr geschehen müsse, als dies seither der Fall war. Es droht sonst die traurige Gefahr, daß mancher dieser vortreff lichen Vereine allmälig unter dem Drucke der Mißstände verküm mern und zu Grunde gehen muß. Will man speciell den socialen und sittlichen Verirrungen der sogenannten Arbeiter Vorbeugen, will man, daß Deutschland nicht die trüben Erfahrungen Frankreichs durchmache, so unterstütze man, wie auch neulich wieder ein Gutachten der Gewerbevereine eines Nachbarlandes ausgesprochen hat, vor Allem die Bildungs vereine. Und wollen unsere Leipziger Vereine aus ihren Mißständen heraus, so mögen sie nicht länger unthätig Zusehen, sondern ver eint energisch die Sache in die Hand nehmen. Bei den Vertretern unserer Stadt finden so achtungswerthe Bestrebungen und Ziele, wie die ihrigen, sicher Gehör und Würdigung. . Verlaine als Fälschung. In den ZeitungSblättern pflegen in der Zeit vor Beginn des Weihnachtsfestes unter Ueberschnften wie ..Eingesandt", „Hört! — Hört!", ,^Zur Beachtung" und dergleichen, Anpreisungen von Büchern, Spielen für Kinder rc. sich zu finden, welche sehr häufig von fingirten Namen unterzeichnet sein mögen, um das große Publicum dadurch zu einem willigeren Kaufe der angepriesenen Artikel zu bestimmen — ein Verfahren, welches unlängst Veranlassung gab, den Einsender einer solchen Annonce auf Grund Artikel 311 des Strafgesetzbuchs*) zur Verantwortung zu ziehen. Wir theilen diesen interessanten Fall hier um deswillen mit, weil unseres Erachtend unter dem großen Publicum, insbesondere unter den Geschäftsleuten, sich gar Mancher finden dürfte, welcher, gleich der nachher gedachten Persönlichkeit, eme solche Handlungs weise für vollkommen erlaubt, nimmermehr aber für ein Verbrechen, für eine Fälschung ansehen möchte. Das Inserat lautete wörtlich: ' Eingesandt! . ; Nachdem auch ich mir die empfohlene „ Puppen schn ei derin mit Schnitten und Text" und das„Puppen- Kochbuch" von L. L.**) kaufte, fand ich bei näherer Ein sicht, daß kleine Mädchen wirklich dadurch spielend schneidern und kochen lernen. Therese Knvrr. *) Es heißt darin: „Wer zu irgend einem rechtswidrige« Zwecke Ur kunden unter erdichteten, oder unbefugt unter fremdem Namen ausstellt, echte Urkunden verfälscht, vernichtet oder unbrauchbar macht, BlanquetS eigenmächtig ausfüllt, oder in Handlung-büchern unrichtige Einträge macht, wird, dafern nicht wegen eines durch den Gebrauch solcher Täuschungsmittel verübten oder verfochten schwereren Verbrechens eine höhere Strafe eintritt, weg« Fälschung mit Gefängniß bis zu 6 Monaten oder Arbeit-Haut bis zu 2 Jahren bestraft." —) Name und Wohnung des Einsenders find absichtlich weggrlaffen worden. ' ' '
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